Kapitel 4

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Endlich bin ich aus dieser U-Bahn raus. Wie ich es hasste U-Bahn zu fahren. Die vielen Menschen und das laute Gebrüll und Gedränge. Aber um Lilly wieder Mal zu sehen würde ich alles tun. Sofort als Dad und ich zu Hause ankamen, hatte ich mich umgezogen und mich auf den Weg zu Lilly gemacht. Sie musste mir unbedingt helfen.

Ich war nie gern unter Menschen oder mit Menschen zusammen in einem Raum. Und schon gar nicht redete ich mit Menschen. Aber bei Lilly war es anders. Sie war immer für mich da. Egal wie ich mich verändert habe. Sie war für mich da als ich noch fröhlich und aufgedreht war und auch jetzt wo ich so still und zurück gezogen war. Sie hat mich akzeptiert wie ich bin. Sie hat mich immer wieder aufgemuntert und mir immer wieder aufgeholfen wenn ich wieder gefallen bin. Sie ist mir bei jedem Schicksalsschlag zur Seite gestanden und dafür liebte ich sie. Sie war eine riesige Stütze für mich und ohne sie wüsste ich nicht was ich machen würde, denn dann hätte ich wirklich niemanden mehr. Ich musste ihr unbedingt von dem heutigen Tag erzählen. Vielleicht hatte sie eine Idee wie ich da raus kam. Mit diesem Jungen zusammen zu sein würde ich nämlich definitiv nicht überstehen.

Graue Wolken bedeckten den Himmel und es sah so aus als ob es jeden Moment anfangen würde zu regnen. Mir war das aber herzlich egal, da ich Lillys Haus schon sehen konnte und ich somit gleich bei ihr war.

Aufgeregt läutete ich. Ja ich war aufgeregt endlich wieder meine beste Freundin im Arm halten zu können. Im Haus hörte ich immer lauter werdender Schritte. Die Tür öffnete sich, aber nicht Lilly oder ihre Mum sondern ein wildfremder Typ noch dazu nur mit Boxershorts bekleidet. Er sah mir sehr nach Player bzw Bad Boy aus. Überall Tatoos und Pircings. Nicht dass ich etwas gegen Tatoos hatte, aber der Typ vor mir übertrieb Maßlos. Sofort überkam mich das Gefühl möglichst schnell von ihm Weg zu rennen, aber ich wollte ja zu Lilly, also musste ich wohl oder über mit ihm reden.  "Ähm ist Lilly da?" fragte ich darauf bedacht nicht zu ängstlich zu klingen, was mir sogar recht gut gelang.
Lässig lehnte er sich an der Türrahmen und musterte mich. "Ja in ihrem Zimmer." antwortete er nach einiger Zeit.

Ich huschte schnell an ihm vorbei und ging die Treppe rauf zu ihrem Zimmer. Ich war froh, dass dieser Typ mir nicht gefolgt war und auch keine weiteren Fragen gestellt hatte. Seit wann stand Lilly auf diese Art von Jungs, also Player, Bad Boys? Ich öffnete mit einem klopfen die Tür.
"Ich komm gleich Travis." hörte ich sie sagen als ich eintrat. Sie zog sich gerade ein gelbes T-Shirt an. Als sie sich umdrehte, wurde sie plötzlich etwas blass. Was war denn los? Freute sie sich nicht mich zu sehen? "Hey Amy." sagte sie leise. Was war nur los? Da ich fest davon überzeugt war, dass ich mir das nur einbildete, tat ich so als wär nichts.


"Hey Lilly. Ich brauch unbedingt deine Hilfe. Ich bin am verzweifeln. Ich hasse meinen Dad so sehr. Er kann mir das nicht an tun. Du musst mir unbedingt helfen." sprudelte es aus mir heraus. Normalerweiße war ich zurückhaltend, aber heute und jetzt ging das nicht. Ich musste das alles einfach loswerden und Lilly konnte ich vollkommen vertrauen.

"Amy. Ähm wir müssen reden." "Ja genau und zwar über mein Problem. Das ist echt wichtig."  "Nein nicht über dein Problem, sondern über ganz was anderes. Das ist für mich sehr wichtig."  "Na gut. Aber dann musst du mir helfen."

Lilly setzte sich aufs Bett und deutete auf den Platz neben ihr. Wiederwillig setzte ich mich neben sie.
"Ich weiß ehrlich gesagt nicht wo ich anfangen soll. Also der Junge der dir wahrscheinlich die Tür aufgemacht hat, heißt Travis und er ist seit einem Monat mein Freund. Er ist schon 24 und arbeitet als DJ in den angesagtesten Clubs in ganz London. Du weißt ja auch dass es mein größter Wunsch ist eine berühmte Sängerin zu sein und durch ihn hätte ich dazu vielleicht die Möglichkeit. Und wenn man berühmt werden will muss man sich aus der Menge herraus heben und etwas Besonderes sein. Man muss besondere Freunde haben, die selbst berühmt sind oder total cool sind und die einen nicht runter ziehen sondern einen strahlen lassen. Und so kommen wir zu dir. Du ziehst mich runter und hältst mich davon ab berühmt zu werden. Ich muss glänzen und du hältst mich davon ab, weil ich mir sonst immer Gedanken um dich mache. Und wenn ich mal berühmt bin und die dann heraus finden dass ich mit dir befreundet bin, ist das nicht gut für mein Image. Nebenbei passen wir sowieso nicht mehr zusammen. Ich meine ich sehe hammer geil aus und liebe Partys und du bist naja du und du redest nicht einmal mit Fremden. Also so leid es mir tut aber hier trennen sich unsere Wege. Ich kann dich einfach nicht mehr gebrauchen. Bitte geh jetzt und versuch nicht mich umzustimmen." Geschockt saß ich da und starrte sie nur an. "D-das ist d-doch nicht dein ernst o-oder?" stotterte ich vor mich hin. Ich konnte es nicht glauben. "Doch und jetzt geh." sagte sie ohne jegliche Emotion. War ich ihr egal? Ich sah keine Regung in ihrem Gesicht. Es war als würde ich sie nicht kennen und hätte sie nie gekannt. Ich konnte nicht länger in ihre kalten Emotionlosen Augen blicken.

Wortlos stand ich auf und rannte die Treppe runter. Hinter mir hörte ich ein männliches Lachen, wahrscheinlich von Travis...oder wie auch immer er hieß. Auch als ich aus dem Haus war hörte ich nicht auf zu rennen. Ich wollte nur so schnell wie möglich weg von hier. Weg von Lilly. Von diesem Erlebnis, diesem Schmerz.

Ich rannte in irgendeine Richtung wohin wusste ich nicht. In meinen Augen hatten sich schon längst Tränen gebildet, die langsam und qualvoll meine Wangen runter rannten. Die Tränen vernebelten mir die sich, sodass ich alles nur verschwommen sah. Ich erkannte den Piccadilly Circus und rannte in einer Seiten Straße weiter. Immer noch rennend stolperte ich plötzlich über meine eigenen Füße und fiel. Eine Schmerzwelle durchfuhr meinen Körper. Mein rechtes Knie war komplett offen und brannte höllisch. So schmerzhaft diese Schmerzen auch waren, waren sie nichts im Vergleich zu den Schmerzen in meinem Herzen. Es fühlte sich an, als hätte jemand mehrmals mit einem Messer in mein sowieso schon kaputtes Herz gestochen. Einfach nur furchtbar. Ich kannte dieses Gefühl schon und trotzdem war es jedes Mal noch schlimmer. Warum tat sie das? Wusste sie nicht wie sehr sie mich damit verletzte? Wie wichtig sie mir war?  Sie sah so emotionslos aus. Als hätte ihr unsere Freundschaft gar nichts bedeuten. Als wäre ich ihr egal. Das war ich ihr auch wahrscheinlich. Aber warum so plötzlich. Es war doch alles okay. Oder? Ja sie hat sich äußerlich stark verändert aber dass sich ihr Charakter auch verändert hatte war mir nicht aufgefallen. Aber ich konnte es ihr nicht über neben. Ich hatte mich schließlich auch stark verändert, aber ich hatte meine Gründe.

Wenn ich sie wäre, hätte ich auch den Kontakt zu mir abgebrochen. Ich meine wär will schon was mit mir zu tun haben? Niemand! Nicht einmal meine Mutter wollte es. Und so wie ich jetzt war, verstand ich sie noch mehr. Mit mir will man nicht befreundet sein und ich eigentlich auch mit niemandem. Da wird man sowieso nur verletzt. Selbst von den Personen, bei denen man dachte sie sind immer für einen da.

Inzwischen hatte es angefangen zu regnen. Was für ein Zufall. So etwas konnte auch nur mir passieren. Mir soll's recht sein. So konnte niemand die Tränen die pausenlos meine Wangen runter rollten sehen.

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 Schon wieder ein neues Kapitel :)
Hoffe es gefällt euch ♥ Dieses hier gefällt mit wesentlich besser als das Kapitel davor. Hoffentlich euch auch.

Vielen Dank für 5 votes *-* Geht noch mehr? Würde mich freuen. ♥

Vielleicht das ein oder andere Kommentar wär auch toll :-*

Kiss Nina ♥ :-*

Übrigens noch ein großes Dankeschön an Lejla_Tomlinson für zwei Kommentare in Folge. :-* ♥

Verlassen, verraten und verkauftWhere stories live. Discover now