chapter 10 - planlos

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Rewi hatte sich also Sorgen gemacht. Das war ja eigentlich ziemlich... süß? Irgendwie freute mich der Gedanke daran und ich musste leicht lächeln.

Als Rewi sich wieder von mir löste, stellte ich fest, dass er inzwischen nicht mehr nackt war, sondern sich eine Jogginghose und ein Shirt angezogen hatte. Gut, sonst wäre das echt unangenehm gewesen.

Er studierte lange mein Gesicht und blickte dann an mir herab. Entschieden nahm er meine Hand und zog mich hinter ihm her in die Küche. Mir blieb keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Und ehrlich gesagt hatte ich nichts dagegen.

In der Küche angekommen, ließ er meine Hand los, um in den Wasserkocher Wasser zu füllen und ihn zu erhitzen. Die Küche war immer noch voll von irgendwelchen billigen Alkoholflaschen und vielen Partybechern. Auch der Boden klebte leicht unter meinen Füßen.

"Dir geht's nicht so gut, oder?", fragte Rewi und lehnte sich an die Küchenzeile, sodass wir uns gegenüber standen.

"Nee, nicht so", gab ich zu und schloss für ein paar Sekunden meine Augen, "ich hab' einfach mega den Kater."

"Klar, so viel wie du getrunken hast", meinte Rewi und lachte. Dabei bildeten sich Grübchen auf seinen Wangen, was mir heute zum ersten Mal auffiel. Wie konnte ich das noch nie bemerkt haben?

Anscheinend habe ich etwas zu lange darauf geschaut, denn Rewi fasste sich mit seiner Hand an die Stelle und versuchte, sich etwas wegzuwischen. "Hab ich da was?"

"Grübchen", antwortete ich ehrlich und lächelte ihn an. Er ließ seine Hand wieder sinken und lächelte zurück.

Wir wurden von dem Piepen des Wasserkochers unterbrochen. Rewi drehte sich um, machte ihn aus und schüttete das Wasser in zwei Tassen, in die er dann mit Teebeuteln füllte.

In der Zeit, in der der Tee ziehen musste, ging ich schnell in Rewis Schlafzimmer und wechselte meine durchnässten Klamotten durch trockene aus. Dann ging ich wieder aus dem Raum und vermied es die ganze Zeit, zum Bett zu sehen.

Als ich im Wohnzimmer ankam, saß Rewi schon auf dem Sofa. Ich setzte mich neben ihn und er gab mir eine Tasse, die ich dankend annahm. Meine eiskalten Finger tauten wieder auf und kurz darauf auch mein restlicher Körper, als ich ein paar große Schlucke Tee trank.

Die Minuten vergingen, während wir einfach nur da saßen, unseren Tee tranken und kein Wort sagten.

Diese Stille war ungewohnt zwischen uns. Eigentlich hatten wir immer ein Gesprächsthema. Aber ich glaube, das war gar nicht das Problem. Es gab ein Gesprächsthema. Nur keiner von uns beiden wollte es ansprechen.

Unauffällig blickte ich zu ihm hinüber. Ob er sich erinnern konnte? Wenn ja, warum sprach er es nicht an? Diese Situation war so verzwickt. Am liebsten würde ich einfach aufstehen und den Raum verlassen. Die Atmosphäre war eiskalt und man spürte die Anspannung deutlich.

Gerade als ich meinen Tee zu Ende getrunken hatte und die Tasse auf dem kleinen Tisch vor uns abgestellt hatte, kam Palle aus seinem Aufnahmeraum.

Langsam kam er auf uns zu und blieb vor uns stehen. Er schaute abwechselnd zwischen mir und Rewi hin und her und schüttelte letztendlich den Kopf. Dann ließ er sich auf den Sessel gegenüber von unserer Couch fallen und grinste uns an.

"Übrigens danke für die Party! Es war eine tolle Nacht", meinte er mit hochgezogenen Augenbrauen und einem dreckigen Grinsen. Dieser Penner. Es war so klar, dass er mir das vorhalten würde.

Genervt blickte ich zu ihm und meinte: "Der Morgen danach war nicht so toll."

Ich spürte Rewis fragenden Blick auf mir, aber ignorierte ihn. Also hatte Palle es noch nicht weitererzählt. Gut.

erdbeersüß. | rewilzWhere stories live. Discover now