Kapitel 50

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Kapitel 50:
Niemals hätte ich von mir selbst erwartet, dass ich es soweit hätte kommen lassen. Sex in jeglicher Form vor der Ehe war einfach etwas gewesen, dass ich niemals in Erwägung gezogen hatte. Es war ungezüchtet und galt nur der Unterschicht. Doch was Justin da mit mir angestellt hatte, wollte meinen Kopf nicht mehr verlassen. Es war das unglaublichste gewesen, dass ich jemals gefühlt hatte, und doch war ich froh, dass ich es nicht weiter hatte kommen lassen. Dazu war ich einfach noch nicht bereit.

"Alles gut?" Sanft strich Justin mir über die kleine Falte auf meiner Stirn, die sich immer bildetet, wenn ich über etwas nachgrübelte. Es tat gut, seine Berührungen so sanft auf meiner Haut zu spüren; als würden tausende Stromschläge meine Haut massieren. "Sicher", erwiderte ich lächelnd. Wir standen immer noch ohne jegliche Regung im Flur, während die anderen dem Biounterricht lauschten. Vor nur wenigen Tagen hätte ich noch Panik geschoben, den Unterricht zu schwänzen, doch nun konnte ich mir keinen besseren Ort vorstellen, an dem ich sein wollte, als in Justins Armen. In jeder Sekunde bemerkte ich mehr, wie sehr er begann mich zu verändern. Ebenfalls leicht lächelnd ließ er seinen Fingern von meiner Stirn weiter zu meinem Kinn wandern, wo er begann kleine Kreise zu fahren. Dass er eine so liebevolle Seite an sich hatte, war das Letzte, was man sich vorstellen konnte. Bei all den Gerüchten, die Über ihn umgingen, hätte es mich nicht mal mehr gewundert, wenn er eine Frau schon mal geschlagen hatte.

Erst als ich mir all dies in Erinnerung rief, fing ich an mich wieder unwohl zu fühlen. Er hatte so viel getan...Vielleicht nicht alles, was man sich erzählte, doch vieles, und das war mir dennoch schon zu viel.

"Hast du mit Mrs Brennon geschlafen?", rutschte es mir plötzlich raus, ohne dass ich es hätte kontrollieren können. Sofort ließ Justin seine Hand sinken und rutschte ein Stück von mir weg, sodass unsere Blicke sich treffen konnten. Ich konnte das Erstaunen in dem seinen sehen, doch ich hatte viel zu viel Angst, dass es nur gespielt war, um meine Frage zurückzuziehen. "Wie kommst du den darauf?", fragte er mit leicht gerunzelter Stirn. Entgegen meiner Erwartungen lag keine Belustigung in seiner Stimme; es war eine reine Besorgnis gemischt mit ein wenig Unsicherheit. "Dass denken alle, weil sie dich von der Aufgabe freigestellt hat und...auch davor schon." Achselzuckend wandte ich meinen Blick ab und erhoffte mir somit, dass er mir nicht ansah, wie ängstlich ich vor seiner Antwort war.

"Echt? Wow, ich wusste ja, dass viel scheiße erzählt wird, aber das hätte ich nicht gedacht!" Kopfschüttelnd ließ er ein kleines Lachen seinen Lippen entweichen, welches mich erneut ein wenig in seinen Bann zog. Immer noch verunsichert blickte ich zu ihm auf, versuchte ihm ohne Worte mein Unbehagen weiß zu machen und schien erfolg zu haben, als Justin erneut mein Kinn ergriff. "Es gibt einen Grund dafür, ehrlich...ich bin nur noch nicht bereit es dir zu erzählen.", murmelte er. Eine Traurigkeit trat in seine Augen, wie ich sie noch nie an einem Menschen gesehen hatte. Etwas, dass mehr zu sein schien, als ein kleiner Streit in der Schule, doch Justin war bekannt dafür über eine unglaublich gute Schauspielkraft zu verfügen. Es sollte mir schwerer fallen, seinen Worten Glauben zu schenken, doch das tat es nicht. Ich wollte ihm glauben, egal was andere sagten oder dachten, und so tat ich es einfach und ließ mich zurück in seine Arme gleiten.

Eine Weile saßen wir einfach so da, Justin erzählte mir von alten Schulstories, die jeder mitbekommen hatte, und gab mir somit das Gefühl, ich sei nicht mehr all zu fehl am Platz. Im Gegenteil; seine Erzählungen waren so voller Freude gemischt mit seinem unglaublichen Lachen, dass ich mich beinah fühlte, als wäre ich selbst dabei gewesen. Bildliche Vorstellungen machten sich vor meinem Innerenauge breit und ließen mich mit Löchern, nur weil er es tat. Seine reine Existenz machte mich glücklicher als alles andere in meinem momentanem Leben.

