16. promise

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Nach dem wir unsere Schuhe angezogen haben, steigen wir in Theo's Auto ein. Er startet den Wagen und fährt los. Ich schaue aus dem Fenster und frage mich wohin er mich jetzt schon wieder bringt. Da er meinte es sei eine Überraschung gehe ich davon aus das es etwas gutes ist. 

"Wo bringst du mich hin?" Frage ich nach einer Weile und sehe Theo von der Seite an. "Siehst du gleich." Augenverdrehend wende ich den Blick wieder von ihm ab. 

Mit jedem Meter den wir hinter uns lassen, steigt die Aufregung in mir. Ich weiss nicht ob vor Freude oder Angst. Als er in meine Stadt fährt, fällt mir fast die Kinnlade runter. Er wird mich doch nicht wirklich nach Hause bringen, oder? Mit weit aufgerissenen Augen starre ich Theo an, der mit neutralem Blick stur gerade aus staut. "Wieso sind wir hier?" Will ich sofort wissen. "Ich habe darüber was du gesagt hast, nachgedacht. Du verdienst es dich von deiner Grossmutter zu verabschieden."

Ungläubig schaue ich ihn an. Und ich dachte das er endlich mal zur Vernunft gekommen ist, und mich gehen lässt. "Das meinst du nicht ernst, oder?" Theo sieht mich verwirrt an. Er scheint das Problem nicht zu sehen. "Ich dachte ich darf wieder nach Hause. Was habe ich bitte davon wenn ich mich verabschiede? Du Monster, hast du den gar keine Gefühle?" Ich merke wie mir wieder Tränen in die Augen steigen, die ich mühsam versuche weg zu blinzeln. 

Theo spannt seinen Kiffer an. "Das ist schon sehr grosszügig was ich dir an bitte, sei nicht so undankbar." Ich lache freudlos auf. "Du kannst mich mal!" Frustriert lege ich mein Gesicht in meine Hände. 

Was soll ich nur tun?

Als er in unsere Einfahrt fährt, kann ich meine Tränen nicht länger zurückhalten. Alle Erinnerungen kommen wieder hoch und lassen mich aufschluchzen. Theo neben mir verdreht nur die Augen und steigt aus.

Mit wackligen Beinen laufe ich auf die Tür zu, dicht gefolgt von Theo versteht sich, und atme tief ein und aus. An der Tür hängt ein grosses Plakat mit meinem Gesicht drauf wo steht das ich vermisst werde. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie verzweifelt meine Grossmutter sein muss. 

Ich strecke meine Hand aus und klingle. "Wenn sie nicht da ist, hast du Pech gehabt." Sagt Theo gleichgültig. Am liebsten würde ich mich umdrehen und ihn erschlagen. "Halt die Klappe." zische ich sauer. 

Nach einigen Minuten wird die Tür von meiner Grossmutter aufgemacht. Als sie realisiert wer vor ihr steht, fühlen sich ihre Augen mit Tränen. "Emy, bist du es wirklich?" Fragt sie mit tränenerstickter Stimme und zieht mich in eine feste Umarmung. "Ja Oma, ich bin es." Auch ich weine bittere Tränen und kralle mich an ihr fest wie ein Ertrinkender. 

Ich schliesse meine Augen und versuche mir ihren Duft, ihre Stimme und ihre Umarmung einzuprägen. Mir ist bewusst das ich sie jetzt zum letzten Mal sehen werde. Diese Tatsache lässt mich aufschluchzen. 

"Beruhige dich, alles wird gut. Jetzt bist du ja wieder hier." Ich kneiffe meine Augen zu und versuche mir einzubilden das sie Recht hat. "Und Sie müssen der Held sein der meine Enkelin gefunden hat." Meine Grossmutter löst sich von mir um Theo anzusehen. "Nein, ich wollte nur das sie sich verabschiedet." Ganz plötzlich wird es ruhig. 

Meine Grossmutter sieht ihn verwirrt an und wendet sich dann an mich. "Wie meint er das, Liebes?" Will sie schon fast panisch wissen. "Er nimmt dich mir doch nicht wieder weg?" Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und nehme ihre Hände in meine. "Doch Oma, dass tut er. Aber keine Sorge, mir geht es gut. Wir werden uns ganz bald wieder sehen." Ich weiss nicht ob ich mich selbst oder meine Oma versuche zu überzeugen. 

Meine Oma lässt plötzlich meine Hände los und dreht sich ruckartig zu Theo um, der unbeteiligt daneben steht. "Wenn Sie sich von meiner Enkelin nicht fernhalten, werde ich die Polizei rufen! Machen Sie das Sie verschwinden!"  Ich habe meine Grossmutter noch nie so laut erlebt. 

Theo sieht sie überrascht an, fasst sich jedoch schnell wieder. "Sie haben keine Ahnung." Lacht er und greift plötzlich nach meiner Hand. "Wir müssen los." Sagt er anschliessend und sieht mich streng an. "Lassen Sie Emy sofort los!" Meine Oma zieht mich aus dem Griff von dem Psychopathen und schiebt mich hinter sich. "Emy wird mit kommen, ohne widerrede. Dann wird auch keiner verletzt." Seine drohende Stimme lässt mein Blut in den Adern gefrieren. 

"Liebling, du musst wirklich nicht mit. Ich werde gleich die Polizei rufen." Meine Grossmutter sieht mich liebevoll an und drückt mich an sich. Mit Tränen in den Augen schaue ich sie an. "Du verstehst das nicht, dass alles ist so absurd und kompliziert. Die Polizei kann nichts tun. Lass mich gehen, ich verspreche das ich eines Tages zurück kommen werde." Den letzten Satz flüstere ich, weil ich keine Kraft mehr habe. 

Ich weiss, dass ich dieses Haus wahrscheinlich nie wieder betreten werde, sollte ich es nicht schaffen zu entkommen. Und trotzdem kann ich sie nicht mit dem Gedanken zurück lassen, dass sie mich zum letzten Mal sieht. 

"Wir müssen wirklich los." Mischt sich Theo wieder ein. Meine Grossmutter ignoriert ihn und nimmt mich weinend in den Arm. "Ich hab dich so unfassbar lieb, meine Kleine." Ich drücke mich so fest an sie das kein Blatt mehr zwischen uns passt. "Ich habe dich auch lieb, Oma." Eine Weile lang verharren wir so, bis Theo mich am Arm packt und weg zerrt. 

"Vergiss nicht was ich dir versprochen habe." Rufe ich meiner Grossmutter zu bevor das Monster mich ins Auto drückt und die Tür zu knallt.

Ich lehne meinen Kopf an die kalte Scheibe und sehe meiner Oma und meinem Zuhause nach bis wir um die Ecke biegen. 

Theo sagt die ganze Fahrt über nicht, worüber ich unglaublich froh bin. Seine Stimme zu hören habe ich gar keine Lust.

Liebe mit BissWhere stories live. Discover now