Ferien/ Hölle auf dem Bauernh...

By FlyingMonkey1004

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Yoo Youngjae, der Sohn eines Multimilliardärs, wird als Bestrafung für sein arrogantes Verhalten in den Somme... More

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Dracula

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By FlyingMonkey1004








Eine Woche. Sieben Tage. 168 Stunden. 25 200 Sekunden, bis zu Daehyuns Abreise.


Gemächlich schlenderten wir durch den Park. Der Herbst hatte die Bäume mit einem feurigen Rot überzogen.


Daedae sprang vergnügt von einem Blätterhaufen zum nächsten und jagte mit hundlicher Freude den herab segelnden Blättern hinterher.


„Der Direktor wird da ebenfalls mittanzen. Ich möchte mir erst gar nicht vorstellen wie das ausschauen wird", lachte Daehyun gutgelaunt.


Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen lauschte ich nun seit gut einer halben Stunde seinen Erzählungen über den bevorstehenden Schulball. Noch bevor er es sagte, wusste ich schon, dass er mit A Yeon zusammen dort hingehen würde. Sie würden toll aussehen. Er in einem schwarzen Anzug – den er natürlich von mir bekommen würde – und sie in einem langen Kleid.


Ich persönlich würde dafür sorgen, dass sie das schönste Paar der Schule werden würden, selbst wenn ich Himchan zu Rate ziehen musste.


„Du kommst doch auch?"



Ganz aus meinen finsteren Plänen gerissen blickte ich kurz verwirrt und blinzelte kuhäugig in die klare Herbstluft, ehe ich welpenäugig einen traurigen Blick auf Daehyun warf. Klar hatte ich schon mit dem Gedanken gespielt auf dem Ball aufzutauchen und einen Blick auf einen tanzenden Daehyun im Anzug zu werfen, doch die Tatsache, dass nicht ich sein Tanzpartner wäre und ich Daehyun an dem Abend nicht im Weg stehen wollte, ließ mich die Gelegenheit mit meiner grauenvollen Tante an eben diesem Abend Dinner zu essen, beim Schopfe packen.


„Tut mir Leid, meine Tante verlangt von mir mit ihr zusammen essen zu gehen. Sie ist nicht gerade eine Frau, der man etwas abschlagen sollte."


Ich zwang meine Mundwinkel ein wenig nach oben und brachte somit ein entschuldigendes Lächeln zustande. Als ich Daehyuns enttäuschten Blick sah zögerte ich und kaute nachdenklich auf meiner Unterlippe herum.


„Vielleicht", begann ich stockend und sofort ruhten Daehyuns Augen wieder auf mir, " vielleicht, wenn ich ihr früh genug entkomme, dann könnte ich ja noch vorbeischauen."


Daehyun Mund verzog sich zu einem dieser Grinser die ich früher so gehasst hatte. Er brauchte nicht zu wissen, dass ich nicht vorhatte zu kommen.






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Leicht genervt blickte ich auf das Bild vor mir. Meine Augenbrauen waren leicht gerunzelt und ich tippte mit dem Finger immer wieder gegen die grüne Marmorsäule zu meiner Linken. Ich verlagerte mein Gewicht auf den anderen Fuß und wandte den Blick ab.


Er schaffte es selbst in einem Anzug besser auszusehen als ich. Wie machte er das nur?


Ich weiß, dass ich mich im Augenblick wie ein schmollendes Kind benahm den man den Lolli weggenommen hatte, doch ich konnte nicht anders.


Der Schneider wuselte geschäftig um Daehyun herum, welcher auf einem kleinen samtbezogenen Hocker stand und sehr unzufrieden wirkte. Ein bisschen Schadenfreude keimte in mir auf und am liebsten hätte ich ihn ein wenig aufgezogen. Doch so etwas machte Yoo Youngjae nicht. Nicht in der Öffentlichkeit zumindest.


Mit spitzem Mund, der seinem lächerlich spitzen Ziegenbärtchen in nichts nachstand, nahm der Schneider hier und da ein Maß, murmelte leise vor sich hin, hob eine Braue und zupfte an allen Ecken und Kanten des dunklen Stoffes herum. Es war nicht schwer zu sehen, dass der Anzug wie angegossen auf Daehyuns Körper passte.


Als der Gute dann endlich die Erlaubnis von dem kleinen Hocker herunterzusteigen bekam, konnte ich mir ein böses Grinsen nicht verkneifen und bekam dafür einen schmerzhaften Schlag auf die Schulter.


„Ich denke, ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass du den schönsten Anzug auf diesem Ball tragen wirst!", meinte ich, ohne mir Mühe zu geben den überheblichen Ton in meiner Stimme zu verbergen.


„Ist ja auch mit Sicherheit der einzige Anzug, der über 1.253.960.000 Won (1 Million Euro) gekostet hat", schnaubte Daehyun und selbst ich musste dabei anerkennen, dass er dabei aussah wie einer der Geschäftsmänner mit denen mein Vater handelte.


„Sieh es als Geschenk der Familie an."


Daehyun würde gut in unsere Familie passen. Zumindest vom Aussehen her. So natürlich wie er sich mit dem teuren Ding auf seiner Haut verhielt würde er alle Mal Teil der Familie sein können. Meine schreckliche Tante hatte mir Mal einen Schlafanzug gekauft der fast genau so viel gekostet hatte. Das Ding war im Mistkübel gelandet, sobald sie mit ihren hohen Schuhen aus unserer Wohnung stolziert war.


„Keine Sorge, die passenden Schuhe zu dem Anzug habe ich schon bestellen lassen", sagte ich zu Daehyun nachdem dieser wieder in normaler Kleidung mit mir Richtung Ausgang spazierte.


Die Angestellten hatten den Anzug schon in unserem Wagen verstaut und reichten uns jetzt unsere Mäntel an der Tür.


„Du bekommst eine Uhr von mir, die zu der Farbe des Anzugs passen wird."


Zwei große, muskulöse Männer mit Anzug und Krawatte öffneten die vergoldeten Flügeltüren und verabschiedeten sich mit einer perfekt einstudierten Verbeugung. Mein Chauffeur öffnete uns die Wagentüren und wir ließen uns auf die Cremefarbenen Ledersitze sinken.


„Mein Chauffeur wird dich und A Yeon zur Schule fahren und euch auch wieder zurückbringen sobald ihr Bescheid gebt", selbstzufrieden Lächelnd lehnte ich mich zurück und blickte Daehyun an.


Ich hatte alles bis ins kleinste Detail geplant. Für Daehyun sollte dieser Abend perfekt werden. Selbst A Yeon hatte ich mit besten Grüßen ein wunderschönes Kleid zukommen lassen, dass zu Daehyun passen würde. Nicht umsonst hatte ich gemeint, dass die beiden ein perfektes Paar werden würden. Wenn sie nicht sogar schon eines waren.






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Gemächlich zog die Landschaft an mir vorüber. Hin und wieder passierten wir ein kleines Dorf, oder fuhren durch einen Wald. Obwohl es erst kurz vor fünf war, hatte sich eine nebelige Dämmerung über das Land gelegt und ließ die kargen Bäume und dunklen Häuser noch trostloser erscheinen.


Das monotone Schnurren des Motors lullte mich ein und meine Gedanken wurden langsam und zähflüssig. Am liebsten säße ich jetzt in unserem hell erleuchteten Penthouse. Würde Daehyun beim Anziehen des Anzugs zusehen. Mit ihm reden und lachen, während er sich für die Party zu Recht machte. Fast schon konnte ich sein teures Rasierwasser riechen, dass ich ihm einmal geschenkt hatte.


Wie gerne würde ich mit ihm ins Auto steigen, sein erstauntes Gesicht sehen, wenn er A Yeon sah. Ich hatte ihr als kleine Überraschung eine der besten Stylistinnen des Landes aus China einfliegen lassen. Ohne Zweifel würde sie umwerfend aussehen.


Ein kleiner Knoten hatte sich in meinem Magen gebildet und ich tat mein bestes daran ihn zu ignorieren. Sicher war das Wetter daran schuld. Oder die Aussicht bald meiner Tante gegenüber zu stehen.


Als der Chauffeur – nicht meiner, denn den hatte ich ja Daehyun zur Verfügung gestellt- dann schließlich zu einer langen Allee einbog bekam ich eine Gänsehaut. In dem düsteren Licht konnte man nur das große Eisentor am Ende der Straße erahnen. Es sah aus wie der Schlund eines riesigen Ungeheuers. Die Bäume welche hoch und dunkel, links und rechts neben der Straße aufragten erinnerten mich an die knochigen Finger meiner Tante.


Ich setzte mich gerade hin und richtete meinen Anzug, als wir durch die mächtigen Eisentore fuhren. Inzwischen war es fast schon gänzlich dunkel und die Büsche und Bäume im Park waren nur dunkle unheimlich Schemen.


Mir fröstelte leicht, als dann das große, alte Anwesen meiner Tante in Sicht kam. Grau und kalt lag es da, wie das Skelett eines toten Tieres. Langsam kam der Wagen zum stehen. Fast schon hätte ich den Fahrer gebeten wieder um zu drehen und mich doch auf den Ball zu bringen, doch ich ballte die Hände zu Fäusten und ließ mich von einem der Angestellten durch die große Eingangstür in die Drachenhöhle führen.





******************************************************************






Meine Tante war eine kalte, reiche Frau. Ihr Mund war immer leicht gekräuselt und auf ihrer Hakennase saßen halbmondförmige Brillen hinter denen sie dich aus schwarzen, kühlen Augen musterte.


Sobald sie etwas sagte sank die Temperatur im Raum auf den Nullpunkt. Sie lebte alleine in ihrem Anwesen mitten im Nirgendwo. Diese Tatsache hatte ich früher immer recht angenehm gefunden, doch im Augenblick wünschte ich mir nichts sehnlicher als eine weitere Person, die mit mir an dem endloslangen Tisch sitzen und sich ihrem Habichtsblick stellen musste.


Soweit ich mich erinnern konnte gab es auch einmal einen Onkel, doch den hatte ich schon Jahrelang nicht mehr gesehen. Um ehrlich zu sein hatte ich mich nicht wirklich dafür interessiert. Vermutlich hatte sie ihn ermordet und unter dem Anwesen vergraben.


„Wie läuft es in der Schule?"


Ein eisiger Schauer rieselte mir den Rücken hinunter und ich schob das Gemüse auf meinem Teller hin und her. Es war noch halb roh.


„Ich habe die Schule bereits abgeschlossen Tante", jahrelange Übung ließ meine Stimme fest und klar klingen.

Sie hielt inne und ihre Habichtsaugen musterten mich vom anderen Ende des Tisches.


„Du bist doch noch Minderjährig. Wieso hast du die Schule schon abgeschlossen?"


Ich unterdrückte ein Seufzen.


„Weil ich sehr schnell lerne Tante."


„Du hältst dich wohl für klüger als die anderen Kinder. Denkst du etwa, dass du dich auf dem Geld deiner Eltern ausruhen kannst?"


Ihre Nase rümpfte sich und ihr Mund kräuselte sich abschätzig.


„Nein, Tante, dass denke ich nicht."


„Ach ja? Und warum gehst du dann nicht zur Schule?"


Ich warf einen verstohlenen Blich auf die Uhr an meinem Handgelenk. Ob Daehyun schon auf dem Weg zu A Yeon war?


„Ich werde ein Wort mit deinen Eltern reden müssen. Sicherlich wollen sie nicht, dass ihr Sohn den ganzen Tag nichtsnutzig in der Wohnung herumsitzt."


Ich nickte geschlagen mit dem Kopf und zwang mich ein paar Bissen zu essen.





Nach dem Essen folgte ich der aufrechten Gestalt meiner Tante durch die endlos langen und dunklen Gänge des Anwesens. Überall hingen Portraits und Bilder im europäischen Stil. Leblos und kalt folgten mir die Augen der Menschen. Ob Daehyun das Kleid gefällt, das ich A Yeon geschenkt hatte?


Das Wohnzimmer, oder wie man diesen ungemütlichen Raum mit den alten und harten Bänken nannte, war keinen Deut wärmer als der zugige Ess-Saal. Verstohlen warf ich einen Blick auf die dicken und schweren, dunkelroten Vorhänge, welche vor den großen Fenstern hingen. Hier wäre der perfekte Ort um Dracula zu drehen. Nur mit dem Unterschied das meine Tante Dracula wäre. Draculas moderne Version.


„Hunde bringen Krankheiten ins Haus. Ich verstehe nicht wieso du das Tier noch behältst. Wie können deine Eltern das nur erlauben?"


Kerzengerade, die Haltung meiner Tante spiegelnd, saß ich ihr gegenüber auf dem Sofa. Ein Diener – das Wort „Bediensteter" würde nicht in die Dracula-Szenerie passen - brachte uns mit steinerner Miene bitteren Tee.