Mit dem Klingeln verabschiedete er sich mit einem weiteren Kuss auf meine Lippen und verschwand runter zum Tor, um mit den Jungs eine zu rauchen. Es war das erste Mal, dass ich dankbar dafür war, dass er rauchte. Ich brauchte den Abstand um mir selbst ins Klare über vieles zu kommen. Denn wenn Justin in meiner Nähe ist, war es schwer sich auf etwas zu konzentrieren, dass nicht seine Schönheit war.

Das Lächeln auf meinem Gesicht ließ sich dennoch nicht abstellen während ich den Flur entlang lief und versuchte meinen Chemieraum zu finden. Immer noch wirkte jede Ecke dieser schule so neu und doch vertraut. Es war ein komisches Gefühl. Einerseits war ich nun mal wirklich nicht lange hier doch dann fühlte es sich wiederum wie eine halbe Ewigkeit an. Es war einfach viel zu viel passiert für meine erste Woche. Und nichts war so gekommen, wie ich es erwartet hatte.

"Olalerre", schrie Niall mir schon vom weiten entgegen. Mit leicht geröteten Wangen lächelte ich ihm zu, doch die Blicke, die neuerdings alle mir schenkten, konnte ich dennoch nicht übersehen. Vermutlich war es nur noch schlimmer geworden, wo die Gerüchte über meine Mum den Rundgang machten. Vorher war ich die komische neue Streberin, die irgendwie Kontakt zu Justin aufgenommen hatte, doch jetzt war ich auch noch die aus der komischen Familie.So viel dazu, dass meine Mutter meint, ich würde meinem Ruf schaden. "Schon interessant, wie viele Kurse wir zusammen machen", stellte ich sowohl ernst als auch erleichtert fest. Achselzuckend steckte Niall einen Arm aus um mich zu umarmen, was ich nur all zu gerne annahm. Seine Umarmungen waren liebevoll und fest, als wäre es für ihn nicht einfach nur eine simple Begrüßungsart. Auch Josh war wieder hier, stand neben seinem Freund und lachte mit ihm über irgendwas, dass sich auf seinem Handy befand. Sie hatten mich noch gar nicht bemerkt, doch es störte mich auch nicht weiter. Ich gehörte nicht zu den Menschen, die erwarteten, dass sich alles nur noch um sie dreht, sobald sie den Raum betreten.

"Weißt du, irgendwie bin ich froh, dass du jetzt da bist", stellte Niall fest, dessen Blick dem meinem gefolgt war. Fragend wandte ich mich von dem Paar, dass sich öffentlich nicht direkt zeigte, ab und warf ihm einen fragenden Blick zu. "Meine beiden besten Freunde sind ein Paar", erklärte er achselzuckend. "Da fühlt man sich schnell fehl am Platz!" Lachend schlug ich ihm mit meiner Hand gegen die Schulter, als wolle ich ihm still mitteilen, dass solche Aussagen unangebracht waren, doch ich wusste genau wovon er sprach. Sophia und Connor waren auch ein Paar gewesen, als wir zu dritt die meiste Zeit verbrachten. Ich hatte die beiden wirklich gern gehabt, auch wenn sie zu wenig von mir wussten, als dass ich sie meine besten Freunde nennen könnte. Doch heute meldeten sie sich nicht mal mehr, nachdem ich die Schule wechselte. Der Gedanke an sie versetzte mir immer noch einen Stich ins Herz.

Um Niall nicht zu zeigen, wie der Funken Schmerz durch meine Augen huschte, wandte ich meinen Kopf schnell in eine andere Richtung und ließ ihn über die sich aufbauende Schülermenge gleiten. Chemie war der letzte Kurs, den ich belegt hatte. Der letzte, in dem ich bisher noch nicht gesessen hatte. Irgendwie hatte ich ein wenig gehofft, Justin hier zu sehen. Nicht etwa, weil ich mich neben ihn setzen wollte, dazu war mir die Situation aus Bio im Nachhinein zu unangenehm, doch wenn er in meiner Nähe war fühlte ich mich dennoch sicherer. Mit ihm machten mir die Blicke meiner Klassenkameraden nichts mehr aus.

Doch statt Justin machte ich eine andere Gestalt aus, die ich immer wieder zu vergessen schien. Louis' schmale Gestalt stand am Ende des Flurs, den Kopf wie immer unter seiner Kapuze versteckt und die Hände tief in den Hosentaschen. Er tat mir so unheimlich leid, wie er da stand und die Erinnerungen an das hochkamen, was er mir gestern erzählte. Es war eine psychische Stlörung, daran gab es keinen Zweifel, doch genau das war es, was mich überforderte. Mit kranken jeglicher Art konnte eich umgehen, doch psysisch Kranke waren neu und überforderten mich.

In diesem Moment trafen sich unsere Blicke und ich verlor mich in der unendlichen Traurigkeit seiner blau-grünen Augen. Niemals zuvor hatte ein Blick alleine ausreicht, um mich dermaßen schlecht zu fühlen.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt