Kapitel 18.2 - Blutende Magie

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Meine Gedanken kreisten wild, wirbelten umher, als würde Wasser sich in meinen Kopf zu einem gefährlichen Strudel formen, der mich mit seiner unendlichen Stärke gefangen hielt. Ich musste Aiden besiegen, doch wie ich seine Angriffe durchschauen sollte, solange er unsichtbar war, blieb mir schleierhaft. Meine einzige Chance war mich auf meine anderen Sinne zu verlassen, doch selbst mit den Kräften einer Diavi wäre dies nicht einfach. Besonders, um einem Wurfmesser auszuweichen, musste meine Reaktion innerhalb weniger Sekunden folgen. Etwas, was unter den Wunden unmöglich schien.

»Ich werde dich nicht sofort töten.« Die Stimme des Converters schallte über den Platz, reflektierte von den Wänden der Häuser. Von überall schien sie auf mich einzudonnern, trotzdem blieb ihr Ursprung unerkannt. Noch immer suhlte er sich im Schatten der Unerkennbarkeit, wie eine Raubkatze, die im hohen Gras ihrer Beute auflauerte.

Unter größten Qualen versuchte ich mich aufzurichten, doch wieder glitt ich zu Boden. Der Schmerz noch intensiver, noch stärker als jemals zuvor. Er schien meinen Körper zu betäuben, mich mit seinen gierigen Klauen festzuhalten, während er durch jede Faser meines Körpers kroch.

»Du wirst büßen für das, was ihr Safia angetan habt«, beendete er seine Drohung und seine Stimme wurde zu einem kehligen Knurren, das mit geballter Kraft auf mich einschlug. Zuvor hatte ich ihn noch für einen angenehmeren Gesellen gehalten, als seine beiden Kameraden, doch nun war es so, als hätte er eine ruckartige Wandlung seines Charakters durchgemacht. Seine Lippen, die zuvor von einem angenehmen Lächeln umschlungen waren, zeigten nun eine wahnsinnige Mimik. An seiner Schläfe pulsierte eine Ader voller Zorn und seine Stirn war in etliche Falten gelegt, während sein Blick mich fixierte. Es kam mir vor, als würde er mir in die Seele starren. Als wäre ich ausgeliefert, wie ein verletztes Reh schutzlos in einer freien Landschaft.

Ich wollte etwas erwidern, doch anstelle von Worten, entkam ein gequältes Keuchen meiner Kehle. Unsanft kratzte es in meinem Hals, während der Ton kraftlos in der Atmosphäre verklang. Ein Husten folgte und es fühlte sich an, als würden sich Krallen in meine Stimmbänder bohren.

»Schon deine Kräfte«, forderte Aiden in schallendem Gelächter, das meine Gänsehaut verstärkte. Die Bedeutung seiner Aussage fraß sich in meinen Kopf.

Vielleicht hatte ich keine Chance und ich wusste nicht einmal, wie es um Avril und Leon stand, doch kaum hatte ich das Husten unterdrückt, log ich dem Converter das Blaue vom Himmel. Ich war verzweifelt und meine Worte zeugten keinesfalls von dem Stolz der Diavi, doch letztendlich herrschte Krieg. Auf dem Schlachtfeld legt jeder seine Wert- und Moralvorstellungen ab. Das Überleben stand an erster Stelle, dabei spielt es keine Rolle wie, denn letztendlich zählt nur das Ergebnis.

»Wir haben Unterstützung gefordert«, begann ich meine Lüge, als ich mich allmählich aufrichtete. Jede Faser meines Körpers schmerzte und meine Knochen knackten in einem schrecklich lauten Ton, trotzdem führte ich meine zitternde Hand zu dem Griff des Wurfmessers. Der dunkle Stahl war verklebt und als die rubinrote Flüssigkeit meine Haut berührte, fühlte es sich so an, als würden meine Handflächen entbrennen. Gleichzeitig kam der Schmerz einem stoßartigen Schlag gleich, trotz der Tatsache, dass ich das Messer in meiner Schulter kaum bewegt hatte. Es war nur eine kleine Erschütterung gewesen, während sich meine Finger um den Griff geschlungen hatten, trotzdem explodierte die Qual in meinen Sinnen. Scharf biss ich mir auf die Zunge, dennoch gelang es mir nicht, einen spitzen Laut zu unterdrücken. Mein Schrei hallte in meinen Ohren wider. Grell und herzzerreißend schallte er über den Platz, traf dabei auf Gleichgültigkeit und eiskalte Vorfreude.

»Unterstützung?«, wiederholte er ohne die Skepsis zu verbergen, die in seinem Tonfall mitschwang. Wenn ich ihn hätte sehen können, hätte er mit Sicherheit die Augenbrauen zweifelnd hochgezogen, sodass eine schmale Falte auf seiner Stirn entstand.

Der fünfte GottWhere stories live. Discover now