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El pasado de Riccardo – Riccardos Vergangenheit

Es war der Hochzeitstag meiner Eltern und la famiglia entschied sich für eine kleine Feierlichkeit. Andrès Vater war, wie sonst auch, in seinen Geschäften verwickelt und so gut wie nie anwesend. Unser jüngster Onkel, der, der mit Tante Martina verheiratet war, hatte sowieso nichts mit der ganzen Mafiasache am Hut. Er war intelligent genug und schnorrte von all der Kohle, die seine beiden älteren Brüder anschafften.

Ich stand gerade vor meinem Spiegel und konnte wütender nicht sein. Andrès hatte Elena gefragt, ob sie heute Nacht nicht von der Party verschwinden würden und sich in den Weinfeldern treiben würden. Das hatte er mir beim Frühstück heute Morgen gebeichtet, ich konnte gerade noch verhindern, mich an mein Spiegelei zu verschlucken. Jetzt gerade hielt ich mir die Krawatte an den Nacken und schaute mich hilflos im Spiegel an.

Scheiße, wie macht man das noch gleich?

Meine Zimmertür knarrte und als ich meinen Kopf dahin drehte, sah ich Tante Martina daran stehen. Ein paar Wochen waren vergangen und die beiden hatten sich mittlerweile eingelebt. Ich mochte sie, ich hatte das Gefühl, sie und mich verband etwas Eigenes. Sie war die einzige, die sich für mich derart interessierte. Und sie lachte am lautesten über meine Witze. Richtig gehört, ich war ein richtiger Spaßkeks zu seiner Zeit.

„Brauchst du Hilfe?"

„Geht schon", grinste ich, doch sie trat trotzdem herein. Sie schlenderte umher und betrachtete mein Zimmer. Dann ließ sie sich auf das Bett fallen und mir fiel sehr wohl auf, dass sie einen gewagten Ausschnitt zeigte.

Ich wandte mich ab und widmete mich wieder dem Spiegel zu.

„Freust du dich auf heute, Riccardo?"

„Absolut. Kann kaum erwarten, wie meine Eltern jedes Jahr nach dieser Feier unerträglich laut Liebe demonstrieren und ihr Gestöhne mein Zimmer erreicht. Und das jedes Jahr nur an diesem Tag...Kann man auch direkt sein lassen", entgegnete ich genervt und sie kicherte.

„Das mit der Liebe ist so eine Sache", sie stand auf und näherte sich mir, „Wenn du älter wirst, verstehst du es."

Als Reaktion seufzte ich nur.

Sie drehte mein Gesicht an meinem Kinn zu sich: „Ich bin eine Menschenkennerin, Riccardo. Was ist los mit dir?"

„Nichts", ich mied den Augenkontakt, aber ließ die Arme schwer hängen. An einer von ihnen taumelte erfolglos meine Krawatte.

„Es ist wegen Elena, nicht wahr?"

Meine Augen weiteten sich und sie biss sich schmunzelnd auf die Lippen. Sie hatte diesen Ich-wusste-es-Blick aufgelegt.

„Woher – woher weißt du das?"

„Menschenkennerin, schon vergessen?"

Seufzend ließ ich den Kopf fallen: „Ich habe es verdient."

Sie packte nach meinen Schultern und schüttelte mich leicht.

„Hast du nicht, sag sowas nicht, okay?"

Ich lachte.

„Wenn ich dir helfen kann, dann -"

„Was kann ich tun, um von ihr wegzukommen?", fragte ich kleinlaut und blinzelte sie unsicher an.

„Was du tun kannst?", sie hob ihre Braue und ihre Augen reflektierten meine. Doch im nächsten Moment lehnte sie sich vor und küsste mich.

Ich stolperte eins zwei Schritte zurück und suchte nach Reue in ihrer Mimik. Aber alles was ich aufnahm, war pure Absicht.

„T-Tante -"

„Nenn mich nicht so, dann fühle ich mich alt. So alt wie dein Onkel bin ich doch gar nicht."

Ich spürte förmlich, wie mein Gesicht erkaltete und war mir sicher, wie blass und verängstigt ich aussehen musste. Und als wäre es nicht alles. zog sie mir die Krawatte aus der Hand und legte sie um meinen Nacken, als wäre nie was geschehen.

„Da bist du ja Martina, beeilt euch und kommt endlich zum Festsaal!", rief ihr Mann uns im Flur beim Vorbeilaufen zu, da meine Tür vollständig geöffnet war. Ich zuckte zusammen und konnte sie nur mit aufgerissen Augen anstarren.

Langsam band sie mir die Krawatte zu und ich war so beschämt, dass ich ihr dabei nicht in die Augen sehen konnte.

Als sie fertig war, legte sie ihren Kopf schief und schenkte mir einen eindringlichen Blick: „Ich helfe dir, sie zu vergessen. Du musst mir nur vertrauen", bevor sie loslaufen wollte, beugte sie sich herunter und flüsterte: „Glaub mir Riccardo, sie hat dich wirklich nicht verdient."

**Cringe

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Where stories live. Discover now