Schreibtipps & -tricks

Galing kay Jugendbuch

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Jeder Autor ist ein Künstler. Und jede Kunst kann man lernen. Wenn ihr also nach ein paar Schreibtipps und... Higit pa

0. Einführung
1.0. Die Idee
1.1. Das Planen
1.2. Die Formatierung o.Ä.
1.3. Rechtschreibung, Grammatik & Co.
1.4. Die Wortwahl
2.0. Die Welt
2.1. Die Länder
2.2. Die Städte
2.3. Die Herrscher
2.4. Die Technologie
2.5. Das Magiesystem
2.6. Die Spezies
2.7. Die Entwicklung der Welt
2.8. Die Alternativen
3.0. Die Figuren
3.1. Der Charakter und Co.
3.2. Die Beziehungen
3.3. Das Verhalten & Co.
3.4. Das Aussehen
3.5. Die Namen
4.0. Die »besonderen« Figuren
4.1. Der Antagonist
4.2. Die doppelte Identität
4.3. Das »Genie«
4.5. Der Andersaltrige
4.6. Der Bereuende
5.0. Der Schreibstil
5.1. Der Erzähler
5.2. Das Foreshadowing
5.3. Die Rückblende
5.4. Der Dialog
6.0. Der Anfang
6.1. Der Prolog
6.2. Der Hook/Aufhänger
6.3. Das Einführen einer Figur
6.4. Das kontinuierliche Schreiben
6.5. Das Lösen einer Schreibblockade
7.0. 28/29/30/31-Tage-Schreibchallenge O.o
7.1. Schreibchallenge - Eine Welt erschaffen
7.2. NaNoWriMo
8.0. Die Spannung
9.0. Das Verliebtsein
9.1. Die Liebesbeziehung
9.2. Etwas Trashtalk
10.0. Der Kampf
10.1. Das Duell

4.4. Der Wahnsinnige

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Galing kay Jugendbuch

Es kommt recht häufig vor, dass unerfahrene Autoren ihren Antagonisten automatisch zu einem Wahnsinnigen machen. Von wegen »er ist verrückt, deswegen hat er die ganzen schrecklichen Sachen gemacht und am Ende stirbt er, indem er sich selbst in die Luft sprengt, während er wie ein Wahnsinniger lacht«. Es gibt SEHR VIELE Sachen, die mich daran stören. Den Großteil habe ich schon im Kapitel zum Antagonisten abgeklappert, daher kümmere ich mich jetzt um den Teil mit dem Wahnsinn.

Erstmal vorweg: Ich habe absolut kein Problem damit, wenn ihr eine wahnsinnige oder verrückte Figur in euer Buch mit einbaut. Nur achtet bitte darauf, dass ihr immer noch realistisch bleibt. Es gibt zwar wirklich Menschen, die so sind, aber trotzdem sind sie nicht sofort darauf aus, alle umzubringen oder die Weltherrschaft an sich zu reißen.

An dieser Stelle vorsichtshalber wieder eine TRIGGER-WARNUNG!!!!!!!!

Wahnsinn oder Verrücktheit ist keine wirklich anerkannte geistige Krankheit, sondern eher ein Sammelbegriff für alle Personen, die irgendwie einen leichten »Dachschaden« zu haben scheinen. (Wir denken kurz kollektiv an den Joker aus Batman).

Sie verhalten sich meistens unvorhersehbar, können impulsiv sein und sind vielleicht besessen von einer bestimmten Idee oder Vorstellung, die sie unbedingt umsetzen möchten. Häufig fehlt ihnen auch die Empathie bzw. das Mitgefühl für ihre Mitmenschen, was sie herzlos und halt wahnsinnig oder verrückt aussehen lässt. Wenn man genauer darüber nachdenkt, fällt einem aber auf, dass sie das nicht unbedingt »böse« macht.

Ein alter Mann, der auf der Straße lebt, die Anbindung zur wirklichen Welt verloren hat und jetzt jeden Tag Brotkrümel zu einer Pyramide hoch stapelt, kann auch als verrückt gelten, obwohl er vollkommen harmlos ist. Wenn man seine Pyramide umstößt, kann er sehr schnell wütend werden und den Störenfried zwar schlagen, aber dann ist ja wohl der Passant Schuld und nicht er.

So oder so, es sollte auf jeden Fall einen Grund geben, warum genau eure Figur jetzt wahnsinnig oder verrückt (geworden) ist. Traumatische Kindheit kann eine Begründung sein, aber sie kommt so häufig vor, dass es fast schon langweilig ist. Daher ein paar alternative Vorschläge und Tipps von meiner Seite:

- Die Figur wurde irgendwann mal von ihrem besten Freund verraten und kann jetzt niemandem mehr vertrauen. In jeder falschen Bewegung und jedem Wort sieht sie nur noch Zweideutigkeiten oder Bedrohungen, was sie verrückt macht. Sie fühlt sich von aller Welt verlassen und fängt an, alle zu töten, von denen sie denkt, dass sie sie irgendwann verraten würden.

