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Mit einem lauten Knall schließe ich die Haustür hinter mir zu und lasse meine Handtasche auf den Boden fallen. Ich lehne mich mit dem Rücken an die kalte Tür und schließe die Augen.

"Du verstehst es ja immer noch nicht.. In unserem Kampf wird es keinen Gewinner geben. Weder du, noch ich werden heil da raus kommen. Ich habe in diesem Leben eh nichts mehr zu verlieren, Hanson. Mein Dad hat verloren, weil er Angst davor hatte, alles zu verlieren. Aber ich? Ich habe im Leben schon immer verloren. Ich habe im Gegensatz zu dir eh nichts zu verlieren. Für mich passt also alles.."

Seine Worte kreisen mir wieder durch den Kopf. Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare und sinke auf den kalten Boden nieder.

"..Im schlimmsten Fall endet dieses Leben für mich und dich reiße ich mit mir in die Hölle. Ich finde dich. Egal in welchem Loch du dich auch am Ende verkriechen magst, ich reiße dich da raus. Mir entkommst du nicht mehr. Darauf kannst du dich verlassen, Hanson."

Warum? Warum habe ich es ihm gesagt? Vielleicht hätte es ja noch einen anderen Weg gegeben? Mir war zwar bewusst, dass es Dannys Recht ist, dies zu erfahren, doch ich Dumme hätte doch wissen müssen, dass Danny in seiner Wut nicht zu stoppen ist! Wenn es um Menschen geht, die er liebt, ist ihm sein Leben komplett egal. So war er schon immer. Doch dieses mal ist Hanson sein Gegner. Ein Typ, der zwar selber nichts taugen könnte, aber durch seine Macht und sein Reichtum dennoch alles erreichen kann. Ich habe Angst. Angst davor, dass Danny etwas zustoßen könnte. Ihm ist sein Leben zwar scheiß egal, aber mir nicht. Er ist doch der einzige Mensch, den ich noch habe. Was soll ich bloß tun?
Während ich weiterhin in meiner Verzweiflung versinke, höre ich durch die Stille im Haus wie ein Auto vor meiner Haustür hält und ein paar Sekunden danach wie eine Autotür zugemacht wird. Wahrscheinlich ist Danny wieder zurück.
Sofort stehe ich auf, hänge meine Jacke auf und laufe in die Küche. Im selben Moment höre ich auch schon, wie er die Haustür aufschließt. Ich atme tief ein und aus, versuche mir nichts anmerken zu lassen und laufe schließlich zur Tür der Küche, aus der ich ihn schon im Flur sehen kann.
Er scheint mich jedoch noch nicht bemerkt zu haben und ist dabei seine Schuhe auszuziehen. Er sieht so fertig aus. Dunkle Augenringe verzieren sein Gesicht und der Blick in seinen Augen ist so leer.
Einer der Gründe dafür bin ich.
Ich hasse mich dafür.
Ich habe nicht nachgedacht.
Durch meine Aktion habe ich tiefe Wunden in ihm wieder aufgerissen, die er doch so bemüht all die Jahre versucht hat zu heilen.

Während ich einen inneren Kampf mit meinem Gewissen führe, hängt er seine Jacke auf und bemerkt mich dann auch schließlich. Ein kleines Lächeln bildet sich sofort auf seinen Lippen.
"Sorry, habe dich nicht bemerkt..-", meint er, doch weiter kommt er nicht, weil ich sofort zu ihm laufe und meine Arme um ihn schlinge. Mein Kopf angelehnt an seine Brust, drücke ich ihn fest an mich, während eine Träne mir über die Wange läuft. Umhüllt von seinem wunderschönen Geruch, welcher mir Geborgenheit und das Gefühl von Sicherheit verleiht, verliere ich meine Stärke von eben, mit der ich ihm doch nichts anmerken lassen wollte.
Ich hasse mich zwar innerlich dafür, doch ich kann nicht anders. Zu groß ist die Angst, nochmal einen geliebten Menschen zu verlieren und ganz alleine zu sein. Danny ist mein einziger Halt, der mich noch am Leben hält. Er ist mir mehr wert, als mein eigenes Leben und es gibt nichts, was ich für ihn nicht tun würde. Ich will ihn nicht verlieren.

