.:𝙳𝚎𝚛 𝚉𝚠𝚎𝚌𝚔 𝚑𝚎𝚒𝚕𝚒𝚐𝚝 𝚍𝚒𝚎 𝙼𝚒𝚝𝚝𝚎𝚕:.

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𝙼𝚘𝚗𝚝𝚊𝚐, 𝟷𝟺.𝟷𝟷.𝟷𝟼

"Was machen wir nur hier?",
wollte Harley wissen. Sie bedauerte es. Ihre Probleme waren so unendlich wie das weite Meer vor ihr.
Im einstudierten Übergang von Welle zu Welle versank sie mehr und mehr, verbarg ihren Geist in dem trügerischen Schutz des tiefen Gewässers.

"Heilen."
Der Polizist wirkte im Gegensatz zu Harley überzeugt davon, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

In ihrer Kindheit rannte sie an jenem Ufer entlang, angespornt von der Leichtigkeit, die sie davon überzeugte, sie könne fliegen.

Vielleicht lag es am November, doch ihr heimischer Strand hatte plötzlich etwas Bedrohliches.

"Ja, von mir aus heile. Du hast deinen Fall gelöst und kannst dich jetzt zurücklehnen, aber ich gehöre hier nicht hin!"
Die verbrauchte Luft quetschte sich aus dem Spalt ihrer geöffneten Lippen. Die Wut in ihr brauchte Raum und entlud sich an ihrem Freund.

Mesolongi wird niemals falsch sein. Dieser Ort kann nichts dafür, dass ein Schandfleck sich auf ihm befindet.

"Wo gehörst du dann hin?",
stellte er die berechtigte Gegenfrage.
Es war das erste Mal, dass Zach sie an jenem Tag ansah. Er fing ihren vor Zorn funkelnden Blick ein.
Augenblicklich schrumpfte die Frau, die neben ihm auf dem Sand saß in sich zusammen. Sie zog ihre Knie noch enger an ihren Körper, als könnte diese Geste sie schützen, oder gar verschwinden lassen.

"Das weißt du..."
Was die Griechin mit ihrem Geständnis verlangte, wagte sie sich nicht auszusprechen, ganz im Gegensatz zu dem Officer.
"Handschellen und Gitterstäbe bedeuten nicht immer Gerechtigkeit",
gab er ihr zu verstehen. Seine Hand legte sich auf ihre. Ihre Nägel drohten das zarte Fleisch ihres Unterarmes aufzuschlitzen, doch er hinderte sie daran.

"Harley, ich kann verstehen, dass du es beenden willst. Nur gib dabei zu, dass du es für dich allein tust. Das Gesetz wird dir die Schuldgefühle aber nicht nehmen können. Nein, du wirst jahrelang in diesem Loch sitzen für einen Mord den du nicht begangen hast."
Mittlerweile krallte er sich selbst in den schmalen Arm, den er einst vor Verletzungen bewahren wollte.

Die Studentin betrachtete die weiß hervor tretenden Knöchel, den in eine schwarze Jeansjacke gehüllten Arm, bis sie bei seinem Gesicht ankam.
Er hatte Recht. Zach wollte für die Gerechtigkeit kämpfen, während sie sich ihren Untergang herbeisehnte.
Verbissen starrte er sie nieder, doch es hatte etwas Verzweifeltes, wie er sich in die Unterlippe biss.
Die Rollen schienen vertauscht, denn ihre Muskeln entspannten, indessen seine unter dem dunkelblauen Shirt verrückt spielten.

Sie erinnerte sich an ihr Geständnis und wie für Sekunden alles menschliche aus dem Polizisten gewichen war.
Kreidebleich und mit farblosen Augen hatte er ihr gegenüber gesessen.
Es verstrichen Sekunden, Minuten, in denen Harley daran gezweifelt hatte, dass er überhaupt noch lebte.

Auch jetzt zuckte sie unbewusst zusammen, ebenso wie vor knapp einer Woche, denn schlagartig war
Etwas in dem jungen Mann explodiert. Tausende von Naturkatastrophen prallten aufeinander. Die Erde bebte unter der Überschwemmung.
Zach, der Besonnene hatte das Aufnahmegerät gegen die Wand geschmettert, so dass die Einzelteile wie kleine verglühte Funken durch den Raum geflogen waren. Sein Stuhl folgte und Tränen. Sie flossen ihm unaufhaltsam über die Wangen.

"Wenn du mich weiter so ansiehst, denke ich am Ende noch, dass ich der jenige bin, der auf Bewährung sein müsste",
holte er sie aus der Vergangenheit, aber Harley konnte nicht anders als ihre Arme wieder fest um den Körper ihres Freundes zu schließen.

Wenn es dort draußen schon einen echten Joker gibt, dann ist Zach mein Superman.

Seine Fäuste schlugen gegen das Unrecht, indessen sein Herz für die Unschuldigen blutete.

UNbekanntWhere stories live. Discover now