Abschied nehmen

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„So, hier sind wir also", sagte Nico seufzend. „Oh, kommen jetzt deine berühmten Abschlussworte?", meinte Jonas lächelnd, aber mit traurigem Unterton in der Stimme. Wir saßen in der Hotellobby auf zwei Sofas, ich neben Nico und Jonas neben Maël. Ich war noch ein letztes Mal Nicos Assistentin bei The Voice, bevor ich wieder zurück in meinen Alltag ging. Ich merkte meinem besten Freund an, dass auch er traurig war. Er sah mich an und ich nickte ihm aufmunternd zu. Er atmete noch einmal durch und fing dann an zu reden: „Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht mehr, was ich noch zu euch sagen soll. Ihr wisst, ich bin ein wirklich, wirklich großer Fan von euch und ich bin so dankbar für die Zeit, die ich mit euch verbringen durfte. Ihr seid ohne Witz die krassesten Typen, die ich dieses Jahr kennen lernen durfte. Ihr bringt so eine gute Laune mit und es macht einfach Spaß, euch auf der Bühne zuzusehen. Ihr seid wahnsinnig engagiert, was Musik angeht und auch was die Menschen um euch herum betrifft. Ich glaube, eure musikalische Reise ist hier noch lange nicht zu Ende und ihr werdet noch sehr, sehr viele geile Konzerte spielen. Ich werde euch auf jeden Fall weiter unterstützen. Ist fest versprochen." Nico sah mich hilfesuchend an, als ihm die Worte ausgingen. „Jen, jetzt sag doch auch mal was." Ich lachte und sah dann Maël und Jonas an. „Ich bin wahnsinnig glücklich, dass ich euch kennen lernen durfte. Ich hoffe sehr, dass wir vier in der Zukunft noch viele Sachen zusammen machen können und auch mal das eine oder andere größere Projekt auf die Beine stellen können. Also ich hätte da ziemlich Bock drauf. Ich glaube, ihr habt wirklich gute Chancen, richtig durchzustarten. Ich stehe auf jeden Fall immer hinter euch und wenn ihr mal jemanden zum Organisieren braucht, ruft an." Ich lächelte die drei Männer und sie grinsten zurück. Nico stand auf und meinte: „Tja, dann wird es wohl so langsam Zeit, Abschied zu nehmen." Er gab erst Maël und dann Jonas den für ihn typischen Handschlag, dann blieben die beiden vor mir stehen. Ich streckte Maël meine Faust entgegen und er lachte. „Oh je, der berüchtigte Fist Bump zum Abschied. Mach's gut, Jenny und danke für eine krasse Unterstützung." Ich lächelte ihn an und sah dann zu Jonas, der mich traurig ansah. Er zog mich in seine Arme und murmelte: „Ich will nicht, dass du gehst." Ich sah ihn an und verschränkte meine Arme in seinem Nacken. „Ich weiß. Ich will auch nicht gehen. Aber ich verspreche dir, wir sehen uns bald wieder. Und bis dahin telefonieren wir jeden Tag. Ist fest versprochen." Ich zog ihn zu mir und küsste ihn vorsichtig auf den Mund. Obwohl ich wusste, dass wir uns schneller als gedacht wiedersehen würden, wurde ich gerade ziemlich traurig. Ich löste mich schließlich von ihm und machte einen Schritt zurück. Maël und Jonas nahmen ihre Taschen und verließen das Hotel, wobei sie sich in der Tür noch einmal umdrehten und Nico und mir zuwinkten. Wir sahen ihnen hinterher und als sie um die Ecke verschwunden waren, meinte Nico: „Du hast Johnny nicht erzählt, dass du nach Koblenz ziehst, oder?" Ich schüttelte nur den Kopf, da ein Kloß im Hals mich am Sprechen hinderte. Ich drehte mich zu Nico, vergrub meinen Kopf in seiner Jacke und fing an zu weinen. „Och, Jen", sagte er leise und strich mir mit der Hand über den Rücken, „du siehst ihn doch bald wieder." Ich schniefte und sah ihn mit verweintem Gesicht an. „Ich weiß, aber irgendwie bin ich gerade trotzdem total traurig." „Ich auch", murmelte er und umarmte mich. „Du wirst mir echt fehlen, Jen." „Du mir auch, Nico." Wir lösten uns voneinander und er griff nach einer meinen Taschen, während ich den Griff meines Koffers packte. Wir gingen in die Tiefgarage, in der ich mein Auto geparkt hatte und luden meine Sachen ein. Nico war mit der Bahn gekommen, aber da ich auf dem Weg zur Autobahn quasi an seiner Wohnung vorbei kam, nahm ich ihn das Stückchen mit. Als er aus dem Auto stieg, lächelte er mir noch einmal zu und verschwand dann ins Haus, während ich mich auf den Weg zu meinen Eltern machte. Auch er würde mir wahnsinnig fehlen. Momentan war noch nicht wirklich absehbar, wann ich meinen besten Freund persönlich wiedersehen würde, aber ich freute mich jetzt schon auf unser nächstes Treffen und das nächste Projekt, das wir zusammen machen würden.

Don't leave me, Johnny || Maël und Jonas FFWhere stories live. Discover now