Ferien/ Hölle auf dem Bauernh...

By FlyingMonkey1004

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Yoo Youngjae, der Sohn eines Multimilliardärs, wird als Bestrafung für sein arrogantes Verhalten in den Somme... More

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Ein "schöner" Morgen
Daehyuns Freundin
Ich lebe... NOCH!!!
Mein Opfer...
The Final Countdown
Ich hasse ihn trotzdem...
Sound of Silence
Chasing Bunnys
Just one last day
Daedae...
Eodini? Mwohani? Neon jal jinaeni?
Prinz und Bettelknabe, oder auch nicht...
Das Vergnügen und der Realismus
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Die Ruhe vor dem Sturm?
Viel Lärm um Nichts
Some things are meant to be
Tick Tock Goes The Clock
Unconditional (Love)

Wild World

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By FlyingMonkey1004


Danke nochmal, für die Unterstützung dieses Projektes. Wie schon erwäht, hatt ich unheimlich viel Spaß über Youngjae und Daehyuns Leben und Beziehung zu schreiben. Jede meiner Geschichten ist wie ein Kind, dass ich großziehe und ich bin immer ein bisschen traurig, wenn das letzte Kapitel hochgeladen wird und die Geschichte damit endgültig abgeschlossen ist.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die eifrig kommentiert, gelesen und gevotet haben. Eure lieben Kommentare und eure Unterstützung haben mir auch in Zeiten einer Schreibblockade unglaublich weiter geholfen. Auch möchte ich mich für eure unendliche Geduld mit mir bedanken. Ich weiß, dass es nicht unbedingt einfach war, der Geschichte zu folgen, auf Grund der großen Pausen zwischen den Upload zeiten. Dennoch, habt ihr weiter gelesen und nicht die Geduld verloren, wie ich es schon längst getan hätte^^

Danke also, an euch alle, dass ihr diese Geschichte bis zum Schluss gelesen habt. Ich hoffe ihr hattet ebenso viel Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben und vielleicht liest man ja in einer anderen Geschichte voneinander!


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Es war ein regnerischer Sonntagmorgen, als ich die Nachricht bekam. Ich war gerade auf meinem Weg zu Daehyuns Penthouse, Daedae an meiner Seite, als mein Handy vibrierte. Himchan hatte mir eine liebliche Nachricht geschickt, die lautete:

>> Sind jetzt international im Rennen. <<

Ich hielt kurz die Luft an und stieß sie dann langsam wieder aus. Wir hatten es also geschafft. Das YooKim Imperium hatte sich auch in den ausländischen Märkten einen Namen gemacht. Himchan und ich hatten unser eigenes Großunternehmen gegründet.


„Das heißt du wirst jetzt viel unterwegs sein."

Daehyun sagte das neutral, ohne Vorwurf oder sonst was in der Stimme. Dennoch runzelte sich meine Stirn missfällig. Ich würde jetzt sicher nicht um die Welt tigern und Daehyun hier alleine lassen. Und mitnehmen konnte ich ihn ja wohl schlecht.

„Natürlich nicht."

Daehyun hob überrascht die Brauen und legte leicht den Kopf schief.

„Himchan kann das machen. Er reist sowieso viel lieber als ich. Er denkt, dass ihn das zu einem Mann von Welt macht oder so."

Ich grinste leicht in mich hinein bei dem Gedanken wie Himchan jedes Mal aus einem Privatjet stieg als ob anstelle der mickrigen zwanzig, hundert Kameras auf ihn gerichtet wurden. Daehyuns Miene war ernst und seine Augen wanderten suchend über mein Gesicht.

„Youngjae... ich will nicht zwischen dir und deinen Geschäften stehen-..."

„Was du auch nicht tust", unterbrach ich ihn und blickte ihn eindringlich an.

Ich wusste das sich Daehyun insgeheim freute, dass ich ihn über die wichtigen Meetings und Konferenzen stellte. Und natürlich freute es mich, dass es ihn freute. Und damit war das auch geklärt.


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Eine Sache, die mir ein wenig gegen den Strich am verliebt sein – und ich benutze dieses Wort nur in Ermangelung eines Besseren - ging, war das konstante Verlangen nach Berührung, nach Nähe. Ich selbst habe mich nie für einen körperlichen Menschen gehalten. Eher das genaue Gegenteil. Natürlich, wurde ich eines anderen belehrt, sobald sich Daehyun bei uns häuslich eingerichtet hatte.

Es kam peinlich oft vor, dass ich meine Unterwäsche selbst waschen musste, oder die Bettlaken. Und die Erkenntnis, dass selbst ich manchmal nur ein einfacher Mann mit einfachen Bedürfnissen war, war mehr als nur niederschmetternd. Vor allem da ich mich selbst immer eher als Sherlock Holmes im vergleich zum Rest der Welt gesehen hatte.

Tja... dank gute Schulung habe ich aber auch diese existentielle Krise bewältig und fand mich gleich vor einer noch größeren. Wenn der Gedanke an Daehyun vorher schon mehr in mir bewirkt hatte als ich zugeben wollte, so war es jetzt nahezu unerträglich. Denn jetzt konnte mich wohl nichts davon abhalten besagte Gedanken auch wahr werden zu lassen.

Ich weiß nicht ob Daehyun und ich zu schnell mit unserer Beziehung voranschritten, aber um ehrlich zu sein kümmerte uns das einen feuchten Dreck. Wir waren beide junge Männer, wir hatten nichts zu verlieren.

Anfangs waren es nur wandernde Hände die die Haut, Muskeln und Knochen des jeweils anderen abtasteten. Natürlich reichte das irgendwann nicht mehr. Zögerte ich Anfangs noch ein wenig, immerhin würde ich damit nun endgültig dem Sherlock Holmes Bild von mir Lebewohl sagen, so wurde es immer schwerer den hämmernden Gedanken in meinem Kopf zu widerstehen.

Ich war keine Jungfrau mehr. Seo – hyeon und ich hatten unsere Momente. Sie, weil sie wollte. Ich, weil ich es als Pflicht, als Punkt auf der Tagesliste sah um die Beziehung in Takt zu halten.

Mit Daehyun war das aber etwas ganz anderes. Es war nicht geplant.

Wie so oft, befand ich mich in Daehyuns Penthouse. Nach Hause kam ich eher selten. Was sollte ich dort auch. Dort gab es keinen Daehyun und inzwischen auch keinen Daedae mehr, da ich ihn immer gleich bei Daehyun ließ. Und wie so oft konnten wir nicht die Hände voneinander lassen.

Dieses Mal aber war anders. Dieses Mal, schien eine unsichtbare Barriere zwischen uns gefallen zu sein, denn als Daehyun mich atemlos mit halbgeschlossenen Augen fragend Anblickte, nickte ich und folgte ihm in das geräumige Schlafzimmer.

Es tat weh und ich könnte mir nie vorstellen, das mit jemand anders zu tun. Doch weil es Daehyun war, der versuchte sanft zu sein, weil es Daehyun war, der es schaffte selbst dann noch sein Lächeln zu Lächeln während ich schon nicht mehr ansprechbar war, gerade weil es Daehyun war, war es wunderschön.


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Die Tage wurden heller. Die Grauen Wolken welche eisern über mehrere Wochen hinweg über der Stadt gehangen hatten, traten langsam und widerwillig den Rückzug an. Heute war einer der seltenen Tage, in denen es gerade warm genug war um mit einer dicken Jacke im Freien zu sitzen ohne zu Erfrieren.

Ich atmete genüsslich die kühle frische Luft ein und beobachtete Daedae, welcher einen aufgebrezelten Pudel in einen Ententeich jagte. Inzwischen war der Gute schon ausgewachsen und übertraf sogar ein kleines Kalb an Größe. Ich hatte es mir angewöhnt ihn von Zeit zu Zeit mit in mein Büro zu nehmen um besonders hartnäckige Klienten einzuschüchtern. Und ich muss sagen, er erledigte seinen Job überraschend gut.

Eine Spur väterlichen Stolzes keimte in mir auf, als ich nach unvoreingenommener Beobachtung feststellte, dass er mit Abstand der schönste Hund auf diesem Planeten war.

„... ist unmöglich, damit wird er wohl kaum genug Einnahmen haben. Ein Geschäftslokal direkt im Stadtzentrum wäre viel ertragreicher."

Himchan gab ein imposantes Bild ab, mit seiner geradeso lässigen Haltung und dem aufgerichteten schwarzen Mantelkragen. Er blickte Daehyun ernst und durchdringend an. Yongguk hatte vor sein eigenes Tattoostudio zu eröffnen und blickte sich nach einem passenden Raum für sein Vorhaben um. Aufgrund der höheren Miete im Zentrum der Stadt ist es einem Studenten wie ihm natürlich nicht möglich die Miete dort zu bezahlen. Eine Tatsache, die Himchan scheinbar nicht verstehen wollte.

Mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht, lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück und beobachtete Daehyun, wie er versuchte seinen amüsierten Blick hinter einer Tasse zu verstecken.

„Auch die Kunden sind im Stadtzentrum sicher weniger zwielichtig, als in den Randgebieten... wobei Yongguk sich da sicher gut einfügen würde- aber der Punkt ist, dass er ökonomisch denken muss. Wenn er wirklich will, dass sein Geschäft floriert-..."

„Ich werde ihm das auf jeden Fall ans Herz legen Himchan- oder besser noch, wie wärs, wenn du ihm bei der Suche eines passenden Geschäftslokals hilfst."

Jetzt hatte auch ich mühe ernst zu schauen. Die Vorstellung wie der zugegebenermaßen zwielichtig anmutende Yongguk, mit dem pikfeinen Himchan durch die Straßen wanderte und einen passenden Ort für ein Tattoostudio aussuchte, war auch einfach zu abstrakt. Himchan stockte kurz und überlegte kurz.

„Ja... wahrscheinlich wäre das am besten. Ich schicke dir meinen Terminkalender, damit du mit Yongguk ein Treffen vereinbaren kannst-..."

„Daehyun ist nicht deine Sekretärin Himchan", schaltete ich mich ein, als ich an Himchans verplante Tage dachte.

Da ich Daehyun hatte, versuchte ich mir immer ein bisschen Zeit frei zu halten um Zeit mit ihm verbringen zu können. Himchan hingegen hatte niemanden, was sich auch deutlich in seiner Arbeitsteilung sehen ließ.

Indigniert runzelte er die Brauen und zog dann ein silberfarbenes Döschen mit Goldgravur aus der Innentasche seines Mantels. Er entnahm eine kleine weiße Visitenkarte und schob sie Daehyun diskret über den Tisch zu.

„Wenn du Yongguk einfach die Karte zukommen lassen würdest, damit er sich einen Termin mit meinem Sekretär ausmachen kann."

Nachdem Daehyun nickte und mit einem belustigten Funkeln in den Augen die Karte in seinem Mantel verschwinden hatte lassen, warf Himchan einen kurzen Blick auf seine Uhr und stand dann mit einer fließenden Bewegung auf.

„Gut, ich habe noch einen Termin mit der britischen Botschaft. Youngjae, wir sehen uns dann später noch bei dem Dinner mit Scheich Sattam de Haddadin."

Ich nickte einmal, er wandte sich zum Gehen und blieb dann nochmal stehen, als sein Blick auf Daedae fiel, welcher gerade einen Ast von der Größe meines Oberschenkels zerkaute.

„Bring Daedae mit, vielleicht schüchtert er ihn ein."

Ich bezweifelte, dass der Scheich Angst vor einem großen Hund hatte und auch, dass Himchan Daedae aus diesem Grund dabeihaben wollte, sagte aber nicht und nickte brav.

„Ist gut, mach ich."

Himchan wirkte zufrieden und warf uns dann noch einen Blick über die Schulter zu. Seine Augen ruhten kurz auf Daehyun und huschten dann weiter zu mir. Jeder andere wäre jetzt kritisch auf seinem Stuhl herumgerutscht, nicht aber ich und Daehyun – wie mir ein schneller Blick sagte – auch nicht, was einen gewissen Stolz in mir aufkeimen ließ.

„Gratulation an euch beide", Himchans Gesicht war halb abgewandt, sodass ich seine Miene nicht genau lesen konnte, nicht dass es sonderlich viel zu lesen gegeben hätte,"... denke ich."

Kurz herrschte Stille, ehe Daehyun sich einen Ruck gab und ihm ein strahlendes Lächeln schenkte.

„Danke."

Himchan nickte, dann hob er noch einmal die Hand zum Gruß und marschierte mit langen Schritten durch die Allee von kahlen Bäumen Richtung Hauptstraße. Wir blickten seiner langen dunklen Gestalt nach, bis wir ihn nicht mehr sehen konnten. Sobald er auch sicher verschwunden war, drehte sich Daehyun mit großen Augen zu mir.

„Wie hat er das denn herausgefunden? Beschäftigt er etwa auch Spione um seine Geschäftspartner zu kontrollieren?"

Ich schnaubte und macht eine wage Handbewegung.

