Aussprache - Teil 2

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„Schon irgendwie doof, dass wir nicht mit allen zusammen feiern können, oder?" Nico stand mit seinem Rucksack auf den Schultern neben mir in der großen Eingangshalle des The Voice-Studios. Es war mittlerweile kurz vor Mitternacht und wir warteten noch auf Jonas und Maël, die noch zum Feiern mit zu Nico in die Wohnung kamen. „Hmm", machte ich, während ich auf meinem Handy die Nachrichten las. „Ab Mittwoch ist wieder Lockdown", meinte ich und sah meinen besten Freund an, „Hoffentlich kann das Finale trotzdem noch stattfinden." „Das hoffe ich auch." Ich tippte auf die Nachricht von Max, die in diesem Moment angekommen war. „Na du? Wie läuft es bei dir? Hast du schon mit Johnny geredet?" „Ja, vorhin in der Pause, aber wir sprechen uns gleich nochmal in aller Ruhe aus", antwortete ich. In diesem Moment bogen Maël und Jonas um die Ecke. Man sah schon aus der Ferne und trotz Maske, dass beide bis über beide Ohren grinsten. „Na endlich. Dann können wir ja los", meinte Nico. Während Maël nickte, meinte Jonas: „Um ehrlich zu sein würde ich gerne noch kurz mit Jenny sprechen. Wir kommen dann nach. Versprochen." „Alles klar", meinte Nico, ohne weiter nachzufragen und nahm mir meine große Tasche ab. „Ich nehme die schon mal mit." „Danke Nico." Er und Maël verabschiedeten sich und stiegen dann in das Taxi, das draußen vor der Tür wartete. „Komm", sagte Jonas zu mir und wir verließen das Studio. Wir bogen schon mal in die Richtung der S-Bahn ein, die wir später nehmen müssten, da ich wusste, dass man dorthin durch einen sehr schönen Park ging. Ich zog die Maske ab und packte sie in meine Handtasche. Dann beobachtete ich Jonas, der es mir gleich tat. Man sah ihm an, dass ihn irgendetwas beschäftigte. „Alles gut?", fragte ich ihn. „Hmm?", er sah mich an, „Oh, ja, alles super. Ich versuche nur gerade irgendwie herauszufinden, wie ich das Alles verarbeitet kriege." Wir kamen am Eingang des Parks an und er blieb stehen. „Um ehrlich zu sein, hast du mich heute ziemlich überrumpelt." Ich sah ihn unsicher an. Irgendwie bekam ich gerade Angst davor, was es gleich sagen würde. Er sah meinen zweifelnden Blick und hob sofort abwehrend die Hände: „Nein, das ist echt nicht schlimm. Das Ding ist halt, ich renne dir schon seit den Battles hinterher und dann warst du mega nett und im nächsten Moment schon wieder die scheinbar kalte Assistentin von Nico, an die man partout nicht mehr rankommen konnte. Das ist irgendwann einfach nur noch mega verwirrend, weil man nicht mehr weiß, was man überhaupt noch denken soll. Und dann deine Rückweisung vor den Sing Offs. Ich hab so lange mit mir gerungen, um dich endlich zu fragen, ob du was mit mir unternehmen willst und dann so eine Abfuhr zu bekommen, tat echt saumäßig weh. Ich hab auch ehrlich gesagt nicht wirklich verstanden, warum du so extrem reagiert hast." „Tut mir wirklich leid", meinte ich. Während wir weiter gingen, sagte ich: „Irgendwie war das eine totale Kurzschlussreaktion, aber das habe ich dir ja vorhin schon alles erklärt. Die Frage ist halt nur, wie es jetzt weiter geht." „Hmm", machte Jonas und blieb auf den Sandweg stehen. Ich ging noch ein paar Schritte weiter, dann hörte ich: „Wie wäre es mit zusammen?" Ich drehte mich zu ihm und lächelte. Er hatte die Hände in seine Hosentaschen gesteckt, zuckte mit den Schultern und grinste unsicher. „Nun, angesichts der Tatsache, dass wir ab morgen sowieso die ganze Zeit mit Maël und Nico aufeinander hängen, ergibt sich das so oder so." Er verdrehte die Augen und lachte. „Jenny, so war das jetzt aber nicht gemeint." „Nicht? Wie denn dann?", fragte ich unschuldig und lief schnell los. Er stoppte mich, indem er seine Arme um meinen Bauch legte und anfing, mich durch zu kitzeln. „Okay, okay", lachte ich, „Zusammen klingt nach einem guten Plan. Aber nur, wenn du mir wirklich nicht mehr böse bist." „War ich nie", murmelte er und legte sein Kinn auf meine rechte Schulter. Ich legte meine Hände auf seine Unterarme, lehnte mich gegen ihn und schloss für einen Moment die Augen. Ja, hier konnte ich es echt aushalten. Dank meiner hohen Schuhe waren wir fast gleich groß und ich fühlte mich in seinen Armen sicher und geborgen. Dann klingelte ein Handy und ich öffnete die Augen wieder. Jonas seufzte und fischte mit der rechten Hand sein Handy aus der Hosentasche. Er richtete sich wieder auf, besser auf das Display sehen zu können, sein linker Arm umschlang jedoch weiterhin meinen Bauch. Es sah nicht so aus, als hätte er die Absicht, mich in den nächsten Minuten loszulassen. „Jetzt rufen mich meine Freunde aus der Schule auch noch per Videoanruf an. Die versuchen schon den ganzen Abend mich zu erreichen." „Geh ruhig ran", meinte ich und er sah mich zweifelnd an. „Sicher?" Ich nickte. „Dann halt aber bitte mal eben kurz die Kamera zu." Ich runzelte die Stirn, legte dann aber den Daumen meiner linken Hand auf die Innenkamera seines Handys. „Warte, das Bild hätte ich aber nachher gerne", sagte ich. „Welches Bild?" „Na, das da." Ich nahm den Daumen kurz wieder vor der Kamera und wir erschienen wieder auf dem Display. Jonas mit den blonden Haaren im Bun, jetzt wieder breit grinsend und den linken Arm um mich geschlungen, ich die Haare im Dutt und mit meiner Brille auf der Nase. Also genau so, wie wir auch die meiste Zeit herumliefen. „Okay, das kriegst du." Ich legte meinen Daumen wieder auf die Kamera, er nahm ab und schaltete als erstes die Kamera aus, sodass ich meine Hand wieder runternehmen konnte. Auf dem Bildschirm erschienen fünf Typen, die alle wild durcheinander redeten. Einer sagte: „Hey Johnny. Endlich nimmst du mal ab.", ein andere gratulierte zum Einzug ins Finale und den Rest verstand ich nicht. „Das sind meine Freunde", sagte er leise zu mir, bevor er lauter sagte: „Hey. Cool, das ihr anruft und danke für die Glückwünsche. Ich bin leider gerade erst aus dem Studio gekommen, deshalb konnte ich nicht früher ran gehen." „Hey, warum ist eigentlich deine Kamera aus?" „Äh", machte Jonas und ein andere meinte: „Männer, ich glaube, wir stören gerade beim Feiern." „Nein, nein. Ich bin nur gerade mit Jenny unterwegs zu Nico und Maël." Ich sah ihn an. Der Satz war jetzt vielleicht wirklich nicht der Schlauste gewesen. „Meinst du die Jenny, von der du schon seit Monaten redest?" „Toll, jetzt habt ihr mich verraten. Ja, genau die meine ich. Kann ich euch bitte später wieder anrufen? Ist gerade echt ein bisschen ungünstig." „Alles klar. Dann bis später." Seine Jungs legten alle auf und er ließ das Handy wieder sinken. „So, so, ich bin bei deinen Jungs also schon bekannt", meinte ich grinsend. Er legte sein Kinn wieder auf meine Schulter und antwortete: „Klar, ich habe denen schon von Nicos wahnsinnig hübscher Assistentin erzählt. Sag mal, wolltest du nicht noch ein Foto machen?" Er gab mir sein Handy und ich öffnete die Kamera. Das Bild, das ich sah, zauberte mir ein breites Lächeln auf die Lippen. Jonas strahlte mit mir um die Wette, er grinste breit und seine blauen Augen leuchteten. Meine Wangen waren leicht gerötet von der Kälte und auch ein bisschen vor Aufregung. Ich versuchte mein Lächeln ein wenig zurückzunehmen, aber auch ich strahlte von einem Ohr zum andern. Ich schoss ein Foto und kicherte über das Ergebnis. „Ich glaube, dass muss ich gleich erstmal Nico schicken. Der rastet dann bestimmt aus, weil er sich so freut." Ich zog eine Grimasse, Jonas tat es mir nach und ich schoss noch ein Foto. Dann nahm er mir sein Handy wieder ab, aber anstatt es wieder in seine Hosentasche zu verstauen, drückte er nochmal auf den Auslöser der Kamera, wobei er mir blitzschnell einen Kuss auf die Wange drückte. Ich sah ihn von der Seite an, öffnete den Mund, um etwas dazu zu sagen, schloss ihn aber gleich wieder, weil mir nichts einfiel. „Sorry, das musste jetzt sein", meinte er, wobei er schüchtern lächelte. Während er das Handy in seine Hosentasche rutschen ließ, drehte ich mich zu ihm und sah ihm direkt in die Augen. „So, so, musste es also." Ich verschränkte meine Hände in seinem Nacken und sah ihm tief in die Augen. Man konnte das Knistern zwischen uns fast schon hören. „Dann muss das jetzt aber auch sein", murmelte ich, schloss die Augen und legte meine Lippen vorsichtig auf seine. Er erwiderte den Kuss und ich freute mich wahnsinnig darüber. „Ja gut, daran kann ich mich auch gewöhnen. Aber wenn wir noch kitschiger werden, kriegen die Leute um uns herum Karies." Er strich mir grinsend eine Strähne aus dem Gesicht und küsste mich dann noch einmal länger, wobei er mich noch enger an sich zog. Ich wollte, dass dieser Moment niemals endete und genoss jede einzelne Sekunde, während es in meinem Körper überall zu kribbeln begann. Ich fühlte mich wie unter Droge gesetzt, high von dem Gefühl, das er in mir auslöste, süchtig nach seiner Nähe. „Ich glaube, wir sollten so langsam echt mal zu Nico und Maël fahren, bevor die sich Sorgen machen. Außerdem befürchte ich, dass das hier sonst ein wenig ausarten wird", sagte Jonas irgendwann leise. Ich öffnete die Augen wieder und sah ihn an. Seine Wangen waren gerötet und seine Pupillen riesig. „Oh", machte ich enttäuscht und löste mich von ihm. Er griff jedoch sofort nach meiner Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. Ich lachte. „Was? Darf ruhig jeder wissen, dass du meine Freundin bist", meinte er. Er lächelte mich an und ich grinste zurück. Ich war so unfassbar froh, dass es nach dem ganzen Auf und Ab zwischen uns doch noch mit uns geklappt hatte. Mal sehen, wohin diese Reise gehen würde.

Don't leave me, Johnny || Maël und Jonas FFOù les histoires vivent. Découvrez maintenant