„Das klingt ziemlich traurig, aber ich kann dich verstehen." Ich lächelte ihn mit schweren Mundwinkeln an, meine Finger fuhren wie von selbst hinauf zu seinem Gesicht, liebkosten die weiche Haut unter den empfindlichen Kuppen, prägten sich deren winzigsten Erhebungen ein.

„Wenn ich das nächste Mal zu meinen Eltern fahre, nehme ich dich mit. Dann kann ich dir Daegus verborgene Schönheiten zeigen und du kannst Myung und meine Eltern und sogar die Spinnen unter meinem Bett kennenlernen."

„Deine Spinnen?", lachte ich fragend, die vorige Schwere war beinahe sofort aus meinen Gliedern verschwunden, während er nur schmunzelnd mit den Schultern zuckte.

„Ich bin mir sicher da haben ein paar in den letzten Monaten ihr neues Zuhause bei mir gefunden. Schon vor meinem Auszug war mein Zimmer schon immer sehr beliebt bei diesen Krabbeltieren."

Befreit lachte ich auf und sah schmunzelnd auf in sein Gesicht, das mir dieses wunderbar breite Lächeln zeigte, was ich so sehr an ihm liebte.

„Dann freue ich mich darauf jeden einzelnen Bewohner bei dir Zuhause persönlich zu begrüßen."

„Das will ich aber auch hoffen! Karl wär sonst bestimmt ganz enttäuscht von dir..."

„Karl?", prustete ich beinahe schon haltlos, konnte in diesem Moment überhaupt nicht fassen, in was für eine Richtung unser Gespräch sich innerhalb so weniger Minuten hatte wandeln können. Aber es war schön, es war mehr als nur schön zu realisieren, dass eine Person das bewerkstelligen konnte und ich war so unheimlich froh, dass grade Yoongi diese Person für mich war.

„Na eine der Spinnen unter meinem Bett.", antwortete Yoongi lediglich vollkommen ernst, schien gar nicht mitbekommen zu haben, wie meine Gedanken für einige wenige Sekunden völlig abgedriftet waren.

„Ich bin mir sicher, einer dieser Vielbeiner hat bei der Namensgebung Kreativität und Modegeschmack bewiesen und sich diesen Namen ausgesucht.", meinte er, seine Miene war dabei so überzeugt, dass ich kurz, aber auch wirklich nur kurz, an der gesunden Tätigkeit seines Verstandes zweifelte. Doch gleichzeitig spürte ich das Kribbeln eines Kichern tief in meinem Inneren rumoren und wie es mit aller Macht versuchte nach außen zu dringen, dass ich gar nicht erst so lang darüber nachdachte und dem Drang ein solch belebendes Gefühl nach draußen zu lassen einfach nachgab.

„Du hältst Karl echt für eine kreative und modische Wahl?", schmunzelte ich vergnügt, könnte innerlich nur immer wieder den Kopf schütteln, bis dieser vor Drehwürmern aufhören würde zu funktionieren. „In was für einer Zeit lebst du denn?"

Daraufhin schob Yoongi beleidigt seine Unterlippe nach vorn. „Na aber hallo! Das ist sehr wohl ein schöner Name!"

„In deinen Träumen vielleicht.", lachte ich nun wirklich laut, befreite mich währenddessen etwas aus seinem noch immer festen Griff, um mich mit bebender Brust auf den Rücken zu legen. Meine Augen begannen bereits zu tränen, weshalb ich das in Orange getauchte Zimmer nur noch in Schemen wahrnehmen konnte und so nicht merkte, wie Yoongi wohl noch immer schmollend seinen schmalen Körper über meinen schob und mich damit halb unter sich begrub.

„Na warte!", drohte er auch gleich mit einem ganz bestimmtem Ausdruck in den zuvor noch verspielten braunen Augen, dass die vorigen Schemen wieder feste Konturen annahmen und eine überraschend aufgeregte Gänsehaut meinen Körper überzog.

Unsere Blicke trafen sich, verloren sich ineinander, sprachen mal wieder so unzählig viele stumme Worten, die nur in Bruchteilen zu dem anderen gelangten. Doch ich liebte diese Art der Kommunikation, grade weil sie so minimal, so bruchstückhaft war. Wenn ich in Yoongis Augen sah, erblickte ich nicht seinen ganzen liebevollen Charakter, auch nicht all die Gefühle, die er mir entgegenbrachte oder Gedanken, die durch seinen Kopf tanzten. Was ich sah, waren Bruchstücke von alledem, wie kleine einzelne Puzzleteile, wobei es meine ganz persönliche Aufgabe war sie Stück für Stück zu einem Bild zusammenzusetzen.

