4.Kapitel ~Auf Wiedersehen~ ✔️

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Lindsey Stirling - My Immortals•

39 Tage später

,,MIA!! Wir verpassen nachher noch unseren Flug!", höre ich meine Mutter durch das verlassene Haus schreien. Ich stehe inmitten meines Zimmers und schaue mich ungläubig um. Kein Bild, kein Poster oder ähnliches hängt mehr an der Wand. Ausschließlich eine gähnende Leere blickt mir entgegen. Wehmütig trete ich aus dem Raum raus und schließe endgültig die Tür hinter mir.

,,Komme sofort!", rufe ich ihr entgegen und stapfe die Treppen runter. Wieso nochmal habe ich dem Umzug nach Kaikoura zugestimmt? Achja, richtig. Weil meine Mutter mir so wunderbar ein schlechtes Gewissen einreden kann. ,,Da bist du ja endlich. Alles wartet nur auf dich", seufzt Besagte und deutet zu dem großen, schwarzen Range Rover. Ich verdrehe die Augen und pflanze mich auf den Rücksitz, wo mich ein strahlender Adam mustert:

,,Freust du dich auch so auf unser neues Zuhause?".

Seine großen grünen Kulleraugen scheinen mich förmlich zu durchbohren. ,,Natürlich", erwidere ich mit einem aufgezwungenen Lächeln. Selbstverständlich will ich Kalifornien nicht verlassen. Nicht endgültig. Allein der Gedanke auf einer Insel fernab meiner Freunde und Familie zu sterben, treibt mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken.

,,Dann kann es jetzt losgehen." Enthusiastisch startet mein Dad den Motor und schenkt mir durch den Rückspiegel einen kurzen Blick. Leider kann Chleo heute nicht mit zum Flughafen fahren. Da wir eine Mathearbeit schreiben, musste sie wohl oder übel darauf verzichten. Ich hätte sie gerne vorher noch einmal gesehen, denn besonders von ihr viel mir der Abschied schwer. Seit ich denken kann ist sie ein wichtiger Teil meines Lebens, den ich nun zurücklassen muss.

,,Daaaad weißt du, wann wir da sein werden?", fragt Adam bereits ungeduldig, als wir unsere Plätze im Flieger suchen. Die Koffer wurden Gott sei Dank vorausgeschickt, sodass wir sie nicht extra mitschleppen müssen. ,,Circa 13 Stunden", antwortet der knapp und zeigt auf unsere Sitzreihe. Überrascht sehe ich von den zwei Plätzen zu meinem Vater und dann wieder zurück. ,,Ähm Dad, wir sind aber vier Personen", stelle ich fest und verziehe mein Gesicht. ,,Eure Mutter und ich sitzen gleich hinter euch", sagt er mit einem Grinsen, während Adam sich bereits den Fensterplatz unter den Nagel reißt.

Übertrieben schmollend setze ich mich neben den etwas fülligeren, schnarchenden Mann der anscheinend zu viel Knoblauch verdrückt hat. Bei jedem noch so kleinen Luftzug in meine Richtung weht mir gleich sein unangenehm riechender Atem entgegen. Ich muss mich ziemlich zusammen reißen, ihm nicht einfach meine ganze Kaugummipackung in den Mund zu schütten.

Adam neben mir prustet leise los und handelt sich prompt einen bösen Blick von mir ein. ,,Lach du nur", sage ich spielerisch drohend und schließe meine Augen. Es ist nicht so, dass ich Knoblauch hasse. Nein, ich liebe ihn sogar, aber nur, wenn ich ihn esse. Schließlich rieche ich dann nicht, wie ich die Umgebung der anderen verpeste. 

,,Es sind ja nur 13 Stunden", flüstert er in mein Ohr und kichert erneut. Genervt presse ich die Augenlieder stärker zusammen. Wehe mich spricht jemand in den nächsten Stunden an.

                                 ***

,,HA-HA-HA", äffe ich meine Eltern und Adam nach, während wir mit dem Auto auf den Weg zu unserem neuen Zuhause sind und blicke aus dem Fenster. Leider musste der nach Knoblauch stinkende Sitznachbar von mir auch noch einen leisen, tödlich riechenden Furz loslassen, welcher mir wortwörtlich mein Mittagessen hochkommen lies. Natürlich kann ich nicht beweisen, dass er von ihm kam aber in der Hinsicht bin ich mir dann doch ziemlich sicher.

Soulpath - forever yours [LAUFEND]Where stories live. Discover now