Kapitel 112

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Ich versuchte Justin die restliche Zeit, die ich in der Schlange stand, einfach zu ignorieren. Nicht nur, da ich nicht wollte, dass Derek ausrastete und ihn schlug-was ich mir zweifellos vorstellen konnte-sondern auch, weil ich es nicht ertrug, ihn anzusehen. Sein Blick hingegen hing ohne Pause auf mir, das konnte ich spüren. Und ich bemerkte es auch an den verzweifelten Versuchen Alexas, ihn davon abzulenken. Scheinbar war aus den beiden wieder mehr geworden, wie ich eigentlich schon erwartet hatte. Jedoch bezweifelte ich, dass Justin ihr treu blieb. Es war wahrscheinlich nur eine von vielen Fickbeziehungen, die er in letzter Zeit eingegangen war. Und er war hier mit ihr, damit sie ihre Fresse hielt und ihm keinen Stress machte. Beinah hätte Alexa mir leid getan, weil ich wusste, wie sich dies anfühlte-jemanden zu lieben, der herzlos war-doch dann erinnerte ich mich wie gehässig sie zu mir war und ich wünschte ihr, Justin würde sie noch schlimmer verletzen, als er mich verletzt hatte.

Als wir endlich am Eingang ankamen und meine Identität von einem blonden Jungen mit Zahnspange bestätigt wurde, zog ich Derek direkt von James, der auf seine Freunde wartete, und allen anderen weg. Der Einzige, den ich davon hätte sehen wollen, ist Zayn, und dieser würde erst später hier sein. Er hatte mir erzählt, dass er seine kleine Schwester als Begleitung mitnahm, da sie sich schon immer mal gewünscht hat auf einen Ball zu gehen. Manche würden dies vielleicht komisch finden, doch ich fand es einfach nur süß von ihm.

"Lass und nach da vorne gehen.", schlug ich vor. Mit einer Hand deutete ich auf einen runden Stehtisch, der noch frei war. Der Saal sah genau so aus, wie ich ihn mir von Anfang an vorgestellt hatte. Weiße Tücher spannten sich über die runden Stehtische, sodass sie von oben bis zur Mitte gespannt waren und von da an nah an dem Tischbein zu Boden fielen. Die Wände waren mit hohen Seiden ausgeschmückt und von der Decke hingen Zweige, die wir in Weißsilberne Farbe getaucht hatten. Es hatte etwas von einem Disneyfilm hier. "Ich kann nicht glauben, dass du das alles entworfen hast", murmelte Derek mir zu, während wir quer durch den Raum liefen. Ein gewisser Stolz überkam mich, als er dies sagte. Nicht nur, weil ich selbst ganz zufrieden war, sondern weil er der erste war, der irgendwas, das ich tat, wertzuschätzen wusste. In diesem Moment hätte ich ihm am liebsten dafür geküsst, dass er mich in solch einem positivem Licht sah. "Nicht ganz alleine; Zayn hat mir Geholfen!", widersprach ich dennoch. Augenverdrehend zog Derek mich an den Tisch, den wir recht hatten, und legte seine Hände auf meine Hüften. "Zu zweit alleine, macht keinen Unterschied. Fazit ist, es ist wunderschön!" Lächelnd beugte er sich zu mir hinunter, um mich erneut zu küssen. Es war das erste Mal, dass ich selbst in der Öffentlichkeit den Kuss vertiefen wollte. Auf irgendeine Weise ließ er mich am Heutigen Abend so viel besser fühlen, als sonst. Ich war ihm einfach nur noch dankbar. Ein raues Räuspern hielt mich jedoch davon ab.

Ich kannte den Klang dieser Stimme; ich werde ihn womöglich niemals vergessen, doch ich wollte ihn nicht hier haben. Alleine bei dem Gedanken, dass ich ihn nun ansehen musste, zog sich alles in mir zusammen. Doch ich würde ihm niemals die Genugtuung geben, ihm dies zu zeigen. Mit einem letzten tiefen Atemzug wandte ich meinen Kopf in Justin Richtung und stellte mich seinem eiskalten Blick. Ich konnte nicht lesen, was er dachte. Wie so oft verschloss er sich hinter einer Barriere aus Ausdruckslosigkeit, die ich mehr als alles hasste.

"Wir kennen uns noch nicht", wandte mein Exfreund sich schließlich Derek zu. Sein Blick wurde nur noch eisiger, als er zu dem Schwarzhaarigen hinübersah, der nicht minder verbittert zurückblickte. "Justin!" Mit herausfordernder Miene streckte er Derek seine Hand entgegen. Für einen Moment erwartete ich, Justin würde nun einen Schlag ins Gesicht kassieren, doch entgegen dieser Annahme nahm Derek einfach nur Justins Hand und drückte sie vielleicht etwas zu stark. Beide hatten sie einen angespannten Körper, finsterer Gesichter und Knöchel, die aus ihren Handrücken hervortraten. Ich hingegen stand einfach nur hilflos daneben und versuchte Justin nicht all zu offensichtlich anzustarren. "Derek", erwiderte der Schwarzhaarige schließlich langsam. In dem Moment, wo Justin verstand, mit wem ich hier wirklich war, ging ein so tiefes Funkeln durch seine Augen, dass ich beinah vergaß, wie man atmete.

Ich wollte nicht die böse sein, die sich mit nem Kerl traf, der schon in der alten Beziehung Thema war. Ich hatte jedes recht dazu, mir jemand anderes als Justin zu suchen. Das, was er mir angetan hatte, konnte man mit nichts gleich wiegen. Doch so wie Justin dreinblickte könnte man meinen, ich sei das Arschloch von uns beiden.

"Nun ja, Derek" Er ließ einen Moment Pause, um dem Namen Betonung zu verleihen. "Sieht so aus, als müsste ich dir für einen Moment deine Freundin klauen!" Dereks Augen verengten sich zu Schlitzen, die so dünn waren, dass man das Schwarze dahinter auch für einen Schatten statt seiner Augenfarbe hätte halten könnte. Ich hingegen konnte nicht verhindern, dass mein Herz einen Hüpfer machte. Es sollte in mir keine Aufregung hervorrufen, dass wusste ich auch, doch es passierte dennoch und ich war schlichtweg machtlos dagegen. "Sorry, aber das wird nicht passieren!" Dereks Kiefer pressten sich wieder aufeinander, kaum dass die Worte seinen Mund verlassen hatten. Alles an ihm schien sich zusammenreißen, Justin nicht sofort eine reinzuhauen. Doch obwohl der Blond um einiges Kleiner und auch schmaler war, schien er sich von Derek nicht einschüchtern zu lassen. Auch ihm stand die Wut ins Gesicht geschrieben. Doch da war auch etwas, dass wie siegssicherheit aussah. Etwas dass ich so oft in seinem Gesicht gesehen hatte, jedoch nie zu ordnen konnte. Heute wusste ich es besser.

"Lassen wir das doch sie entscheiden!", murmelte er gefährlich ruhig. Mit einem Mal waren alle vier Augen auf mich gerichtet und blickten mich so tief an, dass ich begann, mich verdammt unwohl in meiner Haut zu fühlen. Doch was mich am meisten verwirrte war, dass ich in beiden Augenpaaren die selbe Angst davor sah, zurückgewiesen zu werden. Nur hatte nur einer von ihnen dies verdient.

"Komm, gehen wir", murmelte ich an Derek gewandt. In dessen Augen machte sich sofort so was wie Freude breit. Er würde niemals an einem Lächeln oder so zeigen, dass er Zweifel hatte, doch ich kannte ihn inzwischen genügend, um es dennoch zu wissen. Und ehrlich gesagt war dies auch nicht unberechtigt. Ich hatte ihm nicht wirklich einen Grund geben, anders zu denken.

Ehe Justin noch etwas hätte sagen können, dass diesen Schritt schwerer für mich gemacht hätte, drehte ich mich weg und zerrte Derek hinter mir her, auf der Suche nach einem Platz, an dem Justin nicht war.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now