Kapitel 79

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Wir sprachen viel während wir aßen. Unser Gespräch war mindestens so gut wie unser Essen und ich lachte viel. Sehr viel. Zeit mit Derek zu verbringen machte mich glücklich; es tat mir gut.
Doch so gerne ich die Zeit auch weiter hinausgezögert hätte, musste ich dennoch nach Hause, ehe meine Mum zu viele Fragen stellen würde. Ehrlich gesagt überlegte ich sogar, ihr von Derek zu erzählen. Je besser ich ihn kennenlernte, desto genauer wusste ich, dsss er sich genau wie Noah so zu verstellen wusste, wie sie ihn sehen wollte.

Dereks Schulter streifte immer wieder die meine, während wir zur Bahnstation zurückliefen. Ich war mir nicht sicher, ob es ausersehen war oder ob er es beabsichtigte, doch es war mir auch egal, der Kontakt störte mich nicht. "Ich fand's schön heute", sagte er, während wir die letzten Meter schlenderten. Automatisch verlangsamten sich unsere Schritte um den Zeitpunkt des Abschieds hinauszuzögern. "Ich auch", gab ich ehrlich zu. Es war eines der besten Essen, die ich jemals mit jemandem geteilt hatte. "Vielleicht magst du das ja noch mal wiederholen?" Dereks Stimme hatte ihre übliche Gelassenheit verloren und sprach nun viel vorsichtiger. Es war ein Tonfall, den er nur anschnitt, wenn wir beide alleine waren. Weder auf seiner Party noch gegenüber Noah hatte ich ihn jemals so reden gören. Da war er stets der coole junge Mann, dem nichts etwas anhaben konnte.

Mein Blick glitt zu ihm hinüber und ich musterte die Stoppel an seinem Kinn, die sich hoch zu seinen Wangenknochen zogen. Er war so ganz anders als Justin; sowohl von der art als auch vom Aussehen her. Doch ich fand ihn dennoch ausgesprochen attraktiv.

Doch Justin liebte ich.

"Gerne", erwiderte ich schließlich und hoffte, dass er verstand, dass ich es auch dieses Mal rein freundschaftlich meinte. Ich war niemand, der sagt, eine Freundschaft zwischen Mann und Frau kann nicht funktionieren, doch wenn einer von beiden von Anfang an andere Absichten hat, wurde es dennoch schwer.

Lächelnd trat Derek einen Schritt auf mich zu. Sein Blick drückte sich unergründlich in den meinen und seine Augen strahlten heller, als ich es jemals zuvor bei jemandem vernommen hatte. Ein Teil von mir wusste bereits, was er vor hatte, doch ich wollte es mir dennoch nicht eingestehen. Mit angehaltenem Atem stand ich dort und blickte ihm von unten heraus entgegen ohne eine Miene zu verziehen. "Ich freu mich drauf", murmelte er ernst. Er kam mir noch ein wenig näher, sodass ich beinah schon schielte, um ihn anzusehen. Ich stand reglos da und wusste nicht mehr wie man sich bewegte geschweige denn atmete. Sanft fand seine rechte Hans einen Weg in meine Haare, strich sie mir hinters Ohr und wanderte dann mit seinem Zeigefinger über meinen Kiefer, bis er an meinem Kinn ankam. Mit jedem Zentimeter, den er hinter sich legte, versteifte ich mich mehr. Ich wusste, ich sollte das ganze sofort beenden, doch ich war einfach wie festgefroren.

Und dann geschah es. Ehe ich auc h nur hätte reagieren können, beugte Derek sich nach vorne und legte seine Lippen auf die meine. Es war kaum mehr als eine Sekunde, bis ich regierte. Er hatte mich nicht mal mehr richtig küssen können, da riss ich mich nach hinten und sah ihn mit großen Augen an. Doch anders als erwartet blickte Derek nicht beschämt; er sah schlichtweg nur verwirrt aus.

"Ich habe einen Freund!", stotterte ich unbeholfen. Es war, als würde Derek ein Licht aufgehen. Beinah bildete ich mir ein, es zu sehen. "Daher das nur freundschaftlich Gelaber.", stellte er fest, als würde er nun endlich verstehen, wieso ich darauf so bestandne hatte. Nickend nahm er einen Schirrt abstand und sah mich mit zusammengekniffenen Lippen an. "Wieso hast du nichts gesagt? Ich meine selbst Noah scheint es nicht zu wissen..." Schuldbewusst blickte ich auf den Boden. Nun zuzugeben, wie ich mich benommen hatte, ließ mich schlecht fühlen. Viel schlechter, als ich vermutlich sollte; immerhin hatte ich gerade nich rechtzeitig die richtige Entscheidung getroffen. "Es war einfach anfänglich ein wenig unsicher und ich brauchte diese Fluchtmöglichkeit. Ich hätte es dir sagen sollen", entschuldigte ich mich. Zustimmend nickte Derek, doch er erschien mir nicht weiter verärgert. "Hättest du. Es wäre jetzt weniger komisch für mich", lachte er auf. Als er das nächste Mal seinen Blick auf mich richtete war sein Blick wieder so nett, wie ich ihn gewohnt war.

