Kapitel 64

709 40 1
                                    

Auf Derek zu hören, stellte sich als eine verdammt gute Idee heraus. Von dem Grundaufbau war seine Party zwar gleich gestaltet wie die von James, doch anstatt mich auf ein dämliches Trinkspiel einzulassen tanzte ich lieber und lebte das Leben, das alle anderen bei James gehabt hatten. All die, die Spaß gehabt hatten.

Auch Derek als Person hatte ich mit meiner ersten Einstellung unrecht getan. Er stellte sich als ein wirklich angenehmer Zeitgenosse heraus und für die nächsten Stunden vergaß ich Justin das erste Mal seit ich ihn getroffen hatte. Statt Wodka trank ich Bier und schaffte es selbst damit, mich einwenig anzutrinken. Gerade genug, um Spaß zu haben, jedoch über nichts die Kontrolle zu verlieren. Es war ein tolles Gefühl. Ich tanzte mit Noah und Derek, lachte mit beiden und fühlte mich frei und sorglos. Es war das schönste Gefühl seit meine Mum begonnen hatte mich zu kontrollieren.

Doch auch dies hatte ein Ende und als gegen 5 auch die letzten Gäste gingen, half ich Derek noch dabei, alles abzuschließen und einen wirklich fertigen Noah ins Bett zu bringen, in dem auch ich und Derek schlafen würden. Doch ich war angetrunken genug und das Bett groß genug, um mir darüber keine weiteren Gedanken zu machen.

"Weißt du, ob Noah noch seine Mutter angerufen hat?", fragte ich, während wir beide uns bettfertig machten. Während Derek einfach nur sein Shirt auszog und sich in Jeans aufs Bett schmiss, schnappte ich mir ein schwarzes V-Neck von ihm, das lang genug war, um die hälfte meiner Beine zu verstecken, ehe ich unter diesem mein Top auszog. "Er war zu betrunken, um zu reden, aber er hat eine SMS geschickt und ich habe sie überlesen um sicherzugehen. Mach dir keinen Klopf, euer verflixte Plan ist aufgegangen" Gespielt wütend warf ich mein Top auf sein Gesicht, doch er fing es einfach nur ebenso grinsend auf. Genau wie ich hatte er sich doch noch entschieden einwenig zu trinken und nun glänzten seine Augen blutunterlaufen im Mondschein. "Das riecht verdammt gut", stellte er fest und drückte sich das Shirt noch etwas fester ins Gesicht. Ohne weiter darüber nachzudenken legte ich mich neben ihn und ließ zu, dass er einen Arm unter meinen Nacken legte. Andernfalls hätten wir nur unbequem liegen können und die Sache mit Justin hatte sich wohl auch erledigt.

"Wo sind deine Eltern eigentlich?", fragte ich, was mir schon die ganze Zeit in Gedanken schwirrte. Endlich nahm Derek mein Top von seinem Gesicht und blickte mich wieder an. Ich hatte mich seitlich an ihn gekuschelt und eine Hand auf seine nackte Brust gelegt. Steinhart drückten sich seine Muskeln gegen meine Handfläche und ich hätte nichts lieber getan, als meinen Blick sein Sixpack unterwandern zu lassen, doch ich hielt mich gerade so davon ab. "Mein Vater arbeitet im Ausland und kommt selten Heim, meine Mum lebt nicht mehr", erklärte er mit einem Gähnen, ehe er den Kopf direkt neben mich auf die Seite fallen ließ. Für seine zweiundzwanzig Jahre konnte er verdammt jung aussehen, wenn er so müde dreinschaute. Nicht mal mehr seine Augen wirkten nun mehr gefährlich auf mich; im Gegenteil, sie waren beruhigend.

"Es wäre so leicht, dich zu küssen", murmelte er. Wie von alleine fand seine rechte Hand einen Weg zu meinen Lippen und fuhr die Konturen auf so liebevolle Art nach, dass mir ein Schauer über den Rücken lief.

Beinah hatte ich ihm gesagt, er solle es einfach tun. Die Worte lagen mir bereits auf den Lippen, doch dann tauchte Justins Gesicht vor meinen Augen auf, wie er mich zum ersten Mal angelächelt hatte in der Karaokebar. Und ich ließ es.

Derek war zum Glück eingeschlafen, keine drei Sekunden nachdem er diese Worte zu mir gesagt hatte, sodass ich ihm keine weitere Antwort schuldig blieb, und ich ich hielt mich kaum eine Minute wach. In seinen Armen glitt ich hinab in eine Traumwelt voller linker Rosen, in dessen Mitte Leo stand und lächelte. Er saß nicht im Rollstuhl und auch seine Lippen waren nicht mehr verschoben, sodass er unentwegt sabberte; er sah aus wie ein ganz normaler Junge.


Ich wusste nicht, wie lange ich so träumte, doch es war ein erholsamer Schlaf. Erst als das Vibrieren eines Handys nicht mehr aufhören wollte, riss ich mich selbst aus dem Schlaf, ohne jedoch die Augen zu öffnen. Ich lehnte immer noch an eine warme Brust, doch mein verschlafenes Gehirn dachte nicht ein Mal mehr darüber nach, wem diese gehörte. Stattdessen schmiegte ich mich einfach nur näher an diesen wundervollen Geruch und versuchte wieder in meiner linken Welt zu verschwinden, doch es wollte mir einfach nicht gelingen.

"Ich hoffe jetzt einfach mal, dass du nicht Noah bist", murmelte eine Stimme leise an meinem Ohr. Eine raue Hand legte sich auf mein Bein, das sich wie von alleine auf die Hüfte einer Person gelegt hatte, und wanderte dieses Schritt für Schritt nach Oben. "Nein, definitiv weiblich" Ich konnte das Grinsen aus seiner Stimme hören, als er direkt unter meinem nackten Hintern ankam und sich mit den Fingerspitzen vorrantastete. Nun wurde auch ich endlich wach und ließ ab von meinem Willen, zurück in den Schlaf gleiten zu wollen. "Einen Zentimeter weiter und es wird das letzte sein, was deine Hand jemals berührt hat!", brummte ich in die Männerbrust hinein, die sich unter meinem Kopf befand. Mürrisch vergrub ich meinen Kopf noch tiefer in ihr und holte tief Luft, um mich bereit zu machen die Augen zu öffnen. "War das eine Drohung oder ein Angebot?" Lachend zwickte Derek mir in den Hintern und nahm dann seine Hand wieder zu sich, ehe ich sie mir packen konnte.

Von dem unruhigen Spiel seiner Muskeln unter mir genervt hob auch ich meinen Kopf an. Dereks verschlafenes Gesicht lag direkt unter mir und grinste mich an, als hätten wir nicht viel zu wenig geschlafen und die Welt sei der schönste Ort der Welt.

"Es ist Noahs Mum, sie ruft schon die ganze Zeit an, aber wenn ich rangehe dürfte auffliegen, was ihr letzte Nacht wirklich getan habt." Mit einem verschlafenen Lächeln griff er neben sich ins Kissen und reichte mir den Ursprung des nervigen Vibrierens. Ich nahm es entgegen und drückte auf grün, ehe ich auch nur auf die Uhr hatte sehen können. "Mrs Cole?", fragte ich, zu verschlafen um es zu mehr zu bringen. Sofort ertönte die hysterische Stimme Noahs Mum in meinen Ohren, die von mehr Erleichterung geprägt war, als meine Mum es jemals für mich empfinden könnte. "Liebes, endlich geht ihr ran. Mensch wo seid ihr denn? Ich habe den ganzen Mittag über versucht euch zu erreichen. Habt ihr die Panne repariert bekommen oder soll ich den ADAC rufen?" Nicht in der Lage so viele Informationen aufeinmal aufzunehmen schüttelte ich knapp meinen Kopf und versuchte Derek zu ignorieren, der mich immer noch schmunzelnd beobachtete. "Uns geht es gut. Wir waren mit dem Auto beschäftigt. Ein Freund von Noah hat uns geholfen und es funktioniert wieder. Wir machen uns gleich auf den Weg nach Hause", erklärte ich ihr. Dafür, dass ich seit nicht mal einer Minute wach war, war das eine verdamt gut strukturierte Lüge.

Mit ein paar letzten Worten verbschiedeten wir uns voneinander und ich versprach, dass wir keine weiteren Umwege fahren würden. Mein Blick fiel auf Noah, der immer noch seelenruhig auf dem Rücken schlief. Ihn schien auch wirklich nichts wach zukriegen. "Habe ich mich verhört oder wurde ich gerade in diese Lüge hineingezogen?", fragte Derek mit gespieltem Entsetzen in der Stimme. Augenverdrehend gab ich ihm einen Klaps auf die Stirn und richtete mich auf. "Weck Noah auf, wir müssen los!",  murmelte ich nur noch und machte mich dann auf den Weg nach unten.

Dereks Haus war ein reiner Müllplatz und ich fühlte mich beinah einwenig schuldig, ihm nicht aufräumen zu helfen, doch er gab öfters Parties, da musste er es gewöhnt sein. Dennoch räumte ich die Becher in der Küche in den Müll und verstaute diesen, ehe ich mich daran machte dem schwarzhaarigem Frühstück zu machen.

Meine Gedanken schweiften immer wieder zu Justin hinüber und ich fragte mich, wo er gerade war. War er mit Alex mitgegangen? Hatten sie das gemacht, was mich in meinen Albträumen verfolgen würde? Ich fühlte mich trotz allem was gestern war, schlecht neben einem anderen geschlafen zu haben, doch er dachte vermutlich nicht mal mehr an mich.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now