Genau das mochte ich daran. Niemals konnte ich sein umfassendes Wesen durch einen solchen Blickkontakt erfassen, aber ich bekam ein Gefühl dafür, wie eine eigene Interpretation und das machte es für mich irgendwie besonders.

Stumm hielten wir so inne- Yoongis Körper über meinem, fest und warm, während unsere Augen sich gegenseitig gefangen hielten und so viel in ihrer eigenen Sprache erzählten. Ich las sie, versuchte zu entziffern, was auch immer grade in ihnen stand und merkte so kaum, wie die Stimmung sich völlig wandelte.

Verschwunden war das Bedürfnis nach dem heiterem Lachen, das mich vorhin noch geschüttelt hatte, verschwunden dieses amüsierte Grinsen auf Yoongis Gesicht und seine Absicht mich noch irgendwie von seiner Meinung, Karl wäre ein modischer Name, zu überzeugen, mit was für Mitteln auch immer, wodurch wir erst in dieser Situation gelandet waren. Nun umgab uns keine flauschige Wolke der Heiterkeit mehr, aber es war auch kein Gewitter aufgezogen. Es herrschte lediglich eine so hartnäckige Spannung, dass es mir den Atem versagte.

Auch Yoongi schien genau dasselbe zu empfinden, ich spürte regelrecht wie jeder Muskel in seinem Körper über mir verspannte, wartete, auf was war ich mir noch nicht sicher.

„Am liebsten würde ich jetzt für immer die Zeit anhalten...", kam es dann schließlich leise und rau über seine Lippen, riss mich damit ein klein wenig aus meiner weltfremden Faszination, weshalb ich kurz irritiert blinzelte, deswegen aber trotzdem noch immer diese Spannung zwischen uns spüren konnte.

„Wieso?", fragte ich wohl mit genauso rauer Stimme nach, auch mein Körper schien nun verkrampft, jedoch eher vor verlockender Erwartung.

Yoongi ließ sich Zeit mit seiner Antwort, riss seine Augen von meinen weg und erkundete damit jeden Zentimeter meines geröteten Gesichts. Staunen lag darin, als ob er nicht fassen könnte, was er darin zu sehen bekam, Faszination, Unglaube, Wärme. Vorsichtig hob er seinen rechten Arm, der zuvor direkt neben meinem Kopf geruht hatte, um ein wenig seinen Gewichts abzufangen. Nun stützte er sich ganz auf seine linke Seite, hatte so die Möglichkeit mit heißen Fingerspitzen über meine Wange zu streichen, sie zu bewundern und zu liebkosen.

„Weil dieser Moment grade perfekt ist... ich möchte ihn gern für immer behalten.", meinte er dann schließlich, schien fast schon abwesend, als würde er wirklich mit aller Macht versuchen in die Netze der Zeit einzugreifen und den Moment für immer anhalten zu lassen. Ich lächelte selig, strich nun selbst mit erhobener Hand über die weiche Haut seines Gesichts, bevor meine Finger sich in seinen Nacken verirrten und ein wenig Druck ausübten. Yoongi folgte meiner wenig aufdringlichen Bitte, drückte seine rechte Hand wieder vollends in die Matratze neben meinem Ohr und kam mir begierig entgegen.

Kurz bevor unsere wartenden Lippen sich hätten berühren können, stoppte ich den leichten Druck an Yoongis Nacken. Er hielt ganz automatisch inne, als würde er wissen, dass ich noch etwas zu sagen hatte und würde darauf warten egal wie lange ich nach den passenden Worten suchen musste. Doch diesmal waren die Wörter so klar in meinem Kopf, so prägnant, dass ich nicht lange danach suchen musste. Sie waren einfach da.

„Ich liebe dich."

Damit zog ich ihn zu mir heran und vereinte unsere Münder zu einem Kuss, der die ganze Erde zu erschüttern vermochte.





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Ich liebe die beiden, wirklich 😍 Und es tut mir einfach jetzt schon im Herzen weh, dass sie mich und damit auch euch nicht mehr allzu lang begleiten werden 😭 Ich könnte beinahe heulen deswegen....

Aber naja, andererseits kann ich es auch schon kaum erwarten 🙈

Übrigens weiß ich nicht unbedingt, ob ich es schon erwähnt habe, aber meine Abiprüfungen starten jetzt in ein bisschen mehr als einer Woche... Dementsprechend wird es hier wohl jetzt erstmal ein klein wenig stiller, weil ich keinen großen Puffer habe, aber nach meinen Prüfungen möchte ich die Story dann auch wirklich mit voller Konzentration beenden. Nur damit ihr Bescheid wisst 🙈

LG Luna 💜

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Where stories live. Discover now