9. Dezember

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„Man Betty, was soll ich den jetzt machen?", jammerte ich meine Freundin über den Hörer entgegen. „Ich will nicht auf das Date." Ich hatte ihr natürlich von der Vereinbarung erzählt, die ich und Noah gestern geschlossen haben. Und sie fand die Idee aus unerfindlichen Gründen super.

„Jetzt warte doch erst einmal ab, vielleicht wird es ja gar nicht soschlimm. Gib ihm doch wenigstens eine Chance und versuche dich darauf einzulassen. Wenn es ganz schlimm ist, dann kannst du doch immer noch jeder Zeit abhauen."

Recht hatte sie, musste ich zugeben. Aber ich hatte trotzdem keinen Bock den Abend mit ihm zu verbringen. Er brachte mich immer so auf die Palme.

„Sieh es mal so, du musst nur den Abend überstehen und dann musst du ihn nie wiedersehen, wenn du nicht willst. Auch wenn ich persönlich ja hoffe, dass es nicht so sein wird."

Ich seufzte. „Ich hab trotzdem kein Bock", motzte ich.

„Selbst Schuld, du hast dich auf das Date eingelassen", antwortete Betty mir nur.

„Warum habe ich das nur getan? Verfluche dich, Leonie von gestern! Warumtust du mir das an?" Ich jaulte mich selbst an und bereute es etwas mich auf den Deal eingelassen zu haben.

„Ach komm, das redest du dir jetzt doch selbst ein. Irgendwas wirst du dir ja schon gestern dabei gedacht haben, als du eingewilligt hast. Und außerdem meintest du doch, dass er eigentlich ein echtes Schnuckelchen ist."

Genervt atmete ich aus. „Ja schon, aber was bringt mir sein Aussehen, wenn sein Charakter scheiße ist?"

„Naja, mach's einfach so. Wenn du zu genervt bist von seinen Worten, dann schalte einfach ab und konzentriere dich auf sein Aussehen. Hör einfach nicht mehr zu."

Für einen Moment dachte ich darüber nach.

„Naja, und du könntest dir sonst auch vorstellen, wie du gewisse Sachen mit ihm machst...", warf Betty noch ein, bevor ich antworten konnte.

„Oh nein, Betty, einfach nein. Ich habe das Gefühl, das geht in eine ganz falsche Richtung. Stell dir das mal vor. Nachher starre ich ihn zwanzig Minuten an ohne etwas gesagt zu haben, weil ich so in merkwürdigen Gedanken vertieft bin. Das wäre einfach nur creepy. Außerdem glaube ich du missverstehst hier gerade etwas. Ich finde ihn zwar gutaussehend, aber er ist ein Arsch. Ich will nicht mit ihm ins Bett."

„Ich mein ja nur, wäre eine Idee. Man muss sich ja irgendwie behilflich sein."

Ich schüttelte den Kopf. Betty hatte manchmal echt verrückte Ideen, die aber nicht immer so richtig hilfreich waren.

Auf einmal fiel mir noch etwas ganz anderes ein.

„Was soll ich denn überhaupt anziehen? Ich habe überhaupt nichts."Mist, daran hatte ich noch gar nicht gedacht.

„Ach, ist dir Mister Weihnachtsmann also doch nicht so egal?" Ich verdrehte leicht die Augen, als ich ihr Grinsen auf ihrem Gesicht bis hier hören konnte.

„Doch, ich will nur nicht peinlich aussehen und zeigen, dass ich eine selbstbewusste Frau bin, die auch gut ohne ihn zurecht kommt." Ich biss mir leicht auf die Unterlippe. Ich wusste selbst, dass das nicht der wahre Grund war.

„Jaja, das kannst du jemandem anderen verkaufen", Betty enttartne meine schwache Lüge natürlich sofort. "Hast du nicht noch den schönen dunkelroten Rock? Der wäre doch gut mit einer schwarzen Strumpfhose. Such dir dazu am besten noch irgendeine schöne Bluse raus, vielleicht in weiß oder schwarz."

Ich überlegte kurz, wie mir ihr Vorschlag gefiel. „Und man merkt sicher nicht, dass ich mich dann extra hübsch gemacht habe?", fragte ich etwas unsicher zurück.

Betty winkte sofort ab. „Quatsch, so könntest du doch auch so auf der Straße herumlaufen. Und sonst sagst du einfach du warst davor noch verabredet. Dann ist er noch extra angefressen. Auch wenn's gemein ist."

„Danke für deine Hilfe, ohne dich würde ich hier echt verzweifeln." Ich legte meine Hand über meine Augen und ließ mich rückwärts auf mein Sofa fallen.

„Das weiß ich doch, Süße, das weiß ich doch. Aber dafür bin ich ja da."

Ich verzog mein Gesicht leicht. „Ich vermisse dich. Ich wünschte du wärst jetzt hier und wir könnten zusammen so viele Kekse backen, bis wir Bauchschmerzen haben."

„Ach, ich dich doch auch. Ich verspreche dir das holen wir nach, sobald ich wieder da bin, okay?"

Ich seufzte. „Okay. Ich habe ja eh keine andere Wahl."

„Vielleicht kannst du ja dein Date überreden mit dir Kekse zu backen", schlug meine Freundin am anderen Ende der Leitung vor.

„Vergiss es, es wird nie zu einem zweiten Date kommen. Niemals." Trotzig verengte ich meine Augen.

„Ach Schätzchen, sag niemals nie..."

Hätte ich das früher gewusst, wie verdammt recht meine Freundin doch manchmal hatte.



Der Winter In DirWhere stories live. Discover now