Soulpath - forever yours [LAU...

By JackyDanielss

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ZITAT: ,,Ich konnte schon lange nicht mehr lieben. Vielleicht habe ich es auch über die Monate hinweg verlern... More

~Vorwort~
~Prolog~ ✔️
1.Kapitel ~Schlechte Nachrichten~ ✔️
2. Kapitel ~Schockstarre~ ✔️
3. ~Die Zeit läuft~ ✔️
4.Kapitel ~Auf Wiedersehen~ ✔️
5. Kapitel ~Ein kleiner Ritt gefällig?~✔️
6. Kapitel ~Das Dorffest~ ✔
7. Kapitel ~Peinlichkeit lässt grüßen~ ✔
8. Kapitel ~Gefühlschaos~ ✔
10. Kapitel ~Die Wahrheit?~ ✔
11. Kapitel ~Zu Besuch bei Dr. Hanson~ ✔
12. Kapitel ~Eine verheißungsvolle Nacht~ ✔
13. Kapitel ~Zwischenfälle~ ✔
14.Kapitel ~Altlasten~ ✔
15.Kapitel ~Gleichgesinnt~ ✔
16.Kapitel ~Helianthus annuus~ ✔
17.Kapitel ~Antworten~ ✔
18. Kapitel ~Schuldgefühle~ ✔
19. Kapitel ~Bleib realistisch~ ✔
20.Kapitel ~Offene Karten~ ✔

9. Kapitel ~Notlügen~ ✔

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By JackyDanielss

Bild: We heart it Aiko_Ai

Lied: Everybody Lies - Jason Walker

*FLASHBACK*

Nachdem die Wörter meinen Mund verlassen, scheint die Realität wie eine Welle über mich hereinzubrechen. Mit einem Schlag erwache ich aus meinem Trancezustand und halte mir die Hand vor den Mund, um einen lauten Schluchzer zu unterdrücken. Mrs. Borrows richtet ihre Augen auf einen Punkt hinter mir und hebt ihre Hand. ,,Maurice! Bleibst du bitte bei Mia? Lass sie bloß nicht allein!", höre ich sie mit zittrigem Unterton in ihrer Stimme sagen.

,,Mia ich bin sofort wieder da. Versprochen. Geh dir erstmal deine Hände waschen." Ein schwaches Lächeln umspielt ihre Lippen, das ihr sichtlich alles an Beherrschung abverlangt. Ihr Blick sagt mir etwas komplett anderes. Darin spiegelt sich die blanke Angst wieder. Die Angst vor dem, was sie auf dem Parkplatz erwarten wird.

Bittere Galle steigt in mir auf und auch wenn ich mir sicher bin, dass sich absolut nichts mehr in meinem Magen befinden kann, stürme ich ohne Vorwarnung an meiner Lehrerin vorbei auf die Toiletten. Gerade noch so schaffe ich es, bevor ich mich über der Kloschüssel übergebe.

Nein. David ist nicht tot. Er darf es nicht sein. Während ich mir dieser Tatsache unweigerlich bewusst werde, betätige ich die Spülung und trete an das Wachbecken heran, um mir das schon leicht angetrocknete Blut an meinen Händen abzuwaschen.

Als ich in den Spiegel vor mir schaue, blicke ich in ein mir völlig fremdes Gesicht. Die Haut hat an jeglicher Farbe verloren. Die Haare stehen in alle Himmelsrichtungen ab. Der Mascara durch die Tränen verschmiert. Die Augen völlig rot und verheult. Bin das wirklich ich? Ist das tatsächlich die einst noch glückliche und über beide Ohren verliebte Mia?

Mein Körper verkrampft sich. Auf meinem roten Sommerkleid, das ich mir extra für unsere College-Party gekauft habe, sind die dunklen Blutflecken fast kaum zu erkennen. Doch ich sehe sie genau. ,,Hey, geht es etwas?". Dieser Maurice taucht neben mir auf und reicht mir ein paar Papiertücher. Ist das sein scheiß Ernst? Am liebsten würde ich ihn für diese dumme und unüberlegte Frage anschreien. Meine ganze Wut und Trauer an ihm auslassen.

Blöderweise scheint mein Verstand in der Hinsicht noch zu funktionieren. Er will mir schließlich nur helfen. Mein Kopf schnellt in seine Richtung. Wortlos reiße ich ihm die Tücher aus den Händen und stürme an ihm vorbei nach draußen. Ich muss zu David. Er braucht mich doch.

Mit wackligen Schritten haste ich die vertrauten Flure meines Colleges entlang, was mir gerade in diesem Moment mehr als fremd vorkommt. Jeder Winkel ist mit Erinnerungen verbunden. Einige schön, die anderen eher weniger.

Ruckartig reiße ich die Eingangstür auf und renne Richtung Parkplatz. Vorbei an den vielen Augen, die mich allesamt mitleidig ansehen. Als ob sie wüssten, wer ich bin. Als ob sie mich kennen würden. Einige sind mit Tränen gefüllt, in den anderen steht der Schock geschrieben.

Völlig neben der Spur ignoriere ich sie. Die Schreie, das Heulen der Sirenen und meinen eigenen, lauten Herzschlag, der nur dumpf in meinen Ohren pulsiert. Selbst die Rufe einer mir nur allzu vertrauten Person, die mich auffordert stehen zu bleiben, blende ich aus. In weniger als einer Minute ist meine ganze Welt in sich zusammengebrochen.

Getrieben von nur einem Ziel stürze ich in die Richtung, aus der ich gekommen bin. Ich will Rache. Rache für denjenigen, der dafür verantwortlich ist, dass mein Leben nie wieder so sein wird, wie es einmal war;

Vollkommen.



,,Mia?", allmählich kehre ich ins hier und jetzt zurück. Mit zusammengezogenen Augenbrauen blinzele ich ein paar Mal und stelle fest, dass ich auf dem Boden liege. Über mich gebeugt Tim, der sich erleichtert durch seine braunen Haare fährt. ,,Gott sei Dank, dir geht es gut", höre ich ihn aufgeregt sagen, doch ich kann nicht anders, als ihn anzusehen.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Wie lange ich wohl ohnmächtig war? Oh Gott, was ist, wenn er bereits einen Notarzt gerufen hat? Er darf auf keinen Fall wissen, dass ich der Grund bin, weshalb meine Familie erst nach Neuseeland gezogen ist. Zumindest noch nicht. Hektisch stehe ich auf, nur um in der nächsten Sekunde die Quittung für meine Unachtsamkeit zu bekommen.

Mir wird sofort schwindlig. Würde mich Tim nicht festhalten, wäre ich erneut weggeklappt. ,,Mach langsam, du musst dir die Ruhe antun", ermahnt er mich mit seiner liebevoll, fürsorglichen Stimme und streicht mir mit seiner Hand vorsichtig über den Rücken.

,,Wie lange war ich weg?", ignoriere ich seine Aussage und warte angespannt auf seine Antwort. Ich hatte in den letzten Wochen zwar ähnliche Symptome, allerdings bin ich bis dato noch nicht wirklich ohnmächtig geworden. Dieser beschissene Tumor meint es anscheinend echt ernst mit mir.

,,Vielleicht zwei Minuten. Ich konnte dich gerade noch so festhalten, bevor du von Leo runtergefallen wärst. Hast du sowas öfters? Vielleicht sollte ich dich besser ins Krankenhaus bringen", entgegnet er mir besorgt. Angespannt mache ich einen Schritt von ihm weg, auch wenn mir immer noch etwas schwummrig ist. Auf gar keinen Fall möchte ich deshalb ins Krankenhaus.

,,Nein, es geht schon. Ich habe heute einfach noch nicht viel getrunken, da spielt mein Kreislauf öfters mal verrückt. Das ist normal". Mit klopfendem Herzen mustere ich ihn. Er ist misstrauisch, da brauche ich ihn nicht ein weiteres Mal für anzusehen, um das zu bemerken. Zu meinem Glück stellt er keine weiteren Fragen mehr und schnallt wortlos den Korb von Leos' Sattel ab. Überrascht hebe ich eine Augenbraue.

,,Was wird das?", perplex runzele ich die Stirn.
,,Wir werden hier bleiben", sagt er mit einem Lächeln auf den Lippen und breitet eine dunkelrote Decke auf dem Gras aus. ,,Mir geht es gut", wehre ich sein Angebot ab, bewege mich jedoch nicht von der Stelle. Er schüttelt nur den Kopf und stellt den Korb auf der Decke ab. ,,Keine Widerrede. Es ist besser du strengst dich heute nicht mehr übermäßig an. Dann machen wir das, was ich für heute geplant habe einfach wann anders", raunt er mit einem Zwinkern und setzt sich auf den Boden.

,,Möchtest du weiter da rumstehen, oder dich zu mir gesellen?", auffordernd deutet er auf einen Platz neben sich. Geschlagen lasse ich die Schultern hängen und pflanze mich zu ihm hin. Tim hat Recht, ich sollte mir für heute wirklich ein wenig die Ruhe antun. ,,Tut mir leid", nuschele ich leise und spiele an meinen Haaren herum.

Tim stößt einen Seufzer aus: ,,Du entschuldigst dich nicht ernsthaft dafür, dass es dir nicht so gut geht. Hey, mach dir keine Gedanken, Kaikoura läuft uns schließlich nicht davon." Er stupst mich mit seinem Ellenbogen leicht an und holt aus dem braunen Picknickkorb etwas zu trinken, Obst und selbstgemachte Sandwiches heraus.

Mir wird sofort ganz anders. Das hat er extra für mich vorbereitet?
,,Es ist nichts besonderes, aber lass es dir trotzdem schmecken", ein Räuspern entfährt ihm.
,,Doch, das ist es", erwidere ich und beiße mir überrascht über mich selbst auf die Unterlippe. Habe ich das gerade ernsthaft laut gesagt? Für mich ist so eine Geste nicht selbstverständlich. Das ist mir besonders jetzt, vor meinem bevorstehenden Tod richtig bewusst.

Er hält in seiner Bewegung inne, nur um mich kurz darauf anzusehen. Ich schaue nervös auf das unendlich weite Meer aus Sonnenblumen, was sich vor uns erstreckt. Ein unangenehmes Schweigen breitet sich zwischen uns aus. ,,Schön, oder?", fragt er an mich gewandt und deutet auf die Blumen. Mein Puls beschleunigt sich. ,,Ich liebe Sonnenblumen", fügt er noch hinten dran und reicht mir ein Sandwich, was ich ihm zögerlich abnehme. Dabei berühren sich unsere Fingerspitzen leicht.

Es ist zwar nur ein kurzer Augenblick, der mir jedoch sofort einen angenehmen Schauer über den Rücken jagt. ,,Das stimmt, sie sind wundervoll, aber es geht nichts über blaue Tulpen", äußere ich und habe das Gefühl, ihm einen wesentlichen Teil, der meine Person ausmacht, preisgegeben zu haben. Einen Teil, der mit so viel Schmerz verbunden ist. Wieso erzähle ich ihm das überhaupt? Wieso fühlt sich dieser Moment so vertraut an?

,,Warum gerade die Blauen?", fragt er unerwartet und sieht mich von der Seite an. Ich überwinde meinen inneren Schweinehund und erwidere seinen Blick, der mich erneut gefangen hält. Mein Atem geht flach, als ich seine grün-braunen Augen mustere. ,,Mit dieser Farbe verbinde ich Unendlichkeit. Der Himmel ist unendlich und auch wenn es irgendwann mal ein Ende findet, ja sogar das Meer ist es für mich. Strebt nicht jeder Mensch irgendwo nach Unendlichkeit? Blaue Tulpen stehen für mich stellvertretend dafür. Sie geben mir das Gefühl ein Stück Unendlichkeit in meinen Händen zu halten."

Ich weiß, dieser Gedanke ist absolut absurd und gerade jetzt, wo ich es laut ausspreche, kommt er mir erst Recht bescheuert vor. Warum schafft Tim es nur, mir solch privaten Dinge zu entlocken? Selbst Chleo kennt die Bedeutung der blauen Tulpen für mich nicht. Einzig und allein David wusste es und immer wieder, wenn er mit einem Strauß, oder auch nur einer Einzelnen vor mir stand, schenkte er mir ein Stück davon.

Wahrscheinlich habe ich auch deshalb so fest daran geglaubt, dass unsere Liebe unendlich sein wird. Dass wir zusammen alt werden und gemeinsam sterben würden.

Ein Stechen breitet sich in meinem Herzen aus. Schnell wische ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel, die sich klamm heimlich einen Weg meine Wange hinab gebahnt hat. ,,Du weinst ja", stellt Tim fest und reicht mir eine Serviette. ,,Weißt du, ich verbinde mit den Sonnenblumen auch eine ganz bestimmte Sache. Meine Mutter und ich haben sie damals zusammen gepflanzt. Jedes Jahr auf's Neue, wenn die Zeit dafür gekommen war. "

,,Tut ihr das heute nicht mehr?", erkundige ich mich ernsthaft interessiert und bereue meine Frage sofort wieder. Sein Blick entgleist ihm kurzzeitig.

,,Leider geht das nicht mehr. Sie ist vor knapp zwei Jahren an Krebs gestorben. Deshalb kann ich dich gut nachvollziehen, was deine Mutter anbelangt. Vielleicht hilft es dir mit jemandem darüber zu sprechen, der ähnliches durchmachen musste." Sein Kiefer ist angespannt, während diese Sätze seinen Mund verlassen.

Mir gefriert das gesamte Blut in den Adern. Wieso habe ich diese dumme Lüge überhaupt erfunden? Wie soll ich ihm nur sagen, dass ich diejenige bin, die sterbenskrank ist? Er wird mich danach mit anderen Augen sehen. Alle werden das tun. Ich werde wieder nur das Mädchen sein, mit dem jeder Mitleid hat und genau das wollte ich hinter mir lassen.

,,D-Das tut mir sehr leid", meine Stimme bricht am Ende ab. Tim legt seine Hand auf meine und verzieht seine Mundwinkel zu einem wehmütigen Lächeln. Meine Haut fängt an zu kribbeln. Binnen weniger Sekunden brennen meine Wangen lichterloh. ,,Schon gut, der Schmerz wird irgendwann weniger."

Zwar versucht er überzeugt von seiner eigenen Aussage zu klingen, allerdings habe ich selbst genug durchgemacht, um nur all zu gut zu wissen, dass dem nicht so ist. Denn wenn man wirklich jemanden liebt, lässt der Schmerz niemals nach.

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