„Himchan...", gab ich als einzige Erklärung und legte eine leichte Brise hilflos amüsierter Resignation in meine Stimme.

Von den Spionen die Himchan tatsächlich beschäftigte, würde ich Daehyun erst später erzählen. Nicht, dass Himchan mich oder meine Familie ausspionieren lassen würde. Als sich einmal unsere Nannys zum Plaudern getroffen haben – wir waren gerade in dem Alter, in dem normale Kinder in den Kindergarten gehen würden – haben Himchan und ich ein Abkommen getroffen, den jeweils anderen niemals auszuspionieren.

„Glaubst du Yongguk lässt sich von Himchan ein Studio im Stadtzentrum andrehen?", fragte ich und blickte Daehyun leicht besorgt an.

Dieser gab ein belustigtes Schnauben von sich und schüttelte den Kopf.

„Gegen Yongguks Dickschädel kommt nicht mal Himchan an. Er findet, dass die Studios in den zwielichtigen Nebengassen mehr Flair haben und ihm genau das Richtige Image verleihen."

So lustig das jetzt auch klingen mochte... Daehyun hatte recht und dies war auch einer der Gründe, weshalb ich mich bis jetzt aus der Geschäftslokalsuche für Yongguks Tattoostudio rausgehalten hatte. Des Weiteren wollte ich nicht auch Daehyuns Freunde mehr als nötig in meine Finanzspielchen mit reinziehen.

„Und hast du irgendwelche Pläne? Möchtest du auch ein Geschäft eröffnen?"

Wenn Daehyun ein Geschäft eröffnen wollen würde, wäre das natürlich etwas ganz anderes. Immerhin stand er unter meinem persönlichen Stern des Wohlwollens. Es sei denn, Daehyun würde mir ausdrücklich verbieten ihm ein bisschen unter die Arme zu greifen. Dann würde ich ohne weiteres einen gebürtigen Respektabstand einhalten und von der Ferne alles kontrollieren.

„Nein, ich habe mit meinem Studium schon genug zu tun und was sollte ich denn anbieten?"

Daehyuns Laune schien so gut wie das Wetter zu sein, denn er sah auf seinem klapprigen Stuhl wie eine verwöhnte Angorakatze aus. Er hatte sich entspannt zurückgelehnt und blickte mich unter halbgeschlossenen Liedern zufrieden an, während die wenigen Sonnenstrahlen auf sein Gesicht schienen.

Ich zuckte leicht mit den Schultern. Man konnte alles zu Geld machen. Wenn mich nicht alles täuschte gab es sogar einen Markt für Laub. Aber um ehrlich zu sein, konnte ich mir Daehyun nicht gerade hinter einer Ladentheke vorstellen, auch wenn er sich selbstverständlich perfekt einfügen würde.

Nachdem wir bezahlt hatten, machten wir uns ebenfalls langsam auf den Weg Richtung Ausgang. Wir schlenderten gemächlich Seite an Seite an den uninteressanten Passanten vorbei Richtung Uni. Daedae galoppierte immer ein paar Meter voraus und schlug somit eine Schneise durch die Menschenmenge. Ich starrte jeden resigniert nieder, der es wagte seinen Blick länger als nötig auf uns zu richten.

Was starrten die auch so?

Noch nie zwei Personen aus guten Hause gesehen?

Ich ließ ein langgezogenes Seufzen meinen Lippen entweichen und zwickte mir kurz mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel. Wie so oft hatte ich in den letzten Tagen viel zu wenig geschlafen, was mein Körper nun übereifrig meldete. Auch Daehyun wirkte übermüdet, was allein darauf zurück zu führen war, dass er so ziemlich jeden Abend zu mir ins Büro kam um dann zusammen mir zurück zu unserem Penthouse zu gehen.

Ob meine Eltern es seltsam fanden, dass ich zu Daehyun gezogen war?

Nein. Wenn sie überhaupt mehr als einen Gedanken daran verschwenden würden, dann würde ihnen meine Aussage, dass Daehyuns Penthouse näher an meinem Imperium lag mehr als genügen. Was meine Tante davon dachte, war mir recht egal, auch wenn mir davor schauderte an ihren nächsten Besuch zu denken.

Doch zurück zu Daehyun. Irgendwie fühlte ich mich für seine Augenringe verantwortlich. In Gedanken ging ich alle Möglichkeiten durch uns ein bisschen Entspannung zu verschaffen und entschied mich gegen einen Wochenendausflug nach Hawaii. Selbst mit Feriendomizil, Privatjet und Chauffeur wäre die ganze Sache zu stressig, also überlegte ich weiter. Gerade als ich Tibet zum Fenster rauswarf, hatte ich eine Erleuchtung.

„Sag, wollen wir am Wochenende auf das Anwesen meiner Großmutter fahren?"

Daehyuns Kopf schoss hoch und seine Augen funkelten begeistert. Zwar waren wir erst einmal dort gewesen, doch ihm schienen die lichtdurchfluteten Gänge und luftigen Räume ebenso ans Herz gewachsen zu sein wie mir.

„Nichts lieber als das", kurz legte er den Kopf schief und kniff nachdenklich die Augen zusammen, ehe er sich mit ernster Miene zu mir drehte," Wollen wir Himchan auch mitnehmen? Ich glaube ich habe schon eine Falte auf seiner Stirn entdeckt."

Der Gedanke entlockte mir trotz aller Kopfschmerzen ein kurzes Auflachen und ich schwor mir bei meinem nächsten Treffen mit Himchan, genauer auf seine Stirn zu achten.

Beflügelt von der Aussicht auf ein ruhiges Wochenende, hellte sich meine Miene ein wenig auf und auch die kleine Falte zwischen Daehyuns Brauen, welche mir vorher gar nicht aufgefallen war, glättete sich. Daedae voran marschierten wir im kalten Wind durch die Menschenmengen, stießen manchmal mit den Schultern aneinander und wiesen uns auf passende Geschäfte für Yongguk hin.


******************************


Der Moment in dem Daehyun und ich mit Daedae im Schlepptau das Anwesen betraten, war der Moment in dem ich zum ersten Mal seit Wochen richtig Luft zu holen schien. Die sanfte Stille legte sich wie eine warme Decke auf mich und für einen kurzen Moment spielte ich mit dem Gedanken die Welt einfach von hier aus zu regieren.

Bedienstete hatten das Haus wie immer im vornherein für uns bereit gemacht. Die Sonne welche in diesem Teil des Landes schon Herrschaft über den Winter errungen zu haben schien, ließ kleine Staubflöckchen glitzrig in der Luft tanzen. Anders als bei unserem letzten Besuch hier, ging Daehyun nicht in sein eigenes Zimmer, sondern folgte mir wortlos in meinen eigenen Hausabschnitt.

Wir ließen unsere Taschen im Zimmer stehen und schlenderten durch die langen Flure. Als wir am Arbeitszimmer vorbeikamen ging Daehyun fast schon wie selbstverständlich hinein und ich triumphierte innerlich ihn mal überraschen zu können. Selbstzufrieden blieb ich vor der alten Türe stehen und wartete darauf, dass Daehyun bemerkte, dass ich nicht vorhatte an diesem Wochenende einen Fuß in dieses Zimmer zu setzen. Als seine Augen sich weiteten und er grinsend und kopfschüttelnd wieder zu mir kam, klopfte ich mir innerlich auf die Schulter.

Wir setzten unsere Reise durch die Flure fort. Da sie an manchen Stellen recht eng waren stießen Daehyun und ich kontinuierlich zusammen und mein Knöchel machte einmal zu viel schmerzlichen Kontakt mit dem seinen. Plötzlich allerdings schlossen sich warme Finger um meine und ich begriff, dass wir gerade Hände hielten.

Nun müsst ihr verstehen, dass ich nicht der liebevollste Mensch auf diesem Planeten war. Seo – Hyeon konnte ich meine gepeinigten Finger immer rechtzeitig entreißen und ansonsten legte niemand sonderlich darauf Wert meine Hand zu halten was mehrere Ursachen haben könnte, die ich jetzt aber nicht erläutern werde.

Fakt war und ist, dass Daehyun entweder glücklich damit war meine Hand zu halten – und in diesem Falle würde ich ihn sicher nicht seines Glücks berauben wollen – oder, dass er sehen wollte, wie lange ich brauchte um zu durchschauen, dass er sich einen Spaß erlaubte.

Gedankenverloren behielt ich unsere Hände im Blick und kam dann an einer der unzählig vielen Gabelungen der Gänge zu einem Entschluss. So oder so, wollte ich nicht, dass man mir nachsagte ein schlechter Freund zu sein. Also packte ich Daehyuns Hand fester und zerquetschte sie liebevoll in meinem Stahlgriff, was diesen zum Lachen brachte und die zärtliche Erwiderung der Geste mit doppelter Kraft zur Folge hatte.

In den nächsten zwei Tagen, schafften es Daehyun und ich absolut nichts zu tun und das dennoch spannend zu finden. Die größte der Anstrengungen die wir unternahmen, waren unsere Runden mit Daedae durch den Park des Anwesens und die ein oder andere Runde im Indoor Schwimmbad. Ich beschloss mich für Daehyun, sobald wir wieder in der Stadt waren, nach einem High Tech Labor umzusehen, in dem er nach Lust und Laune giftige Substanzen zusammenbrauen konnte, die ich dann wie im Cäsaren - Verschwörungsstil meiner Tante ins Essen kippen konnte.

An unserem letzten Abend, saßen Daehyun und ich in der großen Bibliothek auf dem Sofa. Er hatte seine Beine über meinen Bauch gelegt und blätterte geistesabwesend in einem Buch, während ich Himchan über eine sichere Leitung Bilder von Daedae zukommen ließ. Er hatte mir eine Nachricht geschickt in der stand, dass ein Großunternehmer aus Dubai eine Feier veranstaltete zu der Himchan und ich eingeladen waren. Mit anderen Worten musste ich sobald ich wieder Fuß auf urbanen Boden gesetzt hatte in den nächsten Jet steigen und mit Himchan Dubai unterwerfen.

„Soll ich mitkommen?"

Daehyuns Augen blickten mich über den Rand seines Buches hinweg an und ich merkte, dass ich scheinbar sehr widerwillig auf mein iPhone gestarrt haben musste. Ich zwang mich zu einem Lächeln und schüttelte dankbar, aber ablehnend den Kopf.

„Nein, nein. Wenn du mitkommst wird er noch versuchen dich mit seiner Nichte zu verheiraten und ich kann wohl schwer ablehnen, sonst platzt unser Deal mit ihm."

Um Daehyuns Augen bildeten sich kleine Lachfältchen, als er sich die Szene durch den Kopf laufen ließ.

„Aber ich wollte schon immer in einem Palast leben", meinte er nach einer kurzen Gedankenpause.

Ich zog langsam die Augenbrauen hoch und griff nach meinem Laptop welcher auf dem Sofatisch schon Staub angesetzt hatte.

„Was für ein Zufall. Himchan und ich haben erst vor ein paar Tagen diesen Palast in Indien erstanden. Ich bin mir sicher, dass er nichts dagegen haben wird ihn dir zu überlassen..."

Daehyuns Augen wurden groß hinter seinem Buch und er presste seine Beine fest gegen meinen Bauch, sodass ich mich nicht bewegen konnte.

„Passt schon. Das Penthouse ist eh nicht viel kleiner."

Ich hatte es ernst gemeint und Daehyun wusste das. Allerdings war ich glücklich, dass Daehyun den Palast nicht wollte, denn ich fand die Räume in solchen Gebäuden immer schrecklich zugig. Außerdem hatte ich den Verdacht, dass Himchan schon ein halbes Auge auf das Gebäude geworfen hatte.

„Sag doch gleich, dass du mich nicht dabei haben willst und wirf nicht mit Palästen um dich", murmelte Daehyun und stach mir seine Zehe zwischen die Rippen.

Ich nickte ergeben und ging wieder dazu über fröhlich nichts zu tun.

„Gehen wir dann ins Bett", fragte Daehyun nach einer Weile plötzlich und wackelte gespielt schmierig mit den Augenbrauen.

„Himmel, du solltest dich mal hören. So stelle ich mir Himchan nach acht Jahren Ehe vor-..."

Ich hätte noch ausführlicher weiter schwadroniert, wenn Daehyuns Lippen sich nicht auf meine gelegt hätten. Und so verbrachten wir den letzten Abend wie zwei normale junge Männer in einer Beziehung mit einem riesen Hund in einem großen Anwesen.


******************


Kalter Regen prasselte unerbittlich auf uns herab. Die Wolken hingen so tief über dem Boden, dass sie die Spitzen der Wolkenkratzer verschlangen. Stumm blickte ich aus dem Fenster und fragte mich, ob ich Mitleid mit den pitschnassen Gestalten da draußen haben sollte.

Nach dem Wochenende im Paradies schien die Stadt nicht mehr ganz so stickig wie vorher zu sein. Ich fühlte mich wieder angenehm ausgeruht und hätte es ohne weiteres mit meiner Tante aufgenommen. Ein schneller Blick zu Daehyun zeigte mir, dass auch er deutlich munterer wirkte, was vor allem an dem Fehlen der Augenringe zutage trat. Unsere Hände berührten sich, was eine angenehm warme Abwechslung zum kühlen Klima war.

Himchan wartete schon auf dem Flugplatz auf mich. Der Abschied von Daehyun war kurz und ich ärgerte mich, dass ich nicht genau wusste, wie viele Tage ich in Dubai verbringen musste, doch als er mir noch einmal zuwinkte und mir sein typisches Lächeln schenkte, fasste ich einmal mehr den Beschluss Daehyun aus meinem geschäftlichen Leben rauszuhalten.


*************************


„Bist du bereit?"

Daehyun schloss noch schnell seine Manschettenknöpfe und nickte mir dann zu. Ich zupfte noch ein imaginäres Staubkorn von meinem Sakko und öffnete dann die breiten Doppeltüren. Laute Musik schlug uns entgegen und das helle Strahlen der Kronleuchter ließ uns blinzeln. Paare schwangen sich mehr schlecht als recht über die Tanzfläche und Frauen mit zu großen Dekolletees versuchten wie Prinzessinnen aus einem anderen Jahrhundert zu wirken.

Ich ließ meinen Blick über die Menge gleiten und fand Himchan auf einem goldenen Stuhl sitzend. Mit einem Kopfnicken deutete ich Daehyun mir zu folgen und wir bahnten uns einen weg zwischen den wankenden- Verzeihung, tanzenden Körpern hindurch. Als Himchan uns auf sich zukommen sah, machte sich fast sowas wie Erleichterung in seinem Blick breit. Hätte aber auch das Licht sein können.

„Alles Gute", grinste Daehyun, als wir vor ihm zum Stehen kamen.

Himchan machte eine wegwerfende Handbewegung, schenkte ihm aber ein halbes Lächeln, was mehr Ehre war, als vielen in diesem Raum jemals zuteilwerden würde. Ich versuchte mein Grinsen auf mein Inneres zu beschränken. Himchan hatte noch nie viel übrig gehabt für seinen Geburtstag und ein Blick auf unsere Umgebung war Antwort genug.

Doch ich wusste auch, dass er sich über Daehyuns und meinen Besuch freute, was auch einer der Gründe war, warum ich Daehyun einem so offiziellen Anlass mitgenommen habe. Hätte die Feier in einem kleinen Rahmen stattgefunden, so hätte ich nicht zweimal überlegt, doch schon ein kurzer Blick durch den Raum ließ mich ein Dutzend Geschäftsmänner und CEOs großer Industrien erkennen.

„Und was hast du mir mitgebracht", fragte Himchan mehr sarkastisch als ernst und ich war Daehyun einen verschwörerischen Blick zu.

„Das wirst du sehen, wenn du nach Hause kommst", meinte ich und lächelte vielsagend.

Die weiße Angorakatze mit einem vortrefflichen Stammbaum war Daehyuns Idee gewesen. Ich freute mich schon auf Himchans Reaktion, wenn er endlich seiner besseren Hälfte begegnen würde.

Himchans Reaktion war eine hochgezogene Braue.

„Wehe es ist wieder eines von diesen Hotels..."

„Hotels?", fragte Daehyun blickte verwundert als ich zum Lachen und Himchan zum Grummeln begann.

„Nenn es eine Familien Tradition. Zu jedem Geburtstag bekomme ich eine Hotelkette geschenkt."

Und auf Daehyuns hochgezogene Augenbrauen meinte er:" Frag nicht wer sich diesen Blödsinn hat einfallen lassen. Ich weiß auch nicht was ich mit dem Zeug soll."

Daehyun war dazu übergegangen mit mir über Himchan zu Lachen und ein kleines Funkeln im tiefsten Winkel seiner Augen verriet mir, dass auch Himchan damit zu kämpfen hatte nicht zu Schmunzeln.

Es war eine kühle Sternklare Nacht. Kleine Wölkchen bildeten sich jedes Mal, wenn ich ausatmete und ich fror leicht in dem nicht allzu dicken Festgewand. Daehyun und ich waren auf den ausladenden Balkon herausgetreten und genossen einen Moment der Ruhe, während die Ballmusik gedämpft durch die Glastüren drang. Ich warf immer wieder sicherheitshalber einen Blick ins Innere um mich zu vergewissern, dass keiner der Geschäftsmänner mich entdeckt hatte.

„So also sieht es auf deinen Charity - Veranstaltungen aus", meinte Daehyun und lehnte sich mit den Augen auf dem Sternenhimmel gegen das Steingeländer.

Ich brummte einmal Zustimmend und lehnte mich neben ihn, so dicht das sich unsere Schultern berührten. Daehyun drehte den Kopf zu mir und blickte mich an. Als ich ebenfalls den Kopf zu ihm umwandte, schenkte er mir ein kleines Lächeln und drehte sich dann wieder seufzend zum Himmel.

Es hatte nicht lange gedauert, da hatten mich mehrere Geschäftsmänner bei Himchan erkannt. Als Sklave der Etikette, konnte ich nichts anderes tun, als höflich Gepflogenheiten aus zu tauschen und die Aufmerksamkeit von Daehyun abzulenken, welcher sich in meiner Nähe hielt. Diese triefäugigen Bastarde, sahen in ihm wahrscheinlich eine weitere Geldquelle oder einen Potentiellen Verbündeten mit guten Kontakten nach oben.

Als einer von ihnen es wagte Daehyun anzusprechen, war ich mit ihm auf den Balkon geflüchtet und überlegte mir, wie wir möglichst unauffällig untertauchen konnten.

„Ich glaube Himchan wäre traurig, wenn wir jetzt schon gehen."

Daehyuns Stimme klang ruhig und zufrieden, ganz im Gegensatz zu meinem panischen Inneren. Er betrachtete mich mit diesem Gesichtsausdruck, den man nicht ganz in Worte fassen kann und mit dem er nur mich ansah. Ich war gar nicht mehr überrascht, dass er wusste worüber ich nachgedacht hatte.

„Wie wäre es, wenn wir im Sommer deine Eltern besuchen?"

Das traf ihn doch unvorbereitet und seine Augen weiteten sich. Vielleicht konnte er mich gut lesen, aber ich war immer noch ein Meister der Masken und ich würde es weiterhin bleiben nur um Daehyun überraschen zu können.

Bevor Daehyun mir jedoch eine – offensichtlich positive – Antwort geben konnte, öffnete sich eine der Balkontüren und lies Musik durch die stille Nacht schallen. Meine Mutter stand in einer majestätischen Abendrobe in dem warmen Lichtkegel und deutete Daehyun zu ihr zu kommen.

„Schnell wir müssen noch miteinander tanzen, bevor du wieder mit Youngjae nach Hause gehst. Da bist du schon mal auf einem Ball und dann bekomme ich dich kaum zu Gesicht. Ich habe schon öfters zu Youngjae gesagt, dass er dich regelmäßiger auf die Events mitnehmen..."

Die Stimme meiner Mutter wurde leiser, während sie Daehyun mit sich hinein Richtung Tanzfläche zog. Ich musste Lächeln, als ich ihre in der Menge verschwindenden Gestalten beobachtete. Ohne Frage, Daehyun würde perfekt hier her passen. Doch würden Himchans Geburtstage die einzige Gelegenheit sein, bei der ich es unseren Welten erlauben würde, aufeinander zu prallen.

Wie schon gesagt, da wo ich herkam, da gab es keine warmen Lächeln, Falten um die Augen oder Hunde, die die Größe von Fohlen und das Temperament eines Welpen hatten. Und ich würde mein Bestes tun, damit das auch so bleibt. Daehyun und seine Welt waren mein Privileg und ich schwor mir alles dafür zu tun, dass das auch so bleibt.

Ich begann leicht zu zittern. Noch einmal atmete ich tief die kühle Nachtluft ein, ehe ich mich auf das Licht und die Musik zubewegte. Irgendwo da drinnen tanzte Daehyun gerade und meine Aufgabe für heute Abend wird darin bestehen, ihn auch weiterhin Spaß haben zu lassen. Selbst wenn ich dafür einen dieser Geldgierigen Säcke auf der großen Essenstafel, opfern musste.

Mit einem leisen Klicken ließ ich die Balkontür hinter mir ins Schloss fallen und tauchte in die bunte Menge ein. Irgendwo da drinnen war Daehyun und war glücklich.

Auch wenn in Zukunft noch einige Probleme unausweichlich auf uns zukommen werden, so war ich mehr als nur bereit alles zu geben was ich hatte.

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