Kapitel 84

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Der Weg zu Justin erschien mir doppelt solang zu sein wie üblich. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben so nervös und ängstlich zugleich gewesen zu sein. Alles um mich herum schien irrelevant zu sein und ich bemerkte nicht mal mehr James, der, wie ich einige Zeit später von Justin erfuhr, ebenfalls hinten im Bus saß. Es war womöglich das erste Mal, dass ich seine Anwesenheit nicht als unangenehm empfand.

Nicht mal als ich an Justins Straße ausstieg und diese hochlief, bis zu seinem kleinen Haus, bemerkte ich, wie der Blondierte mir folgte. Alles, was zählte, was Justin, und ich legte noch einen Zahn zu, um mich diesem zu nähern.

An seinem Haus jedoch verließ mich der Mut wieder. Ich hatte zu viel Angst, um überhaupt zu klopfen. Gefühlte Stunden stand ich dort und beobachtete sein Haus wie eine Verrückte, ohne mich zu bewegen. Erst als das Licht an einem der Fenster anging, welches nach Vorne zeigte, registrierte ich wieder was. Es war Justins Mum, die sein Zimmer betrat und ihn aus der Dunkelheit riss. Erst jetzt, wo man eindeutig etwas erkennen konnte, sah ich auch ihn auf seinem Bett sitzen, den Rücken zu mir und die Schultern immer noch so angespannt, dass die Muskulatur seines Rückens hervortrat.

Ich konnte nicht hören, was Pattie sagte, doch ich wusste, dass sie sich Sorgen um ihren Sohn machte, er jedoch keine Antwort geben wollte. Sichtlich stöhnend stemmte sie die Hände in die Hüften und schien noch etwas sagen zu wollen, als ihr Blick direkt auf mich traf. Es war kaum eine Millisekunde, doch es kam mir wie eine Ewigkeit vor, als Justin sich zu mir umdrehte und unsere Blicke sich trafen. Ich wollte ihn anlächeln, weinen und schreien zugleich, doch kein Mucks verließ meinen Körper. Ich stand weiterhin reglos da und sah zu, wie er aufstand und zu seiner Zimmertür hinging; seine Mutter folgte ihm.

Beinah schon hatte ich Angst, sie würde auch hinter der Tür stehen, wenn Justin diese öffnete, doch er war der einzige, der den Flur ausfüllte, als die hölzerne Front sich vor mir neigte. "Wieso stehst du hier draußen?", fragte Justin müde. Nichts weiter verließ seinen Mund und mein Herz rutschte mir in die Hose. Unsicher öffnete ich meinen Mund, schloss ihn jedoch gleich wieder. Ich hatte mir auf dem Weg hierher tausend Dinge überlegt, die ich zu ihm sagen würde, doch nichts davon schien noch in Erinnerungen zu sein. "Ich meine, wieso klingelst du nicht?", verbesserte er sich, als er meinen Gesichtsausdruck wahrnahm. Achselzuckend steckte ich meine Hände in die Seitentaschen meiner Jacke und versuchte irgendwie zu Atem zu kommen, doch mein Herz klopfte weiterhin wie verrückt.

"Komm her Baby!", forderte Justin mich auf. Er streckte seine rechte Hand nach mir aus. Ohne zu zögern lief ich auf ihn zu und ließ mich in seine Arme fallen. Er war neben Adrian die wichtigste Konstante in meinem Leben und ich konnte einfach nicht anders, als ihn zu brauchen. Ich brauchte ihn mehr, als ich es mir jemals vorstellen hatte können.

Nur wage nahm ich war, wie er mich hoch hob und die Tür hinter uns schloss. Meine Beine schlangen sich automatisch um seine Hüfte und mein Gesicht fiel in seine Halskuhle, während er in sein Zimmer zurücklief und die Tür hinter uns schloss. "Sie haben dich nicht rausgeworfen, oder?", fragte er besorgt, ehe er einen Kuss in meinen Nacken drückte. Auch ich hatte darüber bereits nachgedacht und ich war mir sicher, dass dazu nicht viel gefehlt hatte. Jedoch war meiner Mum zu wichtig, was andere denken könnten, als dass sie ihr Kind auf die Straße setzte. "Nein, ich bin ok. Es tut mir so leid Justin, ich..." "Was soll dir denn leidtun?", fragte er, während er sich auf seinem Bett niederließ und mich so platzierte, dass ich rittlings auf ihm saß. Behutsam nahm er mein Gesicht in seine Hände und umfasste es fest genug, damit ich mich wieder geborgen fühlte.

"Dass du deinen Job nicht mehr hast! Du brauchst ihn, das weiß ich, und es tut mir so unendlich leid, ich wollte das alles nicht!" Zögerlich blickte Justin mir in die Augen. Seine Finger strichen immer noch gegen meine Wangen und das Bedürfnis mich in seine Berührungen fallen zu lassen durchfuhr mich. "Du meinst das ernst", stellte er leicht belustigt fest. "Baby, dein Vater wartet seit ich angefangen habe darauf mich feuern zu können. Es war ne Frage der Zeit, bis er seine erste Begründung gefunden hat! Ich finde schon was neues!" Mit einem ermutigendem Lächeln küsste er mich sanft auf die Lippen, doch ich konnte mein schlechtes Gewissen nicht unterdrücken. "Und deine Mum? Weiß sie...", fragte ich verzweifelt. Justin schüttelte bloß seinen Kopf. "Ich werde es ihr auch nicht erzählen. Sie hat genug eigene Probleme damit, ihr Leben zu führen. Alleinerziehend sein ist kein Kinderspiel!" Traurig lächelnd zuckte er mit den Achseln, doch ich wusste, dass es nicht so egal war, wie er tat.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt