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"Danny, was verheimlichst du?..", murmle ich leise und senke meine Blicke. "..Du hast es mir doch versprochen. Was tust du bloß?"
"Was tue ich denn?"
Erschrocken drehe ich mich um und sehe Danny, der mich mit eiskalten und Wut erfüllten Augen beobachtet.

Da ich vor Schock kein Wort herausbekomme, kommt er einige Schritte auf mich zu. Dabei nimmt er seine eiskalten und zornigen Augen nicht eine Sekunde von mir.
"Ich kann es absolut nicht ausstehen, wenn andere sich in meine Angelegenheiten einmischen. Noch mehr hasse ich es jedoch, wenn man einfach meine Nachrichten liest. Das weißt du ganz genau", gibt er wütend von sich, als er schließlich vor mir steht. Er ballt seine Hände zu Fäusten zusammen und seine rehbraunen Augen, die auf mich herabsehen, funkeln vor Wut.
"I..Ich wollte deine Nachricht nicht lesen, aber..-", stottere ich nervös, doch er unterbricht mich direkt.
"Aber hast es dennoch?! Und das, obwohl du weißt, wie ich dazu stehe?"
"Ich wollte das doch nicht und bin auch nicht an dein Handy gegangen. Du weißt ganz genau, dass ich sowas niemals machen würde. Man konnte nur einen Teil auf deinem Sperrbildschirm lesen und ich konnte nicht wegsehen. Es tut mir Leid", erkläre ich ihm, woraufhin er sich genervt durch seine Haare fährt. Er nimmt sein Handy von dem Nachttisch und scheint sich die besagte Nachricht auch durchzulesen. Nach einigen Sekunden weiten sich seine Augen geschockt.
Ich wusste, dass er irgendwas im Schilde führt. Seine Gestik spricht schon für sich. Mir ist bewusst, dass das was ich ihn gleich fragen werde, ihm nicht gefallen wird, doch ich muss es tun. Mir ist sein Wohlergehen wichtig und ein Gefühl in mir sagt, dass er sich in große Gefahr bringt.
"Was werden sie morgen mit dem Koffer tun?"
Bei der Frage hebt er seinen Blick und ein ungutes Gefühl breitet sich in mir aus, als ich sein Wut erfülltes Gesicht sehe.
"Vergiss sofort alles was du mitbekommen und gelesen hast und verschwinde aus diesem Zimmer", zischt er zornig und eiskalt zugleich. Seine Worte sind wie ein Schlag, doch ich werde nicht nachgeben. Ich fasse den Mut in mir zusammen und richte mich auf, sodass wir auf Augenhöhe miteinander sind.
"Vergessen? Ich soll vergessen und zulassen, dass du dich in Gefahr bringst? Soll das ein Witz sein?..", gebe ich ernst von mir, gehe einen Schritt auf ihn zu und nehme dabei meine Augen nicht von ihm. "..Ich weiß zwar nicht, was du und deine Freunde im Schilde führen, doch es kann nichts gutes sein, da deine Augen für sich schon sprechen. Diese aggressiven Männer in der Gasse und vor deiner Tür werden dir keinen Glück bringen. Ich habe Angst um dich. Warum verstehst du das nicht? All diese Zeit habe ich auf dich gewartet und nun bist du hier. Kannst du dir nicht vorstellen, wie glücklich mich das macht? Ein Teil meiner Kindheit ist wieder zurück und solange ich am Leben bin, werde ich niemals zulassen, dass du dich in Gefahr bringst, Danny. Dein Leben kann dir egal sein, doch mir nicht. Ich werde meinen alten Kindheitsfreund niemals wieder gehen lassen und egal wie Wut erfüllt du mich auch ansiehst, du machst mir keine Angst. Das solltest du im Hinterkopf behalten."
Für einige Sekunden herrscht absolute Stille im Raum, in der nur unsere Augen miteinander kommunizieren. Ängste, Zweifel, Sorgen und Liebe. All diese Emotionen toben in mir wie ein großer Orkan, wenn ich sein makelloses Gesicht vor mir habe. Seine Nähe mag zwar die Nervosität in mir steigern, doch ich liebe sie. All die Jahre, in denen er nicht bei mir war, habe ich nur Sehnsucht bei seinem Namen gespürt. Eine Leere, die man mit nichts und niemandem füllen konnte. Ein großer Schmerz in meiner Seele, der mit jeder Erinnerung erneut durch meinen Körper gewandert ist. Während ich in all diesen Emotionen ertrinke, scheint es ihm gleichgültig zu sein. Seine eiskalte Maske funktioniert in der Hinsicht wirklich gut und haut nochmal richtig auf meine Wunde.
Ohne einen weiteren Blick läuft er schließlich zur Tür und hält sie offen.
"Du hast mich gehört. Verschwinde jetzt", meint er in einem ruhigen Ton und kann mich dabei nicht einmal ansehen. So folge ich ihm zur Tür und bleibe vor ihm stehen.
"Und du hast mich auch gehört. Du kannst mich so oft wie du willst aus dem Zimmer schmeißen, ignorieren, hassen und verachten. All das wird mich niemals daran hindern an dir festzuhalten, Danny. Ich werde dich nicht mehr gehen lassen." Mit den Worten drehe ich meinen Kopf wieder nach vorne und verlasse das Zimmer. Im selben Moment höre ich auch, wie er die Tür hinter mir laut zuknallt. Er kann so wütend sein, wie er möchte. Ich bereue meine Worte nicht.

StrangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt