19. Dezember

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„Leonie!", meine Freundin stürmte mir entgegen, als ich sie am Bahnhof abholte, der zum Glück nicht weit zu Fuß entfernt lag.

Sie warf sich in meine Arme und ich drückte sie. „Schön dich wieder hier zu haben, Betty. Du hast hier echt gefehlt."

„Ich weiß. Ohne mich ist es langweilig. Aber jetzt bin ich a wieder da!"Sie löste sich und grinste mich mit ihrem typisch frechen Gesichtsausdruck an.

„Komm, du musst mir unbedingt alles erzählen, was in der Zwischenzeit passiert ist. Heiße Schokolade?" Sie sah mich fragend an und ich nickte schmunzelnd. Heiße Schokolade ging bei uns immer. Man könnte uns auch als süchtig bezeichnen.

Wir gingen zu einem Stand in der Nähe der Innenstadt und kauften uns jeder eine heiße Schokolade, bevor wir uns auf die bereitstehenden Stühle davor setzten.

Danach begann das große Erzählen. Ich begann kurz zusammenzufassen, was hier in der Zwischenzeit ohne ihre Anwesenheit passiert ist, was nicht viel war. Dann sprach Betty von der ganzen Erfahrung, die sie gemacht hat und was sie alles bisher in Irland erlebt hatte. Doch als sie gerade eine lustige Geschichte über ein Sprachmissverständnis erzählte, wurden wir unterbrochen, als mein Handy anfing zu vibrieren. Zuerst wollte ich es ignorieren, aber es hörte nicht auf. 

„Jetzt geh schon ran!", mahnte Betty mich.

Also kramte ich mein Handy hervor und sah, dass Noah mich anrief. Ich konnte nicht leugnen, dass mein Herz einen kleinen Hüpfer machte.

„Hey du herzloser Störer, der mir meine wertvolle Quality-Time mit meiner besten Freundin klaut", begrüßte ich ihn genervt.

„Ups, ich störe?"

„Ist das nicht offensichtlich? Aber wo ich dich jetzt schon am Hörer habe, was ist?"

„Ist das Noah?", flüsterte mir Betty zu und deutete auf mein Handy.

Ich nickte, während Noah am anderen Ende der Leitung weitersprach.

„Ich dachte wir könnten vielleicht Morgen etwas zusammen unternehmen. In der Stadt gibt es doch momentan diese große Schlittschuhbahn. Und danach könnten wir es uns vielleicht noch bei mir gemütlich machen ", fügte er am Ende etwas leiser hinzu.

„Morgen? Äh...", ich sah zu Betty herüber, unsicher, ob wir die Zeit schon zusammen verbringen wollten, doch sie winkte nur ab. „Geh zu deinem Date!", sie zwinkerte mir zu.

„Ja, das passt. Wann denn?", antwortete ich Noah.

„Komm einfach gegen 16 Uhr vorbei."

„Sag Noah, er soll jetzt vorbeikommen!", flüsterte mir Betty zu und ich schaute sie etwas irritiert an.

„Okay super, soll ich dann für später irgendwas mitbringen?", wendete ich mich wieder Noah zu.

„Sag ihm er soll vorbeikommen! Jetzt! Ich will ihn kennenlernen!", flüsterte Betty mir erneut mit mehr Nachdruck zu und ich schüttelte nur den Kopf. Er hatte bestimmt gerade sowieso was besseres zu tun.

„Nein, du reichst vollkommen", antwortete Noah mir und ich musste schmunzeln. Süß.

„Dann bis Morgen!" Ich wollte mich gerade von ihm verabschieden, als er noch etwas sagte.

„Und ich komme übrigens gerne jetzt vorbei. Danke für die Einladung." Ich hörte ihn leise lachen, während ich nur verwirrt schaute. Woher wusste er denn jetzt davon?

„Deine Freundin hat so laut und deutlich genug gesprochen, dass es auch bei mir ankam", erklärte er mir, ohne, dass ich überhaupt nachfragen musste und ich schlug mir meine Hand gegen die Stirn. Na super. Ich warf Betty einen genervte Blick zu.

„Okay, okay, dann komm halt vorbei. Wenn du dir das wirklich antun willst."

Betty schaute mich empört an „Hey! Das habe ich gehört!"

Ich grinste.

„Klar, deine Freunde sind auch meine Freunde! Sag mir einfach wo ihr seid und ich bin gleich da."

Ich beschrieb ihm kurz, wo wir waren, bevor wir auflegten.

„Na, da hast du uns aber was eingebrockt", sagte ich zu Betty, als ich mein Handy wieder einsteckte.

„Er muss schließlich erst einmal meinen kritischem Blick ausgesetzt sein, bevor er den Boyfriend-Test bestehen kann."

Ich sah Betty fragend an.

„Na, er muss erst einmal meine Zustimmung bekommen, bevor das mit euch beiden weitergeht."

Ich verdrehte die Augen.

„Glaub mir, ich weiß selbst noch nicht, was das da mit uns ist und ob das überhaupt weitergeht."

„Klar tut es das! Solange er meinen Test besteht." Sie zwinkerte mir zu.

Kurz darauf kam Noah mit roten Wangen um die Ecke. Bevor er sich zu uns gesellte, holte er sich auch eine heiße Schokolade und brachte uns zwei gleich noch Nachschub mit.

„Oh, ein echter Gentleman!", Betty schien beeindruckt, als er die Becher vor unserer Nase abstellte und mir der köstliche Geruch in die Nase stieg. Das wirkte sich bestimmt positiv auf ihre Meinung zu ihm aus.

„Auch schön dich kennenzulernen. Ich bin Noah." Er grinste und schreckte meiner Freundin die Hand hin. „Betty", antwortete sie und schüttelte kurz seine Hand.

„Also, du bist also dieser Noah", fing Betty an, als er sich neben uns setzte und scannte ihn einmal. 

Oh nein, Betty. Das klang nicht gut und würde sicherlich in einem peinlichen Gespräch enden. Schnell warf ich ihr einen warnenden Blick zu, den sie aber gekonnt zu ignorieren schien.

„Anscheinend wurde schon allerlei von mir erzählt?", fragte Noah nach und schmunzelte mit einem kleinen Seitenblick auf mich.

Sofort röteten sich meine Wangen, was aber zum Glück bei der Kälte nicht so auffiel, da meine Wangen sowieso schon rot waren. Zumindest hoffte ich das.

„Allerdings!", bestätigte Betty ihn und fuhr dann fort: „Sag mir, wie hast du es geschafft Leonie auf einen Weihnachtsmarkt zu schleppen? Das grenzt wirklich an ein Weltwunder."

Ein Grinsen zierte Noah's Gesicht. „Oh dass ist längst nicht das einzige, wozu ich sie gebracht habe." Sowohl Betty als auch ich rissen unsere Augen bei seiner Anspielung auf und ich wollte gerade etwas erwidern, da sprach er schon weiter.

„Was ich damit natürlich meinte, ist, dass ich es sogar geschafft habe sie in einen Weihnachtpulli zu zwängen. Zumindest für 20 Minuten".

Ich schlug ihm gegen den Arm. „Noah, unsere Abmachung war doch, dass wir das nie wieder erwähnen!", maulte ich ihn eingeschnappt an.

Er legte mir nur seinen Arm um die Schulter und gab mir plötzlich einen kleinen Kuss auf meine Haare. Seine plötzliche Nähe brachte mich so aus dem Konzept, dass meine Wut von einem auf den anderen Moment verraucht zu sein schien. Überrascht sah ich ihn an und mein Herzschlag verschnellerte sich.

Bis mir etwas klar wurde. Das hat der doch absichtlich gemacht! Weiß genau, wie er mich manupulieren kann, dieser Arsch. Etwas empört wendete ich mich wieder von ihm ab.

Ich sah, wie Betty mir einen zweideutigen Blick zuschickte und verdrehte nur meine Augen.

„Okay, du musst mir unbedingt dein Geheimnis verraten, wie machst du das? Nicht mal ich, ihre beste Freundin, bekomme es hin sie näher als 100 Meter an einen Weihnachtsmarkt zu bekommen. Von Weihnachtspullis wollen wir gar nicht erst anfangen zu reden. Die hätte sie sofort verbrannt, wäre ich mit so einem angekommen", wendete sich Betty wieder Noah zu.

Er grinste und ließ noch immer den Arm auf meinen Schultern liegen, der mir ein angenehmes Kribbeln bescherte.

„Ganz einfach, das ist mein Charme." Er schaute zu mir herunter und zwinkerte mir zu. Ich schüttelte nur leicht genervt meinen Kopf. Der soll mal von seinem hohen Ross herunterkommen.

Betty wendete sich mir zu. „Okay, der ist approved." Ich zog meine Augenbrauen nach oben. Das ging ja schnell.

Noah lachte nur leicht. „Na da bin ich ja froh."  

Der Winter In DirWhere stories live. Discover now