chapter three

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„Die das gleiche können?", hakte der Junge nach und ich hatte das Gefühl, dass er bereits auftaute.

Jacob nickte wild. „Genau. Dann hat deine ständige Flucht ein Ende. Ich gehe doch davon aus, dass du von zuhause abgehauen bist, oder?"

Das war mein Stichwort. Ohne einen weiteren Blick zu wagen, verließ ich die Hütte. Ab jetzt hatte es Jacob im Griff. Er würde so lange auf ihn einreden, bis er freiwillig mit uns kam.

Draußen angekommen, lehnte ich mich neben der Tür an die Wand und atmete die frische Luft ein. Die meisten Kinder und Jugendliche flohen von zuhause, sobald sie ihre Kraft entdeckten. Nicht alle hatten den Luxus, dass sie Freunde ihresgleichen fanden oder jemanden, der sie aufklärte und trainierte. Ich ging davon aus, dass auch dieser Junge so überfordert war, dass er es bei seiner Familie nicht mehr aushielt. Wer würde es schon verstehen, wenn man plötzlich zu solchen Dingen imstande war? Doch wüsste er, was im COV passieren würde, würde er sich wünschen, er wäre bei seiner Familie geblieben.

Die Stimmen der beiden drangen dumpf durch das Holz und ich wünschte, ich könnte es abschalten. Ich wünschte, ich könnte einfach von hier verschwinden und all das vergessen. Ihr Gesicht tauchte wieder vor mir auf und alles in mir zog mich zu ihr. Wie oft ich über einen Neuanfang nachgedacht hatte. Dass ich ihr einfach auf der Straße über den Weg lief und wir vielleicht auf magische Art und Weise uns wieder ineinander verliebten. Doch da war das COV und Adelyn, die ständig hinter uns her sein würden. Sie könnte niemals ein normales Leben mit mir führen. Und dabei war es das, was sie sich die ganze Zeit über so sehr gewünscht hatte.

Ich hatte es immer in ihrem Blick gesehen. Auch noch, als mich die Wachen von ihr wegzerrten. Dieses Streben nach Normalität hatte sie nie verlassen und dennoch war ihre Liebe zu mir so groß, dass sie alles für mich geopfert hätte. Das wollte und konnte ich nicht zulassen. Wenn jemand ein normales Leben verdient hatte, dann war sie es. Dennoch hatte sie eines getan, dass mich noch bis hier her verfolgte. Sie hatte es gestohlen. Evelyn Corey hatte mein Herz gestohlen.

Plötzlich fiel die Tür neben mir auf. Sofort stellte ich mich auf und sah, wie der Junge aus der Hütte und an mir vorbei rannte.

„Verdammt", hörte ich Jacob fluchen. „Er wusste es!"

Ich stöhnte auf und verzog das Gesicht. Das hatte mir gerade noch gefehlt. So schnell es ging, setzte ich mich in Bewegung und folgte dem Jungen. Er war nur wenige Meter vor mir, eindeutig langsamer und hatte keine Chance gegen mich.

„Bitte bleib stehen", brüllte ich, doch er hörte nicht auf mich. „Ich will dir nicht wehtun, aber du zwingst mich dazu!"

Er kämpfte. Wer würde es nicht tun? Vermutlich würde auch ich bis ans Ende der Welt rennen, um nicht im COV landen zu müssen. Aber er war zu schwach und das wusste er wahrscheinlich auch. Dafür bewunderte ich ihn.

„Ich sag es dir noch einmal", keuchte ich. „So oder so, du hast keine Chance."

Er rannte weiter und dafür hasste ich ihn in diesem Moment, denn er zwang mich zu dem, was ich als Nächstes tat. Mit einem tiefen Atemzug konzentrierte ich mich auf meine Kraft. Nur wenige Sekunden später, nahm ich das Leuchten um meinen Körper wahr. Schluckend blieb ich stehen, fixierte den Jungen, streckte meinen Arm aus und lies eine kleine leuchtende Kugel los. Sie flog durch den Wald und erhellte die Dunkelheit, bis sie an ihrem Ziel ankam und in tausend Funken zersprang. Ein Schrei war zu hören und er blieb noch einige Sekunden stehen, bis sein Körper auf den Boden sank.

Ich atmete schnell und konnte den Blick nicht abwenden. Als Jacob bei mir ankam, verwandelte ich mich wieder zurück. Ich bemerkte, wie er mich von der Seite beobachtete.

„Du hast getan, was du musstest", versuchte er die Situation zu verbessern, doch das war nicht möglich.

„Er sollte für eine Weile ausgeknockt sein", ließ ich Jacob wissen und ging nicht auf seine Worte ein. „Du kannst ihn heilen, sobald wir vor dem COV angekommen sind."

Es war klar, dass die Verletzung nicht groß war und es ihm bald wieder besser gehen würde. Dennoch hatte ich ihm Schmerzen zugefügt und mit diesen Schmerzen hatte ich seine gesamte Zukunft verändert. In ein paar Tagen würde er nicht mehr der Alte sein.

Und ich hatte dazu beigetragen.

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Hallo ihr :)

Wie gefallen euch die Kapitel bisher? Habt ihr Mitleid mit Damian? Denkt ihr, er hat schon einen Plan? Wie auch im ersten Teil dürft ihr immer fleißig kommentieren, Vermutungen aufstellen und konstruktive Kritik abgeben. Tauscht euch auch gerne aus.

Kleiner Tipp noch: Durch die gifs könnt ihr euch die Situationen immer nochmal besser vorstellen. Ich hoffe sehr, dass sie euch helfen und nicht zu viel von eurer Fantasie nehmen.

- Freya

Condition - BedingungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt