Kapitel 10

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Die Sonnenstrahlen kitzelten meine Nase und langsam schlug ich die Augen auf. Das helle Licht blendete mich, sodass ich mehrmals blinzeln musste, bevor ich wieder klar sehen konnte. Ich kuschelte mich noch etwas in die warme Decke meines Bettes. Warte! Wie war ich hier her gekommen? Ich war doch oben auf der Terrasse mit...mit Zayn und wir haben geredet und dann....dann bin ich vor seinen Augen eingeschlafen. Mist. Warum musste ich genau vor seiner Nase einschlafen? Aber wie war ich dann hier runter gekommen? Er hatte mich doch nicht hier runter getragen oder? Nein bitte nicht. Er hatte mich angefasst und ich hatte es nicht gemerkt. Er...er hätte sonst was mit mir machen können. Ich bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken daran. Schnell blickte ich an mir runter. Erleichtert schnaufte ich aus. Ich hatte noch all meine Klamotten an, doch das hieß noch nichts.

Plötzlich klopfte es und Zayn streckte den Kopf bei der Tür rein. "Gut geschlafen?" "Ähm ja. Zayn? Wie bin ich ins Bett gekommen?"  "Na wie wohl. Ich hab dich runter getragen. Oben wurde es zu kalt und ich wollte dich nicht aufwecken."  "Und du-u hast mich nu-ur runter getragen o-oder?" stotterte ich. "Ja sicher. Was denkst du bitte von mir?" Zayn sah mich entsetzt an. "Nichts, sorry." "Was ist mit dir los? Ich meine du verhaltest dich als würdest du mit Mördern oder Vergewaltigern zusammen leben. Wir tun dir doch nichts. Also warum verhaltest du dich so...komisch?"  Genau vor dieser Frage hatte ich Angst. Was sollte ich darauf bitte antworten? Dass das an meinem Dad der mich schlägt und an meinem Ex-Freund Ben liegt? Damit ich mich noch verletzlicher ihnen gegenüber machte. Das würden sie nur ausnutzen so wie Harry es tat. Nein. Die einzige Möglichkeit...lügen und alles verleugnen. "Ich weiß nicht was du meinst. Ich bin einfach schüchtern."  "Das hat nichts mit schüchtern sein zu tun. Du hast Angst vor uns, obwohl du uns nicht einmal kennst. Und irgendetwas in mir sagt mir, dass du dich jedem Gegenüber so verhältst. Das ist nicht normal. Also was ist mit dir passiert, dass du so eine Angst vor uns hast."  "Das bildest du dir alles nur ein Zayn. Und jetzt lass mich in Ruhe." sagte ich. Doch er blieb stehen und sah mich durchdringlich an. Ich konnte ihm nicht länger in die braunen Augen sehen und blickte auf den Boden. "Bitte" fügte ich nach kurzer Zeit hinzu. Endlich drehte sich Zayn um und verließ mein Zimmer, rief mir aber noch zu, dass es Mittagessen gab, da ich so lange geschlafen hatte und somit das Frühstück verpasst hatte.

Eigentlich wollte ich liegen bleiben, aber vom vielen Liegen fing mein Rücken an zu Schmerzen. Deswegen beschloss ich aufzustehen. Ich huschte schnell ins Bad, zog mich um und Putze meine Zähne usw. Die normale Morgen Routine eines Mädchens eben. Das war aber dann schon das einzige normale in meinem Leben. Ich spazierte runter in die Küche und sah schon alle Fünf am Tisch sitzen und Essen. "Da bist du ja endlich. Niall hätte schon fast deinen Teller auch noch aufgegessen." witzelte Louis und grinste mich schief an. "Kann er ruhig machen. Ich hab keinen Hunger."   "Aber du hattest schon nichts zum Frühstück. Du musst was Essen." sagte diesmal Niall. "Ich hab einfach keinen Hunger. Lasst mich doch einfach."  "Aber-" fing Niall an wurde aber von Harry unterbrochen. "Wenn sie nicht will dann lasst sie doch einfach. Es ist ihre Entscheidung. Ihr seid nicht ihre Babysitter." In diesem Moment war ich  froh, dass ich Harry so egal war. Damit wusste ich wenigstens umzugehen. Meinem Dad war ich auch egal, daher kannte ich dieses Gefühl. Ich wusste wie es war, links liegen gelassen zu werden und ignoriert zu werden.  Aber die anderen. Sie sorgten sich irgendwie um mich und waren nett. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen musste. Ich konnte sie nicht durchschauen und wusste nicht was für eine Masche das war - Was sie damit bezwecken wollten und das war das Schlimmste. Die Unschuldig wirkenden sind immer die Schlimmsten. Am Anfang nett und lieb und dann aggressiv und gemein. So wie Ben. Nein. Denk nicht schon wieder an ihn, sagte ich zu mir selbst in Gedanken.

"Ich geh Duschen. Sagt mir jemand wo die Handtücher sind?" fragte ich die Jungs um sie und mich selbst abzulenken. Sie sahen mich alle außer Harry kurz an. Sie hatten wahrscheinlich meinen Blick bemerkt als ich kurz an Ben dachte. Dann begann Liam zu reden. "Im weißen Schrank vor dem Bad sind die Handtücher. Nimm dir einfach eins." erklärte mir Liam. "Danke" und damit verschwand ich, nachdem ich mir ein Handtuch genommen hatte, im Bad. (Bild rechts)

Ich vergewisserte mich nochmals, dass die Badezimmertür zugesperrt war und entledigte mich anschließend meiner Kleidung. Ein Blick in den Spiegel ließ mich erschauern. Mein ganzer Körper war von blauen Flecken und kleinen feinen Narben überseht. Am deutlichsten sah mein die etwas größere Narbe unterhalb meiner Rippen. Sie war erst 1 Monat alt und man sah die Nähte noch gut. Ich kam damals wie immer später Heim, da ich Arbeiten musste. Mein Dad war wieder einmal betrunken und sauer, da ich vergessen hatte, neues Bier einzukaufen. Er hatte mir vor Wut, eine bereits zerbrochene Bierflasche in den Bauch gerammt. Zwar nicht so fest, dass größere Schäden entstanden aber die Wunde musste trotzdem genäht werden. Mit Müh und Not und unter Schmerzen schaffte ich es dann selbstständig ins Krankenhaus, nachdem ich meine Wunde selbst Notdürftig versorgt hatte. Den Leuten im Krankenhaus erzählte ich, dass es ein mir unbekannter betrunkener Mann in einer Gasse war. Wieder eine Lüge. Jedem erzählte ich Lügen nur um den Mann zu schützen den ich über alles hasste. Aber warum tat ich das? Ich lügte nicht nur wegen ihm. Die Lügen bewahrten mich vor Mitleidigen blicken. Wenn niemand weiß wie mein Leben wirklich war, bemitleiden sie mich auch nicht. Warum auch? Dann bin ich für sie ein normales Mädchen. Ein Mädchen wie jedes andere. So wie ich schon immer sein wollte. Normal. Ich schluchzte. Schon wieder. Ich hasste mich dafür, wie nah ich am Wasser gebaut war.

Ich konnte den Anblick meines Körpers nicht mehr ertragen und blickte weg. Ohne nochmals in den Spiegel zu schauen stieg ich in die geräumige Dusche. Das warme Wasser prasselte auf meinen zarten Körper. Gänsehaut bildete sich überall, wo das warme Wasser meine Haut berührte. Ich genoss die Wärme. Bei uns zu Hause gab es oft nur kaltes Wasser für mich, da mein Dad immer so lange duschte und dadurch das ganze warme Wasser verbrauchte. Dagegen war das warme Wasser hier eine willkommene Abwechslung. Ich duschte ausgiebig und stieg erst aus der Dusche als meine Finger schon runzlig wurden.

Ich nahm das weiche Handtuch und trocknete mich ab. So blöd wie ich war hatte ich natürlich meine frische Wäsche im Zimmer vergessen. Ich wickelte das Handtuch, das mir nur bis zur Mitte der Oberschenkel ging, um meinen zierlichen Körper und trat, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass niemand im Flur war, aus dem Bad. Schnell huschte ich in mein Zimmer und sperrte die Tür hinter mir zu, damit niemand herein kommen konnte während ich mich umzog. Ohne mich im Zimmer umzusehen ging ich zum Schrank und wühlte in meinem Schrank, nach Bh und passendem Slip. "Von hier aus hat man eine Richtig gute Sicht auf deinen Arsch." Erschrocken für ich herum. Mitten im Raum stand Harry und grinste mich an. Instinktiv krallte ich meine Hände fester in mein Handtuch, damit ich es nicht verlor. Wie kam er hier rein? Es war doch abgeschlossen. Das hieß er musste wohl schon länger hier herinnen sein und mich beobachtet haben. Ein Schauder durchzog meinen Körper. Er kam Näher und Näher. Ich wollte ausweichen, stieß jedoch an die Wand des Schrankes. "Harry. R-raus." schrie ich, wobei meine Stimme kläglich versagte und nur ein Flüstern aus meinem Mund kam. Inzwischen stand Harry direkt vor mir und legte seine Hände Rechts und Links neben meinem zitterten Körper ab. Meine Atmung ging immer schneller und meine Hände krallten sich noch fester ins Handtuch. "Har-" begann ich wieder, wurde aber unterbrochen.

Harry legte seinen Finger auf meinen Mund und brachte mich dadurch zum Schweigen. "Shhh. Ich rede jetzt. Verstanden?" Als er mich wütend ansah, nickte ich ängstlich. "Gut. Also auf dem Bett liegt ein Kleid mit passenden High Heels und Schmuck. Das ziehst du heute an und mach dich hübsch. Wir gehen alle zusammen feiern." Er machte eine kurze Pause redete dann aber sofort weiter. "Übrigens siehst du NUR im Handtuch echt heiß aus." Er wollte mit seiner Hand über meinen nur vom Handtuch bedeckten Körper, fahren und mich küssen, doch ich hielt ihn mit meiner Hand fest. "Nicht." war das einzige, das ich heraus brachte. "Na gut. Später werden wir aber unseren Spaß haben. Da kannst du machen was du willst." Er drückte mir einen leichten Kuss auf die Wange und verschwand dann sofort aus meinem Zimmer. Ich ließ mich an der kühlen Schrankwand runter gleiten. Warum quälte er mich so?

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Und wieder ein neues Kapitel...omg schon das 10. Kapitel *o*

Danke für unglaubliche 34 Votes und 7 süße Kommentaren *O*
Würde mich freuen, wenn ihr trotzdem vl ein bisschen mehr Kommentiert?

Hoffe euch gefällt das neue Kapitel :-* ♥

Knuddel euch *~*

Kiss Nina ♥ :-*

Verlassen, verraten und verkauftWhere stories live. Discover now