Auf das, was war

By ClaryTecker

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,,Bist du hier, um zu springen?" ,,Nein, ich will mir bloß den Sonnenuntergang ansehen. So ganz alleine ist e... More

Vorwort
Bungee-Jumping ohne Seil
Ginger
Die Sache mit der Raucherlunge
Das Sarkasmus-Problem
Ein Typ vom Mars
Ausgebrannt
Am Ende der Welt
Alles, was wir tun
Hör zu
Home sweet home
Verdammt perfekte Welt
Allison
Dream a little Dream
Das Frage-und-Antwort-Spiel
Nicht so wie es aussieht
Unter vier Augen
Festgehaltene Erinnerungen
Die Schweige-Verpflichtung
Was wäre, wenn...
Sag einfach nein
Der Freundschafts-Kodex
Zwischen Kakao und Toastbrot
Keiner ist so kaputt wie ich
Anti
Schere, Stein, Papier
Dinner for two
Tritte unter dem Tisch
Vereinbarungen der anderen Art
Der Nirvana-Komplex
Rauchen kann tödlich sein
Operation "Dylan"
Langzeitstrategie
Beziehungsunfähig
Der Suizid, der ins Wasser fiel
Gegen die Zeit
Versprochen ist versprochen
Seelensplitter
Der sicherste Ort des Sonnensystems
Die inoffizielle Untermieterin
Kurze Zeit später
22 Sekunden
Wo die Typen Röcke tragen
Böser alter Jeep
Plan B
Freitag der 13.
Der grauenhafte Poet
Geständnisse
Wendepunkte
Am Ende sind wir alle alleine
Ein Kaputzensweatshirt für alle Fälle
Auf das, was war
Fünf vor Zwölf
Kalte Füße
Ungenannte Schulden
Ende
Stille
Getrennte Wege
Wie alles begann
Danksagung

Der Geschichtenerzähler

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By ClaryTecker

Grace:

Auf dem Bildschirm des Fernsehers vor mir hüpft Mario munter über die Feuerbälle in Bowsers Festung hinweg, während sich Luigi schon wieder in einer verdammten Luftblase befindet.

Missmutig drücke ich auf dem Controller von Tylers Wii herum, nur um festzustellen, dass mir auch das nicht dabei hilft meine Spielfigur aus der Nutzlosigkeit heraus zu befördern.

Tyler hat gewonnen. Schon wieder.

Ich seufze, während ich beobachte wie Mario seine eigene Flagge hisst, den Fahnenmast am Ende des Levels herunter rutscht, nur um dann anzuzeigen, dass ich erneut verloren habe. Tyler jubelt nicht einmal mehr, grinst mich jedoch so breit an, dass er fast schon Ähnlichkeit mit Dylan hat.

Wie gut, dass es lediglich sein kleiner Bruder ist, gegen den ich hier pausenlos verliere. Im Gegensatz zu Dylan ist Tyler nämlich in der Lage seine Kommentare für sich zu behalten.

„Du hast verloren", bemerkt Tyler trotzdem, als wäre das etwas Neues.

„Und du gewonnen." Ich bringe mich dazu beinahe aufmunternd zu lächeln. „Vielleicht solltest du dir einen besseren Gegner suchen."

Einen besseren Gegner, damit ich Dylan stattdessen mit Fragen löchern kann, wie das Gespräch mit seinem Vater gelaufen ist. - Denn wenn ich Eines weiß, dann ist es die Tatsache, dass sie endlich miteinander geredet haben.

Tyler hockt noch immer in seinem Ringelschlafanzug neben mir, die Beine zum Schneidersitz verdreht - denn anders, kann man das wohl kaum nennen - und starrt auf den Bildschirm, wobei seine Finger über den Controller in seiner Hand gleiten.

„Weißt du, was Dad und Dylan die ganze Zeit in der Küche getan haben?" Er sieht mich nicht an, aber da ich die einzige Person im Raum und ich mir sicher bin, dass er nicht mit dem Fernseher spricht, bin ich mehr oder weniger gezwungen ihm zu antworten.

„Ich weiß es nicht", antworte ich. „Jedenfalls nicht genau."

Es ist die Wahrheit, auch wenn ich am liebsten gelauscht hätte.

„Sie vertragen sich wieder", Tylers Worte klingen mehr wie eine Aussage, als wie eine Frage. „Dad und Dylan,vertragen sich wieder."

Ich schlucke, wobei ich nicht sagen kann, was ich davon halten soll. Er weiß es und das, obwohl Dylan vermutlich alles daran gesetzt hat, um Tyler und Allison daraus zu halten. Vielleicht ist er doch schon weiter, als ich anfangs gedacht habe. Schließlich...

„Tun sie." Ich zucke erschrocken zusammen, als ich Dylans Stimme plötzlich hinter mir höre. „Oder besser gesagt wir haben es bereits getan."

Er sieht ein wenig fertig aus. Fertig, aber glücklich, als wären alle Probleme der letzten Monate und Tage zumindest für diesen Abend verschwunden. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll und dennoch kann ich nicht anders, als mich ihm zumindest zuzuwenden, während er sich neben mich auf den Teppich hockt.

„Danke, Grace." Er lächelt.

„Gern geschehen", murmele ich fast schon zufrieden. „Da ist die Schulter, wo du drauf klopfen kannst."

Grinsend zeige ich auf meine Schulter, wissend, dass ich diejenige gewesen bin, die es geschafft hat wenigstens diesen Stress wieder gerade zu biegen. Vielleicht ist es doch ganz gut zumindest eine gute Tat als erfolgreich bezeichnen zu können, auch wenn das nicht bedeutet, dass ich in meiner letzten Woche noch zum Heiligen werde.

Dylan verdreht nur genervt die Augen, ehe er seinen Blick Richtung Bildschirm richtet.

„Hat er dich schon wieder abgezogen?" Er schmunzelt, als hätte er das bereits erwartet, was meine Vermutung, dass es besser war gegen Tyler zu zocken, bestätigt.

Ich nicke.

„Ich will zu dem Ort mit den Pilzen zurück. Da wurde Luigi wenigstens nicht von Feuerbällen geröstet", schmolle ich, was Dylan dazu bringt ungläubig und gleichzeitig grinsend mit dem Kopf zu schütteln.

„Du musst ins Bett, Tyler", ermahnt Dylan seinen Bruder, was Tyler jedoch nur dazu bringt genervt aufzustöhnen.

„Es ist aber erst viertel vor Neun", beschwert er sich Tyler lautstark, wobei Dylan ihm einen warnenden Blick zuwirft.

Ich muss unweigerlich schmunzeln. Es ist lange her, als ich diese Situation zuletzt mit Cora hatte.

Meine Finger fahren unweigerlich über das von ihr gebastelte Lederarmband und manchmal frage ich mich, was mit ihrem passiert ist. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass man es ihrer Leiche womöglich abgenommen hat.

„Und trotzdem werde ich dich morgen um halb sechs aus dem Bett schmeißen, wenn du jetzt nicht ins Bett gehst." Dylan zwinkert mir beinahe verschwörerisch zu, wobei es offensichtlich ist, dass er hofft Tyler so pünktlich zum Schlafen gehen zu bewegen.

Er hockt noch immer mit seinem Controller vor der Wii, bereit das nächste Level zu beenden. Luigi ist aufgrund von Dylans Talent mich von allem und jedem abzulenken, einmal mehr gestorben.

„Als ob du so früh aufstehen würdest", erwidert Dylans kleiner Bruder und grinst fast schon zufrieden.

„Keine Angst, dafür sorge ich schon." Die Worte sind raus, bevor ich auch nur versuchen kann sie zurückzuhalten und dennoch hätte ich mir am liebsten sofort auf die Zunge gebissen. Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist ihm noch einmal aus der Patsche zu helfen, vor allem weil ich damit gleichzeitig mehr preisgebe, als ich eigentlich wollte.

„Schläfst du eigentlich immer noch auf der Matratze?" Es gefällt mir nicht wirklich, dass Tylers Antwort praktisch ins Schwarze trifft.

