29 - Teamwork

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Ich rätselte immer noch daran herum, wie wir ausschließen konnten, den ominösen Pilzbefall weiterzuschleppen, als Ajs an meiner Sessellehne hochklettete. „Cap Kali, ich könnte die Schleuse nach dem Transfer desinfizieren, mein Schleim müsste gegen eine Verunreinigung genauso funktionieren wie derjenige der Nestlinge."

Entgegen ihren Beteuerung schien die Tyrinianerin also doch so etwas wie eine Gedankenleserin zu sein. Oder sie kannte mich nach dieser kurzen Zeit bereits gut genug, um meine unausgesprochene Besorgnis richtig zu interpretieren. Aber ihre Idee hatte Hand und Fuß — oder Schleim, in diesem Fall. Der Vorschlag hatte nicht nur Potential, er würde uns auch eine Menge Ärger ersparen, falls der sqianische Frachter kontaminiert war.

Ich lächelte ihr zu. „Guter Plan. Vielleicht könntest du sogar die Kiste durch die Schleuse bringen? Wenn Hijac sie auf einem Frachtschlitten montiert, könntest du die Steuerung bedienen. Dann müsste sich eine Kontamination ganz verhindern lassen. Bist du sicher, dass der Pilz dir nichts anhaben kann?"

„Ja, die Proteine in meiner Haut und insbesondere in meinem Schleim schützen mich. Die Tanencha hätte sonst niemals eingewilligt, eine Brut ihrer Nestlinge zu schicken."

„Also gut. Dann lass es uns versuchen."

„Schon unterwegs." Wie ein blauer Blitz flitzte die kleine Tyrinianerin davon, stolz auf ihre neue Aufgabe.

Bens nach oben zeigende Mundwinkel sagten mir, dass auch er seine üble Laune wieder abgelegt hatte. „Du magst sie auch, nicht wahr?"

„Ja, natürlich. Sie erinnert mich an dich, als wir dich damals an Bord nahmen. Nun ja, nicht in Sachen Schleim, natürlich, und sie wird wohl auch keinen so flauschigen Bart entwickeln, wie du."

Bens ungezwungenes Lachen bestätigte, dass er mir längst verziehen hatte, ihn zum Singen verdonnert zu haben. „Du hast recht, vielleicht mag ich sie deshalb so gut. Die Begeisterungsfähigkeit der Jugend. Ich bin sicher, dass sie sich gut machen wird, hier an Bord."

Aalyxh erübrigte ein Auge, um es demonstrativ zu rollen. „Ich habe euch doch gleich gesagt, dass ihr nett zu ihr sein sollt."

In dieser Sache ließ ich ihr gerne das letzte Wort. Vor allem, da der versprochene sqianische Transporter sich uns nun näherte.

Offenbar hatten sie einen kleines Orbitshuttle umdirigiert, das geradewegs auf uns zusteuerte. Der Anruf erfolgte eine Oktave tiefer als die bisherige Kommunikation, und ich hatte zunächst Mühe mit der Übersetzung. Deshalb ließ ich Ben um eine Wiederholung bitten. Immerhin erwies sich der Shuttlepilot als zuvorkommend und bemühte sich, unseren Anweisungen Folge zu leisten. Er dirigierte sein Gefährt zuverlässig an unsere Schleuse heran. Allerdings konnte ich bereits auf dem Schirm erkennen, dass diese nicht mit seinem altertümlichen Modell kompatibel war.

Ich betätigte die interne Kommtaste. „Jac, wir haben ein Problem. Das Shuttle hat keine Standardschleuse."

„Das habe ich auch gerade festgestellt. Wir werden eine Frei-Raumübergabe machen müssen." Er klang nicht im mindesten beunruhigt. „Ich bekomme das hin, mit einer Sicherungsleine und einem Manöverstrahl."

Allerdings würde das unseren schönen Plan zum Schutz vor Pilzsporen zunichte machen. Für Ajs hatten wir nach wie vor keinen geeigneten Raumanzug, ganz abgesehen davon, dass dieser ja die Wirkung des Schleims neutralisieren würde. „Negativ, Jac, dann riskierst du eine Kontamination."

„Wir haben keine andere Möglichkeit, Captain. Und ob ich mich kontaminiere oder jemand von euch den Anzug, ändert nichts an der Sache."

Er hatte natürlich recht, Ajs konnte nun mal keinen Raumspaziergang unternehmen. Hijac war der einzige, der das Schiff ohne Anzug verlassen konnte. Ich seufzte. „Ajs, gibt es eine Möglichkeit, wie du Jac nach seiner Rückkehr dekontaminieren kannst?"

Der Fluch der Topsy-Turvy | Wattys 2021 GewinnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt