chapter 11 - ignoranz

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Am nächsten Morgen wurde ich sanft wachgeschüttelt. Das war mal eine angenehme Abwechslung zur Hitze und auch zur eiskalten Nässe.

Ich fühlte mich sehr ausgeschlafen und wollte meiner perfekten Traumwelt gar nicht entfliehen. Aber nun war es schon zu spät, mein Kopf befand sich in der realen Welt. Der realen Welt, die alles andere als traumhaft ist, sondern voller Probleme.

Nachdem ich meine Augen erfolgreich aufgeschlagen hatte, sah ich einen angezogenen Rewi vor mir stehen.

"Hey, guten Morgen, Felix!", begrüßte er mich leise.

Ich konnte gar nicht fassen, wie angenehm dieser Morgen begann. Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht und ich begrüßte ihn ebenfalls.

"Hast du Lust mit den Anderen frühstücken zu gehen?"

Frühstück? Klang super.

"Klar, bin dabei!", antwortete ich schnell und da verließ Rewi auch schon den Raum. Das war mir Recht, denn so konnte ich mich umziehen, ohne dass es mir peinlich war. Da ich meine mitgebrachte Kleidung inzwischen schon verbraucht hatte, zog ich etwas von Rewi an. Aber das war nur eine Ausnahme, noch heute würde ich einkaufen gehen!

Als ich zur Tür ging, warf ich noch einen Blick zurück und stellte fest, dass die Seite, auf der Rewi schlief, ungewöhnlich gemacht aussah. Sonst war er doch immer so unordentlich, was war passiert?

Stirnrunzelnd verließ ich den Raum und ich musste zugeben, auch im Wohnzimmer, das ich daraufhin betrat, sah es irgendwie anders aus. Vielleicht hatte jemand Möbel verrückt?

Noch einmal blickte ich mich um und dieses Mal fiel mir der Unterschied auf. Hinter Rewi, der auf dem Sofa saß, lagen eine Decke und mehrere Kissen. Die waren gestern noch nicht da gewesen. Und zusammen mit dem gemachten - fast unbenutzten - Bett, ergab das auch einen Sinn.

"Sag mal, hast du hier geschlafen, Basti?", fragte ich ihn und verwies mit meiner Hand auf das Sofa.

Er schaute zu mir hoch und nickte.

"Warum?", fragte ich verwirrt. Ich konnte mir das einfach nicht erklären. Hatte ich gestern etwas falsch gemacht?

"Ich wollte dich nicht beim Schlafen stören. War gestern noch ziemlich lange wach, hab noch den Party-Vlog geschnitten und online gestellt", erklärte er.

Ich nickte ihm nur zu und ging dann in den Flur, um meine Schuhe und meine Jacke anzuziehen.

Von wegen "alles wie vorher", alles wie immer... Nichts war wie sonst. Wir distanzierten uns immer weiter voneinander. Und das gefiel mir überhaupt nicht. Er war mein bester Freund, verdammt! Ich brauchte ihn bei mir.

Ich verstand einfach nicht, was mit ihm los war. Oder lag der Fehler bei mir? Hatte ich etwas falsch gemacht? Aber gestritten hatten wir uns auch nicht. Nichts machte einen Sinn.

Vielleicht würde alles wieder wie früher werden, wenn wir uns einfach ein bisschen aus dem Weg gehen würde. Ja, das war doch ein guter Plan.

Vielleicht war das auch Rewis Plan?

***

Nachdem nach einer Ewigkeit dann auch endlich mal alle fertig gewesen waren, waren wir in einer großen Gruppe zu einem Café in der Nähe gegangen. Simon hatte darauf geschworen, dass es dort lecker sei und deswegen wollten wir das einfach mal ausprobieren.

Wir hatten uns an einen langen Tisch gesetzt, bestellt und uns, sobald das Frühstück angekommen war, direkt darüber her gemacht. Und Simon hatte Recht, es war mega lecker!

Nun saßen wir noch etwas herum und redeten über dies und das. Ich hatte mich so weit wie möglich von Rewi entfernt gesetzt, sodass wir jeweils am anderen Ende des Tisches saßen. So konnte ich ihn gut ignorieren.

erdbeersüß. | rewilzWhere stories live. Discover now