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Riccardos Blick war mehr als nur angsteinflößend. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.

Er ballte die Hände angriffsbereit zu Fäusten und ich hörte seine Zähne knirschen.

Ich wusste nicht länger, was ich tun sollte. Sollte ich los rennen und sie suchen oder Riccardo zur Hilfe eilen?

"R-Riccardo?", fragte ich wie ein scheues Reh und wandte mich an ihn. Ich rüttelte ihn ein paar Mal, aber seine Augen schauten leer drein.

"I-ich verstehe das nicht. Wo sind denn deine...deine Männer?", meine Augen wanderten umher, aber ich konnte keinen von ihnen entdecken. Ich fing an zu zittern.

Was hatte das zu bedeuten?

"Keiner von ihnen ist noch länger hier", gab er von sich mit einer Ausdruckslosigkeit in der Stimme, die mir mein Herz in die Hose rutschen ließ.

Panik ergriff mich. Erst jetzt realisierte ich, dass Sofia und Adriano tatsächlich verschwunden waren.

"Wir müssen sie finden!", rief ich verzweifelt und fasste mir an den Haaren. 

Ich begann mich im Kreis zu drehen und nach ihren Namen zu rufen.

"Sofia! Adriano! Sofia! Wo seid ihr?!", ich wollte schon los rennen, als Riccardo unsanft nach meinem Oberarm griff und mich feste zog, sodass ich zurück zu ihm fiel und mit dem Rücken gegen seine Brust stoß.

Als ich seinem Blick folgte, sah ich an der Stelle des Wächters jetzt jemand anderen stehen.

Einen verdammten Gauner.

Ein gefährlicher Gedanke bahnte sich mir im Kopf an, den ich sofort verwerfen musste, wenn ich nicht durchdrehen wollte.

In seiner unmittelbaren Nähe, tauchten eine Hand voll anderer Männer auf, die uns vernichtende Blicke zuwarfen. 

Der erste von ihnen nickte in Richtung des Kristallpalastes und Riccardo verstand. 

Er stürmte hinein und zerrte mich hinter sich her. Als ich ihn hilflos ansah, merkte ich, wie eine Hand von ihm zum Hosenbund wanderte und schwarzes Metall in mein Auge fiel.

Nein.

Gleich passiert ein Massaker. 

"Ich werde ihn vernichten", erreichte es leise mein Ohr und ich biss mir feste auf die Lippen, um nicht los zu schreien. Um nicht durchzudrehen. Ich musste die Ruhe bewahren.

Um meinetwillen. Um seinetwillen. Um der Kinder willen.

Drinnen in dem Palast mit den glasigen Wänden, sichtbar für alle, nackt für die Öffentlichkeit, doch draußen ist niemand außer diese Gauner, stellten wir uns dem Täter.

Dem gefährlichsten Mann Spaniens.

Ich hörte einen Gehstock auf dem Boden klackern und nur sehr langsame und bedachte Schritte. 

Ich schluckte meine trockene Spucke herunter, die Feuchtigkeit fühlte sich wie eine Klinge an, die meine Lunge empor wanderte. Unauffällig machte ich einen Schritt zurück und versteckte mich hinter Riccardos Statur.

Ein schicker alter Mann mit einem vornehmen Hut und einem dünnen, dem Wetter angepassten Mantel, erschien und stellte sich etwa fünf Meter vor uns auf. Er betrachtete Riccardo.

Nur Riccardo. 

Ich wollte vom Erdboden verschluckt werden.

Mehr wünschte ich, dass das ein verdammter Traum war. 

Meinetwegen ein Alptraum, aber es sollte nicht real sein.

"Mancini", die Stimme dieses alten Mannes ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. 

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Where stories live. Discover now