eight.

162 15 7
                                    

eight.

*saturday, 9th march 2013*

L.

"Guys! Wir müssen wirklich proben, wenn wir schon hier sind.", sagte Calum genervt, meinte aber vor allem Luke und Michael, welche sich auf die beiden Sofas gelegt hatten. Luke grunzte unmotiviert und wendete sich, sodass sein Kopf auf die Innenseite der Couch gerichtet war. Er fragte sich, warum Calum sich überhaupt solche Mühe gab, die Bandprobe wirklich durchzuziehen denn die meiste Zeit verbrachten sie mit zwei Dingen: 1. Über Belangloses quatschen oder streiten, 2. Faulenzen. Wer auch immer beschlossen hatte, die Bandprobe am Samstagmorgen um 8 a.m. anzusetzen, war ein Idiot. Vermutlich war es sogar Luke selbst. Aber anders ging es nicht. Ashton musste am Nachmittag arbeiten, Calum und Luke hatten Fussballtraining, und Michael... Der traf sich hin und wieder einmal online, um an seinem PC League of Legends zu spielen. Blieb also nur noch der Morgen, und somit kaum Zeit, damit sich Luke in irgendeiner Weise erholen konnte. Daher nutzte er kurz diesen Moment, doch seine Ruhe kriegte er trotzdem nicht. Calum stimmte gerade seine Bassgitarre und Ashton sprang geradewegs auf Luke drauf.

"Komm schon, Lukey. Wir haben bald einen Gig. Du bist unser Leadsänger und willst dich hoffentlich doch nicht blamieren."

"Lass mich in Ruhe.", stöhnte Luke genervt.

"Nope.", grinste Ashton und begann sogar noch, Luke an den Rippen zu poken.

"Hör auf, Ash. Hör auf! HÖR AUF!" Luke wurde immer lauter und schliesslich reichte es ihm. Er setzte sich auf und schubste Ashton von sich. "HAU AB!!"

"Easy going...", sagte Michael eingeschüchtert und setzte sich ebenfalls auf, "Was hast du, Luke? Was ist dein Problem?"

"Was ich habe und mein Problem ist, fragst du?! Alles! Alles nervt mich zurzeit gerade, aber eins vor allem: Und zwar ihr. Ihr alle!! Ich habe es so satt, dass ihr mich nicht einmal für eine Sekunde in Ruhe lassen könnt!!!", schrie er schliesslich unkontrolliert.

Durch die plötzliche Stille, die nun in Ashtons Garage eintrat, und die entrüsteten Gesichter seiner Bandkollegen, merkte Luke augenblicklich, wie sehr er im Unrecht lag. "Sorry, Jungs. Ich hab in den letzten Tagen nicht viel geschlafen. Es tut mir wirklich leid."

Die Jungs wussten, wie es mit Luke in den frühen Morgenstunden stand, doch diesmal war es ganz anders. Noch nie fauchte er seine Freunde so deftig an wie heute, doch umso schneller realisierte er, wie sehr eine Entschuldigung fällig war. Und so aufrichtig wie sie war, verzeihten ihm seine Freunde natürlich sofort.
"Geh erstmal duschen, Luke. Und lass dir ruhig Zeit.", sagte Ashton ihm an die Schulter klopfend.

"Danke, Mann. Und nein, diesmal wird es nicht so lange dauern."

Nachdem er die Garage hochlief, Ashtons Mum kurz begrüsste und schliesslich das Badezimmer erreichte, ließ er das lauwarme Wasser auf seine Haut niederprasseln und es fiel ihm erstmals auf, warum es für ihn sonst so schwer war, schneller zu duschen. Ganz einfach, er war immer so müde und es kostete jedes Mal so viel Überwindungskraft, das Wasser abzustellen und rauszusteigen. Doch immerhin hatte man in der Dusche genug Zeit, um nachzudenken. Über alles. Doch hauptsächlich natürlich über Felicia. Er war so kurz davor, sie zu küssen. Aber sie war so überraschend gegangen und er hatte sich vorgenommen, sie zur Rede zu stellen. Sie war jedoch ständig von ihren seltsamen Freunden umgeben, vor allem diese Beth, die kein Blatt vor den Mund nahm. Dann wollte er sie am Freitag nach der Mathelektion abpassen, doch sie ist nicht erschienen und es war unklar, ob sie bloß in dieser Stunde gefehlt hatte oder den kompletten Tag, denn er hatte sie kein einziges Mal zu Gesicht bekommen.

Als Luke schliesslich aus der Dusche stieg und den angelaufenen Spiegel durchwischte, betrachtete er sich selbst im Spiegel. Er hatte leichte Ringe unterhalb seiner Augen. Gott, wie konnte ihm das ein Mädchen antun, das er eigentlich kaum kannte. Ebenso war er erstaunt darüber, dass er den Jungs nichts von ihr erzählt hatte, und er verheimlichte ihnen sonst nie etwas. Umgekehrt galt dasselbe. Es hatte auch niemand gefragt, nicht einmal Ashton, der sie im DVD-Shop begrüsst hatte. Wenn sie mehr wissen wollten, hätten sie gefragt. Wie Ashton, der nun vor der Badezimmertür stand.

"Sag' mal, hat dein seltsames Verhalten irgendwas mit Blondie zu tun?"

Blondie.. dachte sich Luke. "Ja, vielleicht."

Luke erzählte ihm in Kurzform, was bisher geschah. Wie sie miteinander redeten, nachsaßen und dann bei ihm zuhause Musik machten. Schlußendlich auch von ihrem plötzlichen, unerklärlichen Abgang.

"Die Mädels...", war zunächst Ashtons Statement, "... spinnen manchmal ein bisschen rum."

Beide kicherten leise bei Ashtons Ergänzung und Luke dachte sich, dass Mädchen dasselbe von Jungs sagen würden. Die Welt war ja so einfach, nicht wahr?

"Ich glaube, sie spielt mit dir 'Heiß und kalt' und bisher warst du immer heiß."

"Was?!", fragte Luke lachend.

Ashton merkte, wie falsch sich seine Aussage interpretieren ließ. "Ich weiß auch nicht, das hab ich irgendwo mal gehört.", lachte er, wird dann wieder ernster. "Aber fest steht, sie mag dich!"

Jetzt gefiel ihm das, was Ashton sagte. Doch wie konnte er sich da so sicher sein?

"Sonst hätte sie nicht gesungen. Sie vertraut dir. Kein Girl macht das einem Jungen. Laut vor ihm singen. Das wäre ihnen viel zu unangenehm, oder wie sie sagen 'peinlich', was es natürlich nicht ist.", sagte Ashton fortfahrend und benutzte beim Sprechen sogar die Finger, um die Anführungszeichengeste beim Wort 'peinlich' zu machen.

Ashton fing an zu schmunzeln. "Es hat ewig gedauert, bis Jasmine mit mir gemeinsam im Auto sang. Lange war ich da alleine, aber dann... Irgendwann. Sie fand es am Anfang immer noch bizarr, aber sieh uns an. Jetzt gehen wir zusammen im Auto voll ab!"

"Jasmine ist großartig, nicht wahr?", sagte Luke schwärmend.

"Ja, das ist sie. Und Blondie auch, da bin ich mir sicher.", grinste Ashton.

Blondie schon wieder.

"Sie heisst Felicia. Aber Michael und Calum halten nicht viel von ihr. Sie hängt ständig mit den Seniors herum und wird von den beiden bloß 'Tussi' genannt. Und sie raucht."

"Das ist vermutlich ihre Maske. Nur oberflächlich. Ich kenn das, da bin ich schon durch, glaub mir. Entlock ihr diese Maske, aber ganz sacht. Geh behutsam vor, so als Freund, sonst vergraulst du sie, weil sie denken könnte, du würdest sie nur ausnutzen wollen."

Ashton sprach Luke fast die Seele vom Leib, aber es tat ihm gut. Sehr gut sogar, doch nun quälten ihn einige Sorgen und er bekam Zweifel. "Was ist, wenn es nichts zu enthüllen gibt? Wenn sie wirklich diese Tussi ist und ich es nur nicht checke, weil ich diese rosarote Brille aufhabe?"

"Dannnnn würde ich sagen, laß die Finger von ihr. Sie würde dir nicht gut tun. Du bist ein guter Mann und verdienst auch so eine Frau.", sagte Ashton und klopfte Luke an den Arm, bevor er verschwand.

Ashton war zwei Jahre älter als Luke und somit viel erfahrener in Sachen Liebe und er war nun froh, von ihm Rat bekommen zu haben. Er und Jasmine waren nun schon acht Monate zusammen, und immer noch bis über beide Ohren verliebt, als wäre es ihr erster Tag. Diese Beiden waren für Luke der Inbegriff von Liebe selbst und jedes Mal, wenn Luke sie sah, kamen sie ihm vor wie ein langjährig verheiratetes Ehepaar. Sie kannten einander in- und auswendig. Was für Michael und Calum unerträglich mitanzusehen war, war für Luke das Gegenteil. Er war da feinfühliger und sah Verliebten gerne zu, aber gleichzeitig beneidete er sie. Wenn er Ashton sah, wünschte er sich innerlich auch eine Jasmine für sich. Für eine Weile dachte er, sie in Aleisha gefunden zu haben. Sie und Jasmine waren gut miteinander befreundet und Ashton hatte sogar versucht, eine Beziehung in Gang zu setzen, doch soweit kam's nicht. Für Luke funktionierte das Ganze nicht. Wenn er sie küsste, fühlte er nichts. Rein gar nichts. Von allen wollte er nur Eine.

lose myself || luke. [a.u.]Where stories live. Discover now