1. strange boy

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Der Regen prasselt unaufhörlich auf mein Fenster nieder und lässt mich entspannen. Ich seufze frustriert auf. Mathe war noch nie meine Stärke. Ich lege den Stift nieder und sammle die Schulsachen zusammen. Lernen kann ich später, jetzt habe ich einfach keine Motivation dafür. 

Daniela würde mich mit strengem Blick ansehen und mich zwingen weiter zu machen. Sie hat es leicht, immer macht sie gute Noten in Mathe und muss sich nicht mal grosse Mühe geben. Das Leben kann so unfair sein. 

Ab Tagen wie diesen würde ich mich am liebsten unter der Decke verkriechen. 

Ich kann mich noch daran erinnern wie sehr mein Vater Regentage gehasst hat und wie sehr meine Mutter sie geliebt hat. Bei den Gedanken an meine Eltern schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen. Ich vermisse schrecklich, auch wenn so viele Jahre vergangen sind. 

Hätte ich Dani nicht versprochen mit ihr Shoppen zu gehen, würde ich mir jetzt irgendeinen Film anschauen während ich es mir auf dem Sofa gemütlich mache.

"Oma." Rufe bevor ich in die Küche laufe. "Ja mein Liebling, was ist den?" Mit einem Lächeln dreht sich meine Grossmutter zu mir um und sieht mich fragend an. "Ich treffe mich mit Daniela, ist das in Ordnung?" Meine Oma nickt lächelnd. "Komm nicht zu spät nach Hause." Ruft sie mir beim verlassen der Küche nach.

Ich schreibe meiner besten Freundin noch schnell eine Nachricht das ich los laufe und ziehe dann Schuhe und Jacke an. Bevor ich das Haus verlasse, schnappe ich mir noch einen Regenschirm und trete dann in die Kälte. 

Da es bis zum Einkaufszentrum nicht weit ist, entscheide ich mich dazu zu laufen.

Da wir seit ich denken kann in dieser Gegend leben, kenne ich den Ort in und auswendig. Ich liebe unsere kleine Stadt und könnte mir gar nicht vorstellen wo anders zu leben.

Als ich bei der Schule vorbei laufe, sehe ich einen jungen Mann der an einem Baum angelehnt steht und mich intensiv mustert. 

Unbehagen macht sich in mir breit. Schnell ziehe ich mir die Kapuze auf den Kopf und beschleunige meine Schritte.

Der Fremde trägt nur ein Shirt obwohl es draussen ziemlich kalt ist. Ausserdem sind seine Haare vom Regen nass, was ihn nicht gross zu stören scheint. Verwirrt laufe ich mit schnellen Schritten an ihm vorbei und biege dann rechts ab. Immer wieder vergewissere ich mich das er mir nicht folgt.

Erst als mir die Warme Luft im Einkaufszentrum entgegen schlägt, kann ich mich entspannen. 

Sowas komisches habe ich noch nie erlebt. 

Ich laufe zu unserem Treffpunkt und kann schon von weitem eine grinsende Daniela sehen. "Da bist du ja endlich." Sagt sie und zieht mich in eine Umarmung.  "Entschuldige das du warten musstest." Sie winkt lächelnd ab und zieht mich bereits in den ersten Laden.

"Ich brauche dringend ein Outfit, du weisst doch das ich morgen ein Date mit Janosh habe." Schwärmt sie und nimmt ein schwarzes Kleid um es zu inspizieren. 

Ich nicke abwesend da ich in Gedanken bei diesem komischen Mann bin. Wieso hat er mich so angestarrt? War es Zufall und er wartet eigentlich nur auf jemanden? Vielleicht bin ich ihm ja bekannt vorgekommen, ja genau das muss es gewesen sein. 

"Hörst du mir eigentlich zu?" Fragt Daniela plötzlich und schnippst mit ihren Fingern vor meinem Gesicht rum. Ich zucke zusammen und blinzle sie verwirrt an. "Entschuldige, ich war ihn Gedanken." Sage ich schulterzuckend. Daniela schüttelt schmunzelnd den Kopf und hält mir zwei Oberteile hin. "Welches findest du besser?" Fragt sie und schaut sich die Kleidungsstücke noch mal an. "Das blaue." murmle ich was meine beste Freundin mit einem Lächeln quittiert.

Obwohl ich versucht habe mich zu beruhigen, will das nicht so gut funktionieren. 

Liebe mit BissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt