Kapitel 19.1 - Der Mond in dunkler Nacht

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Der Mond in dunkler Nacht

Zu meinem Leidwesen hatte Aiden trotz der Verletzung, die ich ihm zugefügt hatte, weiterhin seine Unsichtbarkeit aufrecht halten können. Andererseits hatte ich Glück, denn ich musste ihn an einer gefährlichen Stelle getroffen haben, denn in unregelmäßigen Abständen tropfte Blut auf den Boden. Hypnotisch bildete die rubinrote Flüssigkeit ein Gemälde, das den Untergrund in seiner völligen Grausamkeit zierte.

»Ich bring dich um!«, brüllte der Converter, bevor er sich in Bewegung setzte. Dabei folgte seinen Bewegungen eine Spur der blutroten Flüssigkeit.

Mit einem unschönen Manöver wich ich seinem Angriff aus. Noch immer war ich im Ungleichgewicht und jeden Schritt, den ich versuchte gezielt und präzise zu setzen, geriet ins Schwanken. Das einzige, was mir einen geringen Lichtblick verschaffte, war die Verbindung zu Cyrian. Es war fies ihm seine Magie abzusaugen, gerade da er noch immer geschwächt und nahezu bewegungsunfähig in einer Gasse lag. Ich riskierte viel, doch ich wusste, dass ich diese Verantwortung tragen musste.

Unser Band leuchtete auf, glühte und loderte wild, wie ein Feuer, das in den dunklen Nachthimmel schlug, während mein Geist die Verbindung abtastete. Vorsichtig berührte meine Seele seine göttliche Magie, worauf seine überwältigende Macht in mich überging. Die plötzliche Magie schmerzte in meinen Adern. Es war, als wäre jede Aktivität meines Körpers von unermesslichen Qualen gezeichnet. Eine Nebenwirkung dafür, dass ich seine Kraft nicht nur unerlaubt, sondern auch im Alleingang benutzte. Ich war noch nicht lange seine Verwandte, weswegen mich dieser Schmerz, trotz seiner Wucht, wenig überraschte. Letztendlich hatte ich nichts anderes erwartet.

Genauso schnell, wie ich die Verbindung aufgebaut hatte, löste ich sie wieder. Es brauchte nur wenige Sekunden, bis ich durch die Kraft des fünften Gottes meine Wunden geheilt hatte. Das einzige, was ich nicht gemeistert hatte, war das Gift in meinem rechten Arm und die Erschöpfung, die allmählich von mir Besitz ergriff.

Nachdem ich einem weiteren Schlag entkommen war, suchte ich die Umgebung nach dem Schwert ab, das ich zuvor verloren hatte. Schnell fixierten meine Augen das gewünschte Ziel. Der Stahl lag nur wenige Meter von mir entfernt auf dem Boden und ruhte bis zu seinem nächsten Gebrauch. An seiner Klinge schimmerten einige Tropfen roten Blutes und ich konnte förmlich seinen Rachedurst spüren. Es wollte genauso sehnlichst wie ich über die Converter richten und ihnen Tod und Verderben bringen.

Anhand der rubinroten Spur konnte ich die Angriffe des Tigers in einem bestimmten Rahmen voraussagen. Gleichzeitig erstaunte es mich, wie tapfer er weiterkämpfen konnte. Es war bewundernswert, dass er trotz der schweren Wunde zu derartigen Aktionen imstande war. Ich konnte nicht anders, als dass sich zu meiner unbändigen Wut, der Anflug von Respekt mischte.

Es dauerte eine Weile, denn immer wieder geriet ich in brenzlige Situationen. Haarscharf verfehlte mich ein Schlag, sodass ich den stechenden Luftzug spürte, den er verursachte. Mit einer ruckartigen Bewegung duckte ich mich unter ihm hinweg, wobei ich mein Manöver als Konter benutzte. Ich spannte meinen Arm an, bis ich die wilde Stärke in meinen Muskeln spürte. Im nächsten Wimpernschlag vergrub ich meine Faust in seiner Bauchgegend. Ich traf auf Widerstand, trotzdem vernahm ich, wie sich alles in meinem Gegner zusammen zog. Ein schwaches Röcheln ertönte und für einen kurzen Moment blitzte Aiden auf. Die Umrisse seiner Gestalt faserten, zeigen die verschwommene Silhouette eines Mannes. Kurz erschien sein Gesicht, mit all den Emotionen, die es beherbergte und es war ein Schauspiel etlicher Gefühle, die einen heißblütigen Tanz vollführten. Die Szene ritzte sich in meine Erinnerungen, trotz der Tatsache, dass sie von Vergänglichkeit bestimmt war.

Genauso schnell wie ich den Schlag platziert hatte, zog ich mich zurück und setzte meinen Weg fort. Mein Angriff hatte mir etwas Zeit gebracht, dennoch sollte ich nicht nachsichtig werden, so stürmte ich die letzten Meter zu dem Schwert. Noch während ich rannte, umfassten meine Finger den Griff und ich kam schlitternd zum Stehen. Schutt und Sand wirbelten auf, als ich den Stahl schützend vor mich hielt. Gleichzeitig suchten meine Augen Aiden, der sich inzwischen von dem Schlag erholt hatte. Noch immer zuckten die Umrisse seiner Statur gefährlich, weswegen ich mir nicht mehr die Umstände machen musste, seine Blutspur zu verfolgen. Zwar war mir ein Großteil seiner Aktionen noch immer schleierhaft, doch es besserte sich stetig. Ich vermutete, dass Aiden langsam an sein Limit kam.

Der fünfte GottWhere stories live. Discover now