Am nächsten Morgen haben die Jungs noch ihr Interview und Ella und ich können ausschlafen. Meine Eltern sind für zwei Tage meine Oma besuchen gefahren und Ella hat sich derweil bei mir eingenistet.
Heiko ruft mich auf Skype an.
„Schon wach?", fragt er.
„Gerade erst aufgewacht. Warte ich mach dich auf laut", sage ich, damit Ella mithören kann.
„HALLO HEIKO", schreit Ella.
„Hallo! Wo seid ihr?", fragt er.
„Wir sind gerade erst auf gewacht und liegen im Bett", sage ich.
„Erst jetzt? Es ist schon Mittag."
„Na und?", lache ich.
„Wollt ihr etwas unternehmen?"
„Klar, kommt her, ich schicke euch die Adresse."
„Okay."
„BIS SPÄTER HEIKO", schreit Ella wieder und ich lege auf.
„Du brauchst nicht schreien, er hört dich auch, wenn du normal redest."
„Aber das ist nicht so lustig."
Ich schicke Heiko die Adresse und gehe ziemlich sicher davon aus, dass es länger dauern wird, bis sie her finden. Sie kennen sich in Wien ja kaum aus.
Wir bleiben noch ein wenig im Bett liegen und unterhalten uns.
„Glaubst du Roman steht auf mich?", fragt Ella.
„Willst du das denn?", frage ich sie.
„Nein! Hör bloß auf... ich meine weil er wegen Lucas nachgefragt hat."
„Hmm... ich glaube, es war einfach nur eine Frage. Roman hat nicht wirklich beschämt gewirkt oder so. Sonst wäre er nämlich rot angelaufen, wie Heiko gefragt hätte, dass er nach dir gefragt hat."
„Vielleicht hat er es auch einfach nur vorgespielt?", sagt Ella.
„Ich kann Heiko ja mal fragen", sage ich und strecke ihr die Zunge heraus. „Dann können wir euch verkuppeln, wenn das mit Lucas nichts wird.
„Marie!", sagt sie und boxt auf mich ein und ich lache.
„Aber Heiko steht sowas von auf dich."
„Blödsinn... Ich glaube die zwei finden es einfach nur cool mit Älteren rumzuhängen. Was ich so mitbekommen habe, haben sie generell ältere Freunde. Die mindestens zwei Jahre älter sind."
„Sie wirken auch nicht so unreif für 16, finde ich."
„Nein, nicht wirklich. Teilweise, merkt man es schon, aber es geht", sage ich.
Ich habe mich ein wenig verschätzt, denn nach 10 Minuten läutet es an meiner Tür und Ella und ich haben uns bis jetzt noch nicht aus dem Bett bewegt.
„Sind sie etwa schon da?", fragt Ella.
„Das bezweifle ich."
Ich öffne die Türe und tatsächlich, sie sind schon da. Es stellt sich heraus, dass sie ein Taxi genommen haben.
„Habt ihr euch für uns so heraus geputzt?", fragt Heiko mit einem heimtückischen Lächeln. Ich sehe kurz in den Vorzimmerspiegel und stelle fest, dass meine Haare in alle Richtungen stehen.
„Wo ist der Track?", fragt Ella.
„Was?", fragt Heiko.
„Tick, Trick und Track?", erklärt Ella.
„Achso, Marc ist noch im Hotel und schläft vermutlich."
„Macht es euch gemütlich. Trinken oder Essen ist in der Küche, müsst ihr euch selber machen", sage ich als beste Gastgeberin der Welt.
„Wo sind deine Eltern?", fragt Heiko.
„Sind weg gefahren."
Wir legen uns alle aufs Sofa und schalten ein wenig Musik ein. Es ist ziemlich schwer etwas zu finden, was allen gefällt. Aber irgendwann finden sich alle damit ab, dass es meine Wohnung ist und ich das sagen habe.
„Hast du unsere neuste Parodie eigentlich schon gesehen?", fragt Roman und wendet sich zu Ella. Ach ja! Die habe ich komplett vergessen, ich wollte es Ella noch zeigen.
„Ich habe noch kein einziges Video von euch angesehen, ich habe wirklich besseres zu tun...", sagt sie.
„Und trotzdem sitzt du jetzt hier", grinst Heiko und Ella verstummt.
„Ella, die Parodie haben sie uns gewidmet", grinse ich und spiele vor als wäre ich stolz darauf.
„Echt jetzt?", fragt sie erstaunt. „Kommen unsere Namen oder so vor?", fragt sie.
