Kapitel 36

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Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Anastasias Lippen. "Harry. Das ist deine Tochter Hope."

Geschockt starrte ich auf die beiden Personen vor mir. Immer wieder huschte mein Blick zu dem kleinen Mädchen in Anastasias Armen, das gelangweilt mit einer Strähne von Anastasia spielte und mich nicht beachtete. "Darf...dürfen wir rein kommen?" fragte Anastasia etwas schüchtern. "Ähm....ja-a kommt rein."  Etwas benommen machte ich ihr Platz, woraufhin sie eintrat und mir dann in das zweite, kleinere Wohnzimmer folgte. Ich war froh, dass wir dafür nicht am großen Wohnzimmer vorbei mussten, denn das würde nur weitere Fragen geben und ehrlich gesagt hatte ich selbst genug Fragen.

Nervös knetete ich meine Hände, während ich Ana, so hatte ich sie früher immer genannt, zusah wie sie liebevoll die Schuhe von Hope auszog. Ana setzte Hope neben sich auf die Couch und gab ihr eine Barbie in die Hand mit der Hope anfing zu spielen. Ana sah auf und blickte mir direkt in die Augen. "Es tut mir leid Harry." flüsterte sie. Ich schnaubte verächtlich. "Was tut dir leid? Dass du mich einfach verlassen hast oder dass du mir erzählt hast, dass du unser Kind einfach abgetrieben hast, obwohl es nicht stimmt. Ist sie überhaupt mein Kind?"  "Natürlich ist sie dein Kind. Glaubst du etwa ich würde dich anlügen?"   "Dir traue ich inzwischen alles zu." zischte ich. Die Nervosität von vorhin war wie weggeblasen. Stattdessen spürte ich jetzt einfach nur Hass auf diese Frau vor mir.  "Haz es tut mir wirklich leid, aber ich musste es einfach tun." flehend sah sie mich an. In der Hoffnung irgendwo in mir Verständnis für ihr Verhalten zu finden.  "Nenn mich nicht Haz!" knurrte ich. "Warum musstest du es tun? Wurdest du dazu gezwungen?"  

"Nein, das nicht, aber...." sie hörte auf zu reden und sah auf den Boden. "Was aber? Gibs zu, du hast keine Ahnung warum du es getan hast."    "Doch." Ana holte tief Luft eher sie weiter redete. "Ich hab mich gefangen gefühlt. Eingeschlossen. Einerseits war ich froh, dass niemand von uns wusste und andererseits wollte ich es meinen Eltern sagen. Was hätte ich ihnen denn sagen sollen, wenn sie erfahren hätten, dass ich ein Kind bekomme. Hätte ich ihnen sagen sollen, dass ich es von einem Superstar bekommen? Und du warst nie da. Andauernd warst du auf Tour oder im Studio Lieder aufnehmen. Ich hab mich einsam und eingeschlossen gefühlt. Außerdem habe ich genauso wie du gewusst, dass wir es früher oder später Öffentlich machen mussten. Vor allem dann wenn das Kind da wäre. Spätestens bei der Geburt hätte es die ganze Welt mitbekommen. Stell dir vor wie wir belagert worden wären. Wir drei hätten nie draußen normal spazieren gehen können ohne von Fotografen belagert zu werden. Hope könnte nicht normal aufwachsen. Du weißt wie die Paparrazis Suri die Tochter von Katie Holmes und Tom Cruise belagert haben. Ich wollte das alles nicht. Ich hatte Angst davor. Ich wollte nicht die Kindheit von Hope zerstören nur weil ihr Dad berühmt war. Und ich selbst hatte Angst davor, daran kaputt zu gehen, dem Starrummel nicht stand halten zu könne. Aus diesen Gründen hab ich es getan. Deswegen hab ich mich dazu entschlossen." Auch wenn ich es nicht wollte und noch wütend und verletzt war, ich verstand sie. Ich verstand warum sie das alles getan hat. Sie wollte Hope einfach eine normale Zukunft bieten können.

"Und warum bist du wieder hier? Warum hast du dich um entschieden?"   "Ich hab dich vermisst und Hope hat oft nach ihrem Dad gefragt." flüsterte sie und sah mir hoffnungsvoll in die Augen. "Das hättest du dir früher überlegen sollen." zischte ich und sah sie sauer an. Es schmerzte so stark zu wissen, dass sie mich einfach angelogen hat. Mir das wichtigste in meinem Leben genommen hatte. Mich zumindest in dem Glauben ließ. "Harry ich -" Ana wurde von Hope, die von Couch rutschte und etwas wackelig auf mich zu steuerte, unterbrochen.

"Hope bleib hier." rief Ana, doch da stand Hope schon vor mir. Lächelnd streckte sie ihre zarten Arme nach mir aus. "Schoss bitte." jammerte sie, als ich nicht sofort reagierte. Unsicher hob ich sie hoch und setzte sie auf meinem Schoss ab. Ihre kleinen Finger griffen nach meinen Locken und spielte mit meinen Locken, während ich ihr einfach nur zusah. Ich wusste nicht wie ich mich gerade fühlen sollte. Wie fühlte man sich, wenn man Vater war? Für mich fühlte sich das alles so unwirklich an. Als wäre das alles nur ein Traum aus dem ich jeden Moment erwachen könnte.

Verlassen, verraten und verkauftWhere stories live. Discover now