Ferien/ Hölle auf dem Bauernh...

Por FlyingMonkey1004

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Yoo Youngjae, der Sohn eines Multimilliardärs, wird als Bestrafung für sein arrogantes Verhalten in den Somme... Más

Schmutz, Gestank und Ureinwohner
Ein "schöner" Morgen
Daehyuns Freundin
Ich lebe... NOCH!!!
Mein Opfer...
The Final Countdown
Ich hasse ihn trotzdem...
Sound of Silence
Chasing Bunnys
Just one last day
Daedae...
Eodini? Mwohani? Neon jal jinaeni?
Prinz und Bettelknabe, oder auch nicht...
Das Vergnügen und der Realismus
Life is strange
Dracula
Who?
Hot dogs
Die Ruhe vor dem Sturm?
Viel Lärm um Nichts
Some things are meant to be
Tick Tock Goes The Clock
Unconditional (Love)
Wild World

Not your World

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Por FlyingMonkey1004





„Und was genau tun wir hier?", fragte Daehyun leise und blickte sich leicht verunsichert um.

Es gelang mir nicht ganz ein Grinsen zu verkneifen und ich tat mein Bestes zu verbergen, dass ich ebenso wenig Ahnung wie Daehyun hatte.

Wie wir in diese prekäre Lage des Unwissens geraten waren?

Nun, heute Morgen waren meine Eltern überraschender Weise noch anwesend gewesen, als Daehyun und ich in das Esszimmer kamen. Kaum waren wir mit Essen und Ankleiden fertig hatten sie uns schon in einen unserer wartenden Wägen gescheucht und hatten den Rest der Fahrt ins Ungewisse selbstzufrieden aus dem Fenster geblickt. Und nun waren wir hier, bei dem besten Anzugschneider des Landes, welcher die Familie Yoo schon seit Generationen für diverse Festivitäten einkleidete.

Da die Angestellten unsere Maße selbstverständlich schon hatten, musste nur Daehyun auf den kleinen Samthocker steigen und wie da Vincis Männchen alle Gliedmaßen von sich strecken.

„Mr. Yoo dürfte ich Sie bitten mir zu folgen, wir haben Ihnen schon eine Auswahl von Fräcken bereit gestellt."

Seufzend löste ich meinen Blick von Daehyun auf dem Samthocker und folgte dem Angestellten mit penibelst zurückgegelten Haaren. Mich würde nicht wundern, wenn er eine kleine Schleimspur hinter sich zurücklassen würde.

„Ihr seht fantastisch aus. Wie junge Prinzen."

Daehyun und ich standen Schulter an Schulter vor meinen Eltern, welche vor Stolz zu platzen schienen. Ich bemerkte, dass sich Daehyun untern ihren vor Begeisterung triefenden Blicken nicht ganz wohl fühlte und bewunderte ihn für seine gelassene Haltung. Selbst mir war diese Aufmerksamkeit fast zu viel.

„Da werden die jungen Damen heute Augen machen."

Mit hochgezogenen Brauen blickte ich meine Mutter an, welche sich langsam wieder unter Kontrolle hatte.

„Wir werden in die Oper gehen."

Noch ein Blick von mir.

„Allein."

Zufrieden lies ich meine Schultern ein wenig sinken und lockerte die Fliege um meinen Hals. Ein Seitenblick zu Daehyun sagte mir, dass auch er sich ein wenig entspannt hatte. Seine Ehre war wohl gerettet.

„Ich hab noch den Anzug vom Ball...", begann er zögerlich und ich musste mir ein belustigtes Grunzen verkneifen.

Mein Vater stieß ein gutmütiges Lachen aus und der Schneider, welcher wie ein gieriger, kleiner Pudel am Rand auf weitere Anweisungen wartete, brachte ein dünnlippiges Lächeln zustande.

„Ein Anzug? In der Oper? Was für ein Banause!", stichelte ich mit schockierter Stimme.

Ich warf ihm von der Seite ein spöttisch, gutmütiges Grinsen zu und schüttelte dann pikiert den Kopf.

„Du hast noch viel zu lernen, mein junger Padawan."

Ein Ellenbogen bohrte sich sanft zwischen meine Rippen und ich wich feixend zurück. Aus dem Augenwinkel sah ich Daehyuns gehobene Mundwinkel und einem Inneren Impuls folgend stieß ich mit meiner Schulter kameradschaftlich gegen seine.

Meine Eltern verfolgten das ganze Geschehen mit einem zufriedenen Schmunzeln auf dem Gesicht.

„Ich weiß eure Fürsorge wirklich sehr zu schätzen, aber ihr müsst mir wirklich nicht extra einen Frack kaufen", meinte Daehyun nun wieder ernst geworden an meine Eltern gewandt.

Ich unterdrückte ein Augenrollen und putzte ein paar imaginäre Staubkörner von dem dunklen Stoff.

„Daehyun", begann mein Vater in ebenso ernstem Tonfall," du gehörst so gut wie zur Familie. Wir sind froh, dass Youngjae endlich jemanden hat, der wie ein Bruder für ihn ist. Und die paar Anzüge und Fräcke sind das mindeste, was wir für dich tun können."

Am Ende machte mein Vater eine wegwerfende Handbewegung und ich musste ihm in Gedanken zustimmen. Immerhin hatten meine Eltern noch nicht alle Geschütze aufgefahren, wenn es um die Versorgung eines „Familienmitgliedes" ging.

Um die nun etwas zu sentimentale Stimmung für meinen Geschmack zu durchbrechen, packte ich Daehyun kurzerhand am Arm und zog ihn mit mir zu den Garderoben.

„Komm, lass und schnell umziehen gehen und dann verschwinden. Ich hab schon immer gefunden, dass es hier in diesen Räumen unangenehm zieht."

*****************************************************

Das Opernhaus war randvoll mit Leuten. Von geschmacklosen Kleidern bis hin zu pompösen Roben war alles vertreten. Ich hatte Spaß daran von unserer Lounge aus alle Pseudoreichen zu demaskieren und Daehyun auf jeden Banausen in Anzug und Krawatte hinzuweisen.

Unsere Lounge war, wie die meisten, eine private Lounge und so hatten wir den gesamten kleinen Raum für uns. Ich beobachtete amüsiert, wie Daehyun sich immer wieder heimlich mit großen Augen in dem teuer ausgestatteten Zimmerchen umsah.

Von unserem Balkon aus, hatte man einen perfekten Blick auf die Bühne und den Orchestergraben und die bequemen, weichen Sitze, luden nur dazu ein darin zu versinken. Nachdem alle Leute unter größter Mühe und Anstrengung ihre Plätze gefunden hatten und das monotone Gemurmel im Saal zu einem Flüstern abgeklungen war ging das Licht aus und die Oper „Don Giovanni" begann.

Hin und wieder warf ich einen belustigten Blick auf Daehyun, welcher begeistert einen Akt nach dem anderen verfolgte.

Als dann zur Pause wieder die Lichter angingen und ich es mir erlaubte mich schnell zu Strecken, drehte sich Daehyun erfreut zu mir um.

„Genial! Ich war noch nie in einer Oper."

Das Leuchten in seinen Augen steckte mich ein wenig an und verdrängte einen Teil der Langeweile. Ich wusste gar nicht einmal mehr, zum wievielten Mal ich Don Giovanni nun gesehen hatte. Im Kopf konnte ich sogar schon mitsingen.

Als der bestellte Champagner gebracht wurde und wir uns auf die weichen Sofas im hinteren Teil des Raumes sinken ließen wandten sich meine Eltern an Daehyun.

„Sag, was studierst du denn jetzt?"

Neugierig spitzte ich die Lauscher und trank einen kleinen Schluck.

„Biochemie."

Ich merkte wie Stolz in meiner Brust aufkeimte und verbarg mein zufriedenes Lächeln hinter einem weiteren Schluck, ehe ich mich leise räusperte und das Glas auf den kleinen Tisch vor mir stellte.

„Und du willst sicher nicht den Hof deiner Eltern übernehmen?"

Ich hatte meine Stimme nicht allzu neugierig klingen lassen, brannte aber aus unerfindlichen Gründen darauf seine Antwort zu hören. Immerhin konnte ich mir Daehyun kaum ohne den Bauernhof vorstellen, nicht, dass er sich nicht auch schmerzlich gut an die Stadt anpassen konnte. Daehyun passte einfach überall hinein.

„Ich hatte nie vor auf dem Bauernhof zu bleiben. Meine kleine Schwester wird den Hof weiterführen."

Meine Mundwinkel hoben sich leicht, als ich an Myriam denken musste. Daehyun in weiblicher, unverschämterer Form.

„Falls du Interesse hättest, kannst du auch bei uns in der Firma arbeiten. Wir würden dir ein Praktikum geben und in Zukunft wäre Youngjae dein Vorgesetzter."

Ich zwang meinen Mund zu einem Lächeln und starrte auf die kleinen Luftblasen in meinem Glas, welche sich unaufhörlich, sprudelnd den Weg an die Oberfläche freikämpften. Kurz fühlte ich wie Daehyuns Blick mich streifte und zwang mich dazu wieder gerader zu sitzen.

„Danke, ich werde auf jeden Fall darüber nachdenken."

Überrascht blickte ich auf. Mit zusammengekniffenen Augen studierte ich Daehyuns Gesicht, welches jedoch nichts preisgab. Der Gong, welcher das Ende der Pause verkündete, verhinderte, dass ich noch etwas nachbohren konnte. Langsam begaben wir uns wieder auf unsere Plätze. Den Rest der Oper über konnte ich mich weder auf den Gesang, noch auf Daehyuns Gesicht konzentrieren. Gedankenverloren saß ich die übrige Zeit mit gefalteten Händen da, den Blick starr und unfokussiert auf die Bühne gerichtet.

Nachdem die Oper zu Ende, der Applaus verklungen und die Leute gemächlich den Saal verlassen hatten, trafen meine Eltern einen alten Geldsack vor der Lounge. Bevor die schlechten Augen des Alten mich auch nur irgendwie mit den Beiden in Verbindung bringen konnten, hatte ich Daehyun gepackt und war auf die nahegelegene Terrasse hinausgetreten.

Die Luft war angenehm kühl und ein leichter Wind brachte die Blätter der alten Eiche im Hof zum Rascheln. Wir lehnten uns an die Steinmauer und blickten über die Stadt. Unter uns standen noch kleine Grüppchen von schwatzenden, lachenden Menschen im Hof, die den Abend mit einem Gläschen Wein ausklingen ließen.

Ich spürte Daehyun still neben mir stehen und der Wind trug leicht seinen Geruch zu mir herüber. Wonach er roch? Keine Ahnung. Er roch einfach nach Daehyun und es war schon ziemlich pathetisch das mir das so auffiel.

Ich seufzte einmal leise, spürte wie er mich stumm von der Seite anblickte und drehte mich dann zu ihm.

„Würdest du es wirklich tun? In der Firma meines Vaters arbeiten, meine ich."

Ein wenig verblüfft strich Daehyun mit den Fingerspitzen über den rauen Stein des Geländers. Seine Finger fanden schließlich ein herabgefallenes Eichenblatt und er spielte geistesabwesend damit, während er nachdachte. Fasziniert beobachtete ich wie er das Blatt drehte und wendete und schließlich zu Boden segeln ließ.

„Ich weiß nicht. Würde es dich stören?"

Nun war es an mir überrascht zu schauen. Ich hatte nicht wirklich mit einer Gegenfrage gerechnet. Doch die Antwort war schon in meinem Kopf, da ich mir über eben genau diese Frage für den Rest der Oper durch den Kopf zerbrochen hatte.

„Ja."

Daehyuns stutziger Gesichtsausdruck gefiel mir nicht wirklich, aber ich nahm mir die Zeit meine nächsten Worte weise zu wählen. Er sollte mich verstehen.

„Du passt nicht in diese Welt. Am Ende würdest du so werden wie ich... oder meine Eltern."

Ich machte eine wage Handgeste hinter mich. Es herrschte einen Moment Stille. Irgendwo in der Ferne hupte ein Auto und unter uns brach eine Gruppe von Leuten in schallendes Gelächter aus. Daehyuns Blick glitt suchend über mein Gesicht und ich wusste, dass er versuchte die volle Bedeutung hinter meinen Worten zu begreifen.

Schließlich nickte er und ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel.

„Danke... Youngjae."

Ein kleines Gewicht wurde von meinen Schultern gehoben und ich nickte einmal. Die Dumpfheit in meinem Inneren schien noch ein wenig größer zu werden und ich versuchte mich darüber zu freuen. Ein Schritt weiter in die Realität. Ein Schritt weiter in die Zukunft.

Ein einvernehmliches Schweigen legte sich über uns, während wir darauf warteten, dass meine Eltern den alten Gichtsack abspeisten.

Es wäre übertrieben zu sagen, dass ich überrascht war, als in der Nacht meine Zimmertüre aufging und Daehyun hereingeschneit kam. Ich saß schon in meinem Pyjama auf dem Bett und hatte um ehrlich zu sein nur noch darauf gewartet, dass er sich leichtfüßig wie eh und je auf seinen Platz an meinem Schreibtisch fallen ließ.