Überrascht und verwundert über meine Reaktion kann er einige Sekunden nicht reagieren, bis ich schließlich spüre, wie er mich ebenfalls fest an sich drückt und mir einen Kuss auf den Kopf gibt. Für einige Sekunden herrscht absolute Stille, bis er schließlich seinen festen Griff löst, mein Gesicht mit seinen Händen umfasst und meinen Kopf hebt. "Alles in Ordnung?", fragt er mich mit einem besorgten Blick und schaut mir dabei tief in die Augen. Ich nicke nur und ein kleines Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, während mir gleichzeitig aber auch eine Träne wieder über die Wange läuft. "Wofür diese Träne dann?", fragt er mich verwirrt. "Weiß nicht..", antworte ich und zucke mit den Schultern. "..Ich.. Ich hatte einen Albtraum und bin glücklich, dass du bei mir bist." Eine kleine Notlüge musste nun sein.
Er wischt mir die Träne weg und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Danach zieht er mich wieder in seine Arme und drückt mich fest an sich. Mein Kopf wieder an seine Brust gelehnt, schließe ich meine Augen und genieße diese Zweisamkeit. "Danny?", murmle ich leise, ohne meine Augen zu öffnen.
"Hm?"
"Du wirst mich niemals verlassen, oder? Mich niemals alleine lassen?"
Eine kurze Stille folgt auf diese Frage, bis er schließlich seinen Griff löst und mir tief in die Augen sieht.
"Warum fragst du mich das jetzt? Ist wirklich alles in Ordnung?", fragt er mich besorgt.
"Antworte bitte. Du wirst mich niemals alleine lassen, oder?"
Besorgt sehe ich ihm in seine rehbraunen Augen.
Ein kleines Lächeln bildet sich auf seinen Lippen, während er mir eine Haarsträhne sanft aus dem Gesicht streicht.
"Manchmal bist du echt ein unlösbares Rätsel für mich. Weißt du das eigentlich?.." Er nimmt meine Hand in seine und führt sie an seine linke Brust. "..Solange dieses Herz in dieser Brust nicht aufhört zu schlagen, wirst du mich niemals los werden. Du bist der Grund für jedes meiner Atemzüge. Der Grund, weshalb ich heute noch am leben bin und damals nicht aufgeben habe. Wie soll ich dich bitte verlassen?"
Mit großen Augen sehe ich ihn an, während auch mir nun ein Lächeln mein Gesicht verziert.
"Ich liebe dich. Ich.. Ich liebe dich einfach so sehr", gebe ich emotional von mir, ohne meinen Blick von ihm zu nehmen und lege dann auch im selben Moment meine Lippen auf seine. Er erwidert den Kuss direkt, legt seine Hände an meine Hüften und drückt mich fest an sich. Der Kuss wird von Sekunde zu Sekunde inniger, in welchem unsere Gefühle füreinander verbildlicht von außen deutlich erkennbar werden. Danny umfasst meinen Körper mit seinen Armen, ohne den Kuss zu beenden, und hebt mich hoch. In seinen Armen trägt er mich nach oben in unser Schlafzimmer und einige Sekunden später finde ich mich auf unserem Bett wieder. Er trennt sich nun von meinen Lippen, beginnt mir am Hals entlang Küsse zu verteilen, während seine Hände unter mein T-Shirt gleiten und mich berühren. Ich liebe die Art, wie er meinen Körper kennt und weiß, wie er mich gut fühlen lassen kann.
Nach einigen Sekunden schleift er mir mein T-Shirt von meinem Körper und zieht seines ebenfalls aus. Auch unsere Hosen finden sich direkt darauf auf dem kalten Laminatboden wieder. Danny drückt seine Lippen wieder auf meine, während er mit seiner Hand meinen BH öffnet und ihn auf den Boden wirft. Ich schließe meine Augen und genieße jedes seiner Berührungen, die mir mittlerweile so vertraut sind. Ich gebe mich ihm hin.
Dem, der mich besser kennt, als jeder andere Mensch auf dieser Welt.
Schließlich spüre ich wie er mir meinen Slip auszieht und auch sich von seinen Boxershorts löst. Gleich darauf drückt er wieder seine Lippen auf meine, während er beginnt mich mit seinen Händen zu verwöhnen. Nach einigen Sekunden halten wir es beide nicht länger aus und werden schließlich eins.
Jedes seiner Berührungen und Bewegungen sind für mich zwar mittlerweile vertraut, aber dennoch immer erneut eine Achterbahn der Gefühle, in der ich mich verliere.
Obwohl unsere innige Zweisamkeit, seitdem wir zusammen sind, fast jeden Tag zu unserem Alltag gehört, ist es jedes mal so, als wäre es das erste mal. Die Gefühle, Aufregung und Liebe hat seit unserem ersten mal nie abgenommen, sondern nimmt mit jedem mal sogar mehr zu und wird inniger. Mittlerweile kennen wir uns so gut und wissen was der andere mag, was jedes mal umso besser macht.
Als wir schließlich beide zum Höhepunkt gekommen sind, lässt sich Danny neben mich auf das Bett fallen und atmet weiterhin wegen der Anstrengung laut aus und ein. Ich kuschle mich direkt in seine Arme und lege meinen Kopf auf seine Brust. Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn und fährt mit seiner Hand sanft meinen Rücken auf und ab, während wir beide schließlich die Ruhe und Nähe zueinander genießen.
"Grace?", höre ich ihn schließlich sagen.
"Ja?"
Ich merke wie er kurz zögert, bis er schließlich fort fährt.
"Warum hast du mich ausgewählt?"
Auf diese unerwartete Frage hebe ich meinen Kopf von seiner Brust, um ihm in seine Augen zu sehen.
"Wie meinst du das?"
Er richtet seine Blicke nun auch auf mich.
"Warum ich? Warum hast du damals angefangen mich zu lieben, obwohl ich es in keinster Weise verdient habe, so eine reine und bedingungslose Liebe zu empfangen?"
Mit großen Augen starre ich ihn an.
Diese Frage habe ich in keinster Weise gerade erwartet.
Auch er blickt mir in die Augen, in welchem ich seinen Schmerz spüre, der seit der Begegnung mit Hanson wieder in ihnen aufgetaucht ist. Die Konfrontation mit diesem Kerl hat ihm wieder Wunden aufgerissen, die er so lange versucht hat zu heilen oder besser gesagt zu unterdrücken. Es tut mir so unglaublich weh ihn leiden zu sehen. Diesen Schmerz und diese Leere in ihm zu spüren. Er hat es nicht verdient auf diese Weise im Leben immer leiden zu müssen. Als kleines Kind schon die Last und das Leid dieser Welt auf seinen Schultern tragen zu müssen. Gerade dann, wenn er Nähe und Geborgenheit gebraucht hat, von all seinen Geliebten verlassen zu werden.
Das hat er nicht verdient.

StrangerWhere stories live. Discover now