chapter 6 - überraschung

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"Also erstmal sollten wir frühstücken, ich habe einen Riesenhunger! Dann muss ich noch einige Videos drehen, kannst gerne dabei sein. Und scheisse", fing Rewi an und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, "heute Abend ist diese Party, weil Paluten wieder kommt. Fuck, voll vergessen... Wir sollten noch ein bisschen aufräumen."

"Klingt nach 'nem stressigen Tag", kommentierte ich und warf die Bettdecke hoch, um aufzustehen. Dieses ganze mit-Rewi-in-einem-Bett-schlafen musste echt aufhören. Ich würde später mal jemanden hier fragen, ob er nicht eine Matratze übrig hätte.

"Kannst'e laut sagen", meinte Rewi während er aufstand und Richtung Tür ging, "ich bin erstmal schnell duschen."

Und schon war er weg. Super, schon wieder alleine in einer fremden Wohnung.

Da auch ich Hunger hatte, ging ich in die Küche und suchte einiges zusammen. Innerhalb weniger Minuten hatte ich Rührei mit Speck angebraten und sowohl ihm als auch mir ein Baguette mit Tomate Mozzarella und Salat belegt.

Ich war gerade dabei, die Zutaten wieder wegzuräumen, als ich Rewi hinter mir hörte: "Felix, du bist die perfekte Hausfrau. Bitte bleib für immer hier bei mir und mach mir Essen!"

Lachend drehte ich mich zu ihm um und reichte ihm sein Frühstück. Mit einem Grinsen meinte ich: "Danke, aber ich denke, ich habe auch andere Qualitäten."

Rewi grinste mich an und dabei warf er den Kopf zurück und seine Augen kniffen sich fest zusammen. Wäre ich ein Mädchen, würde ich das wohl süß finden.

Wir setzten uns an den Tisch und verschlangen unser Frühstück. Den Aufwand war es aufgrund des Geschmacks auf jeden Fall wert gewesen. Sowohl Rewi als auch ich lächelten zufrieden und waren mehr als satt.

"Okay, ich gehe dann jetzt auch mal schnell duschen", verkündete ich und verließ den Raum.

Im Bad angekommen, schloss ich als allererstes die Tür ab, um gewisse Zwischenfälle zu vermeiden. Dann zog ich mich aus und nahm schnell eine erfrischende Dusche.

Nachdem ich mir ein Handtuch um die Hüften gebunden hatte, fiel mir auf, dass ich gar keine frischen Sachen mitgenommen hatte. Ich hatte das vorhin total vergessen. Super.

Ich könnte meine alten Sachen anziehen, aber das fände ich irgendwie eklig. Also beschloss ich, einfach schnell in Rewis Zimmer zu gehen und mich umzuziehen. Wahrscheinlich war er eh in seinem Aufnahmeraum und bekam das gar nicht mit.

Entschlossen öffnete ich also die Tür und am liebsten hätte ich sie direkt wieder vor mir zugeschlagen.

"Sooooo, da ist ja endlich unser Felix Hurensohn Rotpilz", sagte Rewi, sobald ich aus der Tür kam, und sprach direkt in eine Kamera, die er auf uns beide hielt.

"Mensch, Felix, hättest du dir nicht für unsere Zuschauer mal was anziehen können?", fragte er gespielt genervt und zeigte auf meinen freien Oberkörper. Ich blickte erschrocken in die Kamera und schaute dann schnell an mir herunter. Fuck, er hatte Recht.

"Ähm, ja...", sagte ich vorsichtig, setzte dann ein freches Grinsen auf und rettete die Situation, "aber das ist doch das, was die Zuschauer sehen wollen, oder? Ich hab Recht, ich kenne euch kleinen perversen Schweine!"

Rewi neben mir lachte laut und legte einen Arm um meine Schultern. Er kam mir näher und sagte dann in einem gespielt drohenden Ton: "Aber bekommen sie das auch zu sehen? Du bist allein mein Schatzzzzzz."

Bei seiner schlechten Nachmache konnte ich mich nicht weiter zusammenreißen und prustete los. Dieser Kerl war einfach so behindert.

"Ich bin nur dein, mein großer Herrscher und Meister", spielte ich mit und wir beide mussten richtig laut lachen.

"Ja gut, also der kleine Rotpilz wohnt jetzt für einige Zeit bei mir und es kommen bestimmt noch ein paar Videos von uns beiden", sagte er in die Kamera, um die Situation anscheinend zu beenden, "außerdem kommt der Spast Paluten heute Abend aus seinem Urlaub bei seiner Familie wieder und wir schmeißen eine kleine Überraschungsparty."