Unsere Abendroutine würde mir vermutlich abgehen, wenn er einmal nicht mehr da sein würde, doch ich versuchte nicht weiter darüber nachzudenken. Jetzt weich zu werden brachte mir auch nichts.

Nachdenklich hatte Daehyun seine Augen auf Daedae gerichtet, welcher mit seiner großen Form sein Hundebett komplett ausfüllte. Ich würde ihm in naher Zukunft ein neues besorgen müssen.

„Was willst du eigentlich machen?"

Ich blinkte ein paar Mal verwirrt mit den Augen und blickte Daehyun dann entgeistert an.

„Die Firma meines Vaters übernehmen, das weißt du doch."

Ein fast schon ungeduldiger Ausdruck breitete sich auf Daehyuns Gesicht aus und er runzelte seine Stirn.

„Ja, aber ist es wirklich das, was du tun willst?"

Ich lachte einmal kurz laut und bellend auf, ehe ich den Kopf schüttelte.

„Es geht ja nicht darum was ich will. Das war nie ein Thema und nie eine Option."

Daehyuns ungläubiger Blick begann ein wenig zu nerven und ich schluckte das aufkommende Gefühl der Bedrängnis herunter.

„Hast du als Kind nie den Wunsch gehabt etwas anderes zu machen?"

Langsam schüttelte ich den Kopf und versuchte mich an einem halbwegs überzeugenden Gesichtsausdruck. Wie sollte ich Daehyun bloß vermitteln das es nicht so schlimm war? Ich hatte mich schon längst damit abgefunden, dass es so war. Ich hatte schon vergessen, dass manche Leute mein Leben nicht verstehen würden. Meine ganze Welt nicht verstanden.

„Für mich hat es nie eine andere Option als diese gegeben, Daehyun. Für mich war immer klar, dass von mir erwartet wird, dass ich eines Tages die Firma übernehmen werde. So gesehen könnte man sogar sagen, dass ich es will."

Abgesehen davon hatte mir das Wissen, dass ich einmal in der Fima arbeiten würde, immer schon eine Sicherheit gegeben. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es war noch keine Ahnung zu haben, was man später einmal werden wollte. Schon als Kind war es für mich angenehm gewesen sagen zu können, dass ich in einigen Jahren auf dem Platz meiner Eltern sitzen würde.

Daehyuns erschütterter Gesichtsausdruck spukte mir noch lange nachdem er gegangen war im Geist herum. Vielleicht hatte ich zu viel verlangt. Bis jetzt hatte er alle seltsamen Gegebenheiten und Vorkommnisse wortlos und ohne nachzufragen akzeptiert. Heute hatten wir die Grenze erreicht.

Eine Grenze, die mir einmal mehr zeigte, dass Daehyun nicht in meine Welt passte.



********************************************



Donner rumpelte laut grollend über den Himmel und wurde knallend zwischen den tiefen Hochhausschluchten hin und hergeworfen. Regen platschte in einem monotonen prasseln gegen die großen Fenster und warf lustige Schatten über die weißen Wohnzimmerwände.

Ich saß auf dem Sofa, ein großer Aktenstapel vor mir. Seufzend klappte ich eine der Hüllen zu und zog mir das nächste kleine Paket heran. In den letzten Wochen hatten mir meine Eltern immer mehr Arbeit überlassen und ich verbrachte immer mehr Zeit in ihrem großen Glasturm.

Nicht, dass das im Augenblick einen großen Unterschied in meinem Leben gemacht hätte. Daehyun war kaum in der Wohnung. Er hatte mir etwas von einer großen Prüfung erzählt für die er lernen musste. Und lernen tat er. Tag und Nacht. In seltsamen Kaffees, in ranzigen Bibliotheken und hin und wieder bei einem seiner Freunde.

Ob mich die wenige Zeit die wir miteinander verbrachten störte?

Um ehrlich zu sein nicht. Seit diesem einen Gespräch über unsere Kindheitsträume war mir einmal mehr klar geworden, dass Daehyun in einer komplett anderen Welt lebte und in meiner absolut nichts verloren hatte. Und wenn lernen in zwielichtigen Kaffees und bei Freunden etwas Normales in Daehyuns Leben war, dann sollte er auch genau das tun.

Ich rieb mir über meine brennenden Augen, der Staub und das trübe Licht ließen sie trocken und rötlich werden und genehmigte mir eine kurze Pause, in der ich mich in die weiche Rückenlehne zurücksinken und besagte brennende Augen für ein paar Sekunden schloss.

Erneut rumpelte es unheilvoll hinter mir und ich griff ohne meine Augen zu öffnen nach meinem iPhone um Daehyun einen Chauffeur zu schicken, der ihn aus den apokalyptischen Bedingungen draußen retten sollte. Nachdem ich Daehyun noch wissen ließ, dass ich ihm ein Taxi organisiert hatte, ließ ich meinen Blick noch einmal kurz auf dem nicht wirklich kleiner gewordenen Stapel ruhen und stand dann auf. Ich streckte mich einmal genüsslich und schlurfte dann behäbig in die Küche, während ein greller Blitz das dunkelgraue Licht zerriss.

Gerade als ich einen Topf mit Wasser auf den Herd gestellt hatte und uninteressiert die verschiedenen Nudelpackungen beobachtete, hörte ich wie Daedae bellend zur Eingangstür donnerte, welche sich auch kurz darauf öffnete. Nur mit einem halben Ohr, lauschte ich den Schritten und Daedaes Hecheln, während ich kurzerhand ein Packung aus dem Regal zog und die Hälfte davon ins kochende Wasser kippte.

Erst als die Schritte bei der Tür stoppten und ich ein Augenpaar auf mir ruhen spürte, blickte ich auf.

„Du kannst mitessen, wenn du mithilfst."

Himchan, welcher trocken wie die Sahara im Türrahmen stand, beäugte erst den Topf und dann mich kritisierend, ehe er ablehnend den Kopf schüttelte und sich dann auf einen der Barhocker sinken ließ. Ich zuckte die Schultern und schob Daedae aus dem Weg als ich nach einer passenden Soße suchte. Himchan in der Küche wäre auch zu seltsam gewesen.

„Kommst du zu dem Essen nächste Woche?"

Er krempelte sich sorgsam erst den einen, dann den anderen Hemdsärmel hoch, ehe er die kleine Weinsammlung meines Vaters beäugte. Das Essen von dem er sprach, war eigentlich mehr eine Zusammenkunft von reichen Geldsäcken, die über Golf und Aktien reden würden. Natürlich würde ich anwesend sein, was ich auch Himchan sagte.

Mit leerem Blick starrte ich auf die kleinen Blubber blasen im Wasser und kraulte Daedaes Ohr, während mir ein leises Klirren hinter mir verriet, dass sich Himchan ein Glas Wein genehmigte. Stille breitete sich aus. Sie war weder angenehm noch unangenehm.

Wie immer in letzter Zeit saßen wir still da, Himchan starrte ruhig in sein Weinglas und ich beobachtete ihn dabei oder starrte selbst die Wand an. Genau wie ich, war Himchan dabei den Platz seiner Eltern einzunehmen und genau wie mein Tagesablauf, war auch seiner. Wenn wir uns dann einmal sahen, dann war es einfach still. Weil wir uns verstanden und weil es auch einfach nichts zu sagen gab. Etwas das Daehyun seltsam erscheinen würde. Etwas aus dem unsere Freundschaft bestand.

„Warum kochst du?"

Himchans tiefe Stimme durchschnitt die Stille wie das laute Donnergrollen draußen. Ich blickte von dem Topf auf und runzelte die Brauen. Das war ungewöhnlich. Ein Blick über meine Schulter sagte mir, dass Himchan auch nicht wirklich an meiner Antwort interessiert war.

„Was?", fragte ich nur in der Hoffnung, dass er verstand was ich wissen wollte.

Erneut breitete sich Stille zwischen uns aus und ich spürte wie mich Himchan musterte. Ich drehte mich um um ihm den Job leichter zu machen. Sein Gesicht war ebenso wie meines wie aus Stein gemeißelt und verriet nichts über seine Gedanken, während seine Finger, die mit dem Stiel des Weinglases spielten eine Geschichte für sich erzählten.

Ein fast unmerklicher Seufzer schlich sich zwischen Himchans Lippen hervor und seine Finger schlossen sich um das Glas um den Inhalt in gemächlichen Kreisen herum schwappen zu lassen.

„Ich glaube, ich muss dir nicht erzählen, dass Professionalismus alles bedeutet. Und dass es sich nicht lohnt jemanden zu bevorzugen."

Ich gab ein ungeduldiges Nicken von mir, wohlwissend in welche Richtung unser Gespräch gehen würde. Himchan, welchem dieses Gespräch ebenso unangenehm wie mir zu sein schien fuhr sich mit der Hand durch die gegeelten Haare und ließ sein Pokerface ein bisschen fallen in dem er seine Brauen leicht runzelte.

„Es lohnt sich nicht, ok? Ich wollte dich nur noch einmal daran erinnern."

Bevor ihr jetzt Himchan für ein Arschloch ohne Herz haltet, möchte ich klarstellen, dass das seine Art der brüderlichen Sorge war. Mich davor warnen nicht auf die Schnauze zu fallen. Mich davor warnen nicht zu einem verliebten Idioten mit Anti - Depressiva Pillen zu werden, der einer Liebe nachweinte, die er nicht haben konnte.

Ich nickte noch einmal ungeduldig und wandte mich dann wieder meinen Nudeln zu. Mir, von allen Leuten brauchte er das nicht zu erzählen, alea iacta est, meine Entscheidung war gefallen und –

„Woran erinnern? Danke für die Limousine übrigens."

Himchan und ich blickten gleichzeitig auf Daehyun, welcher in der Küchenflügeltür stand und uns fragend musterte. Durch den lauten Donner und die kochenden Nudeln hatte ich ihn gar nicht gehört.

„Das Youngjae nicht die Liebe seines Lebens heiraten wird", gab Himchan dramatisch von sich und ich widerstand dem Drang wie ein kleines Kind mit den Augen zu rollen. Er hätte Schauspieler werden sollen.

„Das weiß er doch eh", meinte er und schob sich an mir vorbei zum Kühlschrank," auch wenn ich nie verstehen werde warum."

Seine Stimme wurde leicht gedämpft als sein Kopf im Kühlschrank verschwand und kurz darauf wieder auftauchte.

„Habt ihr keine Tomatensauce?"

Himchan grunzte unmännlich hinter mir und ich versuchte nicht komplett ratlos auszusehen. Tomatensauce stand bei uns nicht wirklich am Speiseplan. Daehyuns Kopf verschwand wider im Kühlschrank und ich wandte meinen Blick wieder auf die Nudeln. So sehr ich auch aus Stein war, mein Hirn war immer noch weich und nicht komplett hormonfrei. Auch wenn ich immer gerne was anderes behauptete.

Ob ich mir jetzt nicht Sorgen machte, dass Himchan mein „Geheimnis" herausgefunden hatte?

Nicht wirklich. Erstens war er zwar schlau, aber so schlau nun auch wieder nicht. Zwar hatte er eventuell bemerkt, dass ich abgelenkter als sonst erschien, aber wer genau es war der diese Ablenkung hervorrief wusste er nicht. Und es interessierte ihn auch nicht. Zweitens, selbst wenn er wüsste, dass Daehyun derjenige war, dem meine Aufmerksamkeit galt, könnte mir nichts mehr egal sein und ihm wahrscheinlich auch nicht.

„Siehst du gerade jemanden?", fragte Himchan mehr aus Höflichkeit als aus Interesse.

Ich spitzte unauffällig die Ohren, während ich eine kleine Brise Salz ins Wasser warf. Vielleicht würde ich etwas über diese ominöse Person erfahren, die Daehyun dazu gebracht hatte so ein feines Mädchen wie A- Yeon abzuweisen. Immerhin wollte ich sicherstellen, dass sie gut genug für Daehyun war. Ihre Familie nicht irgendwelche Mafiabosse beinhaltete und sie nicht mehrere Liebhaber hatte.

Allein ein Name würde für mich als Stalkingansatz reichen. Ich kannte Leute die sie allein an der Beschreibung ihres kleinen Fingernagels orten konnten und ich würde nicht zögern eben das zu tun sobald ich einen Ansatzpunkt bekam.

Doch Daehyun schüttelte lachend den Kopf und begann im Internet nach Tomatensaucenalternativen zu suchen. Ich verbarg meine Enttäuschung und stach auf einen Nudelklumpen ein, welcher sich am Boden des Topfes gebildet hatte.

Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Daehyuns unbeschwerte Miene, als er konzentriert nach einem Rezept suchte und musste fast über den kleinen Anflug von Neid Lachen der sich mit einem schweren Gefühl in meinem Magen gebildet hatte.

Die Person musste schon verdammt toll sein, um Daehyun zu verdienen.

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