Fernando Romero.

Mein Vater.

"Will er mich mehr zurück um mich zu bestrafen, oder, weil er mich vermisst?"

Sie lachte, doch ich beobachtete sie nur ängstlich.

"Er will dich überhaupt nicht bestrafen! Er ist froh, wenn er mal ein Zeichen kriegt, dass es dir gut geht. Es vergeht kein Tag, an dem er nicht an dich denkt. Es ist wie, als würden wir beide über eine Person trauern, die verstorben ist. Davide ist da völlig außen vor, Val. Er betrachtet ununterbrochen deine Bilder, die überall stehen. Der Don sagt immer und immer wieder, dass du ihn und etliche andere wahrscheinlich vor dem bitteren Tod bewahrt hast. Er ist dir dankbar."

"Wow", stöhnte ich und stemmte die Hände in die Hüften, "Das kam jetzt unterwartet."

Es heißt aber nicht, dass er mich für seinen dreckigen Thron nicht immer noch will. Jetzt bin ich erst Recht das letzte verbliebene Kind.

Augenblicklich klingelte mein Handy.

Sei heute hier

Bitte

Immerhin hatte Riccardo darum gebeten, sonst hätte er sich seine Ansage sonst wohin stecken können. Trotzdem pochte mein Herz schneller und wahrscheinlich erröteten zeitgleich meine Wangen.

Ein wenig bemühte ich mich darum, die Aufregung zu verstecken.

"Was ist los?"

"Ich...ich muss los", ich schnappte schnell nach meinem dünnen Jäckchen und lief zum Flur, um mir die Schuhe anzuziehen.

"Kann ich mit?"

"-Nein! Nein, das geht nicht. Warte einfach hier, wir quatschen heute ausgiebig. Wird auch nicht zu spät. Versprochen."

"Es sieht mir nach einem Date aus", verführerisch hob sie die Braue und ich lachte unecht.

"Ja, so in etwa. A más ver! [span.: Bis dann!]"

Etwas unbeholfen, doch immerhin nachgiebig, blieb sie zurück, während ich in die Bahn stieg, zweimal umstieg und bis zur Endstation durchfuhr. Es verging eine dreiviertel Stunde.

Dann musste ich noch zwei Kilometer laufen. Etwa ein Kilometer entfernt, entdeckten mich einer seiner Männer, die die Umgebung seines Hauses bewachen mussten. Dieser bestand darauf, mich zu ihm zu fahren.

Es war niemand geringeres als Julian.

Wir saßen in seinem angedunkelten Wagen nebeneinander und er brachte kein Wort heraus.

"Wie kommt es, dass du bei den Mancinis gelandet bist?"

"Ich habe jahrelange Treue erhalten. Das wollte ich ausgleichen, Signorina Valencia."

"Und du bist Riccardos rechte Hand?"

"So wahr ich neben dir sitze", er hatte einen solch ausdruckslosen Gesichtsausdruck, dass ich sehen wollte, wie er tickte, wenn man ihn aus der Fassung brachte.

"Und ein Hübscher noch dazu."

"S-Signorina?", er blinzelte mehrere Male hintereinander.

Mir gefiel es, ihn mit unangebrachten Fragen aus der Bahn zu werfen.

Das machte Spaß.

"Wie alt bist du eigentlich?"

Zögern.

"Sechsundzwanzig."

"Hast du eine Freundin, Julian?"

"Nein. Sollte ich?", fragte er sympathisch.

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Where stories live. Discover now