Ich laberte einfach ein "Peng, peng" dazwischen und machte zu seinen Worten verschiedene Gesichter. Irgendwie war es mir gar nicht mehr peinlich, oberkörperfrei vor der Kamera zu stehen.

"Gut, Leute, wir sehen uns dann also später. Ich gehe jetzt dem Felix seinen Hintern versohlen, damit er endlich mal wieder ein paar Videos produziert und dann nehmen wir noch was gemeinsam auf", verabschiedete Rewi sich. Dann hielt er die Kamera auf mein gespielt verängstigtes Gesicht und kam mir damit immer näher, sodass er später bei dem so entstehenden schwarzen Bildschirm einen Cut setzen konnte.

Er schlug mich einmal kurz damit, direkt in mein Auge, dass ich zum Glück noch schnell genug schließen konnte. Dann zog er sie wieder weiter weg und ich sagte mit einem Grinsen zu ihm: "Du bist so eine Missgeburt, Basti."

Während Rewi wieder laut los lachte, schaltete er die Kamera aus und blickte mir tief in die Augen. Als er sich wieder etwas beruhigt hatte, trat er näher zu mir und meinte leise mit einem Lächeln: "Ich mag es, wenn du mich 'Basti' nennst."

Bei seinen Worten wurde mir total heiß und ich fühlte eine Welle von Glück und Zufriedenheit meinen Körper erfüllen. So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gefühlt.

Ich vertiefte mein Lächeln und wir schauten uns einfach nur glücklich an. In diesem Moment fühlte ich mich einfach nur wohl bei Rewi. Wenn doch nur jetzt die Zeit stehen bleiben könnte...

***

Den ganzen Tag über nahm ich auf und schnitt Videos, um die paar fehlenden Videos aufzuholen. Zum Glück war Paluten noch nicht da und ich konnte seinen PC benutzen.

Es lief alles super und ich war wirklich produktiv. Um 19:00 Uhr - eine Stunde bevor Palle kommen sollte - war ich mit allem fertig und Rewi und ich hatten es sogar geschafft, einige Videos zusammen aufzunehmen.

Ich war so vertieft in das Youtube-Video auf dem Bildschirm vor mir, dass ich Rewi erst bemerkte, als er seine Hände auf meine Schultern platzierte und seinen Kopf links von meinem ablegte.

"Hey, wir müssen uns gleich mal fertig machen und die Wohnung ein bisschen herrichten", murmelte er in meinen Nacken dicht an meinem Ohr. Ich spürte, wie ich dort eine Gänsehaut bekam.

Schnell drehte ich meinen Kopf, sodass er loslassen musste und sich ein Stück von mir entfernte. Diese Reaktion auf ihn war mir unglaublich peinlich und ich wollte ihn nicht so nah bei mir haben.

"Mhh, ja", stimmte ich zu und warf einen Blick auf mein Handy. Meine Mutter hatte heute schon sechs mal versucht, mich zu erreichen. Ich atmete tief ein und wieder aus. Irgendwann musste ich mich ihr stellen. Und in gewisser Weise vermisste ich sie auch.

"Ich werde meine Mutter anrufen", teilte ich Rewi mit und schaute ihn dabei nicht einmal an.

Ich spürte Rewis Arme wieder auf meinen Schultern und er drehte mich auf dem Stuhl zu sich herum, sodass ich gezwungen war, ihn anzuschauen.

"Weißt du, Felix, ich bin für dich da. Egal, was passiert", sagte er und seine Stimme strahlte vor Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit. Ich erwiderte sein leichtes Lächeln.

Plötzlich hatte ich das Verlangen, ihn zu umarmen. Ihn ganz fest zu drücken und nicht mehr loszulassen. Und das tat ich dann einfach auch. Ich stand auf und drückte ihn fest an mich. Rewi erwiderte die Umarmung sofort und so standen wir einige Minuten dort und spürten einfach nur die Wärme des Anderen.

"Danke, Missgeburt", murmelte ich leise an seinem Ohr. Ich spürte sein entstehendes Grinsen an meinem Nacken und fühlte mich noch ein Stück wohler bei ihm.

Dann trennten wir uns voneinander und Rewi verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzuschauen. Er wusste, dass ich das alleine durchziehen musste.

Ich griff erneut zu meinem Handy und rief zu Hause an. Der Bildschirm zeigte mir an, dass ich verbunden wurde. Doch egal wie oft ich schon zu Hause angerufen hatte, dieses Mal fühlte sich anders an als alle anderen.

Ich führte das Handy zu meinem Ohr und hörte die vertrauten Geräusche. Automatisch hielt ich die Luft an und wartete.

"Hardy", meldete sich die sanfte Stimme meiner Mutter am anderen Ende der Leitung.

erdbeersüß. | rewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt