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"Hey Mädels, heute ist unser Glückstag. Ich glaube ich habe gerade das letzte freie Abteil gefunden.", rief David während er durch die Tür huschte und seine Sachen im Gepäckfach verstaute. Lia und ich sahen uns glücklich an. So spät wie wir dran waren, haben wir die Hoffnung auf ein eigenes Abteil eigentlich schon lange aufgegeben und erwartet, dass sich jeder von uns zu anderen Leuten setzen muss.

Mit einem erleichtertem Seufzen lies ich mich auf die gepolsterte Sitzbank fallen und da Lia und David sich gegenüber von mir hinsetzten, hatte ich den gesamten Platz für mich alleine.

"Und, gibt es bei euch irgendwas neues? Also abgesehen davon, was schon in euren Briefen stand.", fragte ich die beiden und versuchte eine Konversation zu starten. Da wir uns über die Ferien geschrieben haben, wusste jeder bereits was der andere gemacht hatte, wie zum Beispiel, dass Lia und David fast die ganzen Ferien zusammen verbracht haben.

"Ach weißt du, eigentlich nicht viel...", sagte David aber Lia unterbrach ihn schnell. "Außer dass wir jetzt zusammen sind." Sie hatten beide ein riesiges Lächeln im Gesicht, als sie es verkündeten.

"Ihr erzählt mir also in euren Briefen, was ihr den Vortag zu Mittag gegessen habt aber nicht, dass ihr jetzt zusammen seid? Ihr seid ja witzig.", sagte ich mit gespieltem entsetzen. Allerdings war ich nicht wirklich überrascht, wenn man bedenkt, wie viel Zeit die beiden im letzten Jahr miteinander verbracht haben. "Aber ich freu mich für euch. Es überrascht mich zwar nicht aber ich freue mich.", fügte ich mit einem Lächeln hinzu.

"Ich werde mal Fred und George suchen.", sagte ich, nachdem der Zug schon eine ganze Weile in Bewegung war, "Ich hab seit dem Quidditch Finale nichts von den beiden gehört." Die beiden nickten mir zustimmend zu, wahrscheinlich waren die Turteltauben sowieso froh zu zweit zu sein.

Ich wanderte durch den Zug und schaute von einem Abteil ins nächste, bis ich die Zwillinge endlich gefunden habe. Überraschenderweise musste ich auf dem Weg zu den beiden feststellen, dass einige Abteile nicht oder kaum besetzt waren. Aber das Abteil in dem Fred und George saßen, war komplett voll mit Gryffindors. Die Leute darin kannte ich vom Quidditch, denn ich erkannte die drei Jägerinnen Angelina, Alicia und Katie sowie Lee Jordan, der immer die Spiele kommentierte. Da das Zugabteil voll besetzt war, beschloss ich nur kurz vorbei zu schauen. Ich klopfte an der Tür, um nicht einfach hereinzuplatzen und auf mich aufmerksam zu machen ehe ich sie öffnete.

"Fred, George! Wie geht es euch?", fragte ich, fröhlich darüber zu sehen, dass die beiden gesund und munter waren. "Immerhin habe ich seit dem Quidditch Finale nichts von euch gehört. Ich hatte schon Angst, Hogwarts muss jetzt ohne eure Streiche auskommen."

"So einfach wird uns niemand los.", antworteten die beiden im Chor, was mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

"Wie geht's dir?", fügte George hinzu. "Hast du mit deinen Eltern gegen die Todesser gekämpft?", fragte Fred neugierig, er meinte das todernst.

"Mir geht's so wie immer. Und Fred... nein... natürlich nicht. Wenn meine Eltern mich dabei gesehen hätten, hätten sie mich wahrscheinlich eher umgebracht als die Todesser.", antwortete ich den beiden und schüttelte den Kopf. Ich stand noch einige Sekunden in der Tür bis sich eine unangenehme Stille über die Gruppe legte, da niemand wirklich wusste, was er sagen sollte. "Ich geh dann jetzt auch wieder zurück zu meinen Freunden."

"Bleib doch noch ein bisschen da. Du kennst die anderen doch noch gar nicht.", sagte Fred schnell. Ich war schon fast wieder weg, als ich mich zu ihm umdrehte. "Ihr habt doch keinen Platz mehr. Ich kann mich nirgends hinsetzen."

"Natürlich kannst du das." Fred zwinkerte mir zu und schneller als ich begreifen konnte, hatte er mich auf seinen Schoß gezogen. Er legte seine Arme um mich, was dazu führte, dass ich rot wurde.

Als ob es das normalste auf der Welt wäre, dass ich auf seinem Schoß saß, stellte er mir die anderen Gryffindors vor und ich unterhielt mich ein bisschen mit ihnen, hauptsächlich über Quidditch. Allerdings kam es mir so vor, als würden mich die anderen nicht wirklich mögen, denn die Gespräche waren alle etwas zu erzwungen.

Wahrscheinlich weil ich eine Slytherin bin, dachte ich und fing an mich unwohl zu fühlen. Mir wäre es lieber nur bei Fred und George zu sein, die beiden hatten wenigstens kein Problem mit mir und das obwohl ich Freds Schlüsselbein gebrochen habe. Deshalb verabschiedete ich mich von der Gruppe aber kurz bevor ich von Freds Schoß aufstehen konnte, sah ich Malfoy vor dem Abteil stehen, einen missbilligenden Blick in seinem Gesicht. Er sah mir in die Augen und schüttelte seinen Kopf. Es war als würde ich all seine abfälligen Gedanken hören, ohne dass er den Mund öffnen musste.

So schnell wie er gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden und ich verabschiedete mich ausführlich von den Zwillingen, um Malfoy nicht auf dem Gang begegnen zu müssen. Immerhin ist er in die gleiche Richtung verschwunden in die ich gehen musste.

Als ich das Abteil verlies, schaute ich mich nach rechts und links um und war froh, den blonden Slytherin nirgends zu sehen. Deshalb lief ich wieder zurück zu Lia und David. Ich freute mich schon darauf, wieder meinen eigenen Platz zu haben, auch wenn ich mich nicht darüber beschweren wollte auf Freds Schoß zu sitzen.

Ich lief gerade an der Hexe mit dem Wagen voller Süßigkeiten vorbei, als ich plötzlich am Arm gepackt und in ein Abteil gezogen wurde. "Was soll der Scheiß?", rief ich entsetzt, was Malfoy ein schadenfreudiges Grinsen ins Gesicht zauberte.

"Wieso führst du dich immer so auf? Du bist so eine Dramaqueen.", sagte er herablassend und lehnte sich in seinem Sitz zurück, ohne eine Antwort von mir zu erwarten. "Läuft da was zwischen dir und dem Weasley?"

"Neidisch, Malfoy?", konterte ich und musterte ihn überlegen. Er trug einen schwarzen Anzug und sah irgendwie älter aus als vor den Ferien. An seinen platinblonden Haaren hatte sich nicht viel geändert aber aus irgendeinem Grund sah er besser aus... erwachsener. Auch wenn er sich keinesfalls so verhielt.

"Als ich dich letztes Mal mit ihm im Kerker gesehen habe, dachte ich du hättest nur einen schwachen Moment aber scheinbar stehst du wirklich auf die Mittellosen. Wieso sollte ich darauf neidisch sein?", spottete er, weshalb ich wütend meine Augen verdrehte. "Das solltest du nicht ständig tun.", kommentierte er mein Verhalten trocken.

"Gibt es einen Grund dafür, dass ich hier bin?", fragte ich um das Thema zu wechseln und weil ich keine Ahnung hatte, was er von mir wollte. Allerdings bekam ich keine Antwort von ihm. Seine Augen waren auf das Fenster gerichtet und er beobachtete die Landschaft außerhalb des Zugs. Ich runzelte die Stirn, verwirrt von seinem Verhalten. Doch als ich mich umdrehte, um das Abteil zu verlassen, redete er. "Ich wollte nur mal nach dir sehen... Denkst du ich merk nicht, dass du mir aus dem Weg gehst?"

Jetzt sah er mir direkt in die Augen. Ich konnte es nicht verhindern etwas rot zu werden, weshalb ich meinen Blick schnell abwand und den Boden betrachtete. Malfoy hingegen entlockte die Situation ein leises Lachen.

"Die Welt dreht sich nicht nur um dich. Ich hab eben andere Freunde, mit denen ich lieber Zeit verbringe als mit dir.", versuchte ich schlagfertig zu antworten, was schrecklich schief lief, denn meine Stimme klang unsicher.

Malfoy stand auf und lies mit einem Schritt die kleine Distanz zwischen uns verschwinden. Uns trennten nur wenige Zentimeter, als er seine Hand an mein Kinn legte und mich zwang ihm in seine grauen Augen zu sehen. "Vielleicht dreht sich nicht die gesamte Welt um mich... aber deine schon." Sein Gesicht war so nah an meinem, dass sich unsere Lippen fast berührten während er sprach und ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Adrenalin schoss durch meinen Körper und mir wurde ganz heiß. Ich traute mich kaum Luft zu holen. Malfoy hingegen, hatte ein selbstgefälliges Lächeln aufgelegt und sah mir noch einige Sekunden tief in die Augen ehe er das Zugabteil verlies, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Als ich hörte, wie sich die Türen schlossen, atmete ich lautstark aus. Ich setzte mich hin und die Spannung fiel langsam von mir ab.

Was macht Draco Malfoy nur mit mir?

Liebe oder Hass? // Draco Malfoy, Fred WeasleyWhere stories live. Discover now