- Die Figur hat sehr lange irgendeine Sache gelernt (z.B. Umgang mit Magie), aber sie war nie gut genug und wurde immer wieder vom Protagonisten übertrumpft. Sie wollte rechtschaffen bleiben, doch sie wusste, dass sie nie so gut sein würde wie der andere, was ihr Selbstbewusstsein praktisch zerstört hat. Sie ist wie besessen davon, diese Sache zu lernen und macht nichts anderes mehr, denn wenn sie einen Tag Pause macht, wird sie nie besser werden (denkt sie jedenfalls).

- Die Figur war irgendwann dazu gezwungen, ihre Familie zu töten oder hat ihre Familie sterben sehen ohne etwas tun zu können. Sie ist damals innerlich zerbrochen und macht jetzt nur noch das, was andere Leute ihr sagen, egal wie erniedrigend oder peinlich das ist. Von anderen wird sie als verrückt angesehen.

- Zu dem Beispiel mit dem alten Mann und den Pyramiden: Er hatte einst mehrere Kinder (seine Frau ist vielleicht bei der Geburt gestorben), doch sie wurden ihm zusammen mit seinem Haus und allem drum und dran weggenommen, weil er große Schulden hatte. Er weiß nicht, wo sie sind und ob sie ihn erkennen würden und jetzt baut er immer wieder diese Pyramiden, weil seine Kinder das früher gemacht haben und sie ihn so vielleicht erkennen würden.

Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, wie man den Wahnsinn einer Figur erklären kann. Und das solltet ihr auch auf jeden Fall tun!!!!!!!!!! Sonst versteht der Leser den Charakter dieser Figur überhaupt nicht und stempelt sie einfach nur mit »Sie ist verrückt und keiner (inklusive ich) versteht sie« ab.

Auch wahnsinnige Figuren haben Gefühle, die sich (oh Wunder) sogar verändern können. Ein Verrückter ist nicht immer durchgängig dabei, seinen Wahn auszuleben. Er kann auch Phasen haben, in denen er die »gute alte Zeit« vermisst und sich in Erinnerungen verliert, nur, um dann wieder in die enttäuschende Realität gerissen zu werden. Oder aber er ist für einige Zeit wieder vollkommen vernünftig, bis jemand seinen »Trigger« zieht (was das ist, brauche ich, glaube ich, nicht nochmal zu erklären) und er wieder in sein altes Verhaltensmuster zurückfällt.

Allgemein sind die Handlungen wahnsinniger Personen schwer vorherzusehen und sie machen häufig Sachen, die man von ihnen nicht erwarten würde. Das kann auch etwas vollkommen Sinnloses sein. Zum Beispiel könnte ein Verrückter mitten im Gespräch anfangen, Zeichen in die Luft zu malen, die in absolut keinem Zusammenhang zu dem stehen, worüber gerade geredet wird.

Wenn ihr aus Sicht einer wahnsinnigen Figur schreibt, solltet ihr also darauf achten, nicht immer nur dieses »Verrückte« an ihr zu beschreiben. Sie kann in einigen Augenblicken auch vollkommen »normal« denken und fühlen. Immerhin ist sie auch ein Mensch und kein Monster. Vielleicht sind ihre Gedankengänge nur etwas komischer und ungewöhnlicher.

Angenommen, es wird gerade über eine Befreiungsaktion gesprochen, eure Figur interessiert sich aber nicht dafür oder möchte eigentlich aufpassen, kriegt es jedoch nicht hin. Stattdessen denkt sie darüber nach, wie lustig es doch wäre, die Schnürsenkel der anderen miteinander zu verknoten, sodass sie, wenn sie aufwachen, zuerst nur wild umher stolpern und nicht wissen, was passiert ist. Wenn sie dann gefragt wird, ob sie den Plan verstanden hat, antwortet sie aber nicht, sondern erklärt ihre lustige Idee, was die anderen etwas nervt. Aber wer weiß, vielleicht findet sich ja jemand, der diese Idee mit in den Plan aufnimmt?

Der Gedankengang wahnsinniger oder verrückter Figuren ist oft chaotisch und nicht nachvollziehbar. Es ist also vollkommen in Ordnung, wenn ihr zwischen den Themen hin und her springt, selbst wenn sie nicht wirklich zusammenpassen. Oder ihr fügt Kommentare ein, die eigentlich überhaupt nicht angemessen sind. Wenn eure Figur auf einem Marktplatz steht, könnte sie zum Beispiel überlegen, wie sie diesen oder jenen Verkäufer töten würde, wenn derjenige sie auf einmal angreift.

Meistens ergibt es auch keinen Sinn, eine wahnsinnige Figur zu fragen, warum sie denn jetzt so ist. Wenn ihr Zustand die Folge traumatischer Ereignisse ist, wird sie mit seeeeehr großer Wahrscheinlichkeit nichts davon erzählen oder sich eine Lügengeschichte ausdenken. Ausnahmen sind vielleicht die Wahnsinnigen, die den Faden zur Wirklichkeit verloren haben und nur noch auf Rache an einer bestimmten Figur aus sind. Dann werden sie der ganzen Welt bestimmt mit großer Begeisterung mitteilen, wer ihrer Meinung nach tatsächlich Schuld an den ganzen Sachen ist, die passiert sind.

Jetzt habe ich noch ein paar Beispiele aus Filmen und Büchern, die meiner Meinung nach eine verrückte Figur ziemlich gut dargestellt haben :)

SPOILER ZU »AVATAR – DER HERR DER ELEMENTE«!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Eine Figur, die einem sofort einfällt, ist wahrscheinlich Azula, die leicht verrückte Prinzessin der Feuernation. Ihre Hintergrundgeschichte ist ziemlich traurig, wenn man bedenkt, wie alt sie zum Zeitpunkt der Handlung überhaupt ist. Ihr ganzes Leben lang hat sie geglaubt, ihre Mutter würde sie nicht lieben und sie müsse sich die Anerkennung ihres Vaters mit großen Taten verdienen. Dann wurde sie auch noch von ihren besten Freundinnen hintergangen, was zu ihrem endgültigen Zusammenbruch geführt hat. Sehr tragisch, aber dafür ein praktisch perfektes Beispiel für eine Charakterentwicklung, die im Wahnsinn endet.

SPOILER ENDE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

SPOILER ZU »DAS BUCH OHNE NAMEN« UND DIE FOLGEBÄNDE VON ANONYMOUS!!!!!!!!!!

Obwohl es in diesen Büchern ziemlich viele verrückte Personen gibt, geht es jetzt nur um »The Bourbon Kid«. Ein Mann, der dafür berüchtigt ist, in eine Bar zu gehen und einen Bourbon zu bestellen. Wenn er ihn ausgetrunken hat, erschießt er alle, die sich dort befinden, bis auf den Barmann. Verrückter geht es, würde ich mal sagen, nicht. Erst später stellt sich dann heraus, warum er so handelt und dass der Bourbon sein »Trigger« ist. Den hat er nämlich einst getrunken, um genug Mut zu haben, seine Mutter zu erschießen, die zuvor von einem Vampir gebissen wurde und sich sonst selbst in einen verwandelt hätte. Er sagt auch mehrmals, dass die erste Person, die er erschossen hat, seine Mutter war, aber ohne die zusätzliche Information von eben würde man ihn für noch verrückter halten als er ohnehin schon erscheint.

SPOILER ENDE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

SPOILER ZU »CHRONIKEN DES WAHNS« VON MICHAEL R. FLETCHER!!!!!!!!!!!!

Auch in diesem Buch ist praktisch jede Figur auf die eine oder andere Art verrückt (ist auch überhaupt nicht am Titel zu erkennen XD). Das Buch spielt in einer Welt, in der psychische Krankheiten Realität geworden sind. Zum Beispiel haben dort Menschen mit dissoziativer Identitätsstörung wirklich mehrere körperlich getrennte Persönlichkeiten, die voneinander unabhängige Handlungen vollführen können (im Anhang des Buches wird das leider als Schizophrenie bezeichnet, was nicht stimmt).

Jedenfalls gibt es dort eine Figur namens Ethenor, die sowohl Doppelgänger hat als auch glaubt, dass ihr Spiegelbild eine andere Person ist. Zusätzlich ist er auch noch machtbesessen, was seine Doppelgänger und Spiegelbilder dann natürlich ebenfalls sind. Ihr könnt euch das Chaos bestimmt vorstellen, das dann bei ihm im Kopf vor sich geht. Das Ganze endet damit, dass einer seiner Doppelgänger seinen Platz einnimmt O.o

SPOILER ENDE!!!!!!!!!!!!!

Kurz und knapp: Selbst ein Wahnsinniger hat Gefühle und andere Charaktereigenschaften außer »verrückt«. Denkt daran, einen Grund für seinen Wahnsinn parat zu haben und am besten auch an einer passenden Stelle in der Geschichte zu erwähnen. UND NICHT ALLE WAHNSINNIGEN SIND »BÖSE«!!!!!!!!!!! SIE KÖNNEN AUCH VOLLKOMMEN HARMLOS SEIN UND SICH NUR UM IHREN EIGENEN KRAM KÜMMERN!!!!!!!!

Ich hoffe, ich konnte euch helfen :)

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