„Sch, wir wollen keinen Ärger," wies ich ihn mit einem leisen Zischen zurecht. Aber meine Finger sehnten sich nach dem Griff meiner eigenen Waffe während wir weitergingen. Im Näherkommen wurde mir klar, dass es sich bei den Figuren, die sich bei unserem Schiff versammelt hatten, nicht um Einheimische handeln konnte: Zweibeinig, aufrechter Gang, das mussten Aliens sein.

Ben kniff die Augen zusammen, seine Stirn in Falten gelegt, während er die Fremden studierte. Nach einigen weiteren Schritten sog er mit einem zischenden Geräusch die Luft durch seine Maske und blieb stehen. Ich versuchte, den Grund für seine Besorgnis zu erkennen. Die Leute trugen alle ebenfalls Masken. Ihre schleimverkrustete Arbeitskleidung deutete daraufhin, dass es sich um Werftarbeiter handelte.

Jeder Raumhafen entlang des Randes zieht sie an, die Wanderer ohne Heimat, das Treibgut der denkenden Population der Galaxie. Stets auf der Suche nach einer Reisegelegenheit ins nächste System erledigten sie die meisten Arbeiten, die nicht von Robotern ausgeführt werden konnten. Kein Wunder, dass es sie hier auf Tyrin gab. Kein Roboter würde auf die Dauer den Schlamm hier aushalten.

Diese spezielle Gruppe stach heraus, weil es sich nicht um den üblichen Mix verschiedener Spezies handelte. Im Gegenteil, sie ähnelten sich beinahe wie genetische Klone. Aus Erfahrung wusste ich, dass diese Vermutung nicht zutraf. Aber es ist für mich wirklich beinahe unmöglich, die weichen, pastellfarbenen bis bräunlichen Züge von Menschen zu unterscheiden, sogar im hellen Tageslicht.

Ben legte eine Hand auf meinen Arm. Überrascht stellte ich fest, dass seine Finger zitterten. „Sie wurden Fahrende genannt, früher. Oder Zigeuner, irgend sowas."

„Hm. Eine menschliche Subspezies?"

„Nicht wirklich. Es ist... kompliziert. Sie waren Nomaden, oft Ausgestoßene, Reisende ohne festen Wohnsitz."

Nun, das alles traf auch auf uns zu. Wo lag also das Problem? Einen Moment lang studierte ich das Gesicht des Ingenieurs, die tiefe Falte auf seiner Stirn. Ich konnte seinen Ausdruck nicht interpretieren. War das Besorgnis? Mitleid? Oder Angst?

„Sieht so aus als hätten sie unsere Fracht angeliefert, Ben. Kein Grund zur Besorgnis, also." Ich betrachte es als Teil der Aufgabe des Captains, Optimismus zu verbreiten. Sogar, wenn der Captain Gespenster sieht und sich nach einer warmen Dusche sehnt, um die Verspannung in den Nackenmuskeln gleichzeitig mit dem unangenehm klebrigen Schleim des Landausflugs wegzuspülen.

Eine Person löste sich aus der Gruppe und trat auf uns zu. Zwei dunkle Augen musterten mich unter schwarzen Fransen hervor. „Bist du Kalina ap Theron?"

„Aye. Wie kann ich helfen?" Ich musterte die Frau. Dutzende von dünnen, schwarzen Zöpfen, durchzogen von weißen Haaren, ergossen sich unter einem purpurfarbenen Kopftuch hervor. Ein Paar großer, goldener Ohrringe wirkte anachronistisch mit der Hightech-Atemmaske.

Die eleganten Augenbrauen über den abgrundtiefen Augen wanderten in die Höhe. „Das ist die falsche Frage, Wanderer. Können wir dir helfen? Aber nein, vermutlich nicht. Egal, wir haben deine Fracht angeliefert. Dein hübscher Echsen-Offizier hat die Papiere bereits unterzeichnet." Lachfalten neben ihren Augen verrieten eine gewisse Erheiterung. „Alles erledigt, alles bestens. Bleibt nur, dir einen guten Flug zu wünschen."

Bevor ich mich bedanken konnte, wandte sie sich Ben zu und wechselte zur menschlichen Sprache. „Hör zu, Junge, dieses Schiff ist verflucht. Du wirst nicht wiederkommen."

Ich grinste der Alten höhnisch zu und kletterte kommentarlos an Bord. Sie konnte natürlich nicht wissen, dass ich jedes Wort verstanden hatte. Ben zögerte einen Moment, folgte aber meinem Beispiel und hielt den Mund. Seine schweren Schritte hallten auf der Rampe hinter mir, zuerst noch gedämpft vom Schlamm aber bald metallisch vertraut. Wir waren zuhause.

Sobald sich die Luke hinter uns schloss, stieß ich die Luft durch die Kiemen, die ich unbewusst angehalten hatte. „Ben? Bist Du in Ordnung?"

Sein Gesicht war immer noch ungewohnt farblos. „Aye, Captain, es geht schon. Bloß... diese Frau. Denkst du, dass sie recht hat?"

„Womit? Mit dem Fluch?" Ich streifte meine Maske ab und hängte sie an einen Haken in der Dekontaminierungskammer. Während ich mich aus dem verschmutzen Anzug kämpfte, rief ich die Brücke. „Ich habe gehört, die Fracht sei bereits an Bord. Stimmt das, Nummer Eins?"

"Korrekt, Captain. Hijac bes'sstätigt, dass'ss die Kis'sste im Frachtraum drei gelagert is'sst. Wir ss'sind ss'startklar."

„Wunderbar. Ich bin auf dem Weg zur Brücke. Aalyxh, plotte einen Kurs zum Saragossa-Nebel." Ich wendete mich Ben zu, der gerade mit zusammengekniffenem Mund unsere beiden Anzüge in den Recycler stopfte. „Was auch immer der Fluch deiner Zigeunerdame bedeuten mag. Er bleibt auf Tyrin, zusammen mit dem Schleim. Vergiss ihn einfach und bring deine Motoren in Schwung. Wir haben eine Fracht abzuliefern."

Der Fluch der Topsy-Turvy | Wattys 2021 GewinnerWhere stories live. Discover now