Kapitel 106

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Wir waren noch eine ganze Weile bei Derek geblieben und sobald ich den Berg einmal über mich gebracht hatte, wurde die Situation auch angenehmer. Niemand erwähnte Justin mehr mit einem Wort; nicht mal als Derek mich mit Noahs Auto nach Hause fuhr und sich verabschiedete. Ich war ihnen mehr als dankbar dafür, dass sie keine Aufmerksamkeit mehr auf meine Probleme lenkten.

Als ich meiner Mum daheim verkündete, ich und Noah seien nun ein Paar, wirkte sie glücklicher, als ich sie jemals gesehen habe. Es fiel ihr nicht schwer, dies zu glauben, wo wir uns schon so lange regelmäßig trafen und ich endlich eingewilligt hatte, auf meine Gefühle zu scheißen. Auch mein Dad schien sich damit zufrieden zugeben, auch wenn er mir nichts außer einem knappen Nicken gab. Der einzige, der eher traurig blickte, war Adrian. Ich hatte ihm erklärt, dass ich und Justin nicht mehr zusammen waren und Justin von nun an keine Rolle mehr spielen würde, doch Adrian war einfach nur traurig darüber gewesen. Justin konnte gut mit Kindern, das war mir die ganz Zeit klar, doch wie gerne Adrian ihn hatte, hatte ich bis dahin noch nicht verstanden

Wie gerne ich ihn immer noch hatte, zeigte sich daran, wie ich sein Gesicht begann zu suchen, kaum dass ich den Schulhof betrat. Ich ertrug es in hunderte Gesichter zu blicken, die mich ansahen als sei ich eine verrückte, nur um ihn zu sehen. Doch auch heute fand ich ihn nicht. Nicht mal mehr bei Alexa, die mit grinsendem Gesicht wie die Göttin auf dem Schulhof stand, war er. Also gab ich es auf uns setzte meinen Weg in die Aula fort, um mit Zayn weiter an unseren Arbeiten zu basteln. Wie erwartet war der Schwarzhaarige bereits da und sortierte ein paar Stoffe. Auf seinem Gesicht hatte sich eine Falte gebildet, die sich wie eine Schlange zwischen seinen Augenbrauen zu bewegen schien. Noch nie zuvor hatte ich ihn so konzentriert bei etwas gesehen.

"Morgen!", begrüßte ich ihn. Sofort schnellte sein Blick zu mir hoch. Auf seinen Lippen bereitete sich ein Lächeln aus, während er sich die Stecknadel zwischen diesen hervorzog, um mir antworten zu können. "Hab schon auf dich gewartet Johnson!" Und da war es wieder; dieses Stechen in meiner Brust. Einzig und alleine, weil dies der Name war, den Justin mir stets gab. So hatte es zwischen uns begonnen. "Was kann ich für dich tun?", fragte ich in dem Versuch zu überspielen, wie ich mich fühlte. Mit einer knappen Bewegung seines Kopfes deutete Zayn auf seinen Laptop. "Mrs Brennon hat uns ein paar Änderungen zukommen lassen. Emails sind geöffnet!"

Ich richtete mich seinem Laptop zu, auf dessen Bildschirm bereits sein Posteingang geöffnet war. Eigentlich hatte ich nur auf die oberste gehen wollen, doch ich konnte nicht umhin eine andere zu sehen, die mich zugegebener Maßen neugieriger stimmte. "Was ist denn xzerox?", fragte ich, ehe ich mich hätte abhalten können. Wenn ich eins niemals lernen würde, dann zu denken, ehe ich sprach. Einen Moment lang sagte Justin nichts. Ich überlegte sogar, ob er mich womöglich nicht gehört hatte, doch als ich mich umdrehte war sein Blick nachdenkliche auf mich gerichtet. "Mein Shop. Ich designe nen paar Dinge. Ist ein ganz guter Nebenverdienst!", murmelte er schließlich. Seine Stimme klang dabei so beiläufig, als sei dies vollkommen normal, doch ich erkannte an seiner Körpersprache, dass er dennoch verunsichert vor meiner Reaktion war. "Wow", stammelte ich. Mir war zwar bewusst, dass Zayn begabt war, doch soviel hätte ich ihm dennoch nicht zugetraut. "Darf ich mir das mal...ansehen oder so?" Fragend zog ich meine Augenbrauen hoch, doch zu meiner Überraschung schien Zayn sich über die Frage sogar zu freuen. Ohne länger zu zögern ließ er den Stoff so wie er ihn gerade hielt fallen und lief zu mir hinüber. "Es ist noch nicht perfekt, aber ich arbeite dran", erklärte er, während er ein paar Seiten anklickte, bis er schließlich auf einer grau weißen Homepage landete, dessen Seitenränder mit mittelgroßen Xen überströmt waren.

In der Mitte waren Abbildungen von Shirt, Hoodies, Pullovern, Jogginghosen, Caps und sogar Taschen dargestellt. Sie alle hatten ihren ganz eigenen Stil, sodass für jeden etwas dabei war, doch man konnte nicht bestreiten, dass es gut aussah. Jedes Teil schien perfekt in sich abgestimmt. "Wow, das ist echt gut!", meinte ich ehrlich. Lächelnd biss Zayn sich auf die Unterlippe. Sein ganzer Stolz schien sich dieser Kleidung zu widmen. Es war ein Einblick in Zayns Privatleben, den er gewiss nicht jedem ermöglichte.

"Das ist echt gut. Und du verdienst damit schon Geld?" Ich wollte nicht so erstaunt klingen, doch gleichzeitig konnte ich mir den Tonfall auch nicht verkneifen. Es war außergewöhnlich, sich dies anzusehen. Nicht nur, weil ich mir so schlecht vorstellen konnte, dass all dies einzig und alleine Zayns Arbeit war, sondern weil er so jung war und es dennoch schon erreicht hatte. "Mehr, als du jetzt vielleicht denkst. Ich hätte selbst niemals erwartet, doch es hat funktioniert. Obwohl die Sachen auf meiner eigenen Seite eher veraltet und alltagsüblich sind. Die Produktion nimmt beinah alles an Geld wieder raus, was ich bekomme. Wirklich Geld mache ich eher durch Promoter. Kennt du Zeus, den Anzugsladen in der Innenstadt? Sie haben mir ne Kooperation angeboten. Für sie ein billiges Geschäft, für mich ne riesen Chance!" Lächelnd blickte er auf sein Werk hinab.

In diesem Moment fiel mir auf, wie sehr ich eigentlich zurückhing. Wir würden dieses Jahr unseren Abschluss machen; alle schienen einen Plan zu haben, wie es danach für sie weitergehen sollte und manche-so wie Zayn-waren bereits dabei. Und dann kam ich, ohne Plan von meinem Leben, die immer noch unter der Kontrolle ihrer Eltern stand. Doch selbst wenn meine Eltern mich nicht kontrollieren würden, hätte ich keine Idee, was ich machen sollte. Mein Leben erschien mir aktuelle einfach sinnlos. Nichts erweckte in mir Vorfreude. Ich wollte überhaupt nichts mehr machen.

Zum ersten Mal in meinem Leben stellte sich mir die Frage, wieso ich überhaupt noch hier war und mich bemühte, gute Noten zu kriegen. Zum ersten Mal sah ich keinen Sinn mehr darin, überhaupt aufzustehen. Meine Eltern ruinierten das bisschen, was Justin von mir übrig gelassen hatte und ich war nicht in der Lage, etwas dagegen zutun. Ich würde niemals so leben dürfen, wie ich wollte, dies hatte mir die Erfahrung mit Justin bewusst gemacht.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt