Black Vision

Od Ambi63

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New York, hektisch, immer in Bewegung und aufgrund seiner mehr als acht Millionen Einwohner eigentlich der pe... Viac

Trailer
Songliste Teil I + Collage
Songliste Teil II + Collage
Prolog
01. Deal
02. Statement
03. Funeral
04. Departure
05. West Village
06. Park Avenue
07. Crossroad
08. Start-Up Problems
09. Unsheltered
10. Waiting
12. Possessive
13. Five Card Draw
14. Tiffany & Co.
15. Myles
16. Knowledge
17. Hachita
18. Drag Queen
19. The Inner Circle
20. Back to the roots
21. Prearrangements
22. Antagonism
23. Yuma
24. Chaotic
25. Merry Christmas
26. Happy New Year!
27. Test Run
28. Provocative
29. Intensiv
30. Fate
31. Prize
32. Cold Comfort
33. Gifts
34. Part of the Truth
35. Offer
36. Rockefeller Center
37. Coincidence
38. Deadline
39. Purification
40. Guilty Plea
41. Showdown
42. Project
43. Checkmate!
44. Precious
45. At home
46. Conversations
47. Twist of fate
48. Circle of life
49. Epilog
Author's Note (Wichtig)
Thanks ♥♥♥
Manip - Alistair und Louis
Blood Shed

11. Acting

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Od Ambi63

Edit: A/N: Die 10 Gebote der Mafia, wie sie in diesem Kapitel beschrieben sind, existieren wirklich. Sie wurden, nach ihrer Entdeckung, von einer italienischen Zeitung veröffentlicht.


♪ The Hammer's Coming Down - Nickelback


Niall

Es fühlte sich an, als ob sich in dieser einen Sekunde alles entscheiden würde. Ob ich weiterlebte, oder ob ich mich von diesem Junkie abstechen ließ.

Geld war mir nichts wert – aber mein Leben.

Das Aufblitzen des Messer zeigte mir, dass es ihm Ernst war und deshalb rückte ich meine Brieftasche ohne zu zögern heraus. Ich schmiss ihm diese buchstäblich vor die Füße.

„Hier, bediene dich und werde glücklich damit." Sarkastisch kamen die Worte aus meinem Mund, dann drehte ich mich um und lief davon.

Doch etwas Merkwürdiges geschah; etwas, womit ich nicht rechnete. Er verfolgte mich.

Immer schneller wurden meine Schritte, bis ich schließlich zu rennen anfing. Vermutlich konnte ich ihn leicht abhängen, da er humpelte, aber in dieser Hinsicht täuschte ich mich gewaltig. Der Kerl holte auf, einfach so, als sei er ein Langstreckenläufer, und letztendlich keimte der Verdacht in mir auf, dass sein Humpeln während der Obdachlosenspeisung nur gespielt war.

Keuchend versuchte ich den Abstand zwischen uns zu vergrößern, doch er näherte sich unaufhaltsam, es schien kein Entkommen zu geben. Kurz blickte ich nach hinten, achtete dabei nicht auf den Boden und knallte prompt der Länge nach auf den Asphalt.

Ehe ich mich versah, spürte ich den festen Griff seiner Hände an meinen Beinen. Verzweifelt versuchte ich mich frei zu strampeln.

„Geh weg, du Mistkerl", zischte ich, entschlossen, mich nicht unterkriegen zu lassen.

Nur machte es in dieser Gegend wenig Sinn, nach Hilfe zu rufen. Man würde mich eher wegen der paar Kröten abmurksen, als mich mit dem Leben davonkommen lassen.

Mein nächster Kick traf das Ungeheuer jedoch mitten im Gesicht. Ich hörte einen Laut, der einem Aufjaulen glich, sowie einen Fluch, der ausgestoßen wurde. Gleichzeitig fühlte ich, wie er von mir abließ und das war meine Chance zur Flucht.

Binnen Sekunden hievte ich mich auf die Beine, um im nächsten Moment buchstäblich in der Bewegung zu erstarren.

„Niall, du Idiot hast meine Nase erwischt!"

Langsam, fast in Zeitlupe, drangen diese Worte und die dazugehörige Stimme in mein Bewusstsein. Das konnte doch nicht sein, oder?

Als ich mich umdrehte und in die grünen Augen des jungen Mannes schaute, dessen dreckverschmiertes Antlitz mir entgegenblitzte, traf mich fast der Schlag.

„Harry?"

Der vermeintliche Junkie grinste über das ganze Gesicht, dabei ignorierte er im ersten Moment das Blut, welches aus seiner Nase lief.

„Ja, ich bin es, Niall."

Ohne darüber nachzudenken, sank ich neben ihm im Dreck auf die Knie, die noch immer leicht zitterten. Und im nächsten Augenblick entluden sich meine angestaute Angst und Aggressivität gleichermaßen.

„Bist du total von Sinnen? Warum hast du mich angegriffen? Und mit was hast du dein Gesicht eingeschmiert? Du stinkst wie Hundekot!", presste ich noch immer leicht gestresst hervor, während mein Puls sich langsam wieder normalisierte.

„Das ist Theaterschminke", erklärte er glucksend und schickte sich an, das Blut mit dem Ärmel seines Hoddies aus dem Gesicht zu wischen.

„Sie stinkt trotzdem wie Hundescheiße!" Meine Empörung kannte keine Grenzen.

„Sie wurde speziell präpariert, damit wir diesen Effekt erzielen. Es soll schließlich echt wirken."

So nach und nach sickerte es in mein Bewusstsein, dass ich mich nicht mehr in Gefahr befand, dennoch erschloss es sich mir nicht, warum Harry in solch einem Aufzug durch die Gegend lief und mich gewissermaßen stalkte.

„Heiliger Strohsack, ich dachte echt, mein letztes Stündlein hätte geschlagen", seufzte ich, bevor ich seine Aufmachung genauer in Augenschein nahm. Außer dem verblichenen Hoodie trug er eine schwarze Jeans mit aufgeschlitzten Knien, sowie dreckige, marode, schwarze Sneakers, die aussahen, als würden sie bald auseinanderfallen. Dennoch waren es nicht die Klamotten, die meine Aufmerksamkeit am meisten erregten.

„Du hast dir Rastazöpfe flechten lassen?"

Harry schüttelte lachend den Kopf. „Nein, das ist eine Perücke, mein Lieber. Ich musste mir die Haare abschneiden lassen. Sie sind total kurz."

„Im Ernst?"

„Ja, Alistair wollte es so."

Kopfschüttelnd fasste ich mir an die Stirn, noch immer ein wenig verwirrt, doch die Fragen, die sich in meinem Kopf formten, würden sicher bald geklärt werden.

Gerade als ich zum Sprechen ansetzen wollte, vernahmen wir das Quietschen von Autoreifen sowie das Dröhnen eines Motors. Die Geräusche näherten sich und als die Scheinwerfer eines Wagens in unsere Gesichter leuchteten, rutschte mir das Herz fast erneut in die Hose. Ich war weiß Gott kein Feigling, doch mein heutiges Kontingent an aushaltbaren Katastrophen wurde nun eindeutig überschritten.

Der wuchtige Dodge stoppte direkt neben uns und ich sah, wie ein Mann aus dem Auto sprang. Als er auf uns zu rannte, blieb mir bereits zum zweiten Mal an diesem Abend fast die Spucke im Hals stecken.

„Los! Rein in den Wagen!", brüllte Liam uns entgegen.

Noch immer halb unter Schock stehend, gehorchte ich und hechtete so schnell meine Beine mich trugen, in das Innere des Vans. Harry folgte mir auf den Fersen und zu zweit gammelten wir auf der verschlissenen Rückbank, während Liam wie ein Verrückter durch das Viertel fuhr. Erst als wir eine der Hauptstraßen erreichten, verlangsamte er seine Fahrt.