„Nein, nein. Ihr wart einfach nur Inspiration", sagt Heiko und zwinkert mir zu. Ich muss kichern, wenn ich daran denke.
Ella fühlt sich geehrt und will die Parodie sofort sehen. Sie freut sich richtig und ist Neugierig.
Ich schalte Youtube ein und klicke auf das Lied. Dabei muss ich die ganze Zeit Lächeln.
Sie sieht sich das Video an und lächelt dabei für Aufregung. Als sie realisiert worum es geht, nimmt sie ein Polster und schmeißt ihn auf Roman. Sie nimmt noch einen zweiten und schmeißt ihn auf Heiko, doch dieser konnte noch früh genug ausweichen.
„Ihr seid solche Arschlöcher!", schimpft sie.
„Das war doch nur ein Scherz", lacht Roman. „Jetzt kannst du aber nicht mehr behaupten, dass du nie ein Video von uns gesehen hast."
„Verdammt!", flucht Ella.
Roman zückt sein Handy. „Marc ruft an?", fragt er verwirrt und hebt ab.
„Yo .... Ja, ist schon fertig, wir sind bei Ella und Marie.... Was? .... Echt? Sorry!.... Ja wir kommen gleich..."
„Was ist los?", fragen Heiko und ich synchron.
„Wir haben Marc unabsichtlich im Hotelzimmer eingesperrt", sagt Roman lachend.
„Kommt ihr mit?", fragt Roman.
„Ich nicht, ich muss noch nach Hause", sagt Ella.
„Was ist mit dir Marie?"
„Ich muss mich noch fertig machen ..."
„Ach was, zieh dich schnell an und bürste deine Haare, das geht schon", sagt Heiko.
„Oh man..", jammere ich „Kommst du dann nach Ella?"
„Ja ich denke schon."
Ich mache mich in Rekordzeit fertig und bin nicht wirklich erfreut über das Endresultat. Wir steigen in ein Taxi und fahren zum Hotel. Wieso haben diese Jungs so viel Geld? Und ich armer Student, muss jeden Cent umdrehen.
„Ich geh schnell hinauf", sagt Roman. Während Heiko und ich vor dem Hotel auf die Zwei warten.
Es kommen zwei Mädchen zu uns, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als Heiko. Sie sehen wirklich süß aus und Heiko ist wirklich nett zu ihnen. Ich mache ein Foto für sie.
„Ist das deine Freundin Heiko?", fragt ein Mädchen.
„Nein, das ist nur eine gute Freundin", erklärt er. Die Mädchen verabschieden sich wieder. Es überrascht mich, dass sie gar nicht nach Roman gefragt haben.
„Na?", boxe ich ihn mit meinen Ellbogen.
„Was na?", fragt er verwundert.
„Die waren doch echt süß und so wie du sie umarmt hast. Die hat dir doch gefallen oder?"
„Sie sah nicht schlecht aus", grinst er. „Aber nichts für mich."
„Wenn dir ein Mädchen gefällt, dann musst du mehr mit ihr reden, als nur das Nötigste. Die zwei hätten sich sicher mit dir getroffen, wenn du sie gefragt hättest, ob sie etwas machen wollen."
„Wieso soll ich etwas mit ihnen unternehmen?" Heiko sieht mich fragend an.
„Um sie kennen zu lernen?"
„Ich bin ja mit euch hier."
„Ach Heiko", sage ich und tätschle ihm auf den Kopf.
„Hey, meine Frisur", sagt er gespielt beleidigt. Roman und Marc gesellen sich wieder zu uns. Marc sieht nicht sehr erfreut aus. Das wäre ich auch nicht, wenn ich stundenlang in einem Hotelzimmer eingesperrt wäre.
Wir schlendern ein wenig durch die Stadt und es ist auch alleine, gar nicht so schlimm mit ihnen. Im Gegenteil, es ist ganz lustig auch ohne Ella. Ich dachte die ganze Zeit, das Ella und Roman die Unterhalter von allen sind. Aber Roman, Heiko und Marc sind zu Dritt genauso witzig.
„Marie, ich wollte dich noch fragen, ob ihr morgen etwas mit mir macht, während die zwei Spackos ihr Meet and Greet geben", fragt mich Marc.
„Uhm, ja klar. Wir könnten in ein Cafe in der Nähe gehen."
„Ja klingt gut", sagt Marc. Ich bin froh, dass sich seine Laune wieder etwas gehoben hat. Am späteren Abend gesellt sich Ella doch noch zu uns und wir spazieren ein bisschen durch Wien.