12. Dezember

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Ein lautes Hupen ließ mich am Dienstag Nachmittag zusammenfahren. Ich schaute aus dem Fenster und sah ein Auto auf der mit Neuschnee bedeckten Straße vor meiner Wohnung stehen. Noah winkte mir aus dem Auto zu. Mist, ich hatte total die Zeit vergessen, war es schon so spät? Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass ich mich wirklich sehr in meinen Unisachen vertieft haben musste. Schnell schaute ich in den Spiegeln, um kurz mein Aussehen zu überprüfen. Ich richtete meine Haare, schnappte mir meine Tasche und mein Handy und ging zum Eingang, um mir meinen Mantel und meine Schuhe anzuziehen. Danach schloss ich meine Haustür hinter mir ab und beeilte mich die Treppen im Treppenhaus herunterzulaufen.

Als ich draußen bei ihm am Auto ankam und die Autotür öffnete, grinste er mir schon entgegen. „Sorry, hab etwas die Zeit vergessen", entschuldigend sah ich ihn an, während ich neben ihm Platz nahm. Ich mochte es nicht gerne zu spät zu sein, nicht mal bei ihm. Da fühlte ich mich immer sofort schlecht, weil ich das Gefühl hatte den Leuten damit zu sagen, dass sie mir nicht so wichtig sind.

Wobei das bei ihm ja eigentlich schon so war.

„Und? Wo fahren wir heute hin?" Er hatte mir gestern schon verraten, dass er mich abholen kommen würde, nachdem er mich dazu bekommen hat ihm meine Adresse zu verraten.

Ein Lächeln zuckte über sein Gesicht.

„Lass dich überraschen."

Ich ließ mich in den Sitz fallen. „Noch eine Überraschung?", stöhnte ich auf.

„Es wird dir sicherlich gefallen. Ich sage nur so viel. Es wird kein klassisches Date. Du wirst mal sehen, was ich wirklich mache, wenn ich nicht gerade fremde Mädchen dazu überrede zu spenden oder mit mir auf Dates zu gehen."

Ich zog die Augenbrauen hoch. „Ach, ich war nicht das einzige Mädchen, was du so auf ein Date überredet hast?" Ich sah ihn gespielt herausfordern an und tippte mit meinem Finger abwartend vor dem Fenster herum.

Er zog sein Gesicht zusammen. „Mist, jetzt hast du mich erwischt."

„Gut, dann hab ich ja jetzt einen weiteren Grund dich nicht zu mögen."

Er lachte leicht auf und ein leicht wohliges Gefühl machte sich in meinem Magen breit.

„Wie viele Gründe hast du denn schon?", fragte er nach.

„49", antwortete ich, ohne mit der Wimper zu zucken.

„49?", erstaunt sah er mich kurz an. „Was konnte ich denn in so einer kurzen Zeit schon alles falsch machen, dass du mich so wenig magst?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Naja, so ziemlich alles." Er musste ja nicht wissen, dass die letzten 40 Gründe alle daraus bestanden, dass er ein Arschloch ist. 

Er schüttelte leicht grinsend den Kopf.

„Nein im Ernst, du bist die erste, die ich so nach einem Date gefragt habe", kam er wieder auf das vorherige Thema zurück. Er sah mich von der Seite an.

„Jaja, schau lieber wieder zurück auf die Straße, ich habe nicht vor hier mit dir zu sterben. Da kann ich mir bessere Situationen vorstellen."

„Wenn ich uns nicht umbringe, setzt du das dann auf die Liste mit den Gründen, warum du mich magst?"

Kurz hielt ich inne. „Ich überlege es mir."

Die Antwort schien ihn zu befriedigen, denn er schaute zurück auf die Straße und schaltete das Radio an, aus dem ganz leise Weihnachtslieder erklangen.

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„Noah, schön dich zu sehen!" Eine Frau mittleren Alters mit kurzen, braunen Haaren kam auf uns zu, als wir ein Gebäude betraten, dass ungefähr den Eindruck eines Gemeinschaftszentrums erweckte.

Der Winter In DirWhere stories live. Discover now