„Dylans Bett ist zu schmal für uns beide", entgegne ich schnippisch, hoffend, dass man die Wahrheit nicht sofort aus meinen Worten heraus hört.

Ich kann es ihm nicht sagen. Ich kann Dylan nicht sagen, wie wichtig er mir eigentlich ist und das ich dennoch gehen werde. Ich kann ihm nicht sagen, dass ich ihn genauso vermissen werde, wie er es von sich behauptet hat, obwohl ich noch nicht einmal weiß, was mich nach meinem Sprung erwartet.

Vor einer Woche habe ich auf gnadenlose Dunkelheit gehofft. Darauf, dass meine Existenz einfach erlischt, dass ich einfach aus diesem Universum ausradiert werde. Inzwischen wünsche ich mir, dass es nur die schlechten Erinnerungen sind, die einfach verschwinden. Die an meine Kindheit, an Stephs Alkoholsucht und Coras Tod, aber dann würde ich auch nicht mehr wissen, wie diese eine letzte Woche mit Dylan zustande gekommen ist. Wie ich mich ernsthaft in diesen Typen verknallt habe, der nicht ganz so ein Idiot ist, wie alle anderen und dessen Lächeln ich irgendwie auch ganz süß finde.

Halt die Klappe, Grace. Fehlt nur noch, dass du auch noch schizophren wirst.

„Liest du mir dann wenigstens etwas vor?" Tyler hat sein Spiel gestoppt und sieht abwechselnd zu mir und Dylan. „Eine Gute-Nacht-Geschichte? Seit Grace hier ist interessierst du dich nämlich nur noch für sie."

Ich spüre ihn noch immer neben mir. Theoretisch bräuchte ich nur die Hand ausstrecken, um seine zu berühren, doch ich halte mich zurück. Ich kann es nicht. Nicht hier. Nicht vor Tyler.

Und dennoch weiß ich nicht, was ich davon halten soll, dass er mich seinen Geschwistern vorzieht.

Dylan seufzt. „Welche soll es sein?"

„Die, die Mum uns immer vorgelesen hat", antwortet Tyler und legt seinen Controller endgültig zur Seite. „Und sag Allison, dass sie auch kommen soll, okay?"

Er lächelt und ich weiß, was er meint. Er will die alten Zeiten zurück. Die Zeit von der Dylan mir erzählt hat. Die Zeit in der er und Allison jeden Abend eine Gute-Nacht-Geschichte zu hören bekommen haben, als ihre Mutter noch da war. - Ich frage mich, ob er weiß, dass es nie wieder genauso sein wird, wie es einst war.

„Nur, wenn du vorher mit geputzten Zähnen und Schlafanzug im Bett liegst."

„Versprochen", gibt er sich geschlagen und schafft es schließlich aufzustehen und zumindest seine Wii auszuschalten. „Aber nur, wenn Grace auch dabei ist."

Eine Viertelstunde später hocke ich neben Dylan am Fußende von Tylers Bett. Allison hat es sich im Schneidersitz auf Tylers Sitzsack gemütlich gemacht und irgendwie kann ich nicht anders, als ihre Rentier-Puschen zu bewundern.

Ich weiß nicht einmal, weshalb Tyler ausgerechnet diese verfluchte Geschichte hören wollte, muss allerdings zugeben, dass Dylan ziemlich gut im Gute-Nacht-Geschichten vorlesen ist. Soweit man in so etwas eben gut sein kann.

Der Raum ist in das schummerige Licht von Tylers Nachttischlampe getaucht und irgendwie wirkt er durch die ganzen Decken und Kissen, beinahe so gemütlich wie Dylans Zimmer. Es ist fast so, als wäre endlich einmal alles gut oder zumindest für diesen Augenblick gut genug. Einen Augenblick in dem ich dazu gehöre.

Dylan liest weiter, Tyler liegt in seinem Bett, Allison hockt daneben und ich muss nahezu zufrieden zu lächeln, ehe ich näher an ihn heran rücke.

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