Ohne das Gesicht zu verziehen trank ich ein paar Schlucke und stellte die Tasse vorsichtig auf den alten Holztisch vor mir.


Mein Anzug rutschte leicht hoch und mein Blick fiel wieder auf die Uhr an meinem Handgelenk. Vor meinem inneren Auge sah ich Daehyun und A Yeon über die Tanzfläche gleiten. Mit Abstand das schönste Paar im Raum.


„Wieso bist du so schweigsam? Hat man dir nicht beigebracht richtig zu reden?"


Die Stimme meiner Tante zerschnitt das Bild wie ein scharfes Messer und bohrte sich metallisch und kalt in meine Brust.


„Verzeih mir Tante."




Irgendwo ein paar Zimmer weiter hörte ich eine der Standuhren schlagen. Der Diener mit dem steinernen Gesicht hatte eine weitere Kanne bitteren Tees gebracht und trotz der Kälte, blieb der Kamin an der Wand unangezündet. Meine Tante saß noch immer so aufrecht wie vorher und musterte mich stumm. Ihr kalter Blick schien bis auf meine Knochen zu gehen und ich zählte die Sekunden bis ich endlich wieder das dunkle Anwesen hinter mir lassen konnte.


„Ich habe gehört dass du den Sommer auf einem Bauernhof verbracht hast. Ich finde es gut, dass deine Eltern endlich anfangen disziplinar Maßnahmen zu ergreifen, auch wenn ich den Aufenthalt auf einem Bauernhof als unschicklich halte. Ich werde ihnen ein gutes Internat in England empfehlen, dass mit solchen Fällen wie dir gut umzugehen weiß. Auch dein Vater ging seinerzeit dort hin."


Ich zwang mich ruhig durchzuatmen und mein Gesicht weiterhin emotionslos zu halten. Ihre Augen warteten nur auf das falsche Zucken eines Muskels.


Ob Daehyun Spaß hatte? War er glücklich mit A Yeon?




Leichtes Kopfweh pochte weit hinten in meinem Bewusstsein und arbeitete sich langsam vor. Meine Tante hatte mich in ihr düsteres Arbeitszimmer geführt. Ein großer dunkler Schreibtisch stand vor einem großen Fenster und warf lange, bedrohliche Schatten auf den verstaubten, ausgeblichenen Teppich. Der Stoff hatte einmal ein schönes rot gehabt, bevor die Zeit ihn eingeholt hatte.


Das einzige Geräusch war das Kratzen des Tintenfüllers auf teurem Papier, während meine Tante wie eine Krähe über ihren Schreibtisch gebeugt dasaß.


„Hier ist die Adresse meines persönlichen Schneiders. Er wird dir bessere Anzüge anfertigen als deine jetzigen."


Ihre kalten Augen musterten über den Rand ihrer Gläser hinweg missbilligend meinen Anzug. Sie selbst trug ein enges dunkelrotes Kleid mit hochgeschlossenem, steifen Kragen. Ihr dünner Hals sah dadurch noch dürrer und länger aus.


Ich versuchte mir vorzustellen, wie sie in jungen Jahren ausgesehen haben musste. Ich musste meinen Vater mal nach alten Kindheitsfotos fragen, doch war ich mir sicher, dass seine große Schwester schon damals wie eine harte, alte Frau ausgesehen hatte.


Genauso wie meine Großeltern, die Eltern meines Vaters. Ich kannte sie nur von Bildern. Niemals hatte ich sie Lächeln sehen. Ich wusste nicht wie sie hießen, oder was sie gemacht hatten, doch ich wusste, dass sie sehr viel Geld hatten.


Unwillkürlich musste ich an Daehyuns Familie denken. Das warme Bauernhaus und die lauten Kinder in der gemütlichen Küche. Und unter all den Kindern Daehyun. Daehyun welcher lachte und sich mit seinen Eltern unterhielt. Myriam half ihre Zöpfe zu flechten oder die kleinen, wilden Buben zur Ruhe brachte.


Er passte definitiv nicht hier her. Wäre komplett fehl am Platze in dem großen Anwesen. Würde nicht in die kalten, stillen Räume passen. Könnte nicht den ganzen Tag die steifen Anzüge tragen und mit den großen Geschäftsleuten verhandeln. Es war eine Welt in die ich hineingeboren wurde und Daehyun passte nicht dort hin.





Ich wusste nicht, wie spät es war, als der Wagen lautlos über den Kies und aus dem eisernen Tor rollte. Langsam entspannten sich meine steifen Glieder und ich ließ mich kraftlos in die weichen Sitze sinken. Das Anwesen wurde von der Dunkelheit hinter mir verschluckt und bald schon rollten wir flugs auf die Hauptstraße.


Der Mond schaffte es ab und zu die dunkle Wolkendecke zu durchbrechen und warf ein milchiges Licht auf die dunkle Landschaft. Langsam kramte ich mein Handy hervor. Keine neuen Nachrichten. Ich seufzte lautlos und wandte den Blick wieder ans Fenster. Ein kleines Lächeln zierte mein Gesicht. Es schien Daehyun gut zu gehen, zumindest schien er nicht böse zu sein, dass ich nicht doch aufgetaucht war. Oder er hatte es einfach vergessen, weil zu abgelenkt war.





************************************





Das Penthouse war dunkel als ich ankam. Daedae sprang mir glücklich entgegen und ich vergrub mein Gesicht in seinem warmen Fell. Hechelnd beobachtete er mich mit treuen, glücklichen Hundeaugen und ich grinste ihn müde an.


„Sei froh, dass du niemals meine Tante kennen lernen musst", meinte ich nur.


Leise schleppte ich mich die Stufen hinauf. Wahrscheinlich schliefen meine Eltern schon. Oder arbeiteten noch. Kurz blieb ich im finsteren Flur stehen. Warf einen Blick auf die Tür zu Daehyuns Zimmer. Unter dem Türspalt konnte ich kein Licht erkennen. Vermutlich war Daehyun noch auf dem Ball. Oder bei A Yeon. Ich wandte den Blick ab und tapste leise zu meinem Zimmer.


Zu müde um den schmalen Lichtstrahl zu bemerken welcher unter meiner Tür hervorkam öffnete ich diese und blieb wie angewurzelt stehen. Die Lampe auf meinem Nachttisch war angedreht und warf ein warmes Licht in den Raum. Mein Blick war auf Daehyun gerichtet, welcher am Fußende meines Bettes lag. Es sah so aus als ob er während des Wartens eingeschlafen wäre.


Mit großen Augen schlich ich näher an mein Bett heran. Daehyuns Gesicht war Volkommen entspannt. Zum ersten Mal seit ich denken konnte, fühlte ich etwas Seltsames, Unbeschreibliches, etwas Starkes. Etwas das meine kalten Glieder wieder aufwärmte, mir ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zauberte.


Ich erlaubte mir, Daehyuns friedliche Gestalt noch ein paar Momente länger zu betrachten, ehe ich mich abwandte. Leise zog ich mich um und schaltete das kleine Licht aus. Von draußen fiel genug Licht ins Zimmer, sodass ich es ohne Unfälle schaffte eine Decke über Daehyun auszubreiten und mich dann vorsichtig in die weichen Kissen sinken zu lassen.


Kurz noch ließ ich meine Augen auf der Gestalt zu meinen Füßen ruhen, erlaubte mir ein glückliches Lächeln, ehe ich Daehyun den Rücken zudrehte und erschöpft die Augen schloss.





************************************************






Als ich geblendet von den ersten kleinen Sonnenstrahlen die Augen öffnete wurde ich von einem vom Schlaf verstrubbelten Daehyun begrüßt, welcher es sich an meinem Kopfende gemütlich gemacht hatte und gedankenverloren an die Wand starrte.


Langsam streckte ich mich und stieß ein lautes Seufzen aus. Sofort spürte ich Daehyuns Blick auf mir und richtete mich grinsend auf. Scheiß auf meine verstrubbelten Haare und monströsen Augenringe.


„Wie war der Ball?", meine Stimme war heißer vom Schlafen und ich räusperte mich leise.


Neugierig bohrte ich meinen Blick in Daehyuns Wange und zupfte ungeduldig an der Bettdecke herum. Ein kleines verträumtes Lächeln breitete sich auf Daehyuns Gesicht aus und er nickte leicht mit dem Kopf.


„Echt gut."


Ich zog die Brauen zusammen und setzte mich aufrechter hin. Das war mir nicht Antwort genug.


„Wie hast du A Yeon gefunden?"


Daehyuns Blick huschte zu mir rüber uns musterte mich kurz ehe sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit machte.


