.:𝙴𝚜 𝚔𝚘𝚖𝚖𝚝 𝚒𝚖𝚖𝚎𝚛 𝚊𝚗𝚍𝚎𝚛𝚜 𝚊𝚕𝚜 𝚖𝚊𝚗 𝚍𝚎𝚗𝚔𝚝:.

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𝚂𝚊𝚖𝚜𝚝𝚊𝚐, 𝟸𝟼.𝟷𝟷.𝟷𝟼

Harley war die graue Maus in Sneaker und Jeans. Sie kam nicht an die schicken Männer in ihren schwarzen Anzügen heran und erst recht nicht an die engelsgleichen Frauen in weiß.

Auch wenn es schon dunkel war und die meisten eine schicke Maske um ihre Augen trugen, so erkannte sie den ein, oder anderen Kommilitonen auf dem Weg zur Sporthalle.
Laternen erleuchteten an jenem Abend das Gelände des Devon East College.

Harley zog ihre Arme noch enger um ihren Körper. In dieser Masse, beinahe komplett verkleideter Studenten fiel sie auf wie ein internationaler Star, oder wie der meistgesuchteste Schwerverbrecher.
Denn die Menschen um sie herum jubelten nicht, sobald sie ihre geknickte Gestalt erkannten, sie begannen zu tuscheln.

Augen zu und durch. Und dieser Satz kotzte sie mittlerweile an. Das Gefühl quälte sie, blind sein zu müssen, um das Leben heil zu überstehen.

Die in rot eingerahmte Glastür ließ sich problemlos öffnen und der Geruch von Zigarettenrauch wich einem süßlichen. Einen Zug später von diesem herrlichen Duft, fühlte Harley sich auf den nächsten Weihnachtsmarkt versetzt.
Zimt und Zucker umspielt von Röstaromen tänzelten hier in der Luft, die sonst so nach Deodorant, Gummiboden und Schweiß stank.

Sie hatten den leeren Korridor mit Kleiderstangen ausgestopft, an denen sich die junge Griechen erstmal vorbei schlängelte.
Die nächste blickdichte Tür, die zur großen Sporthalle führte, war ihr Ziel.
Nur an dem laut dröhnenden Bass konnte sie erahnen, was dort drinnen stattfand.

Wow...
Harley irrte sich. Es handelte sich nicht wie sie dachte, um eine kleine neunziger Party, worauf sie der Titel 'Smells like teen spirit' schließen ließ.
Nachdem sich die Tür öffnete und zwei Fremde sich an ihre vorbei drängelten, erreichte sie der Zauber des anstehenden Dezembers.

Die ganze Atmosphäre ähnelte einem abendlichen Märchen in einer Winterlandschaft. Große Schneeflocken taumelten von der Decke und wenn sie nicht befestigt wären, dann würden sie auf dem weißen Boden, den reinen Tisch- und Stuhlbezügen zu Schnee werden.

Willst du nicht retten den feinen Mann? Sein Tod eilt ihm entgegen.
Du willst bestimmt wissen, wann?
Wenn das Jahr zu Ende geht und kalter Staub durch die Lüfte weht, so wird sich auf das reine Weiß ein roter Schleier legen.
Harley erinnerte sich an die Worte des Jokers, als gehörten diese zu einem Gedicht, welches sie seit ihrer Kindheit konnte. Die Bedingungen für Havens Tod waren klar und nun stand sie hier, betrachtete die Farbe des Friedens und wie sie sich zum Krieg erhob.

Sie eilte hinein mit einem unmöglichen Auftrag. Draußen trug nur die Hälfte der Anwesenden eine Maske, doch hier drinnen nahmen sie die Kleiderordnung scheinbar sehr ernst. Nicht jede schwarze Locke bedeutete Noel und nicht jeder Hijab eine Nehal. Wenn es sein musste, dann hätte ihr auch eine Candy gereicht, obwohl das Vertrauen zu der Blondine von Tag zu Tag weniger wurde.

Warum mussten meine Eltern mir auch das Handy wegnehmen?!
So hätte die planlose Griechin einen Treffpunkt vereinbaren können, oder ihre Freunde direkt über ein Telefonat informieren. Sie sollten wissen, dass Haven lebt und es ihm immer noch gut geht.
Eleftheria und Eliot sahen die neuste Sucht ihrer Tochter nach dem kleinen schwarzen Mobilgerät jedoch in einem anderen Licht.
Sie beschlossen ihr Schweigen nicht mehr zu akzeptieren und stattdessen zum Angriff überzugehen.
Nun überwachten ihre Ma und ihr Pa all ihre Kontakte, zum Trotz aller Moral.
'Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen', begründete der rundliche Hausmeister seine Erziehungsmaßnahme, nachdem Harley das halbe Haus nach ihrem Handy abgesucht hatte.

UNbekanntWhere stories live. Discover now