20. panic

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Wir sitzen da und schauen schweigend den Wald vor uns an. ich will die Stille nicht brechen und Theo scheint in Erinnerungen zu schwelgen. 

Ich blicke ihn kurz an und verspüre eine Welle von Sympathie. Theo hat auf eine grausame Art und weisse seine ganze Familie verlosen, dass verdient keiner. Ich weiss wie es ist jemanden für immer zu verlieren denn man unglaublich liebt. 

Man fühlt sich verzweifelt, weil man weiss das es nichts auf der Welt gibt das sie zurück holen wird. Das Herz schmerzt bei jedem Gedanken an sie und bei jedem Moment bei dem sie nicht dabei sind. Die Leere, von der Theo geredet hat, kenne ich sehr gut. Es gibt nichts was sie jemals füllen wird. 

Meine Gedanken schweifen zu meinem eigenen Schicksal. Was wird mich bei Brios und seinem Vater erwarten? Diese Ungewissheit bringt mich noch um! Sie frisst mich von innen heraus auf.

"An was denkst du?" Überrascht blicke ich in Theo's Richtung. "So viele Gedanken die mich plagen." Ich seufze laut auf und streiche mir eine Haarsträhne hinters Ohr.

" Du hast Angst, das verstehe ich. Du musst nur einige Tage bei Brios überleben, bis ich mir einen vernünftigen Plan ausgedacht habe." Ich horche bei seinen Worten auf. "Du meinst aushalten oder?" Panisch blicke ich ihn an. Theo sieht mich mitleidig an. "Ich kann versprechen dich zu befreien, aber ich kann nicht versprechen das er dich am leben lässt." 

Ich starre ihn fassungslos an. Blanke Panik fühlt meinen Körper und lässt mich frösteln, obwohl es relativ warm in der Sonne ist. Von töten war nie die Rede. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich bis jetzt geweigert darüber nach zu denken was passieren könnte.

"Das wird er doch nicht ernsthaft machen oder? Ich meine ich werde ihn sicher nicht verärgern." Ich spiele nervös mit dem Armand, welches ich immer trage. "Das ist schon mal ein guter Anfang, kleine Maus." Langsam steht er auf und streckt sich. 

Ich kann nicht glauben wie kalt es ihn lässt. 

"Du solltest dich langsam bereit machen, es wird bald Zeit." Mit diesen Worten geht er wieder ins Haus und lässt mich alleine zurück. 


Theo's Sicht:

Ich gehe wieder rein um eine Beutelblut zu trinken bevor wir gehen. Gleichzeitig versuche ich etwas runter zu kommen dass Gespräch über meine Familie hat mich ziemlich aufgewühlt. 

Ich habe noch nie jemandem meine ganze Geschichte erzählt, keine Ahnung wieso es bei Emy anders war. Vielleicht, weil sie weiss wie es sich anfühlt. Sie kennt den Schmerz und die Leere in einem. 

"wir müssen los." Sage ich als Emy aus dem Garten kommt. Sie nickt schweigend. "Bist du soweit?" Wieder ein Nicken. Schweigend ziehen wir Schuhe und Jacken an. Ich schnappe mir meine Autoschlüssel und öffne die Haustür. 

Der Kies unter unserer Füssen knirscht bis wir vor dem Wagen zum stehen kommen und einsteigen. 

Irgendetwas hindert mich daran den Wagen zu starten. Emy sieht mich fragend an. "Wieso fährst du nicht los?" Ich zucke mit den Schultern und starte seufzend das Auto. Ich wünschte das ich sie jetzt einfach nach Hause fahren könnte, aber das geht nicht. Brios würde sie sofort finden. Damit hätte ich ihr auch keinen Gefallen getan. 

Die Fahr vergeht schweigend bis ich auf der Einfahrt von Bruno zum stehen bleibe. Das wars dann also.


Emy's Sicht:

Theo hält den Wagen an und steigt aus. Ich bleibe noch eine Weile sitzen und versuche die aufkommende Panik zu unterdrücken. 

Ich kann nicht glauben das ich wirklich zu diesem Brios gehen muss. Es fühlt sich so an als wäre ich in einem nicht enden wollenden Albtraum gefangen. 

Mit zitternden Fingern öffne ich die Tür und steige ebenfalls aus. Ich bleibe vor Theo stehen und schaue ihn an. "Ich weiss das du Angst hast, aber du musst durchhalten. Tue einfach was er verlangt und mach ihn nicht wütend." Ich nicke nur. "Bist du so weit?" Ich lache freudlos auf. "Nein, aber was ändert das an der Situation." Theo nickt wissend. 

Je näher wir dem Eingang kommen desto panischer werde ich. Ich spüre die Panik bis in meine Knochen, alles in mir sträubt sich weiter zu gehen. 

Ganz plötzlich bleibe ich stehen und greife nach Theo's Hand. Dieser dreht sich fragend zu mir um. Ich schaue ihn mit Tränen in den Augen an. "Ich will das nicht, bitte Theo." Meine Stimme ist nichts weiter als ein Flüstern. Seufzend dreht er sich zu mir um. "Ich weiss. Aber wenn du nichts gehst, machen wir es nur noch schlimmer. Er wird kein Erbarmen haben." Theo nimmt mich vorsichtig in den Arm und drück mich an sich. Ganz sanft, so als hätte er Angst mich zu zerbrechen. 

Ich schmiege mich eine Weile an ihn bis mir bewusst wird was ich da tue. Schnell stosse ich ihn von mir und wische die übrigen Tränen weg. "Bringen wir es hinter uns." Theo nickt und geht die letzten Meter bis zur Tür, gefolgt von mir. 

Am liebsten würde ich weit weg rennen, aber wir wissen alle das ich nicht sehr weite kommen werde. 

Liebe mit BissWhere stories live. Discover now