1941- Zwischen Verrat und Fam...

By ZwischenZweiZeilen

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~Hamburg, 2018 Träume können viel verändern, das ist gemeinhin bekannt. Doch Katharinas und Oskars Träume ver... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Weihnachtsspecial
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Epilog
Nachwort
Teil 2!

"Alternatives" Ende/ Kapitel 42

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By ZwischenZweiZeilen

Hi :) Ich komme mal wieder aus der Versenkung gekrochen. Vor nun mehr als einem Jahr habe ich Oskars, Kathis, Hans' und Peters Geschichte beendet... oder doch nicht? Ich war die ganze Zeit mit dem Ende unzufrieden, irgendwie. Also here you go, ein Ende, das ich so viel besser finde, obwohl nur wenig verändert wurde ;) Und pssst.... ich arbeite irgendwie an einer (eigentlich nie) geplanten Fortsetzung.

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Mein Kopf dröhnt. Ich versuche den Schmerz durch ein einfaches umdrehen in meinem Bett abzuschütteln. Doch als ich mit meinem ohnehin schmerzenden Kopf gegen ein hartes Holzbrett knalle merke ich, dass ich definitiv nicht in meinem Bett liege. Ich schrecke hoch. Weder liege ich bei Kathi zuhause, noch liegt Hans neben mir. Und am allerwenigsten liege ich in einem Bett. Ich liege auf einer Parkbank. Der Parkbank, auf der wir 77 Jahre in der Vergangenheit aufgewacht waren. Als ich zum Gebäude hinübersehe, weht jedoch keine Hakenkreuz Flagge am Mast, sondern eine einfache Deutschland Flagge.

Aber als ich mich umblicke, ist Kathi nicht bei mir. Sie muss noch zuhause sein, was mich insgeheim tatsächlich beruhigt. Das bedeutet, sie ist bei ihrem Peter und meinem Hans und kann auf sie aufpassen. Aber wohin sollte ich nun gehen? Bei meinen Eltern reinplatzen ist wohl kaum die sinnvollste Idee. Also spaziere ich, nur in Schlafkleidung einer ganz anderen Zeit bekleidet, umher. Irgendwann sehe ich vor mir das weiß- blaue Schild einer Polizeiwache und ich begebe mich hinein.

Die Polizisten glauben mir natürlich nicht, dass ich Oskar Müller bin, der vor über einem Jahr mit seiner Schwester spurlos verschwand und nicht mehr auffindbar war. Aber zugeben mussten sie schon, dass ich den Bildern von Oskar Müller sehr ähnlich sehe. Überraschung, ich bin es ja auch. Sie kontaktieren meine Eltern, welche so schnell es geht kommen würden.

In eine Wolldecke eingekuschelt sitze ich in einem Verhörzimmer, zwei Polizisten gegenüber von mir. Sie stellen mir Fragen über Fragen und wollen mir einfach nicht glauben. Nicht, dass ich mir geglaubt hätte, aber es frustriert mich.

„Ich sage versprochen die Wahrheit. Man kann alles überprüfen.", sage ich, verschweige aber den Teil mit der SS. Weder möchte ich, dass sie mich für einen Nazi halten, noch möchte ich vor Gericht landen.

Nach geraumer Zeit stürmen meine Eltern in die Wache. Und sie bestätigen meine Identität als Oskar Müller. Wir umarmen uns gefühlte Ewigkeiten, aber ich brauche es so dringend. Ihre Gerüche, das Gefühl ihrer Kleidung, der Klang ihrer Stimmen. Einfach alles. Mamas Augen sehen so traurig aus und Papa hat sich aus Frust wieder einen Bart wachsen lassen. Man lässt mich nur widerwillig aus der Polizeiwache gehen.

Zuhause schickt Mama mich auf mein Zimmer, damit ich mich kurz umziehen kann und duschen kann. Alles sieht aus wie damals. Alles steht noch an Ort und Stelle, nichts wurde aussortiert. Nicht ein Buch, nicht ein Kleidungsstück. Ich werfe mich seufzend auf mein Bett. Wenn ich nur noch der Gleiche wäre. Dann wäre jetzt alles einfacher. Nach einer guten halben Stunde gehe ich in unser Esszimmer.

„Oskar, man hat uns gesagt, was du der Polizei geschildert hast. Und", Mama bricht mitten in ihrem Satz ab um kurz Luft zu holen. „So grotesk deine Geschichte scheint, du bist nicht verrückt. Wir glauben dir. Vor allem, weil vor einer Woche ein alter Mann diese Kiste hier abgegeben hat."

Ich nehme die Kiste an mich. Sie ist dunkelbraun und ich erkenne, dass sie aus dem Material des Bettes ist, in welchem ich bei Kathi geschlafen habe. Unter dem goldenen Schloss befindet sich ein ebenfalls goldenes Metallplättchen, auf welchem „Dr. K. S." eingraviert ist. Ich lächle. Kathi hatte wirklich approbiert.

„Ich weiß, wie schwer es ist, Mama und Papa. Danke. Falls es euch beruhigt, Kathi hat einen ganz wundervollen Mann kennengelernt. Er heißt Peter. Die beiden sind ein wahres Traumpaar.", Mama wischt sich eine Träne aus dem Auge und lächelt mir zu.

Ich nehme die Kiste mit in mein Zimmer, betrachte die filigranen Muster. Dann öffne ich die Schatulle und entdecke eine riesige Anzahl an Briefen. Ganz oben liegt ein Brief mit der Zahl 1942. Danach geht es weiter mit 1943, 1944, 1945 und so weiter. Ich öffne den ersten Umschlag und finde darin 6 Briefe. Kathi hatte jeden Monat einen Brief geschrieben und berichtet, was passiert ist.

Im Jahr 1945 machte Peter ihr einen Antrag, den sie wie selbstverständlich annahm. Anbei zu dieser Nachricht hatte sie ein Bild von den Beiden gelegt. Nur ein Jahr später heirateten sie. 1948 schloss sie ihr Studium mit Bravour ab. Von da an arbeitete sie als Allgemeinmedizinerin in ihrer eigenen Praxis in der Nähe von ihrem Haus. 1949 wurde sie zum ersten Mal Mutter von ihrem Sohn Arian. Auch von ihm legte sie ein Bild bei. Hans hält ihn auf dem Arm und lächelt. Dabei macht mein Herz einen kleinen Purzelbaum. 1951 folgte das 2. Kind, das sie Charlotte nannten. Auf dem Bild sitzt Arian an dem Babybett und zeigt stolz auf seine kleine Schwester. Im Jahr darauf kam Henri zur Welt. Peter steht mit Arian an der Hand und Henri auf dem Arm neben Kathi, die Charlotte auf ihrer Hüfte sitzen hat. Zwei Jahre später, 1954 kam ihr letztes gemeinsames Kind zur Welt. Thea. Auf diesem Bild sind sie alle gemeinsam im Zoo, doch unter den ganzen Menschen erkenne ich Hans. Er hält Arian an der Hand und zeigt auf einen riesigen Elefanten. Wahrscheinlich war dieser Grund, warum der kleine blonde Junge so dermaßen am Heulen war, dass sein Gesicht geschwollen und hochrot war. Anbei liegt noch ein Bild von einem kleinen schwarzen Hund, den sie Karli genannt hatten. In Anlehnung an meinen Namen. Ich schmunzle. Wir wollten als Kinder immer einen keinen schwarzen Hund haben. Zwar wollten wir ihn anders nennen, aber ich nehme es als Kompliment, dass ich sein Namensgeber war.

Hans blieb immer mit ihnen befreundet, was mein Herz einen Satz machen lässt. Er war ihnen ein wahrer Freund und kümmerte sich so oft es ging um meine Nichten und Neffen. Er heiratete nie und Kathis Briefen zufolge führte er auch nie wieder eine Beziehung. Er arbeitete später als Polizist, nachdem seine Eltern geflohen waren und er es unbestraft aus einem Gerichtsverfahren geschafft hatte. Er lebte für seinen Beruf und für Kathis und Peters Familie. Sie zählten ihn dazu und er wurde sogar Taufpate aller Kinder.

Margrit hatte im Jahr 1950 geheiratet und bekam zwei Söhne mit ihrem Mann. Er stammte aus Amerika und sie wanderten gemeinsam dorthin aus. Nach zwei oder drei Jahren Briefverkehr, schlief der Kontakt zu Kathi und Peter ein.

Karl, der Bruder von Monika, den ich aus dem Lager geholt hatte, blieb auch noch einige Jahre mit ihnen befreundet, zog aber nach Berlin, wo er schließlich in Ostberlin lebte. Also blieb auch der Kontakt nicht lange. Das Einzige, was ich aus den Briefen ziehe ist, dass er sich offen zu seiner Homosexualität bekannte. Das war zwar kein einfacher Weg, aber er hatte es geschafft.

Am Boden liegt ein Fotoalbum. Es ist gefüllt mit so vielen Bildern von Kathi, Peter, ihren Kindern, dem Hund und Hans. Jedes Bild ist mit einer Jahreszahl beschriftet und manchmal steht sogar eine kurze Notiz darunter. Auf einigen Seiten sind sogar kleine Zeichnungen von den Kindern.

Ab 1970 gibt es sogar Bilder von Kathis und Peters Enkelkindern. Davon haben sie in der Tat eine Menge. 10 an der Zahl. Auf jedem einzelnen Bild sind Kathi und Peter glücklich, bis ins hohe Alter. Die Beiden blieben glücklich verheiratet, zumindest steht das in einer von Hans' krickligen Notizen.

Im Jahr 2000 starb Peter im Alter von nur 77 Jahren, nach einer kurzen und schweren Krankheit. Auch meine Schwester starb nur 10 Jahre später. Der Gedanke, dass ich sie niemals wiedersehen würde, ließ mich weinen. Doch auch nach 2010 gab es noch einige wenige Briefe. Sie wurden zum Teil von Hans, zum anderen Teil von Arian verfasst. Er träumte noch immer davon, mich eines Tages kennenzulernen.

Am Abend zeige ich meinen Eltern das Fotoalbum. Erzähle ihnen von Kathi und wie Peter war. Sie sind glücklich für sie, wenn auch sehr traurig, dass sie ihre Tochter niemals wiedersehen würden. Sie beginnen mir zu glauben. Und am selben Abend gehen wir Kathis und Peters Grab besuchen. Wir legen drei große Sträuße Blumen ab. Ich schaue mir den großen schwarzen Marmor Stein mit der goldenen Inschrift an.


Hier ruht Familie Schmitt, mögen sie in Frieden ruhen.

Das kostbarste Vermächtnis eines Menschen ist die Spur, die seine Liebe in unseren Herzen zurückgelassen hat.

Peter Schmitt, der beste Ehemann, Vater, Großvater und Freund den es gab.

1923-2000

Dr. Katharina Schmitt, geb. Müller, die fähigste Ärztin und beste Mutter, Großmutter und Freundin. 

 1924-2010


Ich lese den Spruch und weiß, dass sie ihn ausgesucht hatte, damit ich ihn lese. Sie wollte, dass sie mich niemals vergessen hatte. Ich lächle. Wie wichtig ich ihr war, begreife ich erst jetzt, wie sehr sie mich vermisst hatte. Und ich wünschte, ich hätte mein Leben mit ihr verbringen können. Mit ihr und Hans.

In diesem Moment kommt mir ein Gedanke. Am liebsten wäre ich ihm sofort nachgegangen, doch in den nächsten Tagen habe ich einige Besuche, von den Medien und auch von der Polizei und Psychologen. Am Ende eines jeden Abend falle ich wie tot ins Bett. Außerdem kümmere ich mich darum, mein Studium nächstes Semester wieder aufnehmen zu können. Ich will mein Leben weiterhin so normal wie möglich leben.

Doch dem Gedanken, dem gehe ich auch nach. Ich will, nein ich muss es einfach wissen.


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