Eine Weile lang sahen wir uns einfach nur so an; ich verlegen und er eindringlich. "Weiß dein Freund von mir?", fragte er schließlich. Eigentlich wollte ich endlich ehrlich sein und verneinen, doch wenn ich dies tat, würde es sportlich rüberkommen, als hätte ich mir tatsächlich etwas mit Derek gewünscht und es Justin deshalb verschwiegen. Das konnte ich nicht zulassen. Also nickte ich. In letzter Zeit war es kein Problem mehr zu lügen. "Seit wann seit ihr zusammen?" "Etwas über einen Monat" Überrascht zog Derek beide Augenbrauen hoch und ich erkannt, dass ihm genau das selbe durch den Kopf ging wie mir. "Heißt das, ihr wart schon zusammen, als du auf meiner Party warst?" Beschämt wandte ich meinen Blick auf den Boden, doch dass ich ihm keine Antwort gab, schien Derek zu reichen.

Ich spürte seinen angewiderten Blick auf mir ruhen, als würde er mich mehr als alles in seinem Leben verurteilen. Er brannte sich auf meine Haut wie Feuer ins Holz und hinterließ eine Flut von Unruhe, die meinen Körper durchströmte. "Der Blonde, der vor dem Haus stand, als ich dich abgeholt habe, war er es?", fragte er nach einiger Zeit. Mit einem Mal war sein Blick viel geblätterter nur um sich dann wutverzerrt zu verziehen. "Was hat er gemacht hat, dass du so unbedingt dort weg wolltest?" Unsicher, wie ich ihm antworten sollte, öffnete ich meinen Mund, nur um ihn sofort wieder zu schließen. Ich war es Derek schuldig, ihm die Wahrheit zu sagen. Immerhin war er es gewesen, der mich an diesem Abend gerettet hatte, doch ich wollte ihm nicht zeigen, wie schlecht Justin mich am Anfang behandelt hat.

Ich hob meinen Blick an und sah ihm direkt in die Augen, ehe ich tatsächlich antwortete:"er hat sich vor meinen Augen an jemand anderes rangemacht. Wir waren zu der Zeit erst ein paar Tage zusammen, er..." "Das ist keine Entschuldigung!", unterbrach Derek mich wütend. "Selbst wenn ihr noch gar nicht zusammen Worte sondern einfach nur bei mehreren Dates war, wäre es unangebracht gewesen!" Ungläubig schüttelte er seinen Kopf und atmete ein paar Mal tief durch, als würde er sich beherrschen müssen, nicht gegen die nächste Hauswand zu schlagen. "Damit ist es wohl klar, oder? Ihr wollt immer die, die euch scheiße behandeln!" Gefälscht lachte er auf und sah dabei so wütend aus, dass ich zusammenschrak. Wenn ich nicht wüsste, wie verletzt er war, würden seine Worte mich treffen. "Ich habe eigentlich gedacht, du wärst anders!", fügte er leisehinzu. Aufeinmal war von dem harten Kerl mit der stählernen Brust nichts mehr übrig. Nur ein schwaches trauriges Bild seinerselbst stand vor mir, welches mich aus großen, schwarzen Augen heraus anblickte. "Er behandelt mich inzwischen gut. Wirklich gut. Ich bin nicht so, wie du es darstellst!", murmelte ich vorsichtig. Auch wenn ich seine Wut verstand, wollte ich mich rechtfertigen. Mich genauso wie Justin.

Nickend zuckte Derek mit den Schultern, was an sich schon so widersprüchlich war, dass ich gar nicht wissen wollte, wie verzwickt seine Gedanken gerade sein mussten. "Komm, du solltest nach Hause", war alles was er noch sagte. Er nickte ein letztes Mal in richtung der Bahn und lächelte mir zum Abschied zu, ehe er sich einfach so umdrehte um zu gehen.

Ein paar Sekunden sah ich ihm ungläubig nach und konnte nicht verhindern, dass ein Stich durch mein Herz ging. Ich wollte nicht, dass er dies so beendete. Ich mochte ihn wirklich. Mehr, als ich vermutlich sollte. Gerade, als ich mich von dem Anblick losreißen wollte, sah Derek sich noch einmal zu mir um.

"Menschen ändern sich nicht so sehr. Nicht ohne Rückfälle. Ich werde warten, bis es soweit ist. Ich werde solange auf dich warten, wie ich muss!"

Und auch wenn der Satz mich mehr berührte, als ich jemals für möglich gehalten hätte, wäre ich niemals auf die Idee gekommen, wie viel er mir selbst noch in einem Jahr wert sein würde.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now