Black Vision

By Ambi63

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New York, hektisch, immer in Bewegung und aufgrund seiner mehr als acht Millionen Einwohner eigentlich der pe... More

Trailer
Songliste Teil I + Collage
Songliste Teil II + Collage
Prolog
01. Deal
02. Statement
03. Funeral
04. Departure
05. West Village
06. Park Avenue
07. Crossroad
08. Start-Up Problems
09. Unsheltered
10. Waiting
11. Acting
12. Possessive
13. Five Card Draw
14. Tiffany & Co.
15. Myles
16. Knowledge
17. Hachita
18. Drag Queen
19. The Inner Circle
20. Back to the roots
21. Prearrangements
23. Yuma
24. Chaotic
25. Merry Christmas
26. Happy New Year!
27. Test Run
28. Provocative
29. Intensiv
30. Fate
31. Prize
32. Cold Comfort
33. Gifts
34. Part of the Truth
35. Offer
36. Rockefeller Center
37. Coincidence
38. Deadline
39. Purification
40. Guilty Plea
41. Showdown
42. Project
43. Checkmate!
44. Precious
45. At home
46. Conversations
47. Twist of fate
48. Circle of life
49. Epilog
Author's Note (Wichtig)
Thanks ♥♥♥
Manip - Alistair und Louis
Blood Shed

22. Antagonism

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By Ambi63


♪ No Mercy – Nils Lofgren


Niall

Es fühlte sich komisch an zu wissen, dass ich am Samstag den ersten Schritt in Richtung Lockvogel antrat. Die Zeit bis dorthin verging wie im Flug, was meine Nerven ziemlich strapazierte.

Nachdem ich mich von dem Schock des E-Mail Absenders der Bibeltexte erholt hatte (Seth blieb weiterhin an der Sache dran), versuchte ich mir so weit wie möglich nichts anmerken zu lassen.

Somit entsprach es einem Glücksfall, dass Sienna ihre ersten Arbeitsstunden in der Galerie erlebte. Ihre Gedanken verweilten ständig bei ihrer neuen Tätigkeit und sie erzählte mir gleich am ersten Tag sehr viel darüber.

Ich ließ sie gewähren, hörte interessiert zu und stellte Zwischenfragen, die sie teilweise beantworten konnte. Der Knackpunkt für mich, nämlich woher Milli und Nicholas sich kannten, lag jedoch im Dunkeln.

Deswegen beschloss ich, meiner Frau einen Besuch an ihrem Arbeitsplatz abzustatten. Vielleicht würde ich mit Milli sprechen können. Hemmungen, ihr die Frage bezüglich Nicholas' Bekanntschaft zu stellen hatte ich überhaupt keine.

Am Donnerstag ging ich erst sehr viel später zur Arbeit, da ich am Freitag aufgrund der Obdachlosenspeisung sowieso Überstunden machen würde. Außerdem sollte ich noch die sonntägliche Predigt für Kevin ausarbeiten, was ich zuhause, an meinem Schreibtisch tat.

Zwischendurch ließ ich mich jedoch ablenken, denn seit Liam mir den Link zu dieser ominösen Dating-Plattform geschickt hatte, durchforstete ich die Seite hin und wieder. Natürlich nicht, um andere Frauen zu treffen, sondern einfach nur, um herauszufinden, welche komischen Leute sich da herumtrieben.

Ich tat dies stets mit meinem Handy, damit Sienna nicht auf falsche Gedanken kam, denn am Laptop waren solche Dinge nur zu leicht nachvollziehbar.

Seths erste Annahme, dass es sich um einen Virus handelte, der E-Mails in einem Automatismus versendete, um das Netz zu verseuchen, konnte sehr schnell ausgeschlossen werden. Liam hielt mich diesbezüglich stets auf dem Laufenden, von daher wusste ich, dass es noch keine weiteren Neuigkeiten gab.

Ein wenig frustriert legte ich die Bibel beiseite, denn heute lief es einfach nicht mit dem Predigtschreiben. Zumindest nicht so, wie es von mir gewöhnt war. Vermutlich lag das jedoch daran, dass mein Kopf sich derzeit mit anderen Dingen beschäftigte.

Was würde wohl am Samstag passieren?

Unmotiviert schloss ich das halbfertige Dokument, nachdem ich dieses abgespeichert hatte und stand auf, um kurz nach draußen zu gehen. Mittlerweile hatte die Kälte New York fest im Griff und gestern Abend war sogar der erste Schnee gefallen.

Die dünne weiße Decke wirkte im Vergleich zu den Schneemassen durch die Barrow regelmäßig überfallen wurde, geradezu lächerlich. Aber ich wollte mich nicht beschweren. Für die nächsten zwanzig Jahre war mein Bedarf an Schnee nämlich gedeckt, vorausgesetzt, ich lebte überhaupt so lange.

In Anbetracht der Tatsache, dass die Mafia wie eine Klette an mir hing, klang es durchaus nicht realitätsfern, mit einem frühen Tod zu rechnen. Wer wusste schon, was morgen passierte? Oder gar am Samstag?

Wie ein Damoklesschwert schwebte der Gedanke daran über meinem Kopf. Meine Welt drehte sich um nichts anderes mehr. Lediglich Kieran konnte mich ablenken. Sobald er nach mir rief, oder sich an mich klammerte, ging mir das Herz auf. Es schien wirklich eine glückliche Fügung des Schicksals zu sein, dass Sienna im Moment an nichts anderes, als an die Galerie dachte. Ansonsten wäre ihr mein zurückgezogenes Verhalten nämlich aufgefallen.

Nachdem ich die Zigarette auf dem Balkon zu Ende geraucht hatte, verzog ich mich wieder zurück ins Haus. Fröstelnd betrat ich ins Arbeitszimmer, doch anstatt mich der Predigt zu widmen, klappte ich den Laptop zu. Im Moment hatte ich einfach keinen Kopf dafür.

Sobald ich den Weg nach unten antrat, kam Myles mir entgegen gelaufen. Wie immer schnüffelte er an meinen Beinen und jaulte.

„Ist schon ok. Wir gehen gleich Gassi", sprach ich zu ihm, worauf er mit dem Schwanz wedelte.

Nachdem ich ihm das Halsband angezogen, und die Leine angelegt hatte, schlüpfte ich in Jacke und Schuhe und machte mich auf den Weg nach draußen. Der Hundepark war schnell erreicht und Myles machte brav sein Geschäft.

Als ich auf die Uhr blickte, stellte ich fest, dass es erst kurz nach elf war. Einem inneren Zwang folgend führte mein Weg mich in Richtung Greenwich Village, zur Galerie, in der Sienna arbeitete. Die Adresse wusste ich im Kopf und ein Spaziergang tat mir und auch Myles ausgesprochen gut.

Kleine Schneeflocken tanzten in der Luft, als ich durch die Straßen ging. Myles schnappte nach ihnen, sicherlich in der Annahme, man könnte damit spielen. In mich hineingrinsend beobachtete ich den kleinen Kerl, der uns allen total ans Herz gewachsen war.

Innerhalb weniger Minuten erreichte ich den Stadtteil Greenwich Village. Zu meiner eigenen Belustigung kreuzte ich eine Straße mit dem Namen Barrow Street, bevor ich die in die Jones Street einbog, in welcher die Galerie beheimatet war.

Die Eingangstür aus Glas bot bereits einen Blick auf einige der hübschen Kunstwerke. Als ich eintrat, ertönte das angenehme Geräusch einer Türglocke. Ehe ich mich versah, tauchte ein älterer, grauhaariger Mann in meinem Blickfeld auf, der sich freundlich nach meinen Wünschen erkundigte.

„Ich würde gerne mit Milli sprechen", antwortete ich lächelnd.

„Sie befindet sich gerade oben, im Büro, aber wenn Sie einen Moment warten, kann ich nachfragen, ob sie Zeit hat. Wäre es auch ok, wenn ihre Angestellte Sie bedient?"

Schmunzelnd erwiderte ich: „Auch das wäre ok."

„Aber zuerst bringe ich ihrem niedlichen Hund einen Schluck Wasser", plapperte der ältere Herr weiter.

„Das ist furchtbar nett von Ihnen, Mr-."

„Bitte nennen Sie mich einfach nur Ruppert."

„Ok, also Ruppert, es ist nett, dass Sie sich um Myles kümmern."

Mit einer leichten Verbeugung machte sich der ältere Herr kurz aus dem Staub, um dann mit einem kleinen Napf in der Hand zurückzukehren, welcher mit Wasser gefüllt war. Kaum hatte er diesen auf dem Boden abgestellt, begann Myles daraus zu schlabbern.

„Ich bin gleich wieder da, Sie können sich inzwischen ein wenig in der Galerie umsehen", wies Ruppert mich an.

Ich verstand nicht viel von Kunst, dennoch erfreute mich der Anblick der außergewöhnlich schönen Gemälde. Ganz versunken in eines der atemberaubenden Werke, dessen Blautöne mich sehr ansprachen, bemerkte ich die Schritte hinter mir nicht. Erst als ich ihre Stimme hörte, zuckte ich innerlich zusammen.

„Niall? Was machst du denn hier?"

„Ich wollte dich besuchen."

Sienna strahlte mich an. Der Glanz in ihren blauen Augen war so stark, dass ich mich diesem nicht entziehen konnte. Ich musste sie einfach anschauen.

„Das ist sehr lieb von dir. Du warst irgendwie so schweigsam in den letzten Tagen. Ich dachte schon, du würdest doch etwas dagegen haben, dass ich hier arbeite."

„Unsinn."

Zärtlich berührte ich ihre Hand, bevor ich sanft über ihre Wange streichelte.

„Ich bin sehr stolz auf dich, Baby", flüsterte ich leise. „Und ich möchte, dass du glücklich bist. Wie könnte ich also etwas dagegen haben, dass du hier deine Brötchen verdienst? Zwischen all diesen Kunstwerken musst du dich mehr als nur wohl fühlen."

Ihr Lächeln, welches sie mir schenkte, sagte mehr als jedes Wort. Sie trat ganz nahe an mich heran und wisperte: „Du bist der beste Mann der Welt und ich bereue es nie, dich geheiratet zu haben."

„Ich bereue es auch nicht, dich geheiratet zu haben."

Für einen Moment standen wir nur da und schauten uns an. Ich erwiderte Siennas Lächeln, doch mein Herz blutete. Wie gerne wollte ich mich ihr anvertrauen, ihr alles erzählen, was mich bedrückte. Sie wissen lassen, welche Last auf meinen Schultern lag. Doch ich konnte es nicht.

Kein Laut kam über meine Lippen, als ich die wunderschöne Frau vor mir anschaute. Ich konnte ihr das nicht antun. Sie würde bei dem Gedanken daran, dass ich vielleicht getötet werden könnte, innerlich zerbrechen. Es war besser, wenn sie nichts von der ganzen Sache wusste. Kieran würde nicht mehr mit Tia, seiner besten Freundin, spielen dürfen. Sienna würde sich total einigeln und vermutlich vor lauter Angst alle zehn Minuten bei mir anrufen. Das war kein Leben, zumindest keines, das sie verdiente.

Ich musste das alleine durchstehen, das war mein Schicksal. Und somit fällte ich die Entscheidung zu schweigen, aber der Zwiespalt in meinem Herzen blieb.

Langsam beugte ich mich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: „Freust du dich schon auf morgen Abend?"

„Oh ja, sehr sogar", kam es zurück.

Dann ergriff sie meine Hand und sagte: „Komm, lass uns nach oben, zu Milli gehen. Dann siehst du auch gleich das Büro, in dem ich mich aufhalte, wenn kein Kunde da ist."

„Und was machen wir mit Myles?"

„Der darf mit. Milli liebt Hunde."

Die Leine hatte ich inzwischen abgemacht und in meine Jackentasche gesteckt, doch unser kleiner Setter trabte unaufgefordert hinter uns her. Allerdings schienen ihm die Treppenstufen nicht ganz geheuer zu sein, weshalb ich ihn auf den Arm nahm.

„Hallo, John. Das ist aber nett, dass du uns besuchst", wurde ich freudestrahlend durch die Galeriebesitzerin begrüßt.

„Ja, ich dachte, ich schaue euch beim Arbeiten zu", erwiderte ich grinsend, worauf Milli zu lachen begann.

„Der nächste Kunde kommt bestimmt gleich", meinte sie.

Kaum hatte sie diesen Satz ausgesprochen, ertönte das Läuten der Türglocke.

„Wenn man vom Teufel spricht", sagte Sienna. „Milli, ich versuche mein Glück. Du kannst ja meinen Mann so lange unterhalten."

Meine Frau schien wirklich in ihrem Job aufzugehen, was mich sehr freute und auch beeindruckte. Somit hatte ich nichts dagegen, dass sie verschwand, denn das kam mir aus einem anderen Grund sehr gelegen. Ich würde Milli ungehindert über Nicholas ausfragen können.

Nachdem sie mir einen Kaffee angeboten hatte, den ich jedoch dankend ablehnte, nahmen wir unsere Plätze auf der kleinen Sitzgarnitur im Zimmer ein.

„Sag mal", begann ich, „woher kennst du eigentlich Nicholas?"

Milli lächelte breit, bevor sie antwortete.

„Durch seine Frau, oder besser gesagt, seine verstorbene Frau. Ecaterina liebte Bilder. Sie besaß einen ausgesprochen eigenwilligen Geschmack, dem ich jedoch immer dienen konnte. Nachdem sie das erste Kunstwerk bei mir gekauft hatte, blieben wir privat in Kontakt. So lernte ich auch Nicholas und Anastasia kennen. Der Kontakt zu Nicholas blieb, nachdem Ecaterina gestorben war. Er braucht jemand, der ihm zuhört, denn er ist seit ihrem Tod sehr einsam."

Für einen Augenblick konnte ich nichts als Mitleid für den Mafia Boss empfinden. Es musste schlimm sein, einen Menschen, den man liebte, in solch jungen Jahren zu verlieren. Ich hoffe, dass mich oder Sienna nie das gleiche Schicksal ereilen würde.

Meine Frage nach seiner Beteiligung an Millis Geschäft hatte sich somit außerdem erledigt. Froh darüber, dass Sienna, Jobtechnisch gesehen, nicht in den Fängen der Mafia gelandet war, atmete ich innerlich auf. Es konnte ja nicht alles in unserem Leben schief gehen.

„Ich glaube, ich muss mich wieder verabschieden", sagte ich und erhob mich vom Sofa.

Myles, der es sich auf dem Boden bequem gemacht hatte, sprang sofort auf und wuselte zwischen meinen Beinen umher.

„Ist ja gut, Kleiner, wir machen uns gleich auf den Weg", beruhigte ich ihn.

Milli begleitete uns nach unten, wo Sienna mit einem Kunden zugange war, der sich für mehrere Bilder interessierte. Allem Anschein nach fiel ihm die Entscheidung für eines der Werke jedoch schwer.

Da ich meine Frau nicht stören wollte, winkte ich ihr nur kurz zu und verließ dann mit Myles im Schlepptau den Laden. Es hatte gut getan, Sienna bei der Arbeit zu sehen. Ich spürte, wie wohl sie sich dort fühlte und dass ihr dies eine große Befriedigung gab. Sie schien glücklich damit zu sein und das war für mich die Hauptsache.

Der Freitag gestaltete sich wie immer recht hektisch, da die Obdachlosenspeisung anstand. Auch Harry, der in der langen Schlange stand, bekam seine Portion ausgehändigt. Er zwinkerte mir unmerklich zu, als er mir einen kleinen Zettel in den Ärmel meines Pullovers steckte. Als ich die Nachricht später las, musste ich schmunzeln, obwohl mir nicht danach zumute war.

„Viel Glück für morgen. Lass dich nicht aus Versehen abknallen. All the Love, Harry."

Ich hatte keineswegs vor, morgen als Leiche in einem Sarg zu enden. Dies würden Liam, Nicholas und seine Freunde hoffentlich zu verhindern wissen.

Zu Hause angekommen, musste ich mich mit der nächsten, unliebsamen Angelegenheit auseinander setzen. Nicholas und Tia speisten mit uns zu Abend und nahmen Kieran im Anschluss mit. Er durfte heute zum ersten Mal bei seiner kleinen Freundin übernachten. Sienna und Nicholas hatten dies vor einigen Tagen ausgemacht und ich fügte mich, damit meine Frau mir nicht auf die Schliche kam. Behagen tat mir die Sache allerdings nicht.

Für einen kurzen Moment hielt ich mich gemeinsam mit Nicholas alleine im Wohnzimmer auf und diesen Zeitpunkt nutzte ich, um ihm etwas mit auf den Weg zu geben.

„Wenn Kieran etwas passieren sollte, bringe ich dich um. Das schwöre ich dir."