„Wie sieht es aus, Harry?", rief er nach hinten.

„Gut, Payno. Alistair und Sophia haben die Mafia erfolgreich abgelenkt."

„Super."

Die Erleichterung in Liams Stimme war sofort zu bemerken. Er drehte sich zu uns und grinste frech drein.

„Harrys Schauspielunterricht hat sich doch gelohnt, oder?"

„Bitte was?" Entgeisterte starrte ich meinen Freund an, der sich die Perücke vom Kopf zog und sich erstmal ausgiebig am selbigen kratzte.

„Das Ding juckt wie verrückt", maulte er, beantwortete jedoch dann die Frage.

„Ja, hat er. Und Niall, guck nicht so doof. Alistair hat mir diesen Schauspielunterricht aufs Auge gedrückt."

„Ach, und er hat dir auch gesagt, dass du mich angreifen sollst, oder was?", blökte ich noch immer leicht angesäuert. Harry hatte mich wirklich in Angst und Schrecken versetzt.

„Na ja, ich wollte testen, ob es einwandfrei funktioniert."

„Du Arschgesicht!"

„Beruhige dich", mischte Liam sich ein. „Wir erklären dir gleich, was Sache ist, aber erst muss ich einen geeigneten Parkplatz finden."

„Zuerst wischt er sich die stinkende Scheiße aus dem Gesicht und dann rede ich mit ihm!", entfuhr es mir.

Angeekelt schaute ich in Harrys Richtung, der sich nun mit Hilfe einiger Kosmetiktücher, die er aus einem kleinen Koffer herausnahm, das dunkle Zeug aus seinem Gesicht entfernte.

„Du hast sogar einen Koffer für Schminke?", brachte ich erstaunt hervor.

„Ja, super, oder?" Harry grinste voller Stolz. „Aber weißt du was, Niall, beinahe hätte ich mein ganzes Zeug, einschließlich der Perücke, abschreiben können."

„Warum denn das?"

„Der Idiot hat am Flughafen den falschen Koffer erwischt", brummte Liam, der mittlerweile Ausschau nach einem guten Platz hielt, um den Wagen abstellen zu können.

Grinsend schaute ich zu Harry. „Das kann auch nur dir passieren. Wie hast du ihn wieder bekommen?"

„Na ja, die Tussi, die meinen Koffer hatte, meldete sich zum Glück bei der Fluggesellschaft und die haben mich sofort angerufen. Ich bin dann schnell zu ihrem Hotel gefahren, wir tauschten das Gepäck und alles war gut."

„Du hast vergessen zu erwähnen, dass du ihr hundert Dollar für einen neuen Koffer spendiert hast, da du ihren ja aufbrechen musstest", stellte Liam seinen Kollegen bloß.

Mittlerweile hielt ich mir den Bauch vor Lachen. Es war einfach zu komisch, was Harry immer fabrizierte.

Da wir am Straßenrand in einem sehr guten Viertel parkten – es konnte eigentlich nur die Upper West Side sein -, begann Liam zu reden.

„Ok, fünf Minuten müssen reichen, um Niall alles zu erklären. Länger können wir hier nicht stehen, sonst fallen wir auf."

Gespannt spitzte ich die Ohren und erfuhr, dass Harry einen Obdachlosen spielen sollte, um unauffällig Kontakt mit mir aufnehmen zu können.

„Einer musste es ja machen und Alistair wollte, dass ich mich darin versuche, da Liam in Barrow auf Dimitri getroffen ist und demnach sowieso ausschied", plapperte Harry munter weiter.

„Und Alistair kam auch nicht in Frage. Ich meine, das ist wie mit Gimli aus Herr der Ringe. Wenn du dem Elbenohren ankleben würdest, wäre er trotzdem noch immer ein Zwerg", merkte Liam an, der mich damit prompt zum Lachen brachte.

„Ok, soweit habe ich das verstanden. Heißt das, dass du jetzt jeden Freitag zur Obdachlosenspeisung kommst?", wandte ich mich an Harry.

„Ja, und ich werde mich täglich an einer bestimmten Straßenkreuzung aufhalten. Penner tun sowas, weißt du. Die haben ihr bevorzugtes Revier. Ich werde einen Hut vor mir aufstellen, da kannst du dann was reinwerfen."

Im gleichen Augenblick machte es bei mir 'Klick' und ich schnallte, dass er nicht über Geld sprach, jedenfalls nicht ausschließlich.

„Informationsaustausch, hm?"

„Du bist ein kluges Köpfchen, Niall." Liam grinste sich eins, bevor er mit der allgemeinen Erklärung fortfuhr. „Die Mafia weiß, dass du mit uns in Kontakt stehst und genau deswegen werden sie dir die Informationen, wann es mit dem Prinzen losgeht, so lange wie möglich vorenthalten. Es ist davon auszugehen, dass du uns, kurz bevor es soweit ist, vorher nicht mehr sehen wirst. Außerdem kontrolliert die Mafia dein Handy, ob du uns Nachrichten geschickt, oder angerufen hast. Sie würden es auf diese Art und Weise mitkriegen, ob du uns gegenüber etwas preisgibst. Da du das nicht darfst, denn so steht es in deinem Vertrag mit den Russen, wirst du dich auch schön daran halten, ok?"

Kurz schloss ich meine Augen, atmete tief durch und sagte dann: „Ja, ich habe es verstanden. Aber eins müsst ihr mir noch erklären. Wie soll ich Harry regelmäßig an einer Straßenkreuzung begegnen, ohne dass es auffällt? Außerdem könnte das auch knapp werden. Ihr wisst schon, der Informationsaustausch."

Grinsend verschränkte Liam die Arme vor seiner Brust.

„Ganz einfach, eine Runde Joggen am Morgen ist immer für dich drin", meinte er.

Ungefragt gab Harry seinen Senf hinzu.

„Oh ja, du solltest dringend an deiner Kondition arbeiten, Niall. Du scheinst etwas eingerostet zu sein, ich hatte nämlich null Probleme, dich einzuholen. In Irland bist du damals schneller gelaufen."

„Du wirst unverschämt!", knurrte ich. „Damals war ich fünf Jahre jünger und außerdem regelmäßig im Training, was das Joggen angeht."

„Ich war auch fünf Jahre jünger", schoss Harry zurück.

Unerwartet bekam ich Hilfe von Liam. „Ja, aber du hast nicht ein ganzes Jahr in einer Eiswüste zugebracht, wo man nicht joggen kann."

Bevor wir uns noch weiter über meine Konditionsprobleme austauschen konnten, mahnte Liam, nach einem Blick auf sein Handy, zum Aufbruch.

„Wir sollten uns auf die Socken machen. Alistair und Sophia warten schon. Sie haben mir gerade eine Nachricht geschickt."

„Muss ich hier aussteigen?", wollte ich wissen.

„Nein, wir bringen dich noch bis in die Nähe deiner heimatlichen U-Bahn Station. Von dort aus darfst du dann laufen", erklärte Liam grinsend.

Das klang nicht übel und deshalb lehnte ich mich entspannt im Sitz zurück, um Sekunden später wie von einer Tarantel gestochen nach meinem Handy zu langen. Während der Obdachlosenspeisung hatte ich dieses in den lautlosen Modus versetzt und bisher nicht wieder reaktiviert.

„Mist, Sienna hat versucht mich anzurufen! Ich bin viel zu spät", stöhnte ich.

„Sie wird es verschmerzen. Sag ihr einfach, du hast deine U-Bahn verpasst", riet Harry, worauf ich prompt zu einem Konter ansetzte.

„Ich kann ihr auch sagen, dass mir ein Stinktier über den Weg gelaufen ist, das versucht hat, mich niederzumetzeln."

Nachdem Liams kurzer Lachanfall vorüber war, hörte ich seufzend ihre Nachricht ab, die mich gleichermaßen wütend sowie besorgt werden ließ.

„Hallo Schatz, wo steckst du denn? Nicholas und ich warten mit dem Abendessen. Ich habe Tia und ihn eingeladen. Melde dich bitte, wenn du meine Nachricht gehört hast."

„Das glaube ich einfach nicht!" Empört begann ich zu schnaufen. „Romanow macht sich in unserm Townhouse breit und wartet mit meiner Frau auf mein Eintreffen! Er isst mit uns zu Abend! Hat man da noch Töne?"

„Es ist noch immer sein Townhouse, Niall, vergiss das nicht", erinnerte mich Liam unnötigerweise.

„Das ist mir egal. Er soll es nicht wagen, Sienna zu nahe zu kommen, sonst wird er mich kennenlernen. In unserem Vertrag steht nämlich nichts davon, dass ich meine Frau an die Mafia abtreten muss", erwiderte ich angepisst, während ich eine Nachricht an Sienna tippte, dass ich auf dem Heimweg sei.

„Jetzt krieg dich mal wieder ein, Niall. Du scheinst die Gesetze der Mafia nicht zu kennen", warf Harry plötzlich in den Raum.

„Stimmt, da war ja was." Liam schlug sich selbst gegen die Stirn. „Alistair hat mir etwas für dich mitgegeben."

An der nächsten roten Ampel wühlte er im Handschuhfach des Wagens, um ein Stück Papier hervorzuziehen, welches er mir mit den Worten: „Lesen und nicht wieder vergessen", überreichte.

Überrascht studierte ich das Schriftstück, das den Titel 'Die zehn Gebote der Mafia' trug.

1. Man stellt sich unseren Freunden nicht allein vor - dies geht nur über die Vermittlung eines Dritten.

2. Lass die Finger von den Ehefrauen unserer Freunde.

3. Wir machen keine Geschäfte mit den Bullen.

4. Wir besuchen weder Tavernen noch Clubs.

5. Es ist Pflicht, der Cosa Nostra jederzeit zur Verfügung zu stehen. Auch wenn die Frau kurz vor der Entbindung steht.

6. Verabredungen werden kategorisch eingehalten.

7. Die Ehefrau muss respektiert werden.

8. Wenn man nach etwas gefragt wird, was man weiß, muss man die Wahrheit sagen.

9. Es ist verboten, sich Gelder anzueignen, die anderen oder anderen Familien gehören.

10. Nicht der Cosa Nostra angehören kann:

- Wer einen engen Angehörigen bei den Sicherheitskräften hat

- Wer Fälle von Untreue in der Familie hat

- Wer sich schlecht verhält - und sich nicht an moralische Werte hält.

„Das fasse ich jetzt nicht", stöhnte ich ein wenig ungläubig.

„Krass oder? Wir haben uns das ebenso eingeprägt, wie du es tun solltest", klärte Liam mich auf. „Alistair bestand darauf."

„Wo habt ihr das her?", wollte ich wissen, während ich den Zettel zusammenfaltete, um ihn anschließend in meiner Jackentasche zu verstauen.

„Das wurde vor vielen Jahren in der italienischen Zeitung La Repubblica veröffentlicht. Es sind die Regeln der sizilianischen Mafia, die sich Cosa Nostra nennt, doch sie gelten überall auf der Welt. Egal, ob es sich um die Russen, Kolumbianer oder sonst wen handelt", antwortete Liam, bevor er den Wagen zum Straßenrand steuerte.

„So, Niall, wir sind da. Für dich heißt es jetzt aussteigen."

„Wann sehen wir uns wieder?", lautete meine Frage.

„Keine Ahnung, du hörst auf jeden Fall von Alistair und Harry wird dich dann demnächst als Penner an seiner bevorzugten Straßenecke empfangen."

Mittlerweile stank mein Freund nicht mehr ganz so sehr, sodass ich ihn ohne Probleme umarmten konnte, ohne einen Erstickungsanfall zu erleiden.

„Mach's gut, mein Penner."

„Kauf dir Joggingschuhe, alter Mann."

„Ja, ja, du mich auch."

Wir grinsten uns an und gaben uns zum Abschied ein High-Five, was ich ebenso mit Liam praktizierte, der mich ermahnte, freundlich zu Nicholas zu sein.

„Immerhin stellt er euch eine seiner tollen Immobilien zur Verfügung."

„Dein Sarkasmus ist manchmal nicht zum Aushalten", warf ich ihm an den Kopf.

„Man tut, was man kann."

Ein letztes Mal winkte ich den beiden zu und machte mich dann auf den Heimweg.

Bereits im Flur roch es herrlich nach Essen und mir lief das Wasser förmlich im Mund zusammen. Gleichzeitig baute sich der Groll gegen den Mafia Boss auf, der mit meiner Frau und meinem Sohn an einem Tisch saß und gleich mit uns zu Abend essen würde. Doch ich nahm mir Liams Worte sowie die zehn Gebote der Mafia zu Herzen und begrüßte ihn freundlich, nachdem ich Sienna und Kieran umarmt hatte und auch Tia ein Hallo zurief.

„Wir waren schon in Sorge, dass etwas passiert sein könnte", ließ Nicholas mich wissen.

Mir lag es auf der Zunge zu sagen, dass ich sowieso rund um die Uhr überwacht wurde und deshalb keinerlei Gefahr bestand. Erst, wenn die Kolumbianer sich die Ehre gaben, konnte es heikel werden. Aber ich schluckte jedes einzelne Wort hinunter, das sich in meinem Kopf befand. Sienna und vor allem Kieran, sollten nichts darüber erfahren.

Unser Sohn schien an diesem Abend gut drauf zu sein, was zu hundert Prozent auch mit Tias Anwesenheit in Zusammenhang stand. Jedenfalls veranstalteten die beiden eine Art Wettessen. Da es sich um eine durchaus gesunde Mahlzeit handelte, hatten wir Erwachsenen rein gar nichts dagegen einzuwenden, dass die Kinder sich die Bäuche vollschlugen.

„Jenny hat mir erzählt, dass Sie heute gemeinsam mit Kevin und anderen Priestern eine Obdachlosenspeisung organisiert haben", begann Nicholas die Unterhaltung.

Nur alleine die Tatsache, dass er meine Frau Jenny nannte, ließ mich fast schon wieder an die Decke gehen. Das klang viel zu vertraut. Außerdem kam es sowieso einer Farce gleich, da er mit Sicherheit ihren richtigen Namen wusste, ebenso wie ihm bekannt war, dass ich eigentlich Niall und nicht John hieß. Schließlich hörte man uns Tag und Nacht ab.

„Ja, das stimmt, wir machen das jeden Freitag", erwiderte ich, bevor ich einen Schluck von meinem Bier nahm.

Dann grinste ich ihm frech ins Gesicht. „Was arbeiten Sie eigentlich, wenn ich fragen darf?"

Wie zu erwarten, war Mr Romanow mit allen Wassern gewaschen. „Hatte ich das noch nicht erwähnt?", stellte er sich dumm.

„Nein, denn sonst könnte ich mich daran erinnern", gab ich kontra.

„Nun, ich handele mit Waren aller Art und mit Immobilien."

So nannte man das also.

„Oh mein Gott, kein Wunder, dass dir das schöne Haus hier gehört, Nicholas."

Als ich Siennas Stimme vernahm und gleichzeitig hörte, wie sie ihn duzte, kochte ich bereits wieder. Da Selbstbeherrschung jedoch hin und wieder zu meinen Stärken zählte, antwortete ich so neutral wie möglich: „Das Haus ist wirklich sehr schön. Sie besitzen einen guten Geschmack, Mr Romanow."

Glasklar ließ ich es hervorstechen, dass wir noch immer per Sie waren, meine Frau ihn jedoch mit dem vertrauten Du ansprach. Und wie erwartet, sprang er darauf an.

„Hören Sie, John, ihre Frau und ich duzen uns seit heute, also sollten wir es ebenso halten, oder nicht?"

Ich machte gute Miene zum bösen Spiel. „Von mir aus, gerne."

„Fein, darauf trinken wir."

Er hob sein Glas und ich tat es ihm gleich.

Nachdem jeder von uns einen Schluck getrunken hatte, richtete Nicholas eine Frage an mich.

„Wie sieht es aus, John, hättest du vielleicht Lust, demnächst an einer Pokerrunde teilzunehmen?"

Sofort stellte sich ein ungutes Gefühl in meinem Innersten ein, doch ich erinnerte mich daran, dass ich diese Einladung vermutlich nicht ablehnen sollte.

Ohne mit der Wimper zu zucken hielt ich seinem durchdringenden Blick stand, als ich antwortete: „Ja, warum nicht? Das könnte durchaus cool werden, so lange die Einsätze nicht zu hoch sind."

„Das werden sie nicht, versprochen." Nicholas lächelte mir und auch Sienna zu, die daraufhin etwas beruhigter wirkte.

„Und wann soll das Ganze stattfinden?", erkundigte sie sich.

„Am nächsten Wochenende."

„Das heißt, Kieran und ich sind dann einen Abend alleine."

„Du könntest Soph anrufen und fragen, ob sie vorbeikommen möchte", schlug ich vor. „Das ist Jennys Freundin", setzte ich erklärend hinzu, wurde jedoch sofort durch meine Frau belehrt.

„Das weiß Nicholas bereits, die beiden sind sich heute Nachmittag hier über den Weg gelaufen."

Heute Nachmittag? Wie viel Zeit hatte Sienna mit diesem Mafioso verbracht? Mit zusammengepressten Kiefern schluckte ich meinen Unmut darüber hinunter, da kam auch schon der nächste Hammer.

„Vielleicht könnte Tia hier schlafen, wenn die Pokerrunde stattfindet, was meint ihr?"

Fragend schaute Sienna mich und dann Nicholas an, der sofort erfreut reagierte.

„Das halte ich für eine tolle Idee!"

„Oh ja", jauchzte Kieran, der sofort aufmerksam zuhörte, als Tias Name fiel. „Ich möchte, dass sie hier schläft!"

„Gut, dann machen wir das so", rundete ich das Ganze ab.

Im Geiste fasste ich die Ereignisse dieses Tages zusammen. Harry würde mir zukünftig als Penner begegnen, die Tochter des Mafia Bosses übernachtete demnächst bei uns und ich hatte eine Einladung zum Pokerspiel mit der Mafia erhalten.

Das Desaster in meinem Leben schien gerade erst richtig zu beginnen und ich hoffte irgendwie, dass ich heil aus der Sache herauskam.

___________________________

So meine Lieben, da ich schneller mit Schreiben war, als angenommen, kommt das Update einige Stunden früher. Ich hatte mega Spaß beim Schreiben (wie ihr euch sicher denken könnt) und bin so gespannt auf eure Kommentare.

Tja, jetzt muss Niall zu einer Runde Poker bei der Mafia antreten und die Tochter des Bosses bei sich zuhause übernachten lassen. Tolle Aussichten, oder? Ich hoffe, ihr seid schon gespannt auf die kommenden Kapitel.

Vielen Dank für eure tollen Kommentare, mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich sie lese. ♥

Das nächste Update wird am Freitag kommen.

LG, Ambi xxx

Pokračovať v čítaní

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