19. he's past

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Ich werde wach, weil Theo an meinem Arm rüttelt. Verwirrt blinzle ich und starre ihn aus müden Augen an. "Steh auf, du musst dich bereit machen." Er verlässt wieder das Zimmer und lässt mich alleine zurück. Seufzend lasse ich mich zurück auf die Kissen fallen. 

Ich kann ich euch gar nicht beschreiben wie sehr ich mich vor dem Treffen mit diesem Brios fürchte. 

Nach einigen Minuten stehe ich auf und gehe ins Bad um mich frisch zu machen.

Ich laufe die Treppen runter und dann in die Küche wo Theo bereits Frühstück gemacht hat. "Setzt dich." Sagt er und legt zwei Teller gefüllt mit Eiern, Speck und Kartoffeln auf den Tisch. "Du wirst die Energie brauchen, also iss alles auf." Ich setze mich hin und betrachte das Essen. Eigentlich habe ich rissen Hunger, aber mein nervöser Magen weigert sich etwas anzunehmen. 

Unter Theo's strengem Blick schaffe ich es jedoch einige Happen zu essen. 

"Du musst alles aufessen, vorher verlassen wir das Haus nicht." Er steht auf um seinen leeren Teller in die Spülle zu legen. Seufzend schiebe ich mir noch eine Kabel Kartoffeln in den Mund. "Ich kann nicht mehr. Ich habe einfach keinen Apetit." Theo setzte sich wieder mir gegenüber. "Iss auf, stell dich nicht so an." Wütend blicke ich ihn an. "Du könntest auch nicht essen wenn dich jemand zu zwei Psychopathen bringen würde." Sauer schiebe ich den halbleeren Teller weg und stehe auf. 

Der kann mich mal, was denkt er wer er ist. 

"Du musst nicht gleich beleidigt davon laufen, du bist kein kleines Kind mehr." Höre ich ihn rufen, was mich nur noch mehr auf die Palme bringt. Vielleicht hat er Recht, aber so bin ich nun mal, ich laufe vor meinen Problemen weg.


Ich entscheide mich dazu in den Garten zu gehen. Draussen scheint die Sonne was meine Stimmung etwas hebt. Ich setzte mich auf einen Stuhl und lausche in den Wald. Ich kann einige Vögel zwitschern hören, irgendwo in der Ferne ist ein Specht zu hören wie er einen Baum bearbeitet und direkt vor dem Zaun, der sich um das ganze Haus erstreckt, steht ein Reh und beobachtet mich aufmerksam.

Vor Schock scheint es sich nicht zu bewegen. Es inspiziert mich ganz genau, versucht abzuschätzen ob ich eine Gefahr darstelle. Fasziniert vom wunderschönen Tier vergesse ich für einen Augenblick alle Sorgen. Bis dieser Idiot plötzlich die Tür aufmacht und das Reh in die Flucht jagt. "Toll, jetzt hast du das Reh verscheucht." Ich drehe mich zu Theo um und sehe ihn wütend an. Er hebt abwehrend die Hände. 

Ohne ein weiteres Wort setzt er sich neben mich und schaut ebenfalls nach vorne. 

"Du hast mich mal gefragt was mit meiner Familie passiert ist." Fängt er plötzlich an. Überrascht schaue ich in seine Richtung. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.

Theo fährt fort. "Wir haben in einem Haus in der Stadt gelebt. Meine Eltern haben sich an die Menschen angepasst. Ich hatte einen älteren Bruder, David. Leider hat sich mein Vater mal Geld geliehen, von zwei Männern die ihm eine Frist gegeben haben, bis wann sie es zurück haben wollen." Er macht eine kurze Pause und sieht hoch zum Himmel. Das mache ich auch immer wenn ich an meine Eltern denke.

"Natürlich konnte er das ganze Geld nicht auftreiben. Deswegen standen eines Tages diese Männer vor unserer Haustür. Aus der Verzweiflung heraus, befielen meine Eltern David, mit mir zu flüchten. Er brachte mich hier hin und zog mich gross. Als ich alt genug war, erzählte mir mein Bruder die ganze Geschichte." Aus dem Augenwinkel sehe ich wie er sich eine Träne wegwischt.

Ein Kloss bildet sich in meinem Hals, ich spüre das es nicht die ganze Geschichte ist. "Was ist mit deinem Bruder passiert?" Frage ich mit zitternder Stimme.

"Als ich, einige Jahre später, aus der Schule kam, war die Haustür offen. Sofort kam mir die ganze Situation komisch vor, mein Bruder würde die Tür nie offen lassen. ALs ich das Haus betreten habe, lag David tot auf dem Boden, unter ihm eine Pfütze aus Blut. Sie haben ihn umgebracht und mir somit meine ganze Familie genommen." 

Mit Tränen in den Augen stelle ich ihm eine Frage die auf meiner Zunge brennt. "Was ist mit dir, wieso haben sie dich am Leben gelassen?" Theo sieht hoch in den Himmel.

"Sie wussten, und wissen es bis heute nicht, dass ich existiere." Sagt er und wischt sich die Tränen weg. "Manchmal wünsche ich mir sie hätten mich damals auch umgebracht. Dann müsste ich wenigstens nicht mit diesem Schmerz, dieser Leere leben." 

Ich schweige, ich weiss genau wie er sich fühlt. Nichts was ich sagen werde würde ihm helfen. 

Liebe mit BissWhere stories live. Discover now