Abwehrend und ziemlich erstaunt hob der Mafioso seine Hände.

„Was denkst du denn von mir? Er übernachtet bei uns, weil meine Tochter sich das schon lange wünscht. Ich habe sie dir schließlich auch anvertraut, oder nicht?"

„Das war etwas anderes", meinte ich pikiert.

„Nicht für mich. Schließlich gehen in eurem Haus Leute aus dem Zeugenschutzprogramm ein und aus. Sie hätten Anastasia genauso gut mitnehmen können, um mich zu erpressen."

Nachdenklich schaute ich ihn an. Im Grunde genommen hatte er Recht. Vertrauen gegen Vertrauen, anders lief es nicht in bei unserem Deal.

„Also gut, ein zu null für dich, Nicholas."

Es blieb dabei, dass mein Unwohlsein sich nicht komplett zurückdrängen ließ, doch ich gab mir Mühe, entspannt zu wirken. Zum Glück hatte ich am heutigen Abend eine Doppelstunde im Black Room gebucht, die hoffentlich für die entsprechende Zerstreuung meinerseits sorgen würde.

Kaum war Nicholas mit den Kindern verschwunden, machten Sienna und ich uns auf den Weg in das dunkle Paradies. Dieses Mal hatte ich vor, den Raum zu erkunden, da wir Zeit genug besaßen. Es war meine Überraschung für Sienna, die glücklicherweise gelang.

„Oh mein Gott, Niall! Zwei Stunden im Black Room. Das ist absolut toll!", schwärmte sie, als ich ihr erklärte, dass wir heute alle Zeit der Welt hatten.

Es gab nichts, was sich besser anfühlte, als mit ihr durch die Dunkelheit zu gehen. Jedes Mal kam eine unglaubliche Vertrautheit zwischen uns auf. So hatte alles angefangen, der Black Room würde immer unser Revier bleiben, unsere besondere Vorliebe.

Im Gegensatz zu der Ausstattung des Modells in London, führte hier keine Treppe nach oben, dafür jedoch nach unten.

„Eine völlig neue Variante", flüsterte Sienna, als ich sie vorsichtig an die Hand nahm, damit wir den Raum gemeinsam erforschen konnten.

Die Stufen waren mit Teppichboden überzogen und als wir unten ankamen, sackten wir sofort in einer Matratze ein.

„Ich wette, hier ist auch eine Kiste", sagte ich und tastete im gleichen Moment mit meiner Hand an der Wand entlang.

„Ich habe sie", flüsterte Sienna erfreut.

Ihre Stimme ließ bereits eine Gänsehaut über meinen Körper rieseln und wenige Augenblicke später machten wir beide uns daran, den Inhalt zu untersuchen.

„Das ist unsere, da sind die sanften Spielsachen drin", stellte ich grinsend fest.

Federn, Seidentücher, Plüschhandschellen und eine Flasche, bei deren Inhalt es sich vermutlich um Massagegel handelte, gehörte zu den Dingen, die wir daraus hervorzogen.

„Gib mir die Flasche", hörte ich meine Frau sagen.

Vorsichtig übergab ich ihr das gewünschte Utensil.

„Leg dich hin, Niall, am besten auf den Bauch."

Eine Massage durch die eigene Frau zu erhalten, die jeden meiner erogenen Punkte kannte, glich einer süßen Tortur. Ihre zarten Hände glitten sanft und fordernd zugleich über meinen Körper. Zuerst massierte sie meine Rückseite, dann durfte ich ihr den Bauch präsentieren.

„Du machst mich an, Baby", wisperte ich, als ihre Finger meiner empfindlichen Zone immer näher kamen.

„Ach ja?" Neckisch erklang ihre Stimme in der Dunkelheit. Dann spürte ich ihre langen Haare und kurz darauf ihre Lippen, die sich gezielt auf meine Erektion legten.

Mein Atem ging rascher, als sie ihre Zunge einsetzte und später auch die Hände.

„Fuck, Baby, das ist heiß", keuchte ich.

Längst war ich nicht mehr Herr meiner Sinne. Sienna hatte mich voll in ihrer Hand und ich genoss es unendlich. Am heutigen Abend dominierte sie, was sich absolut toll anfühlte. Es dauerte nicht lange, bis sich mit an dem Punkt hatte, wo ich alles vergaß und der Druck so groß wurde, dass ich diesen nicht mehr zurückzuhalten vermochte.

Meine Hände krallten sich in den weichen Stoff der Matratze, als Sienna mir buchstäblich das Rückenmark aussaugte. Schwer atmend spürte ich wie der Druck augenblicklich wich und meine Entspannung langsam einsetzte.

„Baby, komm her", wisperte ich und tastete nach ihrer Hand.

Ohne zu zögern legte Sienna ihren Kopf auf meine Brust.

„Du bist dran, Niall."

Ihr Schmunzeln war förmlich in der Dunkelheit zu spüren und mit einer gekonnten Drehung legte ich sie auf den Rücken.

„Dein Wunsch ist mir Befehl."

Es gehörte zu meinen Präferenzen, ihren Körper mit meinen Lippen und meiner Zunge zu stimulieren. Ich hätte dies stundenlang tun können, ohne zu ermüden, nur um ihre Reaktionen zu fühlen, die mich stets wissen ließen, wie sehr sie das genoss.

Auch heute ließ der Erfolg nicht auf sich warten, als ich sie kostete und verwöhnte bis sie ihren Höhepunkt erreichte.

Erst als das heftige Zittern ihre Körpers einsetzte, ließ ich von ihr ab, um nach der Decke zu greifen, die am oberen linken Ende der Matratze lag. Dies schien ein Phänomen eines jeden Black Room zu sein. Die Dinge befanden sich stets am gleichen Platz.

„Wie viel Zeit haben wir noch?", wisperte Sienna in die Dunkelheit hinein.

„Ich schätze, es reicht noch für eine volle Runde", erwiderte ich lachend. „Und die sollten wir genießen, Baby."

Wir taten es ohne Reue und vor allem ohne Hektik. Am Schluss, als das altbekannte Signal ertönte, fragte ich mich selbst, ob es nicht besser wäre, den Black Room immer für zwei, anstatt für eine Stunde zu mieten.

Der Samstag begann mit Sonnenschein, doch in meinem Innersten tobte das perfekte Chaos. Heute Abend hatte ich meine erste Feuertaufe zu bestehen. Ich konnte nicht fassen, auf was ich mich eingelassen hatte.

Wie mit Nicholas besprochen, brachte er Kieran nach dem Mittagessen zu uns und wie zu erwarten, plapperte unser Sohn unaufhörlich. Wie toll es bei Anastasia gewesen sei, dass er mit ihren Ninja Turtles hatte spielen dürfen und dass Nicholas sogar kochen könnte.

„Wann darf ich wieder bei ihr schlafen?", lautete seine nächste Frage.

„Bald, mein Schatz, aber vorher übernachtet Tia hier. Wir machen das immer im Wechsel", klärte Sienna unseren Sohn auf, der bedächtig nickte.

„Was ist im Wechsel?"

„Einmal bei ihr und einmal bei uns, also abwechselnd", antwortete ich grinsend.

„Okeeey", kam es zurück, dann kuschelte er mit Myles, der auf seiner Decke lag.

Je schneller die Zeit fortschritt, umso nervöser wurde ich. Einen Boxkampf mit Nicholas anzuschauen schien für Sienna durchaus in Ordnung zu gehen. Sie wollte sich einen gemütlichen Abend zuhause machen, während ich das Blut fließen sah – jedenfalls waren das ihre Worte, die sie an mich richtete, als wir uns verabschiedeten.

Ich hatte Kieran eine gute Nacht gewünscht und ihn heftig an mich gedrückt, in der Hoffnung, dass ich auch morgen noch für ihn da sein würde.

Dann kam Sienna an die Reihe, wobei ich mich zusammenreißen musste, damit es nicht auffiel.

„Bis dann, Baby", wisperte ich ihr ins Ohr.

Keine zwei Minuten später saß ich mit Nicholas in der Limousine, die uns direkt zum Ort des Geschehens brachte.

Das Barclays Center in Brooklyn fasste locker achtzehntausend Leute und es war schon jede Menge los, als Marx den Wagen auf einem VIP Parkplatz abstellte. Es war mir schleierhaft, wie die Mafia ihre Waffen hier hineinschmuggeln wollten, denn die Kontrollen bei solchen Events zeichneten sich durch präzise Gründlichkeit aus. Liam, als Polizeibeamter, hatte es da vermutlich einfacher. Doch auch er musste einen triftigen Grund vorweisen, weshalb er mit einer Waffe hier antanzte. Allerdings traute ich Alistair in dieser Richtung so einiges zu. Vermutlich hatte er sich schon vor geraumer Zeit mit den Behörden in Verbindung gesetzt, um in dieser Hinsicht freie Bahn zu haben.

Doch auch die Mafia schien vorgesorgt zu haben. Jedenfalls war es merkwürdig, dass wir durch einen gesonderten Eingang das Gebäude betraten, an welchem auf Kontrollen verzichtet wurde. Lediglich die Karten mussten vorgezeigt werden, doch das erledigte Nicholas für uns drei. Meine Theorie war, dass die Mafia sich hier eingekauft hatte.

Im inneren Bereich angekommen, gaben wir unsere Jacken an der Garderobe ab und marschierten anschließend zu unseren Plätzen. Wie zu erwarten, hatte der Mafia Boss sich nicht lumpen lassen. Unsere Sitze befanden sich in der zweiten Reihe, mit ausgezeichneter Sicht auf den Boxring.

Marx sorgte für unsere Getränke und während die Halle sich langsam füllte, begann ich mich nervös umzuschauen. Liam hatte mir zwar anhand eines Planes aus dem Internet gezeigt, wo er saß, aber ich konnte ihn noch nirgends ausmachen. Ebenso fehlten die restlichen Mafiosi des inneren Kreises.

Mir wurde unendlich heiß, je mehr Menschen in die Halle strömten. Hier irgendwo, liefen Mitglieder der kolumbianischen Mafia herum. Hoffentlich verlor keiner von ihnen die Nerven, wenn meine Identität preisgegeben wurde, und knallte mich ohne mit der Wimper zu zucken ab.

„Immer ruhig bleiben, Niall", flüsterte Nicholas mir zu, bevor er einen Schluck Bier aus einem Plastikbecher trank.

„Du hast gut reden", entgegnete ich unwirsch. „Du wirst ja nicht abgeschlachtet."

„Du aber auch nicht."

Woher nahm er nur diese Sicherheit? Seine Leute mussten verdammt gut sein und stets auf der Hut.

„Wenn du dich mal umschauen willst", begann Nicholas, „auf der rechten Seite, ganz oben, befinden sich drei unserer Leute, auf der linken ebenfalls. Von dort oben sieht man am besten."

Während ich meinen Blick durch die Halle schweifen ließ, entdeckte ich Liam, der ungefähr fünf Reihen hinter mir saß. Auch er erkannte mich im selben Augenblick, nickte mir kurz zu, grinste und legte seine Hand an die Seite. Damit deutete er an, eine Waffe zu besitzen.

„Teufelskerl", murmelte ich leise vor mich hin.

„Hast du etwas gesagt, Niall?" erkundigte sich Nicholas liebenswürdig.

„Ja, dass ich dir in den Arsch treten werde, wenn da alles vorbei ist", brummte ich gereizt.

Plötzlich ging die Deckenbeleuchtung aus und das Boxspektakel startete. Zuerst mit dem musikalischen Auftakt, dann bahnte sich der Herausforderer, ein Typ mit einem Irokesenschnitt, den Weg zum Boxring. Er stammte aus Jamaica, wie ich nachgelesen hatte.

Als der amtierende Champion die Halle betrat, gab es tosenden Applaus. Der Boden bebte, die Leute brüllten und Rauchschwaden stiegen auf. Sie versperrten mir die Sicht nach vorne und bewirkten, dass ich aufsprang.

Und dann ertönte plötzlich ein ohrenbetäubender Schuss.

_____________________

Heute möchte ich euch mit einem schönen Cliffhanger beglücken. :D

Ich hoffe, ihr mochtet das Kapitel und hattet Spaß beim Lesen.

Was mag wohl jetzt passieren, bzw. passiert sein?

Ich freue mich wirklich jedes Mal über eure Kommentare und kann mich gar nicht genug dafür bedanken. Und ich bin sehr gespannt, wie die Reaktionen zu diesem Kapitel ausfallen.

Das nächste Update kommt Sonntag oder Montag.

LG, Ambi xxx

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