„Sie hat toll ausgesehen!"


Zufrieden mit mir selbst grinste ich in mich hinein und lehnte mich neben Daehyun an die Wand. Eine angenehme Stille legte sich über uns. Ich beobachtete wie die kleinen Staubpartikel in der Luft im goldenen Sonnenlicht wie kleine Diamanten aufblitzten. Fragen zu dem Abend, auf die ich im Grunde keine Antwort haben wollte, schwirrten durch meinen Kopf.


Ich freute mich, dass Daehyun einen schönen Ball gehabt hatte. Den kleinen Teil, welcher genau das Gegenteil tat verbannte ich tief in den hintersten, dunkelsten Winkel meines Kopfes.


„Du bist nicht mehr gekommen."


Daehyuns Stimme durchbrach leise die Stille. Der Satz hatte nach einer simplen Feststellung geklungen, mehr zu sich, als zu mir gesagt. Überrascht blickte ich ihn an. Ich hatte nicht gedacht, das er sich an mein Versprechen erinnern würde. Dass er es im Laufe des Abends vergessen haben würde.


Schließlich spiegelte ich Daehyuns Haltung, den Blick teilnahmslos auf die gegenüber gelegene Wand gerichtet, und nickte leicht mit dem Kopf.


„Ja...", die kleine Pause hing unendlich schwer im Raum, so kam es mir zumindest vor," tut mir leid, meine Tante wollte mich einfach nicht gehen lassen."


Ich verzog meine Lippen zu einem halbherzigen, entschuldigenden Lächeln, dass Daehyun nicht sehen konnte. Plötzlich war mir die Nähe zu Daehyuns Körper unangenehm bewusst. Unsere Schultern berührten sich fast und ich konnte die Wärme von Daehyuns Hand neben meiner auf der Haut spüren.


Zu warm. Zu nah. Stark darauf bedacht es nicht nach einer plötzlichen Flucht aussehen zu lassen, stand ich möglichst schnell auf und ging zu meiner Zimmertür. Wie ein Sack voll Eisen fühlte sich Daehyuns Blick auf meinen Schultern an und ich wollte nichts lieber als aus diesem Zimmer zu verschwinden.


Weg von seinem Blick. Weg von seiner Wärme. Weg von seinem Geruch, welcher überall in der viel zu stickigen Luft hing.


„Ich muss mal kurz ins Bad", murmelte ich und huschte schnell auf den Flur hinaus.


In dem großen Badezimmer angekommen atmete ich ein paar Mal tief durch und schlurfte zu einem der Marmorwaschbecken. Das kalte Wasser fühlte sich stechend und erfrischend auf meinem warmen Gesicht an.


Ich stützte mich mit meinen Händen am Rand des Beckens ab und blickte in den Spiegel. Leicht gerötete Wangen, glasige Augen und tiefe, dunkle Augenringe sahen mir entgegen. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und suchte in meinen Augen nach einer Antwort.


Was war das eben gewesen?




Noch immer leicht verstört aber mich selbst wieder unter Kontrolle habend lief ich wieder zurück. Mit einem breiten Grinsen stieß ich meine Zimmertüre schwungvoll auf und sah Daehyun, welcher mich erschrocken mit großen Augen anblickte, abwartend an.


„Frühstück und dann Hundesalon?", fragte ich munterer als ich war.


Daehyun blinzelte, immer noch überrascht von meinem plötzlichen auftreten, fasste sich dann aber und sprang begeistert auf. Schneller als ich schauen konnte hatte er meinen Kopf unter seinen Arm geklemmt und zog mich hinter sich die Stufen runter.


Ausnahmsweise ließ ich ihm diese Umgangsweise durchgehen.


„Wir könnten A Yeon mitnehmen."


So unschuldig wie möglich beobachtete ich seine Reaktion aus dem Augenwinkel. Glücklich schaufelte Daehyun Essen in sich hinein, stoppte dann aber, blickte mich immer noch kauend aus zusammengekniffenen Augen an, schluckte runter, grinste begeistert und zuckte mit den Schultern „Von mir aus gerne", und wandte sich dann wieder zufrieden seinem Essen zu.


Wenn Daehyun glücklich war, dann war ich das auch. Wenn Daehyun mit A Yeon glücklich war, dann würde ich die beiden so gut ich konnte unterstützen.



Ich bin Realist. Vergesst das nicht.

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