epilog I

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Einen Monat später.

"Felix, ich kann das nicht fassen. Oh mein Gott!", schrie Rewi neben mir los und griff aufgeregt nach meiner Hand.

"Ich erst recht nicht! Einfach viel zu schön, um wahr zu sein", stimmte ich ihm zu. "Ich bin mir sicher, ich träume. Kneif mich mal!"

Der leichte Kniff in meinen Oberarm war zwar deutlich zu spüren, jedoch holte er mich nicht von meiner rosaroten Wolke herunter. Ich fühlte mich wie in Watte eingepackt. Nichts konnte mir und meinem perfekten Leben etwas anhaben.

"Und hier kommen wir dann zum großen Schlafzimmer", erzählte die Maklerin und öffnete eine große Doppeltür, die in einen lichtdurchfluteten Raum führte, "natürlich ist auch das völlig möbliert. Das King Size Bett war eine Anschaffung ihres -"

Dann blendete ich ihre Stimme auch schon aus und betrachte nur noch die Umgebung. Das große Bett gegenüber der Tür nahm den Großteil des Raumes ein und war mit einem Dutzend Kissen ausgestattet. Die linke Wand bestand fast komplett aus Glas und bat einen schönen Ausblick auf Köln. Von hier aus konnte man einfach alles sehen. Vor allem bei Nacht musste es wundervoll sein. An der Wand, neben der Tür, befand sich ein großer Kleiderschrank, der diese komplett einnahm. Die Oberfläche war mit Spiegeln versehen, sodass sich das Bett und der Ausblick darin spiegelten. Verdammt, ich war im Himmel!

Mein Blick schweifte zu Rewi, der vor dem Fenster stand und herausschaute. Er wirkte so glücklich, wie er mit einem Lächeln, das seine Lippen in letzter Zeit dauerhaft umspielte, die Aussicht genoss. Langsam trat ich näher zu ihm und umarmte ihn von der Seite.

"Schau dir das an, genau da haben wir bis vor kurzem gewohnt", meinte er zu mir, ohne zu mir zu blicken, und zeigte auf das altbekannte Haus.

"Gewohnt? Basti, wir wohnen da immer noch", lachte ich leicht und drückte ihn einmal fest. Sein Blick wanderte zu mir und er lächelte mich an.

"Wir sind uns doch wohl beide sicher, dass wir diese Wohnung nehmen werden, oder?" Dieser wissende Blick. Verdammt, er kannte mich echt gut. Obwohl es nicht gerade unauffällig gewesen war, dass ich mich gefreut hatte. Und wir beide hatten einfach denselben Geschmack.

Ich nickte leicht und meinte dann: "Die Wohnung ist perfekt, ehrlich."

"Jetzt müssen wir nur noch schauen, dass wir hier schnellstmöglich einen Internetanschluss bekommen", meinte Rewi ernst und zerstörte damit etwas die Atmosphäre. Typisch Youtuber!

"Das ist auch das erste, an das du denkst, war ja klar", lachte ich und grinste ihn frech an.

"Natürlich, an was sollte ich denn sonst denken?"

"Na, vielleicht an deinen überaus tollen, schlauen und sowieso perfekten Freund?", fragte ich gespielt empört.

Er tat so, als würde er einen Moment nachdenken und fragte dann: "Palle?"

Eigentlich wollte ich ernst bleiben und gespielt sauer sein, aber jetzt musste ich lachen. Palle war mehr als froh gewesen als wir ihm erzählt hatten, dass wir zusammenziehen möchten. Er hatte sich schon mehrere Male über unsere Lautstärke sowohl tagsüber als auch nachts beschwert. Und das waren wirklich verdammt peinliche Gespräche gewesen! Nun konnte er es kaum noch abwarten, bis wir ausziehen würden. Ich war mal gespannt, wer dann an Rewis Stelle ins Youtube-Haus ziehen würde.

"Okay, ich tue mal so, als hätte ich das nicht gehört", meinte ich immer noch lachend zu Rewi, der nun in mein Lachen einsetzte.

Dann kehrte ein Moment der Ruhe ein und unsere Blicke fielen auf die Maklerin, die etwas abseits im Schlafzimmer stand. Ich hatte sie fast vergessen.

"Sie haben sich also für die Wohnung entschieden?", fragte sie neugierig und mit einem sehr erfreuten Ton in ihrer hohen Stimme. Natürlich freute sie das, sie bekam dann mehr Kohle. Es störte mich auch, dass sie scheinbar Rewis und mein Gespräch belauscht hatte.

Aber ich wollte keine negative Stimmung verbreiten, deswegen lächelte ich freundlich und bejahte.

"Sehr schön. Dann können wir gleich zu den Formalitäten kommen", meinte sie und hatte nun ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht platziert, "wenn sie mir folgen würden." Zusammen verließen wir den Raum, durchquerten den langen Flur und fanden uns schließlich im Wohnzimmer am Esstisch wieder. Wir nahmen alle Platz und die Maklerin holte aus ihrer Tasche verschiedene Papiere.

Sie legte die vielen Papiere vor Rewi und mir ab und erklärte uns noch einmal alles. Die Wohnung war zwar teuer, aber wir teilten uns den Mietpreis. Und mit Youtube-Money ließ es sich schon leben. Rewi und ich unterschrieben ohne großes Zögern mit unseren inzwischen schon eingeübten Unterschriften und gaben die Papiere zurück. Auf unseren Gesichtern breitete sich jeweils ein glückliches Lächeln aus und es herrschte eine lockere Atmosphäre.

Dann griff die Frau erneut in ihre Tasche und holte einen Schlüsselbund heraus. Sie schwenkte ihn kurz vor unseren Köpfen und legte ihn dann vor uns auf den Tisch.

"So, damit hätten wir alles geklärt. Ich wünsche Ihnen viel Spaß in ihrer neuen Wohnung. Genießen sie die Zeit, es wird ein wundervolles Leben sein. Wenn sie Fragen haben, wissen sie wie sie mich kontaktieren können. Auf Wiedersehen - oder nein, besser einfach tschüss", grinste sie uns an und stand auf. Sie winkte noch einmal flüchtig, dann verließ sie die Wohnung. Unsere Wohnung.

Rewi und ich grinsten uns an, sobald wir die Wohnungstür ins Schloss fallen hörten. Wir waren alleine in unserer neuen Wohnung. Endlich!

Rewis Lächeln wurde ein Stück versauter, als er anscheinend die gleichen Gedanken wie ich hatte. Er beugte sich ein Stück näher zu mir und meinte mit einer leisen Stimme: "Ich bin der Meinung, das Bett sollte eingeweiht werden."

"Oh, da stimme ich dir voll und ganz zu", erwiderte ich mit einem Augenzwinkern. Kaum hatten die Worte meinen Mund verlassen, wurde ich von Rewi, der schneller aufgestanden war, als man sehen konnte, auf die Beine und dann direkt weiter ins Schlafzimmer gezogen.

Und wenn wir ehrlich waren, wussten wir alle genau, was in dieser Nacht in diesem riesengroßen King Size Bett in dem wunderschönen Raum mit der Glasfront passieren würde. Und ja, es würde die ganze Nacht andauern. Die neue Wohnung musste schließlich ausgiebig gefeiert werden...

erdbeersüß. | rewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt