chapter 32 - anruf

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"Zwei Cola für die Damen", sagte Rewi in einer typischen Kellner-Stimme und stellte die beiden Flaschen vor uns auf den Tisch. Ich grinste ihn an und mein Blick blieb bei ihm hängen, obwohl Petrit mir gerade angeregt etwas erzählte. Aber die Stimme des Albaners blendete ich einfach aus.

Rewi und ich schauten uns tief in die Augen und wieder einmal spürte ich dieses Wohlsein. Obwohl er immer noch genervt wirkte, erwiderte er langsam mein Lächeln.

"Hallo?", vernahm ich Petrits verzweifelte Stimme rechts von mir. Als ich ihm meinen Blick zuwandte, bemerkte ich die Hand, die er vor meinem Gesicht hin und her gewedelt hatte. Oh.

"Ja?", fragte ich zugegebenermaßen ertappt, aber trotzdem freundlich.

"Ich hab euch gefragt, ob ihr Lust hättet, mit zu Simons und meinem Dreh zu kommen?" Ein belustigtes Grinsen entstand auf seinen Lippen.

"Klar", stimmte ich zu, ohne zu Rewi zu schauen. Ich wusste auch so, dass er zustimmen würde, was er dann auch tat.

"Was macht'n ihr eigentlich?", fragte Rewi.

"Simon hilft mir bei meinem 200.000 Abonnenten-Special."

"Als ob Simon das kann?", lachte ich und überlegte, welcher Youtuber so ein Special überhaupt noch selbst machte. Richtig, sehr wenige.

"Bestimmt nicht", stimmte mir Petrit zu und lachte.

Ich vernahm das Klingeln eines Handys irgendwo aus dem Raum und wartete, dass einer der beiden Jungs ran ging. Doch nichts dergleichen geschah. Anscheinend wollte derjenige den Anruf nicht annehmen.

"Felix, das ist dein Handy", meinte Rewi zu mir und ich blickte ihn verwirrt an.

"Häh? Nee? Ich hab meins doch gestern hier aufs Sofa gelegt."

"Und jetzt liegt's da auf'm Boden", sagte Petrit nüchtern und wies an mir vorbei nach links auf den Boden.

Ich wollte nicht drüber nachdenken, wie mein Handy dahin gekommen ist, aber ich konnte es mir denken. Da das nervige Klingeln immer noch nicht aufgehört hatte, stand ich auf und nahm es vom Boden auf.

"Hallo?", fragte ich, ohne auf den Bildschirm zu schauen, in den Hörer und fuhr mir mit einer Hand durch meine Haare.

"Felix." Diese Stimme. Oh nein.

"Was willst du?"

"Wir müssen reden, Felix. Ernsthaft. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich weiß, wie schlecht ich mich verhalten habe. Bitte, können wir uns morgen treffen und uns aussprechen?"

Warum kam sie jetzt damit an? Es lief gerade alles so gut in meinem Leben und ich hatte mit ihr abgeschlossen. Und jetzt kam sie an und wollte sich aussprechen? Das war doch nicht ihr Ernst.

"Bitte, Felix." Und in dem Moment wusste ich, dass ich ihr doch eine Chance geben würde. Ich war einfach viel zu nett.

"Okay, Mom", sagte ich leise.

"Ich weiß das zu schätzen, danke. Wann soll ich vorbei kommen?"

"Morgen so gegen 3?"

"Danke", sagte sie noch einmal. Und bevor ich antworten konnte, vernahm ich einen Schrei neben mir.

"Alter, Leute, ist das... ? Ihhhh!"

Petrit.

Oh, fuck.

"Du, ich muss Schluss machen. Bis morgen", verabschiedete ich mich von meiner Mutter, während ich mit meinem Blick die Szene vor mir betrachtete. Petrit starrte Rewi geschockt an und zeigte auf das Sofa. Genauer gesagt auf die Stelle, an der ich bis eben noch gesessen hatte. Rewi wirkte total überfordert und blickte immer wieder verunsichert zu mir. Man, das war doch so auffällig.

"Okay. Ich habe dich lieb!", sagte meine Mutter mit einer leisen Stimme, in der viel Gefühl lag. Ob dort auch Ehrlichkeit vorhanden war, konnte ich nicht feststellen, da ich sowieso nur mit halbem Ohr zuhörte. Dann legte ich auf und ließ mein Handy in meiner hinteren Hosentasche verschwinden.

Petrit schien mitbekommen zu haben, dass mein Telefonat beendet war, denn sein Blick wechselte von Rewi zu mir. "Felix, bitte sag mir, dass das nicht das ist, was ich denke, was es ist."

"Ähm...", fing ich an. Ich musste seinen Satz zwei Mal im Kopf wiederholen. Diese ganzen Nebensätze machten mich verrückt.

Dann schlug ich doch einen anderen Weg ein. Ich stellte mich dumm. "Was ist denn da?"

Petrit winkte mich zu sich und deutete mit seiner Hand auf die getrocknete, weiße Flüssigkeit. Ich verzog gespielt mein Gesicht und meinte dann: "Eow, ich will gar nicht wissen, was Palle immer so auf diesem Sofa treibt."

"Palle?"

"Ja", bestätigte ich noch einmal. Anscheinend hatte er sofort an uns gedacht. Und er hatte ja auch Recht. Aber das konnte ich ihm doch jetzt nicht so gestehen. Vor allem nicht, da er so negativ auf unser Video reagiert hatte, in dem Rewi und ich verkündet hatten, dass wir zusammen waren.

Nichtsdestotrotz entspannte sich sein Gesicht etwas. Er schien mir zu glauben. Schnell warf ich Rewi neben mir einen prüfenden Blick zu, doch er starrte stur auf den Boden. Seine Wangen waren etwas rot gefärbt. War ihm das etwa peinlich? Bei dem Gedanken lächelte ich und beugte mich intuitiv etwas näher zu ihm hin. Als sich unsere Schultern berührten, blickte er schließlich doch auf zu mir und nachdem er mein entspanntes Gesicht bemerkte, ließ er ebenfalls einiges der Anspannung los.

"Okay, wir müssten langsam mal los", meinte Petrit und unterbrach erneut einen Moment zwischen Rewi und mir. Ich verdrehte kurz meine Augen, nickte dann aber zustimmend und zog Rewi und Petrit zusammen hinter mir her in Richtung Haustür.

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A/N: sorry, dass es so kurz ist. ich habe im moment wenig zeit, will die story aber trotzdem weiterschreiben. und wir nähern uns langsam dem ende. :)

erdbeersüß. | rewilzWhere stories live. Discover now