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La presencia - Die Gegenwart

"Wie konntest du nur, Valencia?"

Ich starrte sie einfach an.

"Erst tötest du meinen Mann, dann haust du ab, ohne auch nur ein letztes Wort mit mir zu tauschen?"

Ich zuckte bloß mit den Schultern, weil mir etwas Besseres nicht einfiel.

"Ich könnte dich hassen. Abgrundtief hassen, dafür, was du mir angetan hast. Dich wenigstens von mir zu verabschieden, das warst du mir schuldig."

Ich wandte mich ab und nahm die Klamotten von der Couch.

"Ich hatte kein Gesicht mehr vor euch. Ich habe es selbst nicht für möglich gehalten, so etwas zu tun. Also was erwartest du?"

"Dass du mir alles erklärst? Du weißt jeden verdammten Scheiß von mir!"

"Also wissen es alle? Dass ich...Davide getötet habe?"

"Das war nicht zu übersehen, nachdem du deine Waffe dagelassen hast. Geradewegs auf den Tisch deines Vaters. Wofür war das?"

"Ich bin zwar abgehauen, aber keine gänzliche Versagerin. Das war ich dem Don schuldig."

"Und mir nicht?"

"Reb, bitte, du hast ihn gehasst. Wahrscheinlich warst du sogar froh, dass er nicht mehr handgreiflich dir gegenüber werden konnte."

Jetzt war sie diejenige, die schwieg. Und während sie die Lippen aufeinander presste, beobachtete ich sie.

Ja, ich hatte damals Gefühle für sie, aber es war immerhin die erste Beziehung. Diese Gefühle waren wie weggeblasen. Trotzdem schätzte ich sie. Als Mensch.

"Hör zu, Reb. Ich brauche wirklich keine Standpauke, ich bin hierhin mit dem Zweck, alles hinter mich zu lassen. Meinen Vater, die Romeros, unser Haus und meinetwegen auch dich. Das tut mir auch leid, aber die Zeiten sind vorbei. Ich muss mich jetzt auf das Wesentliche konzentrieren. Auf mich."

Sie schritt zu mir, legte ihre Hände auf meine Schultern und blickte mich eindringlich an: "Ich weiß. Und deswegen bin ich hier. Ich will dich zurückholen."

"Du willst es, oder will es mein Vater?"

"Wir beide", sie lächelte unschuldig.

"Reb-"

"Nicht gefühlstechnisch. Versprochen. Das liegt hinter mir. Das ist vorbei für mich. Aber ich kann nicht länger ertragen, dass die einzige Person, der ich jemals etwas bedeutet habe, davon gedüst ist. Mich zurückgelassen hat."

"Es tut mir leid."

"Weiß ich doch."

Wir lächelten einander an.

"Also?"

Ich seufzte. "Nein, ich werde nicht mitkommen."

"Bitte. Sei es auch nur für eine kurze Zeit."

"Auf keinen Fall. Ich habe hier ein Leben begonnen, das ich zu lieben und zu schätzen gelernt habe. Ich will nie wieder zurück nach Valencia-City, kommt nicht in Frage."

"Das verstehe ich, aber ich werde bei dir bleiben, wenn es in Ordnung für dich geht? Solange du mich nicht wegschickst, möchte ich dich davon überzeugen mitzukommen."

"Das wird dir nicht viel bringen, meine Entscheidung steht."

"Ich versuche es trotzdem. Das habe ich auch deinem Vater versprochen. Und im Umkehrschluss sehe ich dich dann zumindest ein